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Oedura reticulata Zucht

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  • Oedura reticulata Zucht

    Hallo

    Ich bin momentan in Australien und führe Studien zum mating system an der Geckoart Oedura reticulata durch.
    Zur Zeit fange ich sie in verschiedenen Gebieten im Weizengürtel von Westaustralien.Mit meiner Studie, die meine Diplomarbeit ist, möchte ich herausfinden (mittels DNA-Analysen), inwieweit sich das mating
    System dieser Art zwischen fragmentierten Landschaften und Naturreservaten unterscheidet.

    Um eine bessere Aussage zu bekommen, bin ich am Überlegen, schwangere Weibchen zur Eiablage zu bringen, um dann
    direkt DNA der Nachkommen zu bekommen und somit diese eindeutig der Mutter zuordnen zu können.


    Damit ergeben sich verschiedene Fragen der Haltung.
    Die Anzahl der Weibchen wird sich auch auf rund 50-100 bewegen. Kann die Haltung in Plasteeimern (18cm Durchmesser,
    18cm Höhe, mit Luftlöchern) erfolgen? Ich weiß, das Gaze im unteren Drittel des Eimers besser wäre und auch Gaze als Verschluß auf dem Eimer, um Stauwärme zu vermeiden.
    Aber würden die Luftlöcher reichen? Den Boden des Eimers mit 10 cm Erde bedecken, damit sie darin ihre Eier vergraben können?
    Denn ich muß einen Kompromiss finden zwischen einer kostengünstigen, wenig zeitaufwendigen, aber dennoch sinnvollen und für das Tier artgerechten Einrichtung.
    Die Art ist nachtaktiv und arboreal.

    Ich vermute, dass die Wärme hier ausreichend ist, um nicht noch extra Lampen unterbringen zu müssen (ist ja auch eine Kostenfrage)?
    Sie sollten im Schatten stehen.

    Ebenfalls schwierig ist die Fütterung, die Zeit wird knapp bemessen sein, um täglich auf Nahrungsjagd zu gehen, zumal Fliegen nicht das beste sind (die hier aber zahlreich vorkommen)
    Sollten es Motten, Spinnen, Mehlwürmer sein? Die Geckos sind ca. 6cm (SVL) groß. Da sie in der Dämmerung fressen, müßte man ihnen das Futter ja auch eher abends geben, oder?

    Die nächste Tierhandlung ist aber 150 km entfernt, das macht mir ein wenig Sorgen, da ja die Nahrung auch mit Calcium angereichert werden müßte und ich hier wirklich auf einer einsamen Farm
    Sitze, in deren nächsten 10 km Umkreis sich nichts befindet. Der nächste Ort hat 400 Einwohner und ist auch nicht reich an Konsumgütern ausgestattet. Ist eine Nahrungsanreicherung
    Mit Calcium zwingend notwendig?


    Wenn die Eier gelegt sind, wie lange können sie in dem Eimer bleiben? Da ich die Eier von Westaustralien nach Canberra schicken muss, aber sicherlich nicht alle Weibchen synchron die 2 Eier legen, um sie in eine Box zu setzen, werde ich auf eine bestimmte Anzahl warten müssen. Ich würde sie gern hier vor Ort in einen Inkubator bringen, jedoch werde ich die 2 Monate, die die Eier zum inkubieren brauchen, nicht hier sein. Und eine Inkubation zu unterbrechen, wäre ja fatal.


    Sollte ich sonst noch irgendwas beachten, Krankheiten, spezielles Verhalten trächtiger Weibchen?


    Vielen Dank
    Rebecca













  • #2
    Re: Oedura reticulata Zucht

    Moin Rebecca,

    Becca schrieb:
    Die Anzahl der Weibchen wird sich auch auf rund 50-100 bewegen. Kann die Haltung in Plasteeimern (18cm Durchmesser,
    18cm Höhe, mit Luftlöchern) erfolgen?
    Bei 7-8cm Kopfrumpflaenge und 14-16cm Gesammtlaenge ist ein Eimer mit 18cm ziemlich klein. Wenn ich die Mindestanforderungen zur Haltung von Reptilien von andern nachtaktiven baumbewohnenden Geckos auf diese Art uebertrage komm ich auf eine Mindestgroesse von 48x48x64cm. Zudem halte ich nix von Plasikboxen weil diese schwitzen werden ... evtl sind Holzkisten oder unglasierte Tontoepfe mit Fliegengitter besser.

    Denn ich muß einen Kompromiss finden zwischen einer kostengünstigen, wenig zeitaufwendigen, aber dennoch sinnvollen und für das Tier artgerechten Einrichtung.
    Tierversuche rechtfertigen, zumindest in Deutschland, keine Tierquaelerei. 50 bis 100 Geckos, d.h. 100 bis 200 Jungtiere, in Plastikeimern, von jemand der vorher noch keine Geckos gezuechtet hat, und nicht weis was die fressen, hoert sich leider so an.

    § 9 TierSchG
    (1) Tierversuche dürfen nur von Personen durchgeführt werden, die die dafür erforderlichen Fachkenntnisse haben.
    genau diese Fachkenntnisse fehlen anscheinend, wenn ich mir die Fragen dieses Postings durchlese.

    Ich vermute, dass die Wärme hier ausreichend ist, um nicht noch extra Lampen unterbringen zu müssen (ist ja auch eine Kostenfrage)?
    Sie sollten im Schatten stehen.
    Wenn du das kein Plastik sondern Holz oder Ton mit Fliegengitter verwendest, sollte es moeglich sein in jeder Box einen natuerlichen Sonnenplatz, und natuerliche Verstecke anzubieten. Unter Eucalyptus gibts hierfuer evtl den passenden Halbschatten.

    Ebenfalls schwierig ist die Fütterung, die Zeit wird knapp bemessen sein, um täglich auf Nahrungsjagd zu gehen, zumal Fliegen nicht das beste sind (die hier aber zahlreich vorkommen)
    Sollten es Motten, Spinnen, Mehlwürmer sein? Die Geckos sind ca. 6cm (SVL) groß. Da sie in der Dämmerung fressen, müßte man ihnen das Futter ja auch eher abends geben, oder?
    Viele Geckos haben die unangenehme Angewohnheit bei einer Umsiedlung erstmal das Fressen einzustellen. Wichtig ist, dass die Tiere Versteckmoeglichkeiten in verschiedenen Temperaturen zum verdauen haben, und nicht im Futter stehen, weil Futterstress bei falschen Klima ist eine langsame aber wirkungsvolle Methode Geckos umzubringen.

    Fang erstmal mit ner Futtertierzucht an. z.b. Schaben, die sich in groesseren Mengen einfach zuechten lassen. Alternativ waere Keschern natuerlich das beste Futter, d.h. alles was im Kescher landet, nicht geschuetzt ist und ins Maul passt kann verfuettert werden. Giftige Spinnen sollten natuerlich vorher aussortiert werden. Bei 50 Tieren ist Keschern ein erheblicher Aufwand. Daher vorher Schaben zum zufuettern zuechten.

    Ist eine Nahrungsanreicherung
    Mit Calcium zwingend notwendig?
    Reptilen die Eier produzieren haben ein gesteigertes Calcium und Vitamin beduerfniss. Kalzium gibts als Muschelgrit, Schneckenhaeuser oder Sepiaschale auch im Versand. Korvimin ist hier in Deutschland die Vitaminmischung der Wahl.

    Wenn die Eier gelegt sind, wie lange können sie in dem Eimer bleiben? Da ich die Eier von Westaustralien nach Canberra schicken muss, aber sicherlich nicht alle Weibchen synchron die 2 Eier legen, um sie in eine Box zu setzen, werde ich auf eine bestimmte Anzahl warten müssen. Ich würde sie gern hier vor Ort in einen Inkubator bringen, jedoch werde ich die 2 Monate, die die Eier zum inkubieren brauchen, nicht hier sein. Und eine Inkubation zu unterbrechen, wäre ja fatal.
    Selbst bei optimalen Temperaturen brauchen diese Geckoeier warscheinlich mindest 2 Monate bis zum Schlupf, wenn hier die Zeiten von anderen Arten zu uebertragen sind.

    Sollte ich sonst noch irgendwas beachten, Krankheiten, spezielles Verhalten trächtiger Weibchen?
    evtl solltest du erstmal 2 Jahre Vorlauf mit einer kleineren Gruppe machen, um selber das Verhalten herauszubekommen. Traechtige Weibchen sind bei manchen Arten dominanter, und sonnen sich haeufiger. So genannten nachtaktive Arten sonnen sich indirekt.

    ciao,Michael

    PS: Mach mal Fotos von den Tieren und den Habitaten und schick diese an Oedura.org.
    PPS: Ich selber denke gern wissenschaftlich, und wollte dich mit dem Wort Tierquaelerei nicht beleidigen. Ich betrachte mal einen Ausschnitt aus Paragraph 8 des Deutschen Tierschutzgesetzes fuer eine konstuktive Kritik am Projekt:

    (3) Die Genehmigung darf nur erteilt werden, wenn
    1. wissenschaftlich begründet dargelegt ist, daß
    a) die Voraussetzungen des § 7 Abs. 2 und 3 vorliegen,
    b) das angestrebte Versuchsergebnis trotz Ausschöpfung der zugänglichen Informationsmöglichkeiten nicht hinreichend bekannt ist oder die Überprüfung eines hinreichend bekannten Ergebnisses durch einen Doppel- oder Wiederholungsversuch unerläßlich ist;
    ich geh mal davon aus das die beteiligte Universitaet diesen Versuch als Grundlagenforschon begruenden kann.

    2. der verantwortliche Leiter des Versuchsvorhabens und sein Stellvertreter die erforderliche fachliche Eignung insbesondere hinsichtlich der Überwachung der Tierversuche haben und keine Tatsachen vorliegen, aus denen sich Bedenken gegen ihre Zuverlässigkeit ergeben;
    3. die erforderlichen Anlagen, Geräte und anderen sachlichen Mittel vorhanden sowie die personellen und organisatorischen Voraussetzungen für die Durchführung der Tierversuche einschließlich der Tätigkeit des Tierschutzbeauftragten gegeben sind;
    Ich leses aus deinem Posting, die Idee einen Teil des Experiments unbeaufsichtigt weiterlaufen zu lassen. Hier scheint deine Personaldecke zu duenn. Nach Deutschen Gesetz fehlt ein Stellvertreter und ein unabhaengiger Tierschutzbeauftragter, die das Project die gesammte Zeit begleiten.

    Mein Tip: Begeister einen stadtbekannten Umweltschuetzer oder Geckoexperten hier den Tierschutz zu ueberwachen. Und heuer einen Mitarbeiter aus einer (auslaendischen) Zuchtfarm als Stellvertreter, um kostenguenstige Unterbringung aufzubauen. Bei 100 Versuchstieren halte ich zudem einen reptilenkundigen Tierartzt fuer sinnvoll.

    Begeister im Vorfeld schon einen Authoren mit Kontakt zu populaerwissenschaftliche Zeitschriften um die Ergebnisse nicht nur wissenschaftlich sondern auch in Geld zu vermarkten. Versuch das Projekt durch Foerdergelder und Drittmittel vorzufinanzieren. Viel Geld hilft, aber die Begeisterung an einer wissenschaftlichen Arbeit mitzuarbeiten, ist die wichtigste Muskelhypothek die du selber aufzubringen hast.

    4. eine den Anforderungen des § 2 entsprechende Unterbringung und Pflege einschließlich der Betreuung der Tiere sowie ihre medizinische Versorgung sichergestellt ist
    hier lohnt evtl die Ueberlegung das Experiment auf 20 Terrarien unter Laborbedingungen ueber ein halbes Jahr verteilt zu entschleunigen. Dies wuerde Zeit geben, jedes Gecko zu untersuchen, zu sehen ob es im Terrarium Futter annimmt, gegebenenfalls die Eiablage abzuwarten, und es am Fundort wieder auszusetzen, und ein neues Geckoweibchen zu sammeln. Hierbei wuerden ebenfalls ca 50 bis 100 Ergebnisse in Form von 100 bis 200 Jungtieren am Ende vorliegen, die nach dem Schlupf, Untersuchung und kurzem Terrarienaufenthalt ebenfalls am Fundort der Eltern ausgesetzt werden koennen.

    [[ggg]Editiert von kraehe am 21-11-2005 um 06:20 GMT[/ggg]]

    Kommentar


    • #3
      Re: Oedura reticulata Zucht

      Hi Rebbeca,

      da du uns nichts über deine Erfahrungen in der Geckohaltung berichtet hast, gehe ich jetzt einfach mal davon aus, dass sie gleich Null ist.
      Daher hast du dir für deine Diplomarbeit recht viel vorgenommen. Denn eine erfolgreiche Zucht von Tieren setzt voraus, dass man viel über die Tiere weiss und gewisse Erfahrungen mit ihnen hat, auch wenn man trächtige Weibchen aus der Natur entnimmt.

      Zur Haltung:
      ------------
      Zu allererst! Das Fangen von Tieren aus der Australischen Wildnis ist auch für Australier nicht gestattet und jede Person die australische Tiere in Privathand halten möchte benötigt hierzu eine Permission. Aber ich denke dies ist wahrscheinlich schon über deine Uni abgeklärt.

      Ich schliesse mich Krahe an, deine Behälter sind definitiv zu klein. Allerdings kannst du dir die Mindestanforderungen zur Haltung von Reptilien knicken, da diese nicht für Australien gelten (Kann mir schon vorstellen, dass ich jetzt von vielen Mitlesern einen auf den Deckel bekommen werde ;-)).

      Plastikeimer sind meines Erachtens jedoch für die Haltung geeignet, allerdings empfehle ich dir eine Höhe von 30cm, um den Tieren die Möglichkeit zum Klettern zu geben. 10cm Bodengrund sind unnötig eine dünne Sandschicht von max. 2 cm reicht völlig aus. Platziere im Eimer eine Dose mit feuchtem Sand/Erde-Gemisch - so kann und wird das Weibchen nur hier ihre Eier ablegen!!! - Dies erleichert die Eiersuche, deweiteren wird die feuchte Region auch zum Häuten genutzt.

      Die weitere Einrichtung sollte aus Steinen, Rindenstücken und Ästen bestehen. - Gucke dir einfach die Biotope an, in denen du die Tiere fängst und bilde sie nach. Eine Wasserschale darf auch nicht fehlen oder du sprühst jeden Abend einmal.

      Zur Belüftung würde ich ein grosses Loch in den Deckel der Eimer scheiden und dieses mit Fliegengaze verschliessen. Kaufe dir hierzu einen Lötkolben und verschmelze die Gaze in dem Plastikdeckel.

      Temperaturen:
      -------------
      Damit hast du es recht leicht, messe einfach die Temperaturen im Biotop am besten tagsüber und nachts und plaziere die Behälter bei dir so, dass sie ihnen ähnlich sind.

      Futter:
      -------
      Mit Sicherheit gibt es in Australien auch Futtertierzüchter, die diese Tiere versenden, kann das gerne mal für dich abklären. Heimchen oder Grillen sollten als Hauptfutter dienen, auf keinen Fall Fliegen. Vitamine und Kalzium in Pulverform kann einfach über die Futtertiere gestäubt werden.

      Meine Meinung zum Fang:
      -----------------------
      Leider war ich bisher noch nicht in Australien und konnte mir kein Bild von der Populationsdichte der verschiedenen Oedura Arten machen.
      Ich hoffe daher nur, dass eine Entnahme von so vielen Weibchen nicht populationsschädigend ist.
      Fängst du die Tiere aus unterschiedlichen Biptopen, solltest du sie später wieder am Fangort aussetzen.
      Hast du schon einmal darüber nachgedacht, nicht nur Weibchen, sondern Paare zu fangen und diese zur Nachzucht zu bringen?

      Transport:
      ----------
      Wie werden die Eier der Tiere nach Canberra transportiert? Sicher doch per Flieger, dann sollten sie auf keinen Fall im kühlen Transportraum gelagert werden und das sie zu meist von den gleichen Temperaturen umgeben sind. Mehrmaliges Ändern der Eilage ist ebenfalls nachteilig!


      Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen, wenn du noch weitere Fragen hast, kannst du dich gerne bei mir melden (oedura (@) gmx.net).
      Benötigst du Literatur über die Gattung, kann dir mit einigen Artikeln aushelfen?!

      Viele Grüsse nach Down under,

      Michael

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      • #4
        Hallo

        Hier gibt es sicher einige Kompetenzen in der Geckohaltung (speziell für Oedura). Mein Vorredner ist eine davon. Ich hoffe daher, dass sich keiner beleidigt fühlte, wenn ich Dich an ein anderes Forum weiterleite. Probier es doch mal auf http://www.geckosunlimited.com . Dort gibt es sicherlich mehr Personen, die mit einer solch seltenen Art zumindest Feld-, wenn nicht sogar Haltungserfahrungen haben.
        Eine grundsätzliche Anregung möchte ich Dir allerdings geben. Ich würde zu den Nachzuchtversuchen in der Fortpflanzugszeit nur die trächtigen Weibchen einfangen. Da diese wie viele andere Geckoweibchen der Gattung untereinander nicht aggressiv sind und sicher das Sperma über längere Zeit und für mehrere Gelege speichern, könntest du dann über eine Saison in einer/n Freivoliere/n aus Gaze, Maschendraht oder Schattierungsstoffen viele Eier sammeln. Bei hundert Weibchen und mal mindestens 3-5 Eiablagen dürfte das Jungtiermaterial für eine größere Untersuchung ausreichen. Die Alt- bzw. Jungtiere kannst Du nach dem Projekt an der Sammelstelle auswildern.

        Gruß Patrick
        Interesse v.a. an den Reptilien und Amphibien Madagaskars, aber auch Geckos allgemein.

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