Matzinger Hundeflocken, Legemehl und Weizenkleie sind Junkfood für Grillen und Heuschrecken, die damit zum Junkfood für die Echsen werden.
Ich halte es für verantwortungslos, unbedarften Terrarianern zu erklären, man könne derartiges Junkfood mit Nahrungsergänzungmitteln aufwerten.
Nahrungsergänzungsmittel: kann eine ausgewogene, abwechslungsreiche Nahrung nicht ersetzen - wird von mir folgendermaßen interpretiert:
Wenn ich mich oder meine Echsen nicht ausgewogen und abwechslungsreich ernähre, nutzen Nahrungsergänzungsmittel nichts. Wenn ich mich und meine Echsen ausgewogen und abwechslungsreich ernähre, sind Nahrungsergänzungsmittel völlig überflüssig.
Der theoretische Ansatz der Multipräparate ist folgender: man nehme von allem etwas und der Organismus wird sich schon aussuchen, was er gerade braucht. Funktioniert nicht: Calcium hemmt die Magnesiumaufnahme, Magnesium hemmt die Aufnahme von Eisen, Kupfer die Aufnahme von Zink.
Bei der Supplementieerung mit den handelsüblichen Nahrungsergänzungsmitteln wie Herpetal und Korvimin wird die Aufnahme der beiden für die Zellfunktionen wichtigsten Mineralien, Magnesium und Zink, in hohem Maße negativ beeinflusst.
Ich gehe inzwischen davon aus, dass der tägliche Magnesiumbedarf adulter Echsen, doppelt bis vierfach so hoch ist, wie der tägliche Calciumbedarf. (entsprchend den Angaben ineinem alten Medizinlexikon von 1972) Der Magnesiumbedarf ist in hohem Maße abhängig von den Bewegungsaktivitäten, je mehr sich Echsen bewegen, umso mehr Magnesium wird benötigt.
Alle Futtertiere mit Kalkpräparaten einzustäuben, halte ich bei adulten Wildfängen inzwischen für eine Todesursache allerersten Ranges. Es kommt hinzu, dass fast immer, geht man von den Berechnungen von Köhler und Dennert aus, Vitamin D3 hoffnungslos überdosiert ist und es zu Einlagerungen von Kalk in Organe und Gefäße kommt.
Viele Vitamine liegen in den Nahrungsergänzungsmitteln in einer chemisch anderen und nicht in der natürlichen Form vor. Nur als Beispiel: Biochemiker und Pflanzenphysiologen kennen kein Vitamin B1 (Thiamin), sondern nur das Coenzym Thiaminpyrophosphat. Lehrbuch - Biochemie für Mediziner: Thiamin (Vitamin B1) muss in der Leber erst zu Thiaminpyrophosphat aktiviert werden. In allen Präparaten ist aber kein Thiaminpyrophosphat, sondern Thiaminchlorid enthalten und damit kann kein Wirbeltier etwas anfangen. Seitdem ich in meiner Futtermischung Vitamin B-haltige, d.h. Thiaminpyrophosphat-haltiges Futter wie gemahlene Sonnenblumenkerne, Erdnüsse und Leinsamen hinzugefügt habe, kann ich auf eine Supplementierung mit Thiaminchlorid dankend verzichten.
Die vielgelobten Matzinger Hundeflocken bestehen fast nur aus Weizen- und Maismehl. Einkeimblättrige Pflanzen, d.h. alle Getreidesorten, verwenden als Speicherproteine Prolamine und Gluteline (Klebereiweiße, die für die Backqualität der Mehle wichtig sind), ausgenommen Hafer, dessen Speicherproteine traditionsgemäß zu den Globulinen gestellt werden. Reis, ein tropisches Sumpfgras, enthält 85-90% Prolamine. Mais ist das Getreidekorn mit dem niedrigsten Proteingehalt, der Rest besteht fast nur aus Kohlenhydraten (Stärke). Im Gegensatz dazu verwenden zweikeimblättrige Pflanzen (Dikotyledonen) Globuline, und in geringem Maße Albumine, als Speicherproteine. Erdnüsse und Sojabohnen aus der Familie Fabaceae, früher Leguminosae, haben einen sehr viel höheren Eiweißgehalt, der zu 85-95% aus Globulinen besteht. Das gleiche gilt für Sonnenblumenkerne, Leinsamen, Haselnüsse und andere Samen. Gleichzeitig ist der Gehalt an einfach- und mehrfachungesättigten Fettsäuren sehr hoch, der Gehalt an Kohlehydraten sehr gering. Diese pflanzlichen Globuline können offensichtlich problemlos in tierische Globuline und Albumine umgewandelt werden, nicht aber Prolamine und Gluteline. Vor allem Nager und manche Vögel sind an eine globulinarme Ernährung angepasst, fast alle insektivoren Echsen aber nicht.
Für nachtaktive Geckos ist natürlich jeder mit Vorratsschädlingen verseuchter Getreidespeicher ein ergiebiges Jagdrevier. Die Menge der Futtertiere sagt allerdings nichts über deren Qualität aus, aber Geckos sind offensichtlich an eine eigentlich schlechte Proteinqualität der Futtertiere besser angepaßt als andere Echsen, meiner Meinung nach der wichtigste Grund, warum die Zucht vieler Geckos besser funktioniert als die Zucht anderer Echsen.
Proteine können anscheinend nicht so einfach und beliebig ineinander umgewandelt werden, wie man denkt. Begrenzender Faktor sind die essentiellen Aminosäuren, einzelne Aminosäuren in den Nahrungsergänzungsmitteln helfen dabei auch nur wenig.
Ich verwende inzwischen für Grillen, Schaben, Schwarzkäfer und deren Larven folgende Futtermischung:
20% Haferflocken (fein) 20% Dinkel-Vollkornmehl 20% Weizenkleie 10% Weizenkeime (getr.) 10% getrocknete Garnelen (Garnelenschrot, feingemahlen) 15% Erdnüsse, Leinsamen, Sonnenblumenkerne (fein gemahlen) 5% Petersilie oder Brennesel (getrocknet).
Dazu Feuchfutter, kein Trinkwasser, ganz normale Salatgurke und Karotten.
Ein Phänomen,das sich über die Nährwerttabellen nur schlecht erklären läßt, ist die Vorliebe der Grillen für die halbreifen Gurkenkerne,vermutlich wichtige Zink und Magnesiumquelle, die besonders gut verwertet werden kann. Grillen brauchen zwar auch Ballaststoffe in Form von Weizenkleie. Die in der Weizenkleie enthaltenen Mineralstoffe und Vitamine können aber von kaum einem Tier verwertet werden.
Grünfutter für Grillen und Heuschrecken: neben Löwenzahn, Wegerich, Klee und Vogelmiere auch Gartenmelde (Atriplex), Gänsefuß und Quinoia (Chenopodium album und C. quinoia, die Blätter, nicht die Samen), Weißen Senf (Synapis), Brennessel, Taubnessel, Kapuzinerkresse und Karotten (das Grünzeug von den Bundmöhren).
Zweikeimblättrige Pflanzen verwenden Calciumcarbonat zur Stabilisierung ihrer Zellmembranen. Süß- und Sauergräser (Poaceae und Cyperaceae und dazu gehören allen Getreidesorten) verwenden dagegen Siliziumoxid (Kieselsäure), dergleichen Nadelbäume (Pineaceae), Schachtelhalm und Kieselalgen. Deshalb auch Wanderheuschrecken vorrangig mit den oben aufgeführten Pflanzen und nicht mit Maisblättern und Weizengras füttern.
Für höchst problematisch halte ich auch den hohen Kohlehydratanteil in den Getreideprodukten, die an die Insekten verfüttert werden.
Außerdem bekommen Buffalos und Mehlkäfer ganz gezielt Garnelenschrot, bevor sie an die Echsen verfüttert werden. Garnelen enthalten nicht nur Calcium, sondern auch viel Magnesium und Zink und die Spurenelemente Jod, Kupfer, Chrom und Selen. Zweikeimblättrige Pflanzen enthalten viel von dem Spurenelement Mangan. Von einer zusätzlichen Supplementierung mit diesen Spurenelementen ist deshalb abzuraten , insbesondere die Supplementierung mit Kupfer halte ich für ausgesprochen problematisch, da ständiger Kupferüberschuss schnell zu Leberschädigungen führen kann.
Der natürliche Gehalt an Calcium, anderen Mineralien und Vitaminen reicht bei konsequenter Verfütterung meiner Insekten aus den Futtertierzuchten inzwischen völlig aus, junge Gürtelschweife, Schildechsen und Skinke,nicht nur eigene Nachzuchten, sondern auch jüngere Wildfänge, ausreichend zu versorgen, dergleichen Wüstenagamen (Trapelus Arten).
Das wichtigste, was sich alle merken müssen: die einseitige Fütterung der Futterinsekten mit einkeimblättrigen Pflanzen (=Getreideprodukten) ist das Hauptproblem!!!
Vielen Dank für die Teilnehmer der Tagungen der AG Lacertidae und der AG
Chamaeleons für wichtige Anregungen und speziell an Gerald Benyr und Walter Sachsse während der Tagung der ÖGH in Wien.
Grüße
Dieter Lilge
Ich halte es für verantwortungslos, unbedarften Terrarianern zu erklären, man könne derartiges Junkfood mit Nahrungsergänzungmitteln aufwerten.
Nahrungsergänzungsmittel: kann eine ausgewogene, abwechslungsreiche Nahrung nicht ersetzen - wird von mir folgendermaßen interpretiert:
Wenn ich mich oder meine Echsen nicht ausgewogen und abwechslungsreich ernähre, nutzen Nahrungsergänzungsmittel nichts. Wenn ich mich und meine Echsen ausgewogen und abwechslungsreich ernähre, sind Nahrungsergänzungsmittel völlig überflüssig.
Der theoretische Ansatz der Multipräparate ist folgender: man nehme von allem etwas und der Organismus wird sich schon aussuchen, was er gerade braucht. Funktioniert nicht: Calcium hemmt die Magnesiumaufnahme, Magnesium hemmt die Aufnahme von Eisen, Kupfer die Aufnahme von Zink.
Bei der Supplementieerung mit den handelsüblichen Nahrungsergänzungsmitteln wie Herpetal und Korvimin wird die Aufnahme der beiden für die Zellfunktionen wichtigsten Mineralien, Magnesium und Zink, in hohem Maße negativ beeinflusst.
Ich gehe inzwischen davon aus, dass der tägliche Magnesiumbedarf adulter Echsen, doppelt bis vierfach so hoch ist, wie der tägliche Calciumbedarf. (entsprchend den Angaben ineinem alten Medizinlexikon von 1972) Der Magnesiumbedarf ist in hohem Maße abhängig von den Bewegungsaktivitäten, je mehr sich Echsen bewegen, umso mehr Magnesium wird benötigt.
Alle Futtertiere mit Kalkpräparaten einzustäuben, halte ich bei adulten Wildfängen inzwischen für eine Todesursache allerersten Ranges. Es kommt hinzu, dass fast immer, geht man von den Berechnungen von Köhler und Dennert aus, Vitamin D3 hoffnungslos überdosiert ist und es zu Einlagerungen von Kalk in Organe und Gefäße kommt.
Viele Vitamine liegen in den Nahrungsergänzungsmitteln in einer chemisch anderen und nicht in der natürlichen Form vor. Nur als Beispiel: Biochemiker und Pflanzenphysiologen kennen kein Vitamin B1 (Thiamin), sondern nur das Coenzym Thiaminpyrophosphat. Lehrbuch - Biochemie für Mediziner: Thiamin (Vitamin B1) muss in der Leber erst zu Thiaminpyrophosphat aktiviert werden. In allen Präparaten ist aber kein Thiaminpyrophosphat, sondern Thiaminchlorid enthalten und damit kann kein Wirbeltier etwas anfangen. Seitdem ich in meiner Futtermischung Vitamin B-haltige, d.h. Thiaminpyrophosphat-haltiges Futter wie gemahlene Sonnenblumenkerne, Erdnüsse und Leinsamen hinzugefügt habe, kann ich auf eine Supplementierung mit Thiaminchlorid dankend verzichten.
Die vielgelobten Matzinger Hundeflocken bestehen fast nur aus Weizen- und Maismehl. Einkeimblättrige Pflanzen, d.h. alle Getreidesorten, verwenden als Speicherproteine Prolamine und Gluteline (Klebereiweiße, die für die Backqualität der Mehle wichtig sind), ausgenommen Hafer, dessen Speicherproteine traditionsgemäß zu den Globulinen gestellt werden. Reis, ein tropisches Sumpfgras, enthält 85-90% Prolamine. Mais ist das Getreidekorn mit dem niedrigsten Proteingehalt, der Rest besteht fast nur aus Kohlenhydraten (Stärke). Im Gegensatz dazu verwenden zweikeimblättrige Pflanzen (Dikotyledonen) Globuline, und in geringem Maße Albumine, als Speicherproteine. Erdnüsse und Sojabohnen aus der Familie Fabaceae, früher Leguminosae, haben einen sehr viel höheren Eiweißgehalt, der zu 85-95% aus Globulinen besteht. Das gleiche gilt für Sonnenblumenkerne, Leinsamen, Haselnüsse und andere Samen. Gleichzeitig ist der Gehalt an einfach- und mehrfachungesättigten Fettsäuren sehr hoch, der Gehalt an Kohlehydraten sehr gering. Diese pflanzlichen Globuline können offensichtlich problemlos in tierische Globuline und Albumine umgewandelt werden, nicht aber Prolamine und Gluteline. Vor allem Nager und manche Vögel sind an eine globulinarme Ernährung angepasst, fast alle insektivoren Echsen aber nicht.
Für nachtaktive Geckos ist natürlich jeder mit Vorratsschädlingen verseuchter Getreidespeicher ein ergiebiges Jagdrevier. Die Menge der Futtertiere sagt allerdings nichts über deren Qualität aus, aber Geckos sind offensichtlich an eine eigentlich schlechte Proteinqualität der Futtertiere besser angepaßt als andere Echsen, meiner Meinung nach der wichtigste Grund, warum die Zucht vieler Geckos besser funktioniert als die Zucht anderer Echsen.
Proteine können anscheinend nicht so einfach und beliebig ineinander umgewandelt werden, wie man denkt. Begrenzender Faktor sind die essentiellen Aminosäuren, einzelne Aminosäuren in den Nahrungsergänzungsmitteln helfen dabei auch nur wenig.
Ich verwende inzwischen für Grillen, Schaben, Schwarzkäfer und deren Larven folgende Futtermischung:
20% Haferflocken (fein) 20% Dinkel-Vollkornmehl 20% Weizenkleie 10% Weizenkeime (getr.) 10% getrocknete Garnelen (Garnelenschrot, feingemahlen) 15% Erdnüsse, Leinsamen, Sonnenblumenkerne (fein gemahlen) 5% Petersilie oder Brennesel (getrocknet).
Dazu Feuchfutter, kein Trinkwasser, ganz normale Salatgurke und Karotten.
Ein Phänomen,das sich über die Nährwerttabellen nur schlecht erklären läßt, ist die Vorliebe der Grillen für die halbreifen Gurkenkerne,vermutlich wichtige Zink und Magnesiumquelle, die besonders gut verwertet werden kann. Grillen brauchen zwar auch Ballaststoffe in Form von Weizenkleie. Die in der Weizenkleie enthaltenen Mineralstoffe und Vitamine können aber von kaum einem Tier verwertet werden.
Grünfutter für Grillen und Heuschrecken: neben Löwenzahn, Wegerich, Klee und Vogelmiere auch Gartenmelde (Atriplex), Gänsefuß und Quinoia (Chenopodium album und C. quinoia, die Blätter, nicht die Samen), Weißen Senf (Synapis), Brennessel, Taubnessel, Kapuzinerkresse und Karotten (das Grünzeug von den Bundmöhren).
Zweikeimblättrige Pflanzen verwenden Calciumcarbonat zur Stabilisierung ihrer Zellmembranen. Süß- und Sauergräser (Poaceae und Cyperaceae und dazu gehören allen Getreidesorten) verwenden dagegen Siliziumoxid (Kieselsäure), dergleichen Nadelbäume (Pineaceae), Schachtelhalm und Kieselalgen. Deshalb auch Wanderheuschrecken vorrangig mit den oben aufgeführten Pflanzen und nicht mit Maisblättern und Weizengras füttern.
Für höchst problematisch halte ich auch den hohen Kohlehydratanteil in den Getreideprodukten, die an die Insekten verfüttert werden.
Außerdem bekommen Buffalos und Mehlkäfer ganz gezielt Garnelenschrot, bevor sie an die Echsen verfüttert werden. Garnelen enthalten nicht nur Calcium, sondern auch viel Magnesium und Zink und die Spurenelemente Jod, Kupfer, Chrom und Selen. Zweikeimblättrige Pflanzen enthalten viel von dem Spurenelement Mangan. Von einer zusätzlichen Supplementierung mit diesen Spurenelementen ist deshalb abzuraten , insbesondere die Supplementierung mit Kupfer halte ich für ausgesprochen problematisch, da ständiger Kupferüberschuss schnell zu Leberschädigungen führen kann.
Der natürliche Gehalt an Calcium, anderen Mineralien und Vitaminen reicht bei konsequenter Verfütterung meiner Insekten aus den Futtertierzuchten inzwischen völlig aus, junge Gürtelschweife, Schildechsen und Skinke,nicht nur eigene Nachzuchten, sondern auch jüngere Wildfänge, ausreichend zu versorgen, dergleichen Wüstenagamen (Trapelus Arten).
Das wichtigste, was sich alle merken müssen: die einseitige Fütterung der Futterinsekten mit einkeimblättrigen Pflanzen (=Getreideprodukten) ist das Hauptproblem!!!
Vielen Dank für die Teilnehmer der Tagungen der AG Lacertidae und der AG
Chamaeleons für wichtige Anregungen und speziell an Gerald Benyr und Walter Sachsse während der Tagung der ÖGH in Wien.
Grüße
Dieter Lilge
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