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Amphibientod durch starken Frost

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  • Amphibientod durch starken Frost

    Heute morgen habe ich etwa 15 Grasfrösche tot aus meinen Teichen geborgen, die sich dort zur Überwinterung aufgehalten hatten. Die Tiere waren etwa 14 Tage unterhalb einer ursprünglich 30 bis 40 cm dicken Eisschicht eingeschlossen und sind wahrscheinlich erstickt.
    Bergmolche, die bei mir auch bisweilen in den Teichen überwintern, habe ich (noch) nicht entdeckt; ich hoffe, dass die Tiere außerhalb der Teiche frostsichere Verstecke gefunden haben.

    Mich würde interessieren, ob der eine oder andere bereits ähnliche Beobachtungen "im Feld" gemacht und nun nach Einsetzen des Tauwetters vermehrt tote Amphibien gefunden hat.
    Ich werde in den nächsten Tagen ein Habitat besuchen, in dem regelmäßig Larven der Geburtshelferkröte in nicht sehr tiefen Gewässern überwintern und befürchte, ein ähnliches Bild vorzufinden wie in meinem Garten.

    Alexander

  • #2
    Das beantwortet wohl deine Fragen:
    http://www.karch.ch/karch/d/ath/agra...schsterben.pdf

    Gruss, Benedikt

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    • #3
      Sehr informativ, Benedikt, vielen Dank.

      Interessanterweise scheint auch den Schweizer Amphibienexperten die genaue Ursache unbekannt zu sein; es dürfte sich in der Tat ja auch um recht komplexe bio-chemische Vorgänge handeln, die von mehreren Faktoren beeinflusst werden.

      Alexander

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      • #4
        Hallo Alex,
        Ich glaube kaum, dass Du bei den Kaulquappen des Alytes im Naturweiher ein ähnliches Bild sehen wirst.
        Das Markante an den meisten Beobachtungsmeldungen ist immer der Folienteich, dies liegt nicht nur daran, dass tote Tiere im eigenen Garten eher wahr genommen werden als in der Natur, sondern viel mehr am abgeschlossenen Teichsystem.
        Natürliche Teiche weisen stets ein gewisser Wasserfluss auf, welcher auch ein längerer Luftabschluss durch eine Eisdecke tolerieren lässt.
        Dies auch in stark durch Falllaub belastete alte Waldweiher!

        Jedes Gewässer weist nach einer gewissen Bestandszeit eine mehr oder minder dicke anaerobe Schicht (möglichst tief) im Gewässergrund auf.
        In den Folienteichen reicht wesentlich weniger davon besonders wenn eine Eisdecke diese hermetisch abgeriegelt, um Amphibienarten (welche die schlechteste Hautatmung aufweisen,) absterben zu lassen.

        Deine Molche sind höchstwarscheinlich noch am Leben, denn sie besitzen die beste Hautatmung bei den heimischen Amphibien.

        Gruss Alex

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        • #5
          Hallo Alexander,

          besten Dank für Deine Erläuterungen.
          Meine Gartenteiche sind keine Folienteiche, sondern Kunststofffertigteiche. Diese werden in der Tat durch die Eisschicht hermetisch abgeschlossen, so dass Faulgase aus dem sich zersetzenden Bodengrund auch wahrscheinlich nicht entweichen können.

          In den mir bekannten Habitaten von Alytes obstretricans nutzen die männlichen Tiere tw. dieselben (sehr flachen) Tümpel, die dort auch von Gelbbauchunken als Reproduktionsgewässer aufgesucht werden. Desweiteren gibt es - in einem Habitat - ein sehr gr. Gewässer, das aus den von Dir genannten Gründen eher unverdächtig ist (wenig Laubbäume im Umfeld, Frischwasserzufluss, sehr tief), aber auch einige "mittelgroße" Tümpel (ca. 10-15 m² Oberfläche, Tiefe bis ca. 1 m).
          In einem weiteren Habitat gibt´s eine ähnliche Situation wie bei mir im Garten: Diese Teiche dürften ähnlich hermetisch abgeschlossen sein. Und hier bin ich gespannt, ob die Überwinterer überlebt haben.

          Die interessante Frage ist tatsächlich die, ob aufgrund der "amphibienspezifischen Physiologie" z. B. Grasfrösche deutlich schlechter in sauerstoffreduzierter Atmosphäre leben können als bspw. Wassermolche oder Alytes obstretricans-Larven.

          Es scheint einiges darauf hinzudeuten (und ist den wiss. arbeitenden Herpetologen wahrscheinlich auch bekannt) dass dies so ist.
          Ich habe jedenfalls vor einem Jahr aus eben dem Gartenteich mit den jetzt vielen toten Grasfröschen einen Bergmolch im Frühjahr geborgen, der sich inmitten einer sehr kompakten, übelriechenden Schlamm-Laubschicht befand.
          Das Tier war - nachdem es an die höhere Umgebungstemperatur angepaßt (Hand) war - sehr lebendig.

          Gruss
          Alexander

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          • #6
            Guten Morgen,
            So ganz glücklich bin ich mit meinem eher flüchtig verfassten Trade nicht, da er offensichtlich nicht ganz korrekt verstanden wird.
            Darum möchte ich besonders die Stelle mit dem natürlichen "Wasserfluss" nochmals gesondert betrachten:
            Natürliche Stehgewässer befinden sich in Senken mit hohen Grundwasserdruck.
            Oder über undurchlässige Erdschichten mit Hangwasserdruck.
            Das Grundwasser und auch das Hangwasser befindet sich in einem stetigen Fluss so dass diese Teiche auch im Winter einen gewissen Wasseraustausch erhalten, ohne dass auf irgend eine Weise ein direkter überirdischer Zufluss wahr zu nehmen ist.

            Zusammengefasst sind alle Gewässer welche im Winter durch das Eis hermetisch verriegelt werden für die darin hibernierende Amphibien gefährlich.
            Vereinfacht hilft das Marmeladenglas auf welches durch das Eis quasi der Deckel aufgeschraubt wird die vorherrschende Situation zu beschreiben.
            Je weniger Einschlüsse, wie Schilf Aeste usw, die Eisdecke enthält desto schneller geht den Lebewesen (vorallem den Bakterien) der Sauerstoff aus, und die kaskade des "kippens" läuft an.
            Diese Kaskade selbst ist, weil nicht ganz trivial, ein eigener Trade wert.
            Gruss Alex

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            • #7
              Der Hinweis "das Einschlüsse im Eis, wie Aeste oder Schilf" den Gas-Austausch verbessern, ist wertvoll. Ich werde bei den künstlichen Teichen
              die ich betreue künftig darauf achten und hineingeworfene und hineingefallene Aeste erst nach Ende der Frostperioe entfernen. Das in Folien-, Plastik oder Beton-Teichen kein Wasserfluss aus der tieferen Umgebung erfolgt ist logisch und stets zu bedenken, wenn man neue Kunstteiche erstellt.

              Das ein Anteil von Amphibien und Reptilien im Winter erfriert, ist wohl normal und Natur - mal ist es mehr - mal sind es weniger. Populationen entwickeln sich nie linear. Langzeitstudien zeigen dass sich Tierpopulationen stets im Wellendiagramm entwickeln - mal gehts aufwärts, mal abwärts, nach einem absoluten Tiefpunkt erfolgt langsam ein Anstieg bis die Populationen wieder einbrechen - dies gilt natürlich nur im ungestörten Biotop. Ist mal was essenzielles kaputt gemacht, kann sich die Natur allerdings nicht mewhr erholen.

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              • #8
                Hallo Daniel,
                Für Dich habe ich noch einen Eisfreihalter im Pedo!
                Man nehme 30 1m lange Schilfhalme, bindet diese zu einem festen Bündel, befestige unten an einer Schnur einen Stein, so dass das Schilfbündel wie ein "Zäpfchen" ca.40cm untergetaucht im Wasser steht - fertig!
                An dieser Stelle wird der Teich nie Frieren und ein Gasaustausch kann stattfinden.
                Im Uebrigen gilt generell im Amphibienschutz möglichst nur Naturteiche an zu legen, Folien oder Beton sind zu meiden!
                In meinen 23 Naturteichen erstickte bisher (25 Jahre) noch kein Frosch, in den 5 Folienteichen ersticken immer wieder mal ein paar.
                Dagegen hilft nur ein herbstliches Trockenlegen.
                Welches gleichzeitig den Predatorendruck zu Gunsten der Anuren verschiebt.
                Gruss Alex

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                • #9
                  Hallo,

                  mit was für einem Material legst du die Naturteiche denn an? Würde mich sehr interessieren, weil ich das mit der Folie auch langsam leid bin.

                  Dankeschön!
                  Beste Grüße
                  Michi

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                  • #10
                    mit was für einem Material legst du die Naturteiche denn an?
                    Mit dem Bagger ein Loch buddeln- fertig!

                    Im Ernst, es kommt natürlich auf den Ort und den vorliegenden Untergrund an.
                    Ich lasse ausschliesslich in bereits nassen Senken oder Rinnsalen buddeln.
                    D.H. Manchmal reicht ein Damm oder eben eine Vertiefung.
                    Alle Aufstauungen bekommen ein L-Vörmiges 100-Rohr eingelegt, auf diese Weise ist das Trockenlegen ein Kinderspiel.
                    Leider war ich nicht immer Häuptling unseres Vereins, so dass ca. die Hälfte der Teiche kein Ablassrohr besitzen, und wie bereits gesagt gibt es noch ein paar Folien-Altlasten welche trotz hohem Arbeitsaufwand immer problematisch sind, und der amphibische Nutzen lässt auch zu wünschen übrig.
                    Gruss Alex

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                    • #11
                      Ja, klar, wenn es nasse Stellen an einem Standort gibt, so gilt es diese bei Neuerstellung oder Renaturierung auszunützen. Leider war das am Ersatz-Standort für Tiere aus einem trockengelegten Sumpf bei mir vor der Haustüre nicht möglich. Der Boden am Ersatz-Standort ist durchlässig - es ging nur mit abdichten. Dennoch konnte dank dem Folienteich eine ganze Population von Berg- und Fadenmolchen, Grasfröschen. Wasserfröschen und Erdkröten gerettet werden. Dies ist aber leider nur noch ein Abklatsch von dem was es früher mal hier im Gelände hatte: Kamm-Molch, Teichmolch, Gelbbauch-Unke, Laubfrosch, Kreuzkröte sind bereits seit 40 Jahren verschwunden - von den
                      letzteren hielt sich noch die Kreuzkröte am längsten - letzte Sichtung Ca. 1980.

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                      • #12
                        Die Kreuzkröte benötigt frische Erdaufschlüsse ohne diese ist sie innert 2 Jahren verschwunden.
                        Gelbbauchunken und Laubfrösche halten sich meinen Erfahrungen zu Folge noch am ehesten über längere Zeit in Gebieten mit höheren Sugsesionsstufen.
                        Wobei sich die Reproduktion der Unken ab dem 3. Jahr fast gänzlich einstellt, doch reicht bei einer solch langlebingen Art auch ein Reproduktionsintervall von 5 Jahren.
                        Gruss Alex

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                        • #13
                          Hallo,

                          sehr interessant! Gibt es nicht einen Speziallehm oder Ton der zum Teichbau verwendet werden kann? Der Boden bei uns ist auch sehr durchlässig. Ist bei Wechselkröten auch ein neuer Erdaufschluss nötig?

                          Beste Grüße
                          Michi

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                          • #14
                            Bei Mir gibt es keine Wechselkröten, doch sie ist durchaus den Kreuzkröten gleichzusetzen zumindest was die minimalen Habitatansprüche angeht.

                            Zum Teichbau:
                            Alles was man auf durchlässigen Boden gibt um diesen dicht zu machen ist für mich einer Folie gleichzusetzen.

                            Aber warum wollt Ihr eigentlich immer ein definierten Teich?
                            Ich könnte mir gerade für die Pionierarten ein ganz anderer Ansatz vorstellen.
                            1. Rinnsale oder Bächlein gibt es doch auch bei Euch oder?
                            2. Man nehme eine Planierraupe und schiebe den Humus von einer ca. 1ha grossen Fläche (kann am nördlichen Rand aufgetürmt werden)
                            3. Man leite ein teil des Bächleins in das freigelegte Gelände. Diese Massnahme ist zwingend behördlich abzusegnen!
                            4. Liegestuhl aufstellen und auf das nächtliche Konzert warten.
                            Bei den Kreuzkröten geht es in der Tat so schnell.
                            5. Nach der Reproduktionsperiode den Zulauf wieder schliessen!
                            Dies ist wichtig um die Atraktievität des Geländes für die Pionierarten möglichst lange zu halten.
                            6. Bei abnehmender Individuenzahl kann man diese Stelle wieder mit Humus bedecken und vom Bauer wieder bepflanzen lassen, dafür bekommt man 50m weiter weg ein neues Stück und beginnt von vorne!
                            7. Den Liegestuhl nicht vergessen - denn es sieht nicht gut aus wenn nach 10 Jahren 5 Liegestühle im Abstand von 100m in der Landschaft rum stehen.

                            Gruss Alex

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                            • #15
                              :ggg::ggg:
                              Hi,

                              super Idee!! Allerdings wird das hier wirklich schwierig..aber werde mich darüber mal bei den Behörden informieren. Alles was ich im Moment habe ist ein noch nicht fertiges Freilandterrarium mit ca 20 Metern Umfang, indem ich hoffe Wechselkröten züchten zu können.

                              Beste Grüße
                              Michi

                              Ps..das mit dem Liegestuhl war nicht schlecht :ggg:

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