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Leserbrief zu einem schlechtem Artikel über einen Pfeilgiftfrosch

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  • Leserbrief zu einem schlechtem Artikel über einen Pfeilgiftfrosch

    In der HNA steht heut es sehr reißerischer Artikel über eine Pfeilgiftfroschattacke. Und zwar hat jemand einen ausgebrochenen Pfeilgiftfrosch vom Boden aufgehoben, und dann Kreislaufprobleme bekommen, so dass er ins Krankenhaus auf die Intensivstation musste. Ich habe gerade einen Leserbrief geschrieben und würde euch bitten, ihn Korrektur zu lesen, ob sachlich alles richtig ist. Außerdem ist er ein bisschen zu lang geraten für einen Leserbrief, da muss ich wohl noch ein bisschen kürzen.



    Leserbrief
    zum Artikel: Intensivstation nach Kontakt mit Frosch vom 24.9.03

    Die zweite Überschrift „23-jähriger Mann berührte blauen Pfeilgiftfrosch - das Tier sonderte gefährliches Sekret ab“ ließ mich noch schmunzeln, doch während ich den Artikel las, wurde mir schnell klar, dass es hier nichts zu Lachen gibt. Ein derart reißerisch und sehr schlecht recherchierter Artikel gefährdet den Ruf der Terrarianer mal wieder aufs Neue. Ich bin selber Halter und Züchter von Vogelspinnen und verschiedenen Reptilien und muss mich doch stark über diesen Artikel und den Halter der Tiere wundern. Im allgemeinen ging es darum, dass M. Berggötz einen Giftunfall mit einem Pfeilgiftfrosch hätte, nachdem er diesen aufgehoben hatte da er aus dem „Aquarium“ entfohlen sei. Zuerst möchte ich einmal auf die Giftigkeit von Pfeilgiftfröschen eingehen. Dazu folgendes Zitat aus dem Buch „Pfeilgiftfrösche im Terrarium“ von WOLFGANG SCHMIDT & FRIEDRICH WILHELM HENKEL: „[...] Die Wirkung des Giftes auf andere Lebewesen beruht darauf, dass sie selektiv die Durchlässigkeit der äußeren Zellmembranen für Natriumionen erhöht. [...] Somit strömen unaufhaltsam Natriumionen ein und die Zelle bleibt ständig depolarisiert. Als Folge können die Nervenzellen keine Impulse mehr weiterleiten und die Muskelzellen sich nicht mehr entspannen, sie bleiben nach einer Aktivierung kontrahiert. Die Folgen sind Herzrhythmusstörungen, Kammerflimmern und schließlich Herzversagen.“ Das kann allerdings nur Eintreten, wenn die Nervenzellen wirklich blockiert werden, und das werden sie nur, wenn das Gift in die Blutbahn (über Wunden oder Schleimhaut) gerät. Allein durch Hautkontakt kann es nicht zu Giftunfällen, der im Artikel beschriebenen Art, kommen. Hautreizungen sind aber nicht auszuschließen. Ein viel wichtigerer Aspekt ist allerdings, dass Wildfänge ihre Giftigkeit verlieren und Nachzuchten nahezu bis gar nicht giftig sind. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Frösche ihr Gift mit Hilfe ihrer Nahrung in der Natur produzieren. Diese setzt sich hauptsächlich aus tropischen Tausendfüßlern und Ameisen zusammen, die die Tiere in unseren Regionen gar nicht bekommen. Zwar wurde Berggötz nach Aussage des Verkäufers eine Nachzucht verkauft, doch (sollte der Giftunfall wirklich so passiert sein) ist dies anzuzweifeln. Der Herkunftsnachweis sollte das aber eigentlich klären. Was sagten denn eigentlich die Giftexperten aus Göttingen? Davon steht nichts im Artikel!

    Ein weiterer Punkt sind die wohl unverantwortlichen Haltungsbedingungen denen der Frosch ausgesetzt war. Pfeilgiftfrösche gehören nicht in Aquarien sondern Terrarien. Was vielleicht witzig klingt, aber de facto nicht von der Hand zu weisen ist, dass einige Pfeilgiftfrösche in zu hohem Wasser (ab 5 cm, artabhängig) sogar ertrinken können. Es geht hier um Amphibien, die zwar in Wassernähe aber an Land (!!!) leben. Eine andere Frage muss man natürlich auch stellen, warum war das Behältnis nicht ausreichend gesichert? Eine vorübergehende Unterbringung, ect. ist keine Ausrede. Es handelt sich trotz allem um Gifttiere, die ausbruchsicher untergebracht werden müssen. Es stellt sich so natürlich auch die Frage, wie denn die anderen Tiere von Berggötz gehalten werden? Entspricht dies nicht den vorgeschriebenen Mindestanfordungen so ist eine falsche Haltung strafbar. Darum sollte sich vielleicht der Kasseler Amtstierarzt Dr. Hans-Dieter Rietze kümmern, falls er dies nicht schon getan hat. Weiter ist auch zu bemerken, wie so jemand in die Zeitung kommt. Wer meldet so einen Vorfall? Der Halter selbst würde seine Rücksichtslosigkeit damit nur unterstreichen. Leider gibt es immer wieder Menschen, die vor allem Gifttiere ohne ausreichende Kenntnisse erwerben und halten. Außerdem sind Pfeilgiftfrösche in der Regel Gruppentiere, wovon der Besitzer wohl auch nichts wusste. Das Ziel der Terraristik ist es hauptsächlich bedrohte Arten zu vermehren um sie vor dem Aussterben zu schützen. Solche Halter wie Berggötz scheinen dies wohl nicht so beachten. Nach §2 des Tierschutzgesetzes: muss der Halter eines Tieres „über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen“. Aus diesem Grund möchte ich an dieser Stelle auf den Sachkundenachweis (www.sachkundenachweis.de) verweisen. Gefährliche Tiere (unter die ich den Pfeilgiftfrosch gar nicht setzen möchte) sollten in ferner Zukunft nur mit Sachkundenachweis zu erhalten sein. Das würde zwar sicherlich den Markt groß einschränken, allerdings Tierquäler und nicht qualifizierte Halter abschrecken.
    Wie viel kostet eigentlich ein Tagesaufenthalt auf der Intensivstation, den die Gesellschaft letztendlich bezahlen muss, weil jemand nicht artgerecht mit seinen Tieren umgehen kann?


    [Edited by Dark Spider on 24-09-2003 at 17:41 GMT]
    Zuletzt geändert von Gaby Lehmann; 04.01.2009, 16:07. Grund: Name entfernt

  • #2
    Re: Leserbrief zu einem schlechtem Artikel über einen Pfeilgiftfrosch

    Nein, ich würde den Leserbrief so nicht einsenden. Der Ton ist zu wissenschaftlich, in Leserbriefen verweist man kaum noch auf Literatur, eine Tageszeitung ist kein Fachblatt. Otto Normalbürger hat ja keine Ahnung über Frösche etc.

    Der Bericht dürfte auf jeden Fall übertrieben und unfundiert sein. Am besten mal die Geschichte hinterfragen, von wem, von wo, wann und wenn möglich das Opfer identifizieren und befragen. Ein allgemeiner Rundumschlag bringt wenig. Wenn die Quelle des Berichts erkannt werden kann, lassen sich evtl. Details herausfinden. Viel besser wäre es, wenn Du mit Fakten der Zeitung nachweisen könntest, dass alles erstunken und gelogen ist und sich ganz anders zugetragen hat.

    Kommentar


    • #3
      Re: Leserbrief zu einem schlechtem Artikel über einen Pfeilgiftfrosch

      Ich würde den Leserbrief so auch nicht abgeben.
      Er ist nicht besonders flüssig geschrieben und schweift in nicht wirklich zur Sache gehörende Details ab (Mechanismus der Giftwirkung).

      Zieh den Brief doch lieber so auf, daß Du zunächst bedauerst, daß ein so heiß diskutiertes Thema wie private Exotenhaltung so oberflächlich und schlecht recherchiert abgehandelt wurde.
      Dann würde ich darauf hinweisen, daß Dendrobatiden in großer Zahl von verantwortungsvollen Haltern gezüchtet werden und daß Giftunfälle dabei praktisch nie vorkommen.
      Hier kannst Du nun den Exkurs zur nahrungsbedingt reduzierten Giftigkeit der Nachzuchten bringen.
      Dann würde ich darauf hinweisen, daß der Fall serh gut zeigt, daß die Anschaffung von Tieren ohne nennenswerte Grundkenntnisse (Aquarium voll Wasser beweist dieses Statement) immer mit Überraschungen enden kann.
      Meist geht das zwar nur böse für das Tier aus, in Einzelfällen aber auch für den Halter.
      Vielleicht sagst Du auch noch deutlich, daß der Frosch in einem wassergefüllten Becken nicht mehr lange überlebt hätte.
      Dann ein kurzer Hinweis auf die meist hilfsbereite Gemeidne der Dendrobatidenpfleger und die ausreichend verfügbare Fachliteratur.
      Und zum Schluß noch ein kurzes Wettern über die Zoohändler, denen es nur ums Verkaufen geht und um die Praxis unbekannte Tiere einfach so übers www zu bestellen.
      Als Resümee erneut der Hinweis auf die vielen glücklichen und gesunden Froschpfleger, die ihre Tiere fleißig vermehren und Einsteigern jederzeit mit Rat und Frosch zur Seite stehen.


      Das nur so als Ideensammlung
      Hier übrigens der Artikeltext, den ich soo reißerisch gar nicth finde:
      Intensivstation nach Kontakt mit Frosch
      LOHFELDEN / KASSEL. „Ich habe richtig Todesangst gehabt.“ Manuel Berggötz aus Lohfelden-Vollmarshausen spielt den Vorfall nicht herunter. Tatsächlich hätte der Griff nach der Amphibie im Zimmer seines Bruders für ihn sehr schlimme Folge haben können.





      Der 23-Jährige hatte Montagnachmittag den blauen Pfeilgiftfrosch vom Laminatboden aufgehoben, nachdem dieser aus dem Aquarium geklettert war. Kurz darauf spielte der Kreislauf des jungen Mannes verrückt. „Er war weiß wie eine Wand, hat Schweißausbrüche bekommen und geschrien: Ich will nicht sterben“, berichtet seine Mutter Regina.

      „Die Optik hat sich auf einmal verändert, so muss es wohl sein, wenn man unter Drogen steht“, sagt Manuel Berggötz.

      Er war mit dem Sekret des Frosches, der gerade einmal so groß wie eine Euromünze ist, in Kontakt geraten. Ein Wirkstoff, den das Tier zum eigenen Schutz vor Angreifern bildet. „Ich wusste, dass das gefährlich sein kann“, erzählt er am Tag nach der gefährlichen Berührung, als es ihm wieder gut geht. „Aber ich dachte, es ist nur dann bedrohlich, wenn das Sekret in eine Wunde gerät oder auf die Schleimhaut.“

      Ein Irrtum. Das Sekret wirkte rasch, innerhalb von ein bis zwei Minuten, schätzt das Giftopfer, das selbst Reptilien hält.

      Sein Glück: Ärztliche Hilfe traf schnell ein. Der Notarzt kam mit Christoph 7 aus der Luft, dazu fuhr ein Krankenwagen vor. Die Leitstelle in Kassel, bei der der Notruf eingegangen war, hatte sich Informationen im Frankfurter Zoo und bei Giftexperten in Göttingen besorgt. „Das machen wir immer in solchen Fällen“, sagt Jürgen Barchfeld, bei der Berufsfeuerwehr für den Rettungsdienst zuständig. Manuel Berggötz wurde ins Klinikum Kassel gebracht, zur Beobachtung auf die Intensivstation. „Mir ging es am Abend aber schon wieder so gut, dass ich auf eigenen Wunsch entlassen wurde“, sagt er. Der Frosch, der seinem Bruder gehört, ist mittlerweile in ein Kasseler Zoogeschäft gebracht worden. „Uns ist die Lust auf so einen Frosch vergangen“, erzählt die Mutter. Wie es dem Tier gelang, dem mit Wasser gefüllten Glasbehälter zu entfliehen, sei ihnen nicht klar.

      Erst am Samstag war der Frosch mit dem wissenschaftlichen Namen Dentrobates azureus nach einer Internetbestellung in Vollmarshausen eingetroffen. 60 Euro hat er gekostet. Lediglich ein schriftlicher Nachweis über die legale Herkunft des Frosches ist erforderlich, wie das Regierungspräsidium auf Nachfrage bestätigt. „Uns hat man bei dem Fachhandel gesagt, dass es sich um eine Nachzüchtung handelt, die nicht so gefährlich ist wie die Tiere in ihrer Heimat in Südamerika“, sagt Berggötz.

      Dr. Martin Ebbecke vom Giftinformationszentrum Göttingen erklärt, dass das Gift der Frösche zum Tode führen kann. Der Giftfachmann weiter: „Eine tödliche Gefahr nur vom Anfassen halte ich aber für extrem unwahrscheinlich.“
      Kober? Ach der mit den Viechern!




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      • #4
        Re: Leserbrief zu einem schlechtem Artikel über einen Pfeilgiftfrosch

        Also ich glaube der Artikel ist lächerlich und demonstriert auf einfache Art und Weise, wie sehr Unwissenheit, häufiger Ekel und unter finanziellem Druck stehende Vountäre Schaden für das Hobby anrichten können. Schließlich wird die kritiklose Haltung einfach gestrickter Durchschnittsbürger bedient, die sich schließlich von besonders "tierfreundlichen" Vereinen verwöhnter Großstadtkinder zu tollen Unterschriften verleiten lassen.

        Ja! Die Gattung Dendrobates ist giftig. Das sind übrigens mehr oder weniger alle Lurche. Unter den einheimischen Tieren sind die Erdkröte und der Feuersalamander hervorzuheben (lebende Kröte schlucken ist sicher ein zeitlich begrenzter Spaß).
        Ich zweifel aber an dieser latenten Vergiftung durch D. Azureus (Tinctorius ?). Alleine weil die entsprechenden Nahrungsmittel im Terrarium regelmäßig fehlen, um die gefährlichen Gifte in ausreichender Menge zu produzieren. -
        ES SEI DENN ES WAR EIN IMPORTTIER. Da D. Azureus streng geschützt ist, liegt der Verdacht geschmuggelter Tiere nahe. Wäre ein fall für den Zoll und die Polizei.
        Das Hobby Terraristik steht unter zunehmenden Druck. Das hab ich wiederholt immer wieder versucht bei anderen Gelegenheiten zu betonen, aber niemand diskutiert darüber, wie man unbedarfte Leute vor sich selbst, vor den Tieren und dem von ihnen anrichtbaren Schaden ernsthafter Tierhalter schützen kann. Das gilt übrigens genau so für andere Exotenhalter.
        Die Cites- Vereinfachung ist eine Verwaltungsvereinfachung, die am falschen Ende gespart hat. Illegalem Treiben sollten als Konsequenz die ernsthaften Hobbyisten, wohl in Zukunft mit Handlungen begegnen, bevor uns hungerleidende Vountäre noch den Spaß am Hobby, das sehr wohl viele gute Eigenschaften hat, endgültig vermiesen, indem sie ganze Gesellschaftsmassen gegen uns aufbringen.
        Auch bin ich der Meinung, daß dies sehr wohl auch ein Thema für die DGHT ist, sich dem Vorgang im einzelnen anzunehmen, weil sonst bald noch von giftigen Pythons berichtet wird, die ihre Halter in Stücke reißen.
        Sorry für die Polemik, bin aber stink sauer!

        [Editiert von Patl am 25-09-2003 um 18:09 GMT]

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        • #5
          Re: Leserbrief zu einem schlechtem Artikel über einen Pfeilgiftfrosch

          Vielen Dank für eure große Hilfsbereitschaft.
          @Ingo: Der Artikel in der HNA war allerdings etwas länger, oder hast du nur gekürzt?

          Ich habe jetzt mal den Brief etwas gekürzt und nicht so aggressiv geschrieben (war wohl etwas in Rage geraten)
          Bitte schaut ihn nochmal durch und sagt was noch verändert werden muss.

          Die zweite Überschrift „23-jähriger Mann berührte blauen Pfeilgiftfrosch - das Tier sonderte gefährliches Sekret ab“ ließ mich noch schmunzeln, doch während ich den Artikel las, wurde mir schnell klar, dass es hier nichts zu Lachen gibt. Ich bin selber Halter und Züchter von Vogelspinnen und verschiedener Reptilien und muss mich doch stark über diesen Artikel und den Halter der Tiere wundern. Schließlich bedauere ich es zutiefst, dass die Haltung von exotischen Tieren so schlecht recherchiert behandelt wird. Das zeigt auch der Artikel vom 27.9.
          Wie auch in „Pfeilgiftfrösche im Terrarium“ von SCHMIDT & HENKEL nachzulesen, greift das Gift die Synapsen des Nervensystems an. Eine Giftwirkung kann also nur erfolgen, wenn die Nervenzellen wirklich blockiert werden, und das werden sie nur wenn das Gift in die Blutbahn (über Wunden oder Schleimhaut) gerät. Allein durch Hautkontakt kann es nicht zu Giftunfällen der im Artikel beschriebenen Art kommen. Hautreizungen sind aber nicht auszuschließen. Ein viel wichtigerer Aspekt ist allerdings, dass Wildfänge ihre Giftigkeit verlieren und Nachzuchten nahezu bis gar nicht giftig sind. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Frösche ihr Gift mit Hilfe ihrer Nahrung in der Natur produzieren. Diese setzt sich hauptsächlich aus tropischen Tausendfüßlern und Ameisen zusammen, die die Tiere in unseren Regionen gar nicht bekommen. Zwar wurde Berggötz nach Aussage des Verkäufers eine Nachzucht verkauft, doch (sollte der Giftunfall wirklich so passiert sein) ist dies anzuzweifeln. Der Herkunftsnachweis sollte das aber eigentlich klären. Ansonsten sollte mal Kontakt zu dem Händler aufgenommen werden, da ein Schmuggel der Tiere auch nicht auszuschließen bleibt. Letztendlich sollten eigentlich jeder Händler darauf bedacht sein, seine Tiere nur abzugeben, wenn der Kunde verantwortungsbewusst ist und über das Tier Bescheid weiß.
          Alle Tiere sollten nur mit den erforderlichen Grundkenntnissen gehalten werden. Entspricht dies nicht den vorgeschriebenen Mindestanfordungen so ist eine falsche Haltung strafbar. Pfeilgiftfrösche können in zu hohem Wasser ertrinken, eine falsche Haltung (Aquarien sind nicht geeignet) geht bei allen Tieren letztendlich zu Schaden der Tiere aus. In seltenen Fällen trägt der Halter einen Schaden davon. Leider gibt es immer wieder Menschen, die vor allem Gifttiere ohne ausreichende Kenntnisse erwerben und halten. Außerdem sind Pfeilgiftfrösche in der Regel Gruppentiere, wovon der Besitzer wohl nichts wusste. Das Ziel der Terraristik ist es hauptsächlich bedrohte Arten zu vermehren um sie vor dem Aussterben zu schützen. Dies versuchen die verantwortungsbewussten Terrarianer auch gerecht zu werden. Es gibt viel Literatur und übers Internet leicht Kontakt zu Profis, um sich geeignete Informationen zu besorgen. Terrarianer unterstützen sich gegenseitig und stehen gerne Einsteigern mit Rat und Tat zur Seite. Nach §2 des Tierschutzgesetzes: muss der Halter eines Tieres „über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen“. Aus diesem Grund möchte ich an dieser Stelle auf den Sachkundenachweis (www.sachkundenachweis.de) verweisen. Gefährliche Tiere (unter die ich den Pfeilgiftfrosch gar nicht setzen möchte) bzw. eigentlich alle etwas anspruchsvolleren Tiere sollten in Zukunft nur mit Sachkundenachweis zu erhalten sein.
          Sicherlich ist auch zu bedenken, dass solche „Unfälle“ die eindeutig auf falsches Verhalten / falsche Haltung der verantwortlichen Person zurückzuführen sind von der Allgemeinheit bezahlt werden müssen (Intensivstation, etc.)

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          • #6
            Re: Re: Leserbrief zu einem schlechtem Artikel über einen Pfeilgiftfrosch

            Den Brief finde ich ok, bis auf eine Aussage.
            Ziel der Terraristik kann es nicht sein bedrohte Arten vor dem Aussterben zu schützen. Die Terraristik hat ins besondere bei den PGF in der Vergangenheit einen hohen Blutzoll abverlangt. D. histrionicus, D. Lehmanni und andere Arten wurden in den achtzigern zu zehntausenden eingeführt und sind eingegangen. D. speciosus (die Art wäre mal ein Thema wert) ist scheinbar verschwunden, wie weit die Terraristik hier eine negative Rolle gespielt haben könnte, ist nicht zu beantworten.
            Aber: Ziel der Terraristik ist die Nachzucht der einzelnen Arten, Unterarten und Formen um eine weitere Entnahme aus der Natur auszuschließen. Darüber hinaus sind wir Zeugen dafür, daß es diese Tiere gibt und auf Grund der gemachten Erfahrungen, können wir Aussagen über die ökologischen Bedürfnisse der Tiere treffen. Die Konsequenz ist, die örtlichen behörden können die Existenz gewisser Arten nicht so einfach leugnen und auch nicht so einfach Behauptungen über die Umweltverträglichkeit ihrer Projekte in die Welt setzen können. Amphibien und Reptilien haben ansonsten auch eigentlich keine andere Lobby als die Terrarianer, wie die Sammlungen für Utila, Münster oder andere Beispiele beweisen.
            Anliegen der Terraristik kann es also nur sein, ein Stück Natur nach Hause zu holen, für welches man die Verantwortung (auch durch Nachzucht) übernimmt sie anderen präsentiert und den Beweis antritt wie wunderbar vielfältig die Natur ist, und sie nicht nur aus der Serengeti besteht.
            Andere Menschen werden anderer Meinung sein. Aber Artenschutz und Terraristik stehen meiner Meinung deshalb nur mittelbar in Verbindung. Gleichzeitig empfinde ich das Verhalten von der Industrie als unerträglich dem Hobby etwas modisches beizumischen. Seriösität wäre hier ein besserer Ratgeber. Wer keinen Bezug zu den Tieren hat, der wird auch bei beiläufigen Berührungen mit D. azureus Helikopter einbestellen und wegen der Todesangst auch in Atemnot verfallen.
            Noch was zur Giftigkeit. Wäre eine lebensbedrohende Vergiftung eingetreten, so hätten sie den Helikopter erst gar nicht starten brauchen. So viel ich weiß, bzw. gelesen habe, wirken alle diese Alkaloide so schnell, daß der Tod eine Frage von wenigen Minuten (nur welche Arten sind denn wirklich in der Lage genügend Gift zu produzieren?), bei P. terribilis von Sekunden wäre.
            Also warum der Zeitung nicht einfach mal einen qualifizierten Beitrag für die Leserschaft anbieten, um mit Legenden von zum vergiften der Blasrohrpfeile mit D. pumilio aufzuräumen?
            Schließlich hoffe ich, daß der Halter den Hubschraubereinsatz aus eigener Tasche bezahlen muß.

            [Editiert von Patl am 28-09-2003 um 13:27 GMT]

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            • #7
              Re: Leserbrief zu einem schlechtem Artikel über einen Pfeilgiftfrosch

              Nur noch ein Nachtrag: Wie mir einer unserer ganz grossen Tropenfrosch-Experten der DGHT in Lünen erklärte, stimme es nicht, dass Dendrobaten in Gefangenschaft ihre Giftigkeit
              derart verlieren. Auch bei Ernährung die nicht ganz natürlich ist, funktionieren die Giftdrüsen bestens. Hintergrund der Geschichte ist ja, dass diese Giftsubstanzen einen Frosch in erster Linie vor dem Befall von Bakterien, Pilzen und Viren schützen - erst ganz weit hinten in zweiter Linie dienen diese Giftsekrete der Haut zur Feindabwehr. Würde die Sekretproduktion abgeändert oder eingestellt, würden die Fröschen wesentlich rascher erkranken und nicht, wie es häufig der Fall ist - im Terrarium wesentlich älter werden als im Freiland. Es wäre sicher mal einen Bericht in Elaphe wert - ob und wie fest Dendrobaten im Terrarium giftîg bleiben. Bisher habe ich zu dieser Frage eigentlich noch keinen seriösen Bericht gelesen - mehr so wiedergabe von Gerüchten.

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              • #8
                Pfeilgiftfrosch - Wie wird das Gift gewonnen?

                Hallo,

                weiß jemand, wie die Eingeborenen das Gift gewinnen? Welche Arten bevorzugen sie und warum?

                Gruß
                MF

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                • #9
                  Re: Pfeilgiftfrosch - Wie wird das Gift gewonnen?

                  Hallo,
                  Die Gifigkeit ist zwar nicht das eigentliche Thema, aber mal ein Kenntnisaustausch bei dieser Gelegenheit schadet sicher nicht.
                  Zum vergiften der Blasrohrpfeile werden nur drei Arten (von ca.300 Arten, einschließlich der Raketenfrösche) verwandt, und nur diese sind auch dazu tauglich:
                  Phyllobates terribilis wird einfach eingefangen, kommt dazu in ne Art Bambus-, bzw. Holzbehälter. Bei Bedarf wird das Tier entnommen, der Blasrohrpfeil wird einfach über den Rücken des lebenden Tieres gestreift, fertig. Das Gift ist von der der zu dosierenden Menge mehrere hundertfach potenter als Curare. Batrachotoxin heißt das Wundergift, ist in seiner Strukturformel ein sehr großes Molekül (glaub 54 C- Atome, hab das schon mal nachgeschlagen, aber im Detail vergessen). Die Indios am kolumbianischen Choco- Fluß haben es für die Jagd und für den Krieg verwendet.
                  Die Existenz von P. terribilis ist übrigens erst sehr spät bekannt geworden ende 70er- Anfang 80er (Ich schlag jetz nich nach). Es gab allerdings scheinbar schon früher Berichte über "rana de veneros". Scheint so zu sein, daß die Conquistadoren wenig nette Erfahrungen sammeln durften.
                  Einmal in der Blutbahn, kann ein gesunder ausgewachsener Mann noch ein paar hundert Meter laufen, dann bricht er tot zusammen.
                  Die anderen beiden Arten sind Phyllobates bicolor und aurotaenia. Diese werden gefangen, lebend aufgespießt und geröstet. Der Streß erhöht die Ausscheidung der Giftmenge (etwas, was übrigens für alle Amphibien gilt. Auch die einheimische Erdkröte ist nicht zu unterschätzen, was die Giftigkeit angeht), die bei diesen Arten in sehr viel geringerer Dosis vorhanden sind.
                  Es sind nur diese drei Arten die der ganzen Gruppe den namen Pfeilgiftfrösche verliehen haben.
                  Über die Giftigkeit der anderen Arten hab ich folgenden sehr unvollständigen Kenntnisstand: Berühmt sind noch die Erdbeerfröschchen, die die Giftgruppen Pumiliotoxin A und B produzieren. Auch sind diese Gifte recht wirksam, wenn die Dosis stimmt. Tierversuche sollen krampfartige Todesverläufe bei Ratten gezeigt haben. Allerdings ist die Menge in der Haut der Frösche meines Wissens nicht ausreichend, um Menschen wirklich in Gefahr zu bringen. Wahrscheinlich müßte man das Tier schon lutschen... aber vielleicht hat darüber jemand mal genauere Angaben. Auch über die anderen PGF ist insgesamt bekannt, daß die in der Natur vorhandenen Gifte ein hohes Potenzial haben, aber die Dosis über leichte Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühle und leichtes brennen nicht hinausreicht.
                  Eine Erfahrung die ich als unbedarftes Kind übrigens hatte und auf nen unvorsichtigen Umgang mit einem sehr großen Feuersalamander zurück führe. Hab ihn wohl zu lange in der Hand gehabt. Aber mir ging es sehr bald danach den ganzen Rest des Tages sehr schlecht. Einschlißlich tauber Hand und Schwindel etc. . Das bleibt schon haften, so eine Erfahrung.
                  Was ich damit sagen will ist, es gibt sehr viele Amphibien, die man in ihrer Giftigkeit nicht unterschätzen darf und viele von ihnen sind als "gefährlicher" zu betrachten als die meisten der PGF.
                  Also ich interessiere mich schon recht lange für die tatsächliche Giftigkeit der PGF. Zu lesen ist viel Mist... Eine wissenschaftlichere Veröffentlichung, die der Laie versteht würde vielleicht tatsächlich mit Mythen aufräumen. Auch mein unvollkommenes aber durstiges Wissen würde sich freuen. Es ist aber Fakt, daß nur wenige brauchbare Quellen zum nachlesen zur Verfügung stehn.

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                  • #10
                    Re: Leserbrief zu einem schlechtem Artikel über einen Pfeilgiftfrosch

                    Danke Patl,

                    das war mehr, als ich erwartet hatte. PGF sind mir erstmals im Internet "begegnet".

                    Gruß
                    MF

                    Kommentar


                    • #11
                      Re: Re: Leserbrief zu einem schlechtem Artikel über einen Pfeilgiftfrosch

                      daniel.hofer@span.ch schrieb:
                      [...] Auch bei Ernährung die nicht ganz natürlich ist, funktionieren die Giftdrüsen bestens. Hintergrund der Geschichte ist ja, dass diese Giftsubstanzen einen Frosch in erster Linie vor dem Befall von Bakterien, Pilzen und Viren schützen - erst ganz weit hinten in zweiter Linie dienen diese Giftsekrete der Haut zur Feindabwehr. Würde die Sekretproduktion abgeändert oder eingestellt, würden die Fröschen wesentlich rascher erkranken und nicht, wie es häufig der Fall ist - im Terrarium wesentlich älter werden als im Freiland. [...]
                      Sicher ist das wahr. Die Amphibien hier in unseren Breiten sind ja schließlich auch alle giftig. Auf Dauer ist es sicherlich nciht empfehlenswert unsere Frösche abzulecken ... Das Gift ist vielleicht nicht so gefährlich wie bei Pfeilgiftfröschen, aber es ist da. Nur solte man auch bedenken, dass Dendrobaten in Gefangenschaft viel anfälliger für Krankheiten sind als in freier WIldbahn. Was einerseits evt. an den Krankheiten liegen kann, aber auch daran, dass ihr Abwehrsystem nicht so gut wie normal funktioniert. Das heißt ihr Gift nicht so potent ist.
                      Aber da streiten sich ja die Forscher noch drüber. Klar ist noch nichts.

                      Ich bin in letzter Zeit eigentlich viel zu beschäftigt um mich um diesen ... Artikel zu kümmern, finde die Diskussion hier mal gut, aber die Frage ist sicherlich auch, wen das von den "normalen" Volk da draußen interessiert. Die brauchen doch ihre Feinde, und gefählrichen Tiere. Da muss man sich nur mal die "Natur"sendungen im Fernsehen anschaun. Am besten garnicht vor die Haustür gehen, geschweige denn in andere Länder fahren, da lauern die Gefahren und die Tiere warten nur auf deutsche Touristen zum verspeisen. ... (War ich jetzt etwas zu kategorisch und provuzierend? - Also nicht sooo ernst nehmen)

                      Kommentar


                      • #12
                        Re: Leserbrief zu einem schlechtem Artikel über einen Pfeilgiftfrosch

                        Hallo zusammen,

                        noch ein kleiner Beitrag zum Thema "Mordmaschinen - Exotische Frösche":
                        Bei RTL lief heute eine eher mittelmäßige Actionserie.
                        Ein LKW-Fahrer brach tot zusammen, nachdem ihm ein Rotaugenlaubfrosch (Agalychnis callidryas) über die Hand gekrochen war....
                        Hoffentlich wird der gute Herr Eisenberg jetzt nicht von seinen Nachbarn geächtet...(siehe Elaphe 3/03)

                        Kommentar


                        • #13
                          Re: Leserbrief zu einem schlechtem Artikel über einen Pfeilgiftfrosch

                          Übrigens - diese "neue Art" von Dokumentar-Berichterstattung nennt sich

                          "Doku-tainement"

                          übersetzt heisst diese etwa soviel wie
                          Dokumentar-Unterhaltung - wobei das Schwergewicht deutlich auf Unterhaltung gelegt wird. Erfunden wurde diese Natur-Filmsparte natürlich in Amerika.

                          Kommentar


                          • #14
                            Re: Leserbrief zu einem schlechtem Artikel über einen Pfeilgiftfrosch

                            Mittlerweile hat sich auch der Spiegel der Problematik zugewandt:

                            http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,268689,00.html

                            Gruß
                            MF

                            PS. url bitte rauskopieren.

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