Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Pfeilgiftfrosch & Insektenallergie: Giftig oder nicht?

Einklappen
Dieses Thema ist geschlossen.
X
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Pfeilgiftfrosch & Insektenallergie: Giftig oder nicht?

    Seit einiger Zeit studiere ich verschiedene Literatur und Fachliteratur zum Thema Pfeilgiftfrösche.

    Unklar bleibt eine für uns brisante Frage: wie giftig sind Nachzuchten von Pfeilgiftfröschen tatsächlich?

    Der Grund meiner Frage ist nicht unbedeutend:

    Leider teilt meine Verlobte das Schicksal einiger weniger Menschen und reagiert extrem allergisch auf verschiedenste Insekten, auch Ameisenbisse(!). Noch ist unklar, ob hier Alkaloide verantwortlich sind, denn auch Mücken können ihr das Leben schwer machen. Sie hat riesigen Spaß an der Einrichtung eines Terrariums. Aber wir schätzen das Risiko eines denkbaren anaphylaktischen Schocks beim Kontakt mit den Fröschchen als brisant ein.

    Dennoch würde es uns interessieren, ob es fundierte(!) Aussagen gibt, die die oftmals abgeschriebenen Literaturangaben zur "Ungiftigkeit" in Zahlen bestätigen oder nicht. Vielleicht gibt es einen hier teilnehmenden Spezialisten oder Wissenschaftler in diesem Forum der hier eine klare Antwort geben kann. Insbesondere würde mich interessieren, ob es gesicherte Studien (Versuche an Mäusen?) gibt, die über diese Frage Auskunft geben. Bislang halte ich jedwede Literatur oder Aussage in irgendwelchen Foren für unzuverlässig.

    Das Interesse an dieser Frage gilt eigentlich nicht der Anschaffung der Tiere, sondern beruht vielmehr auf meiner der akademischen Neugier. Eine Anschaffung der Fröschchen haben wir derzeit ohnehin ausgeschlossen.

  • #2
    Re: Pfeilgiftfrosch & Insektenallergie: Giftig oder nicht?

    Zur Giftigkeit von Dendrobatiden habe ich in folgenden Büchern Angaben gefunden:
    G.G.Habermehl(1987): Gifttiere und ihre Waffen S.117-120
    M.Daunderer(1995):Lexikon der Pflanzen- und Tiergifte S.128
    Es ist aber nicht zu entnehmen ,ob sich die Angaben auf Wildtiere oder Terrarientiere beziehen.

    Folgend noch einige Abhandlungen zum Thema:

    Daly, John W. and Charles W. Myers. 1967. Toxicity of Panamanian poison frogs (Dendrobates): some biological and chemical aspects. Science. 156 970-973.

    Brodie, E. D. Jr. and M. S. Tumbarello. 1978. The antipredator functions of Dendrobates auratus (Amphibia, Anura, Dendrobatidae) skin secretion in regard to a snake predator (Thamnophis). Journal of Herpetology. 12 (2):264-265

    Daly, John W., George B. Brown, Monica Mensah-Dwumah and Charles W. Myers. 1978. Classification of skin alkaloids from neotropical poison-dart frogs (Dendrobatidae). Toxicon. 16 163-188.

    Myers, Charles W. and John W. Daly. 1976. A new species of poison frog (Dendrobates ) from Andean Ecuador, including an analysis of its skin toxins. Occasional Papers of the Museum of Natural History, The University of Kansas, Lawrence, Kansas. (59):1-12.

    Myers, C. W. and J. W. Daly. 1976. Preliminary evaluation of skin toxins and vocalizations in taxonomic and evolutionary studies of poison-dart frogs (Dendrobatidae). Bulletin of the American Museum of Natural History. 157 (3):173-262.

    Myers, Charles W., John W. Daly and Borys Malkin. 1978. A dangerously toxic new frog (Phyllobates) used by Emberá indians of Western Colombia, with discussion of blowgun fabrication and dart poisoning. Bulletin of the American Museum of Natural History. 161 (2):307-366 + 2 plates.

    Bradley, D. 1993. Frog venom cocktail yields a one-handed painkiller. Science. 261 1117.

    Ferrier, Wayne. 1996. Poison frog toxins. Reptile & Amphibians Magazine. 1996 (July/Aug.):74-76.

    MfG Harte

    Kommentar


    • #3
      Re: Re: Pfeilgiftfrosch & Insektenallergie: Giftig oder nicht?

      Vielen Dank für Ihre Mühe.

      "Alle Dinge sind Gift, nichts ist ohne Gift; allein die Dosis bewirkt, daß ein Ding kein Gift ist."

      Die meisten Publikationen, die hierüber Auskunft geben (Dary et al., etc.) schweigen sich in der Tat aus, wie stark die Gifte der Nachzuchten tatsächlich sind. Artikel in der Zeitschrift GEO lassen vermuten, daß die Giftigkeit der Nachzuchten vernachlässigbar ist und möglicherweise mit denen unserer europäischen Frösche vergleichbar ist. In verschiedenen Büchern fand ich wiederum Hinweise auf Todesfälle bei Haustieren, die die Frösche oder Gegenstände, die mit ihnen in Kontakt waren verschluckt haben sollen. Auch hier gibt es leider weder Angaben dazu, ob es sich um Nachzuchten oder Wildfänge handelte, noch gibt es Quellenangaben.

      Leider ist dieses Thema nach wie vor von Gerüchten, "Hörensagen" und Verunsicherung begleitet. Viele Liebhaber geben enthusiastisch eine gefärbte Meinung wieder, aber Fakten zum Thema findet man wenig. Die Website von Thomas Doussier diskutiert das Thema in einer interessanten Weise aus pädagogischer Sicht. Möglicherweise sind seine Erfahrungen aussagekräftig. Anderfalls würde er wohl die haltung von Pfeilgiftfröschen kaum Eltern ans Herz legen (oder?).

      Offenbar will sich hier keiner zu einer "sicheren" Aussage hinreißen lassen. Die Frage bleibt, ob aus Furcht oder aus Unwissen.

      Die Tiere sind bereits recht gut erforscht und man findet sehr gutes Material zur artgerechten Haltung der Tiere. Daher bin ich persönlich noch am Schwanken, ob man tatsächlich nicht mit der Pflege dieser interessanten Tiere beginnen sollte.

      Alles in allem denke ich, daß zum Wohle der Tiere und Ihrer Haltung sicherlich noch einige Aufklärung gegenüber der Verunsicherung durch den Namen geleistet werden muß. Vielleicht schließen sich ja weitere Diskussionspartner an und teilen die Erfahrungen mit mir.

      Ich stelle mich gerne zur Verfügung um hier mehr Licht ins Dunkel zu bringen. Wer über Erfahrungen berichten möchte, der kann sich gerne mit mir in Verbindung setzen. Ich werde das gesammelte Material dann gerne sichten und auswerten.

      Dipl.-Phys. Thilo Bauer

      eMail: tbauer@bwmc.net

      Kommentar


      • #4
        Re: Pfeilgiftfrosch & Insektenallergie: Giftig oder nicht?

        Hallo!

        Also wir haben selber Pfeilgiftfrösche. Die haben sich mittlerweile so an mich gewöhnt, dass sie mir sogar auf der Hand rumhüpfen, wenn ich im Terrarium was mache oder sie füttere.
        Und ich lebe immer noch!

        Die Giftigkeit der Tiere hängt vom Futter ab. Aussagen wie "Tiere in Gefangenschaft sind nicht giftig" sind einfach falsch!
        Es kommt drauf an, was man ihnen zu fressen gibt. Ich füttere meine mit Springschwänzen, Drosophila, Läuse und ziemlich frisch geschlüpften Heimchen, da ich ziemlich kleine Arten habe.
        Dieses Futter tut ihnen und ihrer Giftigkeit nichts.
        Größeren Arten kann man allerdings auch Ameisen, Bienen und solche Sachen zum Fressen geben. Und da kann es dann schon zu einer gewissen Giftigkeit kommen, da ihr Körper versucht, sich gegen die Giftstoffe des Futters zu wehren.
        Das Problem ist hierbei, dass sich in einem großen Terrarium leicht mal eine Ameisenkolonne einnisten kann, ohne dass man es gleich bemerkt.

        Es ist also immer Vorsicht geboten!

        Liebe Grüße
        Jessy

        Kommentar


        • #5
          Re: Re: Re: Pfeilgiftfrosch & Insektenallergie: Giftig oder nicht?

          > Offenbar will sich hier keiner zu einer "sicheren" Aussage hinreißen lassen. Die Frage bleibt, ob aus Furcht oder aus Unwissen.

          Hier sind noch zwei neuere Arbeiten zu den Giften der Pfeilgiftfrösche. Die Giftigkeit hängt offenbar von den Futtertieren ab und deswegen scheint es doch plausibel, dass Tiere in Terrarien weniger giftig sind. Hilft das was? (Mehr kann ich zum Thema auch nicht sagen.)

          MfG
          Benedikt



          Structure of alkaloid 275A, a novel 1-azabicyclo[5.3.0]decane from a dendrobatid frog, Dendrobates lehmanni: Synthesis of the tetrahydrodiastereomers
          Garraffo HM, Jain P, Spande TF, Daly JW, Jones TH, Smith LJ, Zottig VE
          JOURNAL OF NATURAL PRODUCTS
          64 (4): 421-427 APR 2001

          Abstract:
          The principal alkaloid 275A in skins of the Colombian poison frog Dendrobates lehmanni has been identified as the pyrrolo[1,2-alpha ]azepane (1), the first occurrence in nature of this "izidine" system. Tetrahydro-l proved identical to one of the four synthetic diastereomers, 2a-2d, thereby establishing that 1 has the 5Z,10E relative stereochemistry. Alkaloid 1 is often accompanied by other congeners, in particular a 5Z,10Z diastereomer 15, a dihydro analogue 16, and a ketone 17. Such izidines in frogs may arise from dietary ants, as do other classes of izidines.

          Bioactive alkaloids of frog skin: Combinatorial bioprospecting reveals that pumiliotoxins have an arthropod source
          Daly JW, Kaneko T, Wilham J, Garraffo HM, Spande TF, Espinosa A, Donnelly MA
          PROCEEDINGS OF THE NATIONAL ACADEMY OF SCIENCES OF THE UNITED STATES OF AMERICA
          99 (22): 13996-14001 OCT 29 2002

          Abstract:
          Nearly 500 alkaloids have been detected in skin extracts from frogs of the family Dendrobatidae. All seem to have been sequestered unchanged into skin glands from alkaloid-containing arthropods. Ants, beetles,and millipedes seem to be the source of decahydroquinolines, certain izidines, coccinellines, and spiropyrrolizidine oximes. But the dietary source for a major group of frog-skin alkaloids, namely the pumiliotoxins (PTXs), alloPTXs, and homoPTXs, remained a mystery. In hopes of revealing an arthropod source for the PTX group, small arthropods were collected from eight different sites on a Panamanian island, where the dendrobatid frog (Dendrobates pumilio) was known to contain high levels of two PTXs. The mixed arthropod collections from several sites, each representing up to 20 arthropod taxa, contained PTX 307A and/or alloPTX 323B. In addition, the mixed arthropod collections from several sites contained a 5,8-disubstituted indolizidine (205A or 235B), representing another class of alkaloids previously unknown from an arthropod. An ant alkaloid, decahydroquinoline 195A, was detected in the mixed arthropod collections from several sites. Thus, "combinatorial bioprospecting" demonstrates that further collection and analysis of individual taxa of leaf-litter arthropods should reveal the taxa from which PTXs, alloPTXs, and 5,8-disubstituted indolizidines are derived.

          Kommentar

          Lädt...
          X