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Tiere selbst fangen

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  • #16
    Re: Tiere selbst fangen

    Moin,

    interessantes Thema hier. Ich sehe das ähnlich wie Ingo, und habe deshalb auch meinen Bestand auf einige wenige Arten reduziert. Habe ich vor Jahren noch ein riesiges Sammelsurium diverser Chamäleonarten gepflegt, so sind es heute mehrere Individueen umfassende Zuchtstämme weniger Arten und halte enge Verbindung zu anderen Haltern dieser Arten zwecks "Materialaustausch" (jaja, blödes Wort, aber ihr wisst schon was gemeint ist).

    Unter Chamäleonhaltern ist es ja quasi ein alter Hut das bei Erreichen der dritten, spätestens aber der 4.Filialgeneration plötzlich Probleme einsetzen und sich die Nachzuchten nicht weiter vermehren lassen. Dem wirke ich lieber von Anfang an entgegen indem ich versuche möglichst viele Tiere von vielen verschiedenen Züchtern und anfangs selbstverständlich auch Wildfänge zu erwerben um einen großen Zuchtstamm zusammen zu stellen. Oft denken die Leute dann: "Der hat ja Angst vor Inzucht!" Irgendwie haben sie damit auch recht, aber ich habe keine Angst vor Inzuchtdepression und irgendwelchen "Mutationen", ich habe Angst vor F3, und davor das z.B. auch Ch.jacksonii merumontanus einem langfristigen Export/Importverbot zum Opfer fällt.

    Die von Ingo erwähnte Kleintierhaltergemeinde geht da wirklich schon besonnener zu Werke. Mein Großvater hatte seinerzeit eine Rottweilerzucht, und wenn schon in den 80er Jahren ist er mit seinen Hündinnen um die halbe Welt gereist um sie von möglichst blutfremden Rüden decken zu lassen. Begriffe wie Pedigree, Intzuchtkoeffizient und Inbreeding tauchten da gerade erst auf. Aber auch die oftmals gescholtenen Meerschweinchenzüchter führen penibel Zuchtbücher und Übersichten über gezielte Verpaarungen. Sehr vorbildlich im Vergleich zu einigen Chamäleonhaltern die mal eben munter für 2-3 Jahre drauflos"züchten" um die schnelle Mark zu verdienen.

    Leider bringt das ganze auch Nachteile mit sich. Jedenfalls für mich hieß es aufgrund von Platzmangel Abschied zu nehmen von meinen großen Arten. Aber ok, goodbye parsonii, welcome jacksonii merumontanus. Vorbilder habe ich jedenfalls zur Genüge. Vor allem nach dem Lesen des Langzeiterfolgs (bis F10)bei der Zucht von Ch.jacksonii xantholophus von MASURAT hat mich der Ehrgeiz gepackt dies auch bei den von mir gehaltenen Arten zu erreichen. Aber auch der Aufruf anderer langjähriger Chamäleonhalter, unter anderem Wulf Schott, nicht der Sammelleidenschaft zu fröhnen sondern sich zu spezialisieren hat mich "aufgeweckt".

    Abschliessend bleibt noch zu sagen das ich es sehr begrüßen würde wenn sich mehr Halter zusammenschliessen würden um aus oben genannten Gründen Zuchtgemeinschaften zu bilden. Der Brei wird in dem Fall langfristig besser wenn viele Köche dran rühren und ihre Zutaten beimengen.

    Viele Grüße,

    Marco

    P.S.: Ich fände das wäre auch mal ein Thema für die elaphe, oder?

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    • #17
      Re: Re: Tiere selbst fangen

      [quote]Ingo schrieb:
      Hi,

      ein Vermehrer verpaart Tiere und erzeugt Nachkommen.
      Ein Züchter macht sich über den genetischen Hintergrund seiner Zuchttiere Gedanken und wendet eine Reihe von bewussten Kriterien bei der Auswahl der Elterntiere an. Er verfolgt eine Linie über mehrere Generationen, führt Buch über Verwandtschaftsverhältnisse und hält Kontakt zu anderen Züchtern zwecks kontroliiertem Austausch.
      Soweit ganz grob zu meiner Definition.
      Jede geringzahlige Gründerpopulation -die Standardsituation in der Terraristik- unterliegt Gendrift und Inzucht.
      In der Natur führt das zum Aussterben der allermeisten solcher Populationen nach wenigen Generationen. Nur in seltenen Fällen gelingt das Überleben.
      Reine Vermehrung von Tieren beschleunigt den Prozess. Nur die glücklichen genetisch von vornherein besonders armen und stabilen überleben.
      Gezielte Zucht kann die Problematik reduzieren und in vielen Fällen ein Nachlassen von Lebensfähigkeit und ein Aussterben verhindern.

      Hi! Dem kann ich soweit zustimmen. Der Wildfang von, vor allem seltenen Arten sollte jedoch, wenn überhaupt, von wirklich erfahrenen Pflegern oder Instituten durchgeführt werden. Neben wissenschaftlichen Zielen, natürlich auch mit dem Ziel genügend starke Populationen für den heimischhen Markt aufzubauen. Ich halte es für sehr bedenklich, wenn jeder einfach mal so in den Wald spazieren kann, um die gewünschten Arten einzusammeln. Es gibt eine Vielzahl von Arten, die seit Jahren nachgezüchtet werden u. für den Terrianer interessant sind. Darunter natürlich auch seltene Arten, die dann entsprechend Teuer sind. Sicher ist der selbst durchgeführte Fang vor Ort unter Umständen billiger. Aber Kostenfragen für den zukünftigen Halter sollten keine Legimitation an den Raubbau der Natur sein. Auch Argumente, dass man das natürliche Habitat der Tiere sieht, der Stress geringer ist als bei kommerziellen Händlern kann ich nicht nachvollziehen. Ersteres ließe sich auch durch eine Urlaubsreise verwirklichen, wo man natürlich die Tiere dort läßt wo sie hingehören. Was den Stress des Transportes bei kommerziellen Importeuren angeht, sollte man eher an den Wurzeln des Übels anfassen, als sich daraus wiederrum eine Legimitation zum Selbstfang zu stricken. Soll heißen, strengere Kontrollen u. Auflagen seitens des Gesetzgebers, und vor allem der Verzicht auf Wildfänge seitens des "Endverbrauchers". Ich bin nicht unbedingt gegen Wildfänge. Vorausgesetzt, sie ist Naturverträglich und der Schutz der Habitate ist gewährleistet. Der Transport ist möglichst schonend und tiergerecht zu Gestalten, wo dann der Gesetzgeber gefragt ist. Wenn letztendlich die heimische Bevölkerung -gilt für Drittweltländer- an diesem "Geschäft" verdient finde ich das auch OK. Nicht wie bisher irgendwelche europäischen; japanischen oder amerikanischen Importeure, die bisher damit das große Geld verdienen, und die heimische Bevölkerung mit ein paar Groschen abserviert. Ich persönlich greife doch lieber auf Nachzuchten zurück. Dies nutzt den Tieren in den natürlichen Habitaten u. weitere Vorteile dürften den erfahrenen Terrianer hinreichend bekannt sein. Grüße Paule

      Kommentar


      • #18
        Re: Tiere selbst fangen

        Für die meisten Tierarten ist wohl eher die Habitatzerstörung ein entscheidender Faktor für deren Rückgang.
        Überspitzt formuliert: Was nützt es die Tiere die Tiere im Wald zu lassen, wenn der Wald im nächsten Jahr schon zu Paper/Möbeln verarbeitet ist und statt dessen Rinder dort weiden?

        Ich glaube, wenn wir unseren Konsum in solcher Hinsicht ein wenig überdenken, tragen wir mehr damit zum Artenschutz bei als wenn wir auf Wildfänge verzichten. Was natürlich nicht die im geringsten heißen soll, dass nichts gegen Wildfänge einzuwenden wäre.
        Ich meine nur dass man sich nicht in erster Linie darauf konzentrieren sollte Wasser auf heiße Steine zu tropfen, sondern auch mal weiter denken sollte.

        Schöne Grüße,

        Maik

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        • #19
          Von der Vermehrung zur Zucht

          Hallo,
          das Thema "Vermehrung und Zucht" spielt auch bei den Schildkrötenhaltern eine große Rolle, die immer stärker in den Vordergrund rückt.
          Nun da die Haltung der meisten stark verbreiteten Schildkrötenarten bis auf einige Streitpunkte sehr gut funktioniert, steigen auch die Zahlen der Nachzuchten und damit die Verantwortung der Halter, auch den vorhandenen Genpool für die nachfolgenden Generationen zu erhalten. Herr Gerhard Wagner hat in der neuesten Ausgabe der Schildkröten im Fokus einen Artikel veröffentlicht (http://www.schildkroetenimfokus.de/), der sich genau mit diesem Thema beschäftigt. Unter dem Titel: Zuchtziele und Zuchtmethoden erklärt er, auch für den Laien verständlich, worum es geht und seine Rechenbeispiele und vor allem seine praktischen Zusammenstellungen vorhandener Tiere zu Zuchtgruppen sind einfach von Schildkröten auf beliebige andere Reptilien zu übertragen. Auch die Verhinderung eines zu schlechten Inzuchtkoeffizienten durch "einzüchten" von möglichst entfernt verwandten Tieren, wie es Marco am Beispiel eines Rottweilers erwähnte, wird natürlich betrachtet.
          Idealer Weise sollten die Individuen auch häufig gehaltene Arten und solche, die sich leicht nachzüchten lassen, in einem Zuchtbuch festgehalten werden, um Fehler, die in der Zukunft nicht mehr rückgängig gemacht werden können zu vermeiden.
          Mich hat dieser Artikel und die Worte von Herrn Kober auf jeden Fall wachgerüttelt und meine Notizen, die ich bisher eher sporadisch bei besonderen Ereignissen und den üblichen Wiegeaktionen erstellte werden nun in einer Weise und mit vor allem aus einer anderen Sichtweise intensiver ausfallen.

          Viele Grüße
          Michael

          www.schildkroeten-im-fokus.de
          www.schildkroetenlexikon.de

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