In der HNA steht heut es sehr reißerischer Artikel über eine Pfeilgiftfroschattacke. Und zwar hat jemand einen ausgebrochenen Pfeilgiftfrosch vom Boden aufgehoben, und dann Kreislaufprobleme bekommen, so dass er ins Krankenhaus auf die Intensivstation musste. Ich habe gerade einen Leserbrief geschrieben und würde euch bitten, ihn Korrektur zu lesen, ob sachlich alles richtig ist. Außerdem ist er ein bisschen zu lang geraten für einen Leserbrief, da muss ich wohl noch ein bisschen kürzen.
Leserbrief
zum Artikel: Intensivstation nach Kontakt mit Frosch vom 24.9.03
Die zweite Überschrift „23-jähriger Mann berührte blauen Pfeilgiftfrosch - das Tier sonderte gefährliches Sekret ab“ ließ mich noch schmunzeln, doch während ich den Artikel las, wurde mir schnell klar, dass es hier nichts zu Lachen gibt. Ein derart reißerisch und sehr schlecht recherchierter Artikel gefährdet den Ruf der Terrarianer mal wieder aufs Neue. Ich bin selber Halter und Züchter von Vogelspinnen und verschiedenen Reptilien und muss mich doch stark über diesen Artikel und den Halter der Tiere wundern. Im allgemeinen ging es darum, dass M. Berggötz einen Giftunfall mit einem Pfeilgiftfrosch hätte, nachdem er diesen aufgehoben hatte da er aus dem „Aquarium“ entfohlen sei. Zuerst möchte ich einmal auf die Giftigkeit von Pfeilgiftfröschen eingehen. Dazu folgendes Zitat aus dem Buch „Pfeilgiftfrösche im Terrarium“ von WOLFGANG SCHMIDT & FRIEDRICH WILHELM HENKEL: „[...] Die Wirkung des Giftes auf andere Lebewesen beruht darauf, dass sie selektiv die Durchlässigkeit der äußeren Zellmembranen für Natriumionen erhöht. [...] Somit strömen unaufhaltsam Natriumionen ein und die Zelle bleibt ständig depolarisiert. Als Folge können die Nervenzellen keine Impulse mehr weiterleiten und die Muskelzellen sich nicht mehr entspannen, sie bleiben nach einer Aktivierung kontrahiert. Die Folgen sind Herzrhythmusstörungen, Kammerflimmern und schließlich Herzversagen.“ Das kann allerdings nur Eintreten, wenn die Nervenzellen wirklich blockiert werden, und das werden sie nur, wenn das Gift in die Blutbahn (über Wunden oder Schleimhaut) gerät. Allein durch Hautkontakt kann es nicht zu Giftunfällen, der im Artikel beschriebenen Art, kommen. Hautreizungen sind aber nicht auszuschließen. Ein viel wichtigerer Aspekt ist allerdings, dass Wildfänge ihre Giftigkeit verlieren und Nachzuchten nahezu bis gar nicht giftig sind. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Frösche ihr Gift mit Hilfe ihrer Nahrung in der Natur produzieren. Diese setzt sich hauptsächlich aus tropischen Tausendfüßlern und Ameisen zusammen, die die Tiere in unseren Regionen gar nicht bekommen. Zwar wurde Berggötz nach Aussage des Verkäufers eine Nachzucht verkauft, doch (sollte der Giftunfall wirklich so passiert sein) ist dies anzuzweifeln. Der Herkunftsnachweis sollte das aber eigentlich klären. Was sagten denn eigentlich die Giftexperten aus Göttingen? Davon steht nichts im Artikel!
Ein weiterer Punkt sind die wohl unverantwortlichen Haltungsbedingungen denen der Frosch ausgesetzt war. Pfeilgiftfrösche gehören nicht in Aquarien sondern Terrarien. Was vielleicht witzig klingt, aber de facto nicht von der Hand zu weisen ist, dass einige Pfeilgiftfrösche in zu hohem Wasser (ab 5 cm, artabhängig) sogar ertrinken können. Es geht hier um Amphibien, die zwar in Wassernähe aber an Land (!!!) leben. Eine andere Frage muss man natürlich auch stellen, warum war das Behältnis nicht ausreichend gesichert? Eine vorübergehende Unterbringung, ect. ist keine Ausrede. Es handelt sich trotz allem um Gifttiere, die ausbruchsicher untergebracht werden müssen. Es stellt sich so natürlich auch die Frage, wie denn die anderen Tiere von Berggötz gehalten werden? Entspricht dies nicht den vorgeschriebenen Mindestanfordungen so ist eine falsche Haltung strafbar. Darum sollte sich vielleicht der Kasseler Amtstierarzt Dr. Hans-Dieter Rietze kümmern, falls er dies nicht schon getan hat. Weiter ist auch zu bemerken, wie so jemand in die Zeitung kommt. Wer meldet so einen Vorfall? Der Halter selbst würde seine Rücksichtslosigkeit damit nur unterstreichen. Leider gibt es immer wieder Menschen, die vor allem Gifttiere ohne ausreichende Kenntnisse erwerben und halten. Außerdem sind Pfeilgiftfrösche in der Regel Gruppentiere, wovon der Besitzer wohl auch nichts wusste. Das Ziel der Terraristik ist es hauptsächlich bedrohte Arten zu vermehren um sie vor dem Aussterben zu schützen. Solche Halter wie Berggötz scheinen dies wohl nicht so beachten. Nach §2 des Tierschutzgesetzes: muss der Halter eines Tieres „über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen“. Aus diesem Grund möchte ich an dieser Stelle auf den Sachkundenachweis (www.sachkundenachweis.de) verweisen. Gefährliche Tiere (unter die ich den Pfeilgiftfrosch gar nicht setzen möchte) sollten in ferner Zukunft nur mit Sachkundenachweis zu erhalten sein. Das würde zwar sicherlich den Markt groß einschränken, allerdings Tierquäler und nicht qualifizierte Halter abschrecken.
Wie viel kostet eigentlich ein Tagesaufenthalt auf der Intensivstation, den die Gesellschaft letztendlich bezahlen muss, weil jemand nicht artgerecht mit seinen Tieren umgehen kann?
[Edited by Dark Spider on 24-09-2003 at 17:41 GMT]
Leserbrief
zum Artikel: Intensivstation nach Kontakt mit Frosch vom 24.9.03
Die zweite Überschrift „23-jähriger Mann berührte blauen Pfeilgiftfrosch - das Tier sonderte gefährliches Sekret ab“ ließ mich noch schmunzeln, doch während ich den Artikel las, wurde mir schnell klar, dass es hier nichts zu Lachen gibt. Ein derart reißerisch und sehr schlecht recherchierter Artikel gefährdet den Ruf der Terrarianer mal wieder aufs Neue. Ich bin selber Halter und Züchter von Vogelspinnen und verschiedenen Reptilien und muss mich doch stark über diesen Artikel und den Halter der Tiere wundern. Im allgemeinen ging es darum, dass M. Berggötz einen Giftunfall mit einem Pfeilgiftfrosch hätte, nachdem er diesen aufgehoben hatte da er aus dem „Aquarium“ entfohlen sei. Zuerst möchte ich einmal auf die Giftigkeit von Pfeilgiftfröschen eingehen. Dazu folgendes Zitat aus dem Buch „Pfeilgiftfrösche im Terrarium“ von WOLFGANG SCHMIDT & FRIEDRICH WILHELM HENKEL: „[...] Die Wirkung des Giftes auf andere Lebewesen beruht darauf, dass sie selektiv die Durchlässigkeit der äußeren Zellmembranen für Natriumionen erhöht. [...] Somit strömen unaufhaltsam Natriumionen ein und die Zelle bleibt ständig depolarisiert. Als Folge können die Nervenzellen keine Impulse mehr weiterleiten und die Muskelzellen sich nicht mehr entspannen, sie bleiben nach einer Aktivierung kontrahiert. Die Folgen sind Herzrhythmusstörungen, Kammerflimmern und schließlich Herzversagen.“ Das kann allerdings nur Eintreten, wenn die Nervenzellen wirklich blockiert werden, und das werden sie nur, wenn das Gift in die Blutbahn (über Wunden oder Schleimhaut) gerät. Allein durch Hautkontakt kann es nicht zu Giftunfällen, der im Artikel beschriebenen Art, kommen. Hautreizungen sind aber nicht auszuschließen. Ein viel wichtigerer Aspekt ist allerdings, dass Wildfänge ihre Giftigkeit verlieren und Nachzuchten nahezu bis gar nicht giftig sind. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Frösche ihr Gift mit Hilfe ihrer Nahrung in der Natur produzieren. Diese setzt sich hauptsächlich aus tropischen Tausendfüßlern und Ameisen zusammen, die die Tiere in unseren Regionen gar nicht bekommen. Zwar wurde Berggötz nach Aussage des Verkäufers eine Nachzucht verkauft, doch (sollte der Giftunfall wirklich so passiert sein) ist dies anzuzweifeln. Der Herkunftsnachweis sollte das aber eigentlich klären. Was sagten denn eigentlich die Giftexperten aus Göttingen? Davon steht nichts im Artikel!
Ein weiterer Punkt sind die wohl unverantwortlichen Haltungsbedingungen denen der Frosch ausgesetzt war. Pfeilgiftfrösche gehören nicht in Aquarien sondern Terrarien. Was vielleicht witzig klingt, aber de facto nicht von der Hand zu weisen ist, dass einige Pfeilgiftfrösche in zu hohem Wasser (ab 5 cm, artabhängig) sogar ertrinken können. Es geht hier um Amphibien, die zwar in Wassernähe aber an Land (!!!) leben. Eine andere Frage muss man natürlich auch stellen, warum war das Behältnis nicht ausreichend gesichert? Eine vorübergehende Unterbringung, ect. ist keine Ausrede. Es handelt sich trotz allem um Gifttiere, die ausbruchsicher untergebracht werden müssen. Es stellt sich so natürlich auch die Frage, wie denn die anderen Tiere von Berggötz gehalten werden? Entspricht dies nicht den vorgeschriebenen Mindestanfordungen so ist eine falsche Haltung strafbar. Darum sollte sich vielleicht der Kasseler Amtstierarzt Dr. Hans-Dieter Rietze kümmern, falls er dies nicht schon getan hat. Weiter ist auch zu bemerken, wie so jemand in die Zeitung kommt. Wer meldet so einen Vorfall? Der Halter selbst würde seine Rücksichtslosigkeit damit nur unterstreichen. Leider gibt es immer wieder Menschen, die vor allem Gifttiere ohne ausreichende Kenntnisse erwerben und halten. Außerdem sind Pfeilgiftfrösche in der Regel Gruppentiere, wovon der Besitzer wohl auch nichts wusste. Das Ziel der Terraristik ist es hauptsächlich bedrohte Arten zu vermehren um sie vor dem Aussterben zu schützen. Solche Halter wie Berggötz scheinen dies wohl nicht so beachten. Nach §2 des Tierschutzgesetzes: muss der Halter eines Tieres „über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen“. Aus diesem Grund möchte ich an dieser Stelle auf den Sachkundenachweis (www.sachkundenachweis.de) verweisen. Gefährliche Tiere (unter die ich den Pfeilgiftfrosch gar nicht setzen möchte) sollten in ferner Zukunft nur mit Sachkundenachweis zu erhalten sein. Das würde zwar sicherlich den Markt groß einschränken, allerdings Tierquäler und nicht qualifizierte Halter abschrecken.
Wie viel kostet eigentlich ein Tagesaufenthalt auf der Intensivstation, den die Gesellschaft letztendlich bezahlen muss, weil jemand nicht artgerecht mit seinen Tieren umgehen kann?
[Edited by Dark Spider on 24-09-2003 at 17:41 GMT]
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