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Besiedlung Art-untypischer Biotopen (wegen zu vielen Induvidien?)

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  • Besiedlung Art-untypischer Biotopen (wegen zu vielen Induvidien?)

    Hallo zusammen,

    immer wieder beobachte ich, dass sich Amphibien in Biotopen aufhalten, in welchen man sie eigentlich nicht erwartet.

    Bei mir im Ort gab es früher eine riesige Gelbbauchunkenpopulation (Erzählungen von meinem Vater). Sie hielten sich nicht nur in vegetationsfreien und sonnigen Kleingewässern auf, sondern auch in großen, beschatteten und bewachsenen Weihern, Gräben und Gartenteichen. Auch Lachen mitten im Wald wurden besiedelt und auch als Laichgewässer benutzt. Die Tiere haben sich zu dutzenden aufeinander "gestapelt" und abends war im ganzen Ort der Unkenruf zu hören. Kann es denn sein, dass diese ungeeigneten Gewässer besiedelt wurden, weil viele Induvidien ausweichen mussten, weil die eigentlichen Gewässer überbevölkert waren? Diese Erzählungen klingen natürlich fast märchenhaft, gerade weil es heute keine Unken mehr in unserem Ort gibt.

    Ich habe noch andere Beispiele:
    In einem Steinbruch in meiner Gegend gibt es sehr viele Kammolche. In den drei größeren, tieferen und bewachsenen Tümpeln kommen die "natürlich" zu hauf vor. Aber dieses Jahr war es extrem zu sehen, dass sogar 10cm tiefe Lachen von den Molchen für das Laichgeschäft benutzt wurden.

    Andere Beispiele sind bei mir noch der Grasfrosch und die Erdkröte.
    In einem Biotop in meiner Nähe gibt es zwei große Weiher, die den Tieren als Hauptlaichgewässer dienen. Etwa 100m davon entfernt sind letzten Herbst völlig vegetationsfreie, zum teil sehr flache Tümpel durch Baggerarbeiten entstanden. Sie wurden dieses Frühjahr sofort von Erdkröten und Grasfröschen als Laichgewässer benutzt. Die Nachkömmlinge in den Flachen Lachen metamorphosieren im Moment schon, während die in den größeren Gewässern gerade die Hinterbeine ausbilden.
    Die genannten Flachgewässer sind in meinen Augen eher optimal für Wechselkröten, Kreuzkröten und Gelbbauchunken, auch da sie fast den ganzen Tag in der Sonne liegen.

    Kann also die Überbevölkerung auch ein Grund dafür sein, dass man Amphibien immerwieder in eher Artuntypischen Biotopen findet?

    Habt ihr ähnliche Beobachtungen gemacht?

    Viele Grüße
    Michi

  • #2
    Hoppla,

    könnte ein Moderator bitte die zwei Fehler aus dem Threadtitel nehmen? Sollte "Biotope" und "Individuen" heißen.

    War wohl heute zu lange in der Sonne.

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    • #3
      Hallo Michi,
      Du beschreibst per seh nichts ungewöhnliches Kammmolche und sogar die als sehr laichgewässertreuen Erdkröten können duchaus in grösseren Pfützen laichen. Bei den Grasfröschen wage ich zu behaupten, dass gerade aus solchen Temporährgewässer ganze Populationen Ihre Individuen "beziehen".

      Doch die Geschichte mit den Gelbbauchunken klinkt etwas nach Verwechslung!!
      Wie sicher konnte Dein Vater die Tiere bestimmen?

      Zugegebener Masen werden jedoch auch bei normalen Populationsgrössen besonders in den heissen Monaten im Wald liegende Waagenspuren oder Spatenstiche auch zum laichen aufgesucht.
      Man bedenke, dass Wildschweinsulen als natürliches Biotop angesehen werden!
      Die von mir persönlich gehegte Population umfasst 68 Rufer auf ca. 1ha Fläche,
      bevorzugt werden ganz klar neue Spatenstiche für die Reproduktion aufgesucht, aber auch ältere und grössere Teiche welche eigentlich für die Laubfrösche bestimmt sind können gelegentlich von den Unken genutzt werden.
      Aber wenn die Temperaturen über 25°C steigen, siedeln die meisten Tiere zu den kühlen im Wald gelegenen Spatenstichen (welche ich Bewusst dafür angelegt habe) um - also auch das ist möglich!

      Aber, dass in einem ganzen Dorf die Rufe zu höhren waren klinkt doch etwas übertrieben. Auch eine starke und vorallem wiederholte Belaichung von Gartenteichen würde ich eher als Metapher für die Beschreibung einer grossen Population ansehen, und nicht als absolute Warheit.

      Gruss Alex

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      • #4
        Hallo,

        ja, habe ja auch geschrieben, dass das Hauptlaichgewässer der Grasfrösche 100m von den neu entstandenen Lachen entfernt ist. Es ist keine eigene Population.

        Das mit den Gelbbauchunken ist sehr sicher. Ich kenne keine andere Lehmbraunen, 5cm großen, gelbbäuchigen, warzigen Froschlurche. Mein Vater war früher schon sehr Amphibieninteressiert. Hauptlaichgewässer lagen unter anderem auch auf waldnahen, vernachlässigten Äckern, auf denen sich kleinere Wasseransammlungen bildeten. Das könnte auch das Vorkommen der Tiere im Wald erklären (deine Beschreibung mit dem Abwandern in den Wald).

        Der Ruf war nicht etwa im ganzen Ort zu hören weil es so laut war, sondern weil sie so zahlreich vorhanden waren. Ich kann natürlich nicht sagen ob die Tiere in Gartenteichen jedes Jahr laichten. Auf jeden Fall gab es häufiger Laich in Gartenteichen.
        Damals gab es bei uns auch noch eine Lehmgrube in der die Tiere ebenfalls vorkamen. Ebenfalls dienten (die heute noch vorhandenen) Rückhaltebecken der Weinberge als Aufenthalts- und Fortpflanzungsgewässer.

        Viele Grüße
        Michi

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        • #5
          Zitat von Michitriturus Beitrag anzeigen
          Sie hielten sich ... in bewachsenen Weihern...[auf]
          Hallo Michi,

          ein Bild (aufgenommen Anfang Mai 2010 in einem Steinbruch in BW) sagt mehr als tausend Worte.
          Die Unken sind vorjährig; adulte Tiere konnte ich in diesem Gewässer nicht sehen.

          Grüße
          Alexander
          Zuletzt geändert von Alexander Schrey; 30.08.2010, 07:28.

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          • #6
            und weil´s so schön ist noch ein Bild.

            Metamorphlinge aus dem vergangenen Jahr; der Lebensraum dieser Unken liegt in NRW.
            Die Tiere hielten sich trotz "besserer" Aufenthaltsgewässer in unmittelbarer Umgebung zahlreich in und an diesem verkrautetem Tümpelchen auf.

            Alexander
            Zuletzt geändert von Alexander Schrey; 30.08.2010, 07:28.

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            • #7
              Hallo Alexander,

              danke für die Bilder. Auch ich war letzte Woche in meinem Steinbruch unterwegs. Hier haben die Unken auch die Auswahl zwischen vegetationslosen und bewachsenen Gewässern. In beiden Arten von Gewässern waren viele Unken unterwegs.

              Hier mal zwei Bilder, ich weiß allerdings nicht mehr wo die Tiere auf den Bildern sitzen, wenn sie jemand findet, bitte sagen =).

              Das Datum an dieser Kamera ist komplett verstellt, also dem keine Beachtung schenken.

              Viele Grüße
              Michi
              Zuletzt geändert von Michitriturus; 19.06.2010, 19:40.

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              • #8
                Hallo, diese Thema ist liegt zwar schon sehr lange zurück aber vielleicht hat der Vater die Unken UNKEN genannt weil acu früher die Wechselkröte als Hausunke bezeichnet worden ist und die hüpft auch durch die Stadt oder durch das Dorf bei Nacht.

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                • #9
                  Hallo Sabo,

                  nein, das ist auszuschließen. Es waren ganz sicher Gelbbauchunken.

                  Grüße
                  Michi

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                  • #10
                    Hallo Michi,

                    Deine Überlegungen klingen durchaus plausibel!

                    Gelbbauchunken finden sich gerne an offenen Wasserstellen in Waldnähe ein, sollen bei heißen, trockenen Sommern aber vermehrt Waldrand- und Waldtümpel aufsuchen.

                    Mit steigender Individuendichte steigt auch die Migrationstendenz. Bei diesen Wanderungen nutzen sie dann alle möglichen Kleingewässer als vorübergehenden Aufenthaltsort.
                    Sicherlich kann es dabei auch mal zum Ablaichen in scheinbar ungeeigneten Gartenteichen kommen. Eine Abweichung einzelner Tiere vom Normalen macht ja durchaus Sinn - es könnte ja doch mal passen!
                    Die Wassertemperatur dürfte eine wesentliche Rolle spielen.
                    Ob es in diesen Teichen dann aber zur erfolgreichen Vermehrung kommt ist m.E. eher fraglich. Nicht umsonst sind die Bestände stark geschrumpft oder ganz verschwunden; und Gartenteiche gibt es ja vermutlich nicht weniger als vor einigen Jahrzehnten.

                    In einem Dorf im Rhein Sieg Kreis hatte ich vor ca. 35 Jahren zur richtigen Jahreszeit auch die Möglichkeit den Rufern nachzugehen und die Unken zu finden. Auch dort hat sich die Situation sehr verschlechtert, vermutlich weil die erfolgreichen Reproduktionsgewässer in den alten Steinbrüchen zugewachsen sind.

                    Zitat von Michitriturus Beitrag anzeigen
                    ...aufeinander "gestapelt" ...
                    Hierfür habe ich aber eine andere Erklärung :
                    http://www.salamanderseiten.de/natur...0-Amplexus.JPG

                    Gruß Paul
                    Paul Bachhausen
                    www.salamanderseiten.de mit Informationen zur heimischen Herpetofauna, zu den "Salamanderwanderungen" und zu den Gattungen Cynops, Hypselotriton, Laotriton, Paramesotriton, Tylototriton, Neurergus, Salamandra ....
                    www.ag-urodela.de

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                    • #11
                      Zitat von Bachhausen Beitrag anzeigen

                      Mit steigender Individuendichte steigt auch die Migrationstendenz.
                      Hallo Paul,

                      vielen Dank. Damit hast Du die eigentliche Frage beantwortet.
                      Es scheint als würden die Gelbbauchunken auch bewachsene Gewässer benutzen, diese jedoch nur im äußersten Notfall (wie bei uns früher die hohe Dichte an Tieren) als Laichgewässer benutzen.

                      Die Situation bei uns ist traurig. Die Lehmgrube ist weg, die Rückhaltebecken zwar noch da aber sehr verdreckt und z.T. verwachsen. Gelbbauchunken gibt es in meinem Ort keine mehr. Auch die intensive Landwirtschaft wird hierzu wohl beigetragen haben.

                      Ich kenne zwar noch einige Populationen in meinem Umkreis, trotzdem finde ich es sehr schade. Hat jemand von Euch auch mal von einer wachsenden oder gar ganz neuen Gelbbauchunkenpopulation gehört? Ich jedenfalls nicht.

                      Vielen Dank Euch!

                      Beste Grüße
                      Michi

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                      • #12
                        Hi Michi,
                        nur als Tipp: stell das Gewässer wieder Unken-entsprechend her (am besten mit der Unteren Naturschutzbehörde besprechen), und ich versprech dir, dass in den nächsten Jahren welche auftauchen.
                        Neu entstehende Ecken und wachsende (oder so große, dass man für Umsiedlungen abfangen könnte) Populationen kenne ich nämlich.
                        Grüße,
                        Matthias
                        Von der Natur begeistert ..

                        [Ehemals Alan Grant]

                        DGHT-AG Einsteiger- und Jugendarbeit

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                        • #13
                          Hallo,
                          in einem unserer Steinbrueche ist die Unkenpopulation extrem stark. Hier sind so auch stark zugewachsene und verkrautete Tuempel besiedelt.

                          Gruss, Alex

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                          • #14
                            Kann ich nur zustimmen für unserere Ost Rheinland - pfälzischen Populationen. Wo man hinschaut, Unken, Unken und nochmals Unken. Und überall die Rufe, vor allem bei jetziger Jahrezeit mit dem Gewitter das regelmäßig vorherrscht. Läuft man bei Nacht in einem Biotop durch, muß man aufpassen das man keine zertretet. Da braucht man eine sehr starke Taschenlampe und ein geübtes Auge.

                            Ganz zu schweigen von den Wechselkröten, von seltenheit kann hier nicht gesprochen werden. Sie sind hier großen weitem Umkreis stark vorkommend.
                            Zuletzt geändert von Sabo; 11.06.2010, 00:34.

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                            • #15
                              Bezüglich von Amphibien- und Reptilienpopulationen zeigen Studien immer wieder, dass die Individuendichte auch von Amphibien von Jahr zu Jahr enorm schwankt. Wenn man ein Diagramm über Jahrzehnte erstellte, ergibt sich eine Wellenlinie mit "Raufs und Runters" - neue Biotope werden natürlich dann am ehesten Besiedelt wenn die Populationen hoch sind. Auf einer österreichsichen Langzeitstudie war gar ein 7-Jahres-Zyklus erkennbar, wenn ich mich richtig erinnere. Gefährlich ist es natürlich immer dann, wenn der
                              zyklische Tiefpunkt einer Population erreicht ist - dann sollte nichts aussergewöhnliches mehr passieren - sonst stirbt eine Population aus.

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