Dunkefärbung = Stress?

[Jens D.]

Hallo zusammen,

ich habe mir gestern von einem befreundeten Biologen sagen lassen:"wenn Dein Frosch (Phyllomedusa sp.) sich braun färbt, hat das rein gar nichts mit einer sogenannten Tag / Nachtfärbung zu tun, sondern zeigt lediglich, das das Tier nicht optimal gehalten wird oder gar ständigem Stress ausgesetzt ist." Meine hypos sind 4 von 5 Tieren braun, mal mehr mal weniger.
Wie ist das nun wirklich?!?

[Klemens]

Hallo leptulu,

Auch, wenn mein erhobener Zeigefinger von Dir nicht gerne gesehen wird ;-), darf ich wohl trotzdem antworten? Bei so Pauschalurteilen frage ich des öfteren nach, woher die Leute das eigentlich alles wissen.

Vorweggenommen: Mit Phyllomedusa hypochondrialis habe ich gar keine Erfahrung. Die Argumentation "braun=unwohlsein" findet man durchgehend bei grünen Froschlurchen.

Ich versuch jetzt gerade meine Erinnerungen an meine Greiffroschphase hochzuholen (Ph. vaillanti, A. calidryas). Nein, an braune Tiere (durch Stress oder ohne Stress) kann ich mich definitiv nicht erinnern. Bei A. calidryas hattte ich einen lätalen Krankheitsfall, der u.a. mit braunen Flecken auf der Haut begleitet war - das war aber sehr auffällig ein krankes Tier und die Flecken auch auffällig abgegrenzt. Nicht so eine schmutzig großflächige Verfärbung, wie das bei grünen Tieren da und dort vorkommt.

Das Phänomen kenne ich sehr wohl von Bombina orientalis und Hyla cinerea. Das ist jetzt ein bissi weit weg, weiß ich ... .

Bei H. cinerea konnte ich eine Braunfärbung einfach nicht mit Stress eindeutig in Verbindung bringen. Ich hatte in meiner Nachzuchtgruppe H. cinerea hatte ich ein einzelnes Tier (von ca. 40, wenn mich die Erinnerung nicht täuscht), dass einfach bräunlich geworden ist. War immer auffällig bräunlich, egal welches Wetter, welche Temperatur. Das Tier wurde dann auch abgegeben und in eine andere Situation überführt. Die Meldung des neues Halters: Ja, bei mir ist das Tier auch braun. Ich meine aber, dass eine Dunkelfärbung der Tiere bei Stress ebenfalls vorkommt.
Bei den Unken hängt es manchmal mit dem Licht und Bodengrund zusammen. Helles Licht und dunkler Bodengrund lässt sie eher grün sein und umgekehrt. In Freilandhaltung neigen sie auch eher zu grün (aber das sind deutlich andere Haltungsbedingungen)

Einen für mich eindeutigen Umschlag in die Nachtfärbung konnte ich bei der Übergabe von Hyperolius mitchelli beobachten. In sekundenschnelle haben sich da Tiere in die blasse Nachtfärbung gewandelt, als ich die Tiere, in der Heimchendose transportiert, begutachtet hatte. Dann eine Plauderei mit der Überbringerin und die Tiere waren wieder in ihrer Tagfärbung. Neuliche Begutachtung der Tiere, hat das wiederholbar gemacht. Dieses Phänomen konnte ich aber nur damals beobachten und nie dann nie wieder (ich halte H. mitchelli seit 02/2008)

Also, um nicht noch mehr auszuschweifen ...

Ich halte eine Verfärbung durch Stress für möglich, aber das als exklusives Symptom für Stress zu deuten, kommt mir jetzt komisch vor.

Da kann m.E. Licht, Temperatur, Schlafplatz, unbekannte Laune des Tieres, Nachzuchtphänomen, Dekoration, ... auch eine Rolle spielen.

Das beantwortet jetzt nicht Deine Frage, aber vielleicht hilft es die Fragestellung weiter zu sehen.

[Jens D.]

Vielen Dank Klemens für Deinen informativen Beitrag (ganz ohne erhobenem Zeigefingerooh: )
War für mich interessant und auch hilfreich!

Die Tiere haben einen stressigen Weg hinter sich, sind auch bei mir 2 mal umgezogen und stehen im Wohnzimmer. Ich wollte mal den Züchter fragen, ob die Tiere bislang immer in einem extra Zimmer bei absolut "optischer Ruhe" gehalten wurden.
Wäre ja eine Erklärung, wieso einige der Tiere bei mir braun sind.

Ich werde das mal weiter beobachten und hoffen, dass hier noch weitere Erfahrungen und Beobachtungen berichtet werden.

[Klemens]

Ha - dreimaliger Umzug? - Das ist Stress! Und ich bin sicher, dass ich damals meine Ph. vaillanti so auf dem Gewissen habe. Die sind mir damals nach doppelten Umzug weggebrochen (obwohl Nachzuchten, aber aus einem Terraristik-Geschäft - Den Züchter habe ich erst später kennengelernt). Wie lange ist der letzte Umzug her? - Für die Etablierung einer Gruppe im Terrarium setze ich ca. 1 Woche an. Wenn es danach noch Auffälligkeiten gibt, dann grüble ich weiter.

Mein Tipp:
Lass die Tiere möglichst in Ruhe und halte sie in der Nacht dunkel. Ich vermute, dass die Unterbringung im Wohnzimmer unproblematisch ist, weil das unmittelbare Revier innerhalb des Terrariums schlagend sein wird. Es ist ja auch eine optische Abschottung (z.B., Decke, Vorhang, ... ) möglich. Die Greiffrösche haben auf mich sehr lichtempfindlich gewirkt. Für Deine Art kann ich es nicht sagen, aber meine waren da schon rechte Zicken, die meinten gleich wieder schlafen gehen zu müssen, wenn auch nur etwas Licht gemacht wurde.

Aber Jano müsste das für diese Art eigentlich genauer wissen.

[Jano]

Moin,

die Aussage des Biologen finde ich so nicht stimmig, zumindest für Phyllomedusinae nicht.
Für einige Arten ist ein ausgewiesener Wechsel der Tag- und Nachtfärbung beschrieben. Spontan fällt mir da A.Lemur und eben P.hypochondrialis ein. Macht in Bezug auf die Anpassung und die Lebensweise Sinn, tagsüber knallig grün und nachst unauffällig braun.

Wie gesagt bei hypochondrialis gibt es einen ausgeprägten Wechsel in der Färbung, der Grad der Änderung scheint aber recht individuell zu sein.

Bei P.tomopterna kann ich bei keinem meiner Tiere nachts eine braune Färbung feststellen, lediglich das Grün variiert ein wenig. Morgens wenn ich aufstehe sind die Tiere gerade noch wach und haben ein sehr helles Grün, sehen super aus...

P.vaillantii verhielt sich ähnlich wie hypochondrialis, tagsüber grün, nachts durchaus schon mal braun. Wobei die Haltung dieser Art auch bei mir nicht ganz glücklich war und ich nicht ausschließen kann das dies auf Unwohlsein zurückzuführen war.

Ansonsten habe ich die hypochondrialis als sehr unkompliziert erlebt, kein Vergleich zu den vaillantii. Vertragen auch ein wenig Licht, standen bei mir auch im Wohnzimmer.
Anbei noch ein Bild, die Färbung hier könnte aber durchaus an die Stimmung angepasst sein...

Grüße Jano

[Jens D.]

Moin,
...die Färbung hier könnte aber durchaus an die Stimmung angepasst sein...

Grüße Jano

Die gute hatte bestimmt Kopfschmerzen

Klemens,

ich habe die Tiere in Hamm übernommen (Privathand ausserhalb der Hallen). Hatte sie erst in einem reinen Glasterrarium mit wenigen frischen Fliederzweigen um die Tiere Nachts gut beobachten zu können, zu sehen wie sie fressen, wer frisst, wer nicht ...u.s.w.
Dabei fiel mir schon auf, dass einige Tiere manchmal auch tagsüber braun waren. Dachte mir aber nichts dabei, bis ich einen Kumpel (erwähnter Biologe) dieses Bildm (Nachts) zeigte:

http://imageshack.us/photo/my-images...frosch005.jpg/

Zu dem Zeitpunkt hatte ich die Tiere aber schon im Endterrarium. Der letzte Umzug war Sonntag (16.09.12)

Jano,

bei Ph. tpomopterna ist mir auch aufgefallen, dass diese keinerlei Farbveränderungen zeigen. Weder bei Tag noch bei Nacht. Lediglich die Veränderung des Grüns ansicht, wie von Dir beschrieben. Zeigen Deine tomopterna tagsüber auch einige kleine weiße Püncktchen auf dem Rücken?

[Jano]

Ja meine Tiere haben auch kleine weiße Punkte auf dem Rücken.

Das gezeigte Tier sieht völlig normal aus finde ich.

Grüße