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Molche auf archäologischer Ausgrabung

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  • Molche auf archäologischer Ausgrabung

    Hallo!

    Wie ich schon im letzten Jahr feststellte, haben wir immer mal wieder Molche in den Schnitten auf unserer Ausgrabung. Da ich bei Molchen aber ein vollkommen unbeschriebenes Blatt bin, wollte ich einfach mal fragen, um was es sich handelt und ob wir bisher richtig mit den Tieren auf der Grabung umgegangen sind.

    Kurz mal eine Beschreibung der Fundsituationen:
    Die Grabung ist in Lengerich Hohne, derzeit arbeiten wir unter dem Mutterbodenniveau, das heißt etwa 1 Meter darunter, auf anstehendem Sand.
    Darin befinden sich die für uns Archäologen so interessanten Verfärbungen (in dem Fall eine ziemlich coole und sehr lange Besiedlungsphase vom 9. bis zum 13. Jahrhundert). Diese werden von uns "geschnitten", das heißt, durch die Verfärbung wird längs eine Seite gerade in die Tiefe gelegt. Das kann im schlimmsten Fall bis 1,70 m tief sein (tiefer geht nicht, sonst hat man nasse Füße).
    Nun fanden wir in den Spätsommer-Monaten des letzten Jahres und in den wärmeren Tagen dieses Jahres immer wieder Molche in den Schnitten.
    Die Tiere waren dunkelbraun bis grauschwarz und hatten einen leuchtend orangen Bauch. Verschiedene Größen von 5 Zentimeter Gesamtlänge bis ungefähr 12 Zentimeter haben wir alle schon gehabt.
    Bisher haben wir die Tiere immer aufgesammelt und dann 10 Meter weiter in eine Wiese gesetzt.
    (Fotos habe ich natürlich keine Bin ja schließlich zum arbeiten da )
    Nun meine interessierte Frage:
    Was sind dsa für Molche und sind unsere "Rettungsaktionen" das richtige?
    Das die Tiere nicht in den Schnitten bleiben können, ist klar. Sie kommen von allein nicht mehr heraus und die Schnitte werden nach Fundaufnahme zugeschüttet. Aber ist der Aussetzungsort richtig gewählt? Oder sollten wir sie lieber in dem kleinen Waldstück absetzen?

    Herzlichen Dank
    K Balder
    Zuletzt geändert von K_Balder; 17.03.2008, 17:33. Grund: Rechtschreibfehler (2 Stück)

  • #2
    Hallo,

    war der Bauch reinorange oder hatte er Flecken ? Waren die Tiere eher plump oder auch ein bisschen schmal ? Aufgrund der Länge sind Teichmolch und Bergmolch am wahrscheinlichsten, vll kann auch noch der Fadenmolch in Frage kommen, hängt von der Intensität der Bauchfärbung ab und von der Tatsache ob die Molche Flecken haben.
    Aufgrund deiner bisherigen Beschreibung würde ich aber mit ziemlicher Sicherheit auf Bergmolche (Triturus/Mesotriton alpestris) tippen, du kannst ja mal BIlder von denen suchen.

    Grüße
    Benny
    Q>Q!

    diverse arboreale Reptilien

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    • #3
      Wow, vielen Dank für die schnelle Antwort!
      Ich hab mal die drei Molcharten gegoogelt, am ehesten kommt tatsächlich der Bergmolch hin, aber sowohl mein Freund als auch ich sind uns relativ sicher, dass die Tiere noch ein wenig anders aussahen.

      Wir haben uns gerade nochmals besprochen und obwohl die Tiere durch den Sand immer sehr verschmutzt sind, sind wir uns recht sicher, dass der Bauch rein orange (sehr intensiv, fast mandarinenfarbig) ohne Punkte oder Flecken ist.
      Plump oder schmal? Wie definierst du denn plump und schmal? Mir kamen sie recht tollpatschig vor, und im Gegensatz zu meinen wohlgenährten Leopard- und Kronengeckos wirkten sie auf mich sehr schmal. Aber das scheint mir eine Sache der Verhältnismäßigkeiten zu sein Verhungert sahen sie nicht aus, die Bäuche warennatürlich jetzt im Winter etwas schmaler als letzten Sommer, aber durch die verhältnismäßig kurzen Beine wirkten die Tiere ein bißchen unbeholfen.

      Bei Bergmolch frag ich mich dann natürlich auch, ob der in Lengerich, was ja irgendwie gar nicht in den Bergen liegt, vorkommt?
      Zuletzt geändert von K_Balder; 17.03.2008, 18:46. Grund: Frage vergessen

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      • #4
        Hi,

        der Name sagt doch recht wenig über seine Verbreitung aus, der Bergmolch ist in großen Teilen Europas verbreitet.
        Insbesondere bei den Bergmolchdamen gibt es doch deutlich Unterschiede in der Intensität der Ausfärbung. Wenn die Tiere relativ unbeholfen oder tollpatschig sind, hängt das nicht nur mit der Temperatur zusammen, unsere Molche sind an Land nicht so die Schnelligkeitsfanatiker .
        Bergmolche sind im Vergleich zu Faden -und Teichmolche schon ne Nummer kompakter, ich hab bisher noch nie nen Bergmolche gesehen, der aussah, als ob er Hunger leiden musste . Faden oder Teichmolche wirken oft recht schmächtig oder dünn.

        Grüße
        Benny
        Q>Q!

        diverse arboreale Reptilien

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        • #5
          Zitat von K_Balder Beitrag anzeigen
          (in dem Fall eine ziemlich coole und sehr lange Besiedlungsphase vom 9. bis zum 13. Jahrhundert).
          ...bäh, Mittelalter...

          ...habt ihr wenigstens die schönen Langzelte, wegen des Wetters?

          jonesige Grüße
          Hochdorff

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          • #6
            Hm, dann ist es vielleicht doch der Bergmolch. Ich glaub, ich muss mal in irgendeinen Zoo gehen und mir Molche anschauen. Ich hab beim Bilder anschauen gemerkt, dass ich die Tiere kaum auseinander halten kann.
            Ich nehm die nächsten Wochen mal die Kamera mit, vielleicht erwisch ich noch mal einen...
            Liege ich richtig, dass die Weibchen bei den Bergmolchen rein graubraun sind und die Männchen immer diese schwarzweiße Zierfarbe auf der Wirbelsäule und den Flanken haben? Oder ist das eine Balzfärbung, wenn es sowas bei Molchen gibt?

            Zelte? Sind wir Weicheier? Nein, wir haben keine Zelte, wir arbeiten hart und ehrlich bei Wind und Wetter. Letzte Woche war da ganz schön heftig. Da wären Zelte davon geflogen.
            Und Mittelalter ist in dem Fall nicht Bäh, sondern ganz toll. Wir haben eines der längsten Häuser Deutschlands für die Zeitstufe, und offenbar keinerlei bäuerliches Umfeld sondern reine Eisenverhüttung. Richtig klasse. Und toll sind auch die schiffsförmigen Häusern aus dem 9. Jahrhundert, wo das eine der Folgebau des anderen ist, und mehr oder weniger auf der gleichen Stelle errichtet wurde... Ups, da komm ich doch gleich ins offtopic.... Verzeihung. Eigentlich wollte ich nur nach den Molchen fragen.

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            • #7
              Ja auch Molche können in der Balz schönere Farben anlegen.
              Manche sehen wirklich recht hübsch aus, das geben auch neutrale Beobachter zu, Bergmolchmännchen in der aquatile Phase gehören ganz klar zu den hübschen Exemplaren:wub: .
              Mit den Zoos brauchst du nicht wirklich rechnen, mich würde es extrem verwundern wenn ein Zoo heimische Schwanzlurche pflegen würde.
              Die Weibchen des Bergmolches sind auch grau braun marmoriert, manche heller, manche dunkler. Ich denke bei der Googlebildersuche wirst du ein paar brauchbare Bilder finden. Aktuell kann man Bergmolche auch in fast jedem fischfreien Tümpel beobachten, nur so als Tipp am Rande.
              Q>Q!

              diverse arboreale Reptilien

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              • #8
                Also ist diese schwarz-weiße Fleckzeichnung tatsächlich eine Balzzeichnung und nur vorhanden, wenn die Tiere im Wasser sind?

                Mann, da sieht man mal, wie schlimm solche Bildungslücken sind. Ich werd mal schauen, ob ich in der Mittagspause mal rumstrolche, vielleicht finde ich ja den Teich, wo die Tiere hingehören.

                Wie lang ist die "Wasser Phase" bei Bergmolchen denn?

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                • #9
                  Ab jetzt so zwei bis drei Monate. Bergmolche sind im Vergleich zu anderen Molcharten nicht so lange im Wasser, ich kenne aber eine Population da kann man Tiere durchaus bis in den Herbst im Wasser antreffen.
                  Die Männchen haben immer so einen kleinen Kamm am Rücken der ist immer schwarz weiß. Unter Wasser werden die Farben deutlich kräftiger und der Kamm erhöht sich minimal (ist meine subjektive Einschätzung)

                  Grüße
                  Benny
                  Q>Q!

                  diverse arboreale Reptilien

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                  • #10
                    Das klingt ja echt nach einem sehr interessanten Tier. Ich glaub, ich leih mir mal in der Bib was über Molche...

                    Aber nochmal zu unseren "Findelkindern": Wo wir sie aussetzen, ist prinzipiell egal?

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                    • #11
                      Lieber Herr oder Frau Balder

                      Wenn die Molche natürlich in ihrem Grabungsgebiet vorkommen, wird sich in der Nähe ein geeigneter Lebensraum für die Molche befinden. Wenn ihr die Tierchen bei feuchtem Wetter in diese Wiese aussetzt, werden sie sich zu Recht finden. Aber wieso alle Grabungsstreifen wieder zudecken? Wenn man
                      schon mal Teiche, die für Amphibien nutzbar sind angefangen hat zu graben,
                      warum nicht gleich die Sache voll durchziehen und gleich ein neues Amphibien-Biotop erstellen??? Grabt doch etwas tiefer, damit es richtig nass wird und
                      macht die Wände schräg, damit Tiere gefahrlos zum Teich marschieren können! Mit Rücksprache mit dem örtlichen Naturschutzamt könnte es
                      vielleicht gehen? Auf jeden Fall würdet ihr gewaltig Sympathie und viel
                      Aplaus ernten!!

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                      • #12
                        Ich applaudiere für diesen sehr gelungen Vorschlag von Daniel Hofer!
                        Insbesondere Bergmolche hocken mit Freude in den kleinsten Tümpel rein
                        Q>Q!

                        diverse arboreale Reptilien

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                        • #13
                          Hallo Herr Hofer,

                          kurz vorher: Frau Balder ist richtig, aber Katrin reicht mir auch

                          Zu dem Vorschlag:
                          So sehr ich auch ein Faible für allerlei Viehzeug habe, dieser Vorschlag ist aus verschiedenen Gründen nicht ausführbar.

                          1. Die Ausgrabung ist nicht abgesichert. Sie ist jederzeit für jeden Menschen betretbar. Offene Löcher im Boden bedeuten eine akute Gefahrenquelle, besonders für Kinder. Außerdem ist der Boden nicht so stabil, sodass dazu kommt, dass Löcher über 60 Zentimeter Tiefe einsturzgefährdet sind.

                          2. Ich glaube, ich habe offenbar nicht gut genug beschrieben, was wir dort tun und wie das Ganze aussieht
                          Vielleicht helfen die Bilder von diesem Link hier (das ist nicht unsere Grabung sondern von den Bildern her das beste, was ich googlen konnte), sich ein Bild zu machen davon, wie das Ganze aussieht (unsere Grabung umfasst allerdings eine weitaus größere Fläche von circa 8000 m²).

                          http://user.uni-frankfurt.de/~elaufer/proj-gm/gb.htm

                          Das Ziel dieser Archäologischen Ausgrabung ist die, vom Denkmalschutz vorgegebene, Voruntersuchung eines Geländes, auf dem 30 1-Familien-Häuser gebaut werden sollen. Das heißt, alles, was wir öffnen, muss wieder verfüllt werden, damit diese Häuser darauf gebaut werden können.
                          Teiche oder ähnliches sind nicht vorgesehen.

                          3. Die Löcher bis zum Grundwasser abtiefen ist extrem arbeitsaufwändig, das der Grundwasserspiegel noch mal 1,50 m unter dem jetztigen Grabungsniveau liegt. Für ein Loch dieser Größe (150 h x 150 l x 100 t cm) braucht ein gut trainierter Grabungshelfer mehr als einen Tag, dazu kommt, dass ab 100 cm die Löcher mit einem Gerüst gesichert werden müssen.
                          Weder der Arbeitsaufwand noch die Einsturz-/Verletztungsgefahr wären vertretbar. Wir hören auch generell ab der Tiefe auf zu graben, da das eindringende Wasser sofort den Sandboden unterspült und die Löcher höchst instabil macht.

                          Die Punkte, dass wir ja nciht staatlich finanziert werden, sondern der Bauherr uns bezahlen muss und uns eins husten wird, wenn wir Molchteiche anlegen und dergleichen, erwähne ich mal nicht. Ich denke, es ist offensichtlich anhand der oberen Punkte, dass das nicht möglich für uns Archäologen ist.

                          Den Bauherren anschreiben wäre natürlich eine Idee, aber ich bezweifle, dass die Leute darauf eingehen werden.

                          insofern: Schade, aber nicht möglich. Also setz ich die Molche unter vielen "ohhh, wie süüüß!"-Rufen meiner Kollegen wieder in die Wiese und hoffe, dass sie in ihren Stammteich zurück wanken.

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                          • #14
                            Ich habs geschafft, Bilder von den Tieren zu machen. Wer mag, kann ja mal einen Blick drauf werfen und den Verdacht "Bergmolch" bestätigen...

                            Hier die links:
                            http://img148.imageshack.us/img148/2874/molch1pq5.jpg

                            http://img182.imageshack.us/img182/1374/molch2hk0.jpg

                            http://img148.imageshack.us/img148/3726/molch3kf7.jpg

                            http://img181.imageshack.us/img181/5751/molch4ez8.jpg

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                            • #15
                              Hi,

                              eindeutig T.alpestris. Alles Bilder von Weibchen, die letzte hat schon einen mehr als deutlichen Laichansatz

                              Grüße
                              Benny
                              Q>Q!

                              diverse arboreale Reptilien

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