Lacertiden Südostzyperns nebst Anekdoten zur übrigen Herpetofauna

[Felix Baier]

Guten Tag!

Ich werde diesen Sommer den äußersten Südosten Zyperns bereisen, östlich von Larnaca am Kap Greko.
Aus der Literatur ist mir für Zypern nur das Vorkommen von Acanthodactylus schreiberi sowie Lacerta (laevis?) troodica bekannt. Letztere wird wohl auf das Troodosgebirge beschränkt sein, oder weicht die Verbreitung vom Namen ab?
Mir ist von früheren Reisen jedoch eine sehr häufige Lacertide in eben diesem Flecken bekannt. Vermutungen über die Artzugehörigkeit?
Zu den Skinken: Außer Mabuya vittata noch weitere Vertreter der Gattung?

Gibt es eine aktuelle Liste zypriotischer Reptilien und Amphibien? Zum Teil treten in der Literatur erhebliche Unterschiede auf (Blanus s. strauchi auf manchen Listen aufgeführt, dann fehlend, Eirenis sp. ähnlich, Landschildkröten, Bufo viridis?).

Mit besten Grüßen,

Felix Baier

[Wolfgang Bischoff]

Re: Lacertiden Südostzyperns nebst Anekdoten zur übrigen Herpetofauna

Lieber Herr Baier,

hier die aktuellste, mir bekannte Arbeit mit einer Übersicht der Herpetofauna Zyperns:

Böhme, W. & H. Wiedl (1994): Staus and zoogeography of the herpetofauna of Cyprus, with taxonomic and natural history notes on selected species (genera Rana, Coluber, Natix, Vipera). - Zoology od the Middle East, 10: 31-52.

Tabellarisch werden die 23 folgenden Taxa aufgezählt:

Bufo viridis ssp., Hyla savignyi, Rana levantina, Hemidactylus turcicus, Cyrtopodion kotschyi fitzingeri, Laudakia stellio cypriaca, Chamaeleo chamaeleon recticrista, Acanthodactylus s. schreiberi, Lacerta laevis troodica, Ophisops elegans schlueteri, Ablepharus k. kitaibelii, Chalcides o. ocellatus, Eumeces s. schneideri, Mabuya vittata, Typhlops vermicularis, Coluber cypriensis, Coluber jugularis, Coluber nummifer, Natrix natrix cypriaca, Malpolon monsspessulanus insignitus, Telescopus fallax cyprianus, Vipera l. lebetina und Mauremys caspica rivulata.

Die Johannisechsen hat Schmidtler (1997) im Zuge einer Gattungsrevision zu Ablepharus b. budaki überstellt. Coluber cypriensis und C. jugularis stehen heute in der Gattung Hierophis und C. nummifer in der Gattung Hemorrhois.
Blanus und Testudo gibt es sicher nicht auf Zypern, während das Vorkommen von Eirenis modestus nicht völlig auszuschließen ist.

Ich war bisher nicht auf Zypern und kann deswegen keine eigenen Beobachtungen über die Lacertiden beisteuern.
Von den drei auf der Insel vorkomenden Arten ist Ophisops elegans schlueter mit Sicherheit die häufigste und verbreitetste. Acanthodactylus s. schreiberi scheint weitgehend auf sandige Habitate beschränkt zu sein und geht nicht ins Gebirge. Dagegen ist Lacerta laevis troodica, entgegen der Ansicht, die Werner (1936) in seiner Erstbeschreibung vertrat, keineswegs auf Gebirgsregionen beschränkt. Sie kommt offensichtlich vielmehr überall auf der Insel vor, wo sie genügend Feuchtigkeit und wenigstens etwas Schatten findet.

Viele Grüße,

Wolfgang Bischoff

[[ggg]Editiert von Wolfgang Bischoff am 14-08-2005 um 18:11 GMT[/ggg]]

[Felix Baier]

Re: Lacertiden Südostzyperns nebst Anekdoten zur übrigen Herpetofauna

Lieber Herr Bischoff,

zunächst vielen Dank für Ihre Hilfe!

Nach Ihren Beschreibungen könnten die angesprochenen Lacertiden allen drei Taxa zugehören, da die Konditionen stimmen. Ich werde das dieses Mal überprüfen und Fotos schiessen.

Haben Sie Informationen, in welchem Teil der Insel Eirenis modestus vorkommen könnte?

Viele Grüße,

Felix Baier

[Wolfgang Bischoff]

Re: Lacertiden Südostzyperns nebst Anekdoten zur übrigen Herpetofauna

Felix Baier schrieb:
Haben Sie Informationen, in welchem Teil der Insel Eirenis modestus vorkommen könnte?

Leider nein, lieber Herr Baier.

Nach meinen Beobachtungen in der Südost-Türkei und in der Levante, würde ich in verbuschtem Gelände mit reichlich Bodenbewuchs fleißig Steine umdrehen. Vielleicht haben Sie dann Glück und finden außer den Blödaugen (Typhlops) auch eine Zwergnatter. Wenn ja, unbedingt fotgrafieren und anschließend publizieren!

Viele Grüße,

Wolfgang Bischoff

[Jeroen]

Re: Lacertiden Südostzyperns nebst Anekdoten zur übrigen Herpetofauna

!!! See also ...
bornova.ege.edu.tr/~bgocmen/home12.html

(( jugularis = genus Dolichophis; if not, Eirenis should be included into Hierophis or Hierophis becomes paraphyletic ))

[[ggg]Editiert von Jeroen am 14-08-2005 um 21:36 GMT[/ggg]]

[Wolfgang Bischoff]

Re: Lacertiden Südostzyperns nebst Anekdoten zur übrigen Herpetofauna

Sie haben natürlich Recht, lieber Herr Speybroeck. Allerdings scheinen bezüglich der tatsächlichen Verwandtschaftsbeziehungen doch noch einige Fragen offen zu sein. Bevor diese nicht geklärt sind, halte ich es für voreilig, die Pfeilnatter schon wieder einer anderen Gattung zuzuordnen.

Viele Grüße,

Wolfgang Bischoff

[Felix Baier]

Re: Lacertiden Südostzyperns nebst Anekdoten zur übrigen Herpetofauna

Lieber Herr Speybroeck,

vielen Dank für den interessanten Link, er gibt etwas genauere Fundangaben zu einzelnen Arten. Demnach ist mein Reiseziel leider etwas arm besiedelt, selbiges vermutete ich aber auch schon.

Viele Grüße,

Felix Baier

[Paule]

Re: Lacertiden Südostzyperns nebst Anekdoten zur übrigen Herpetofauna

Hallo! Hier noch zwei Literaturtips zu der Herpetofauna Zyperns. Vom Verlag Herpetofauna Heft August 89 und Oktober 89. Ich selber war im Frühjahr auf Zypern. Die Strände der Insel glichen eher Müldeponien. Dieses nicht vereinzelt, sonder überall. Daher war es auch nicht verwunderlich, zwischen all den Müll auch mal eine ca. 70 cm große Caretta caretta zu finden. Gestorben, da sie eine Schnur gefressen hatte, die aus dem After herausschaute.
Ansonsten war Bertholt unser Haushardun Stellio stellio ständig zu sehen. Aber Bertholts waren sonst auch sehr häufig anzutreffen. Weiter beobachten konnte man Hemidactylus turcicus und Cyrtopodium kotschyi fitzingeri.Ja, Acanthodactylus schreiberi hab ich auf einer Wanderung auch mal vorbeihuschen sehen.Dann gabs da noch in Mengen Ophison e. schlueteri zu sehen, sowie auch einige Lacerta laevis. Ich durfte sogar eine tote Chalcides ocellatus und eine tote Telescopus fallax bewundern. Letztere roch jedoch unangenehm. Konnte aber die bereits erwähnte tote Schildkröte u. eine später noch gefundene tote Fledermaus nicht übertreffen . Grüße Paule


Ps. Seh grad bin etwas spät mit meinem Post

[[ggg]Editiert von Paule am 30-09-2005 um 10:38 GMT[/ggg]]

[Felix Baier]

Re: Lacertiden Südostzyperns nebst Anekdoten zur übrigen Herpetofauna

Hallo Paule,

wo warst du denn unterwegs?

Ich habe nämlich teilweise andere Beobachtungen gemacht:

Zum einen waren die Strände, die ich angetroffen habe, nicht verschmutzt, sondern sauber. Zum anderen war bei mir im Südosten die häufigste Lacertide Acanthodactylus s. schreiberi, nicht Ophisops. Das Schlangenauge bekam ich kein einziges Mal zu Gesicht, Lacerta laevis troodica nur im Pentadactylusgebirge.
Bezüglich der toten Tiere: das ist dort gang und gebe, so mein Gefühl.
Ich habe auf meinen Reisen dorthin schon Unmengen überfahrener Chamäleons, Pfeilnattern, Levanteottern, Eidechsennattern, Skinke und natürlich Hunde und Katzen gesehen. Der Bezug der Zyprioten zu ihrer Umwelt gleicht dem Unsrigen wenig, wie ich auf gemeinsamer Pirsch mit dortigen Jägern und aufgrund von Funden erschlagener Schlangen erfahren durfte.
Vielen dank für die Literaturzitate.

Gruß,

Felix

[Podarcis]

Re: Re: Lacertiden Südostzyperns nebst Anekdoten zur übrigen Herpetofauna

paule schrieb:
Hallo! Hier noch zwei Literaturtips zu der Herpetofauna Zyperns.

Hallo Paule,

Hier noch zwei aktuellere Printprodukte
Atatür, M. K and Göçmen, B. (2001). Amphibians and Reptiles of Northern Cyprus (1st Edition), Ege Üniversitesi, Fen Fakültesi Kitaplar Serisi, No. 170, Ege Üniversitesi Basimevi, Bornova-Izmir, 63 pp." (ISBN 975-483-486-5) hier online, und nicht zu vergessen:
Hans-Jörg Wiedls "Snakes of Cyprus/Schlangen auf Zypern". 2003.

Dann gibt es noch das Standardwerk:
Osenegg, K., Die Amphibien und Reptilien der Insel Zypern. Univ. Bonn (M. Sc. Thesis), 1989

Grüße
Michael

[Peter Oefinger]

Hallo allerseits,

ich war im März zum ersten Mal auf Zypern und habe fleißig fotografiert...
Mir war zwar nicht klar, dass es dort im Vergleich zu Griechenland einen so ausgeprägten Massentourismus gibt (das erklärt wohl auch die obige Diskussion zur Umweltverschmutzung). Trotzdem war es hinsichtlich Flora und Fauna sehr ergiebig - auch gerade bebaute und landwirtschaftlich genutzte Gebiete.

Eine Frage zu Ablepharus budaki: Das Tier war sehr häufig, allerdings nur in Einzelfällen mit rötlichem Schwanz. Was ist also der Unterschied zu A. kitaibellii? Kann es sein, dass erstgenannte Art einen spitzeren Kopf hat? ansonsten konnte ich keine Unterschiede erkennen.

Grüße
Peter Oefinger