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Kammolchgewässer

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  • Kammolchgewässer

    Hallo zusammen,

    ich werde noch diesen Herbst mit der Erschaffung eines Kammolchgewässers beginnen. Die Lage ist Halbschattig bis Sonnig. Drumherum gibt es eine Menge Holzhaufen, Steinmauern und Steinhaufen, Hecken und auch Wälder in 500m Entfernung.
    In unserem Ort gibt es schon Kammolche, jedoch nur noch ganz selten. Man muss schon Glück haben mal einen zu entdecken, deshalb würde ich den Tieren gerne einen relativ geschützten Lebensraum bieten.

    In meiner Region gibt es noch mehrere Stellen, wo der Kammolch vorkommt, zum Teil auch häufiger. Diese Lebensräume sind jedoch sehr unterschiedlich. Vor allem das Laichgewässer an sich ist oft so unterschiedlich, dass ich mich im Moment frage, wie ich das Gewässer gestalten soll.

    In einem Steinbruch in meiner Nähe kommen adulte Tiere auch in 10-30cm tiefen Pfützen vor, in welchen es keinerlei Pflanzen gibt. Ab und an hängen einige Grashalme ins Wasser, welche zum ablaichen benutzt werden.
    Im gleichen Steinbruch gibt es auch noch größere Gewässer mit großem Pflanzenreichtum, indem die Tiere ebenfalls vorkommen.

    Ein anderer Lebensraum ist ein sehr großer Weiher. Hier stehen Bäume am Ufer, ringsherum um das Gewässer. Die Oberfläche ist mit Wasserlinsen bedeckt und auch sonst sind relativ viele Ufer und Unterwasserpflanzen drin.

    Wie würdet Ihr das Gewässer gestalten? Bei der größe dachte ich an ca.16m² mit einer maximaltiefe von 80cm.

    Im Anhang habe ich mal die oben beschriebenen Lebensräume hochgeladen.

    Beste Grüße
    Michi

    ps Das Datum auf einigen Bildern ist zu misachten, da es diesen Frühling verstellt war .
    Zuletzt geändert von Michitriturus; 23.12.2011, 19:03.

  • #2
    Hallo Michi,
    als ich vor vielen Jahren noch öfters als "Tümpler" unterwegs war (Raum Heidelberg - Mannheim ...), sind mir Kammmolche nur ein Mal begegnet. Und diese am Eingang von von Stollen des HD-Zementwerkes. Die Stollen waren etwa 10 - 100m in die Kalksteinwand (Berg) gearbeitet und dann wahrscheinlich aufgegeben worden. Das Wasser war rel. kalt, ohne Pflanzenwuchs und ca. 50cm tief.
    In ähnlichen Gewässern die du als Kammmolchgewässer auf den Fotos zeigst, habe ich nur Berg- und Teichmolche gefunden.
    Bei der Gelegenheit möchte ich dich auch auf das Naturschutzgesetz hinweisen, nach dem die Entnahme von Kammmolchen aus ihren angestammten Biotopen verboten ist.
    Gruß
    Rainer

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    • #3
      Zitat von raikampf Beitrag anzeigen
      Bei der Gelegenheit möchte ich dich auch auf das Naturschutzgesetz hinweisen, nach dem die Entnahme von Kammmolchen aus ihren angestammten Biotopen verboten ist.
      Gruß
      Rainer
      Hallo Rainer,

      das ist mir schon klar. Wie oben geschrieben befinden sich in meinem Ort noch wenige Tiere, sodass durchaus die Möglichkeit auf eine natürliche Ansiedlung besteht. Ich halte (Nachzuchten) der Nominatform auch schon seit Jahren, hatte sogar eine Zeit lang alle bekannteren Arten des Kammolches.

      Danke jedenfalls für Deine Antwort!

      Gruß
      Michi

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      • #4
        Hallo Michi,

        das "typische" Kammmolchgewässer ist wahrscheinlich schwierig zu definieren: Ich teile Deine Erfahrung, weil ich auch bereits adulte Kammmolche in einem flachen, fast vegetationslosen Tümpel gefunden habe, der hauptsächlich von Gelbbauchunken besiedelt war und hin und wieder auch Geburtshelferkröten als geeignet erschien.

        In einem fast quadratischen, ca. 1 m³ großen Loch, das ein Bagger bei hiesigem Sandabbau geschaffen hatte, konnte ich einmal alle vier einheimischen Wassermolche finden.
        Ob dieses Gewässer aber mehr als ein temporäres Aufenthaltsgewässer für das (einzelne) Kammmolchweibchen war, kann ich nicht beurteilen.

        Dein zweites Bild könnte in Krefeld aufgenommen sein; ziemlich genauso sah das größte dokumentierte Kammmolchvorkommen in NRW mit sage und schreibe über 4000 Individuen aus, das dank bemerkenswerter planerischer Leistungen vor einigen Jahren zerstört wurde.

        Insofern würde ich annehmen, dass dieser Gewässertyp grundsätzlich geeignet sein dürfte. Mehr Details dazu findest Du in der einschlägigen Literatur (z. B. von A. Kupfer).

        Gruß
        Alexander

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        • #5
          Ich bin auch im Raum Mannheim-HD zu Hause und habe erst per Kartierung ein Gewässer bewertet, in dem der Kammmolch bis vor ein paar Jahren noch vorkam und nun nicht mehr erfasst werden konnte.

          Um ein Gefühl für geeignete Kammmolchgewässer zu bekommen, empfehle ich neben einem Blick in die Natur, folgende Bücher: "Der Kammmolch - Ein Wasserdrache in Gefahr" von Thiesmeier et al. (2009) aus dem Laurenti Verlag und das Grundlagenwerk "Die Amphibien und Reptilien Baden-Württembergs" von Laufer et al. (2007).
          Aus beiden Büchern kann man sich sehr viel gutes Basiswissen über geeignete Kammmolchgewässer anlesen.

          In dem Buch von Thiesmeier befinden sich außerdem zahlreiche gute Literaturquellen zum Stöbern. Von besonderem Interesse ist wahrscheinlich der Artikel von Oldham et al. 2000, der 10 Kriterien für die Bewertung eines Kammmolchgewässers auflistet (basiert auf Untersuchungen in Großbritannien) ist aber an sich gut übertragbar.

          Oldham gibt zum Beispiel an, dass Gewässer unter 26m² ungeeignet sind, damit wären die 16m² viel zu klein.
          Die Tiefe von 80 cm klingt ok; Mindesttiefe sollte 50 cm sein, wobei man hier auch gerne flachere Zonen im Randbereich anbieten kann. Ausreichend Unterwasservegetation sollte für die Eiablage und zum Verstecken für die Larven vorhanden sein. Wobei Kammmolche wohl etwas wählerisch sind, was die Unterwasserpflanzen zur Eiablage angeht. Aber auch hier findet man zahlreiche Angaben in der Literatur, was gut angenommen wird und was nicht. Wobei zur Not auch Falllaub für die Eiablage genutzt wird, wenn nichts anderes da ist.

          Der Tod vieler Kammmolchgewässer ist zu starke Beschattung (auf keinen Fall mehr als 60%) und zu starker Eintrag durch Falllaub und Faulschlammbildung.

          Ansonsten sollte man sich fragen, wie gut die Tiere einwandern können, die in der Umgebung sind. Gibt es größere Straßen, die hier Barrierewirkung haben? Sind zu viele Straßen vorhanden, würde ich mir das Anlegen eines Gewässers gut überlegen. Man muss nicht dafür sorgen, dass Wanderbewegungen von Amphibien an völlig ungeeigneten Stellen einsetzen und die Tiere dann reihenweise plattgefahren werden. Also vorher einen Blick in Google Maps werfen und ansehen, wo die Kammmolchgewässer in der Umgebung liegen und welche Art von Straße dazwischen liegt. Dabei auch beachten, dass das Gewässer nicht nur von Kammmolchen, sondern auch anderen Amphibien genutzt werden kann, die sich in der Nähe befinden.

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          • #6
            Hi,
            es wird schwierig, die möglichen Wanderwege abzuschätzen. Die Tiere wandern ja nicht direkt von einem Gewässer ins nächste.
            Zu den Gewässern an sich wurd ja schon einiges gesagt. Sie eben etwas anspruchsvoller, die ollen Kammmolche.
            Schön wäre auch ein insgesamtes Überflutungsgebiet, wie es hier in Mittelhessen schöne gibt.
            Hast du Kontaktn zu den Behörden? Helfen die dir dabei?
            Ist das dein Privatgelände, oder wo willst du das durchführen?
            Beste Grüße,
            Matthias
            Von der Natur begeistert ..

            [Ehemals Alan Grant]

            DGHT-AG Einsteiger- und Jugendarbeit

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            • #7
              Hallo zusammen,

              vielen Dank erstmal an Euch alle, für die ausführlichen Antworten!

              @Alexander: Das Bild ist in BaWü bei mir in der Nähe aufgenommen. In diesem Weiher gelingt es mir recht selten Kammolche nachzuweisen, jedoch sind sie sicher in größerer Zahl anwesend. Ich müsste mal bei Nacht mit einer guten Taschenlampe dort hin...

              @Wechselkröte: Ich denke, die Molche überwintern in den Wäldern, die wie erwähnt nicht so weit entfernt sind, zumindest zum Großteil.
              Hier gibt es keine großen kreuzenden Straßen, lediglich Feldwege.
              Die Molche dürften noch in 2-3 Gewässern in meinem Ort vorkommen, bei 2 bin ich mir sicher.
              Die Größenangabe mit 26m² kann ich, wie oben geschrieben, nicht bestätigen. Bei mir in der Gegend wird auch in viel kleineren Gewässern abgelaicht. Zu große Beschattung wird es bei mir auf dem Grundstück auf keinen Fall geben. In Reptilien u. Amphibien BaWü´s steht allerdings, dass auch Waldgewässer als Laichhabitat angenommen werden.

              @Matthias: Nein, das mache ich ganz alleine. Es ist unser Grundstück, welches schön abgelegen liegt. Wüsste garnicht, wo man bei uns eine Überflutungsfläche anlegen könnte, ohne das die Industrie laut aufschreien würde. Allerdings eine tolle Idee !!

              Beste Grüße und vielen Dank nochmal!
              Michi

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              • #8
                Hallo!

                Noch eine kleine Einschätzung zu Kammmolchgewässern im Schönbuch südlich Stuttgart: Typische Waldtümpel wurden ehemals besiedelt, jedoch sind Kammmolche hier stark rückläufig aus oben genannten Gründen (Faulschlamm, Beschattung, Prädatoren). Im NSG Schaichtal (nördl. Schönbuch) konnte ich beispielsweise den Kammmolch während meiner Diplomarbeit nicht mehr feststellen. Dagegen kommt die Art am Südrand des Schönbuchs in offenen, besonnten Weihern im Kulturland zusammen mit dem Laubfrosch vor. Weitere Vorkommen bestehen in der Nähe (Böblingen) in Steinbrüchen (große, vegetationsarme und besonnte Gewässer) zusammen mit Wechselkröte und auf Truppenübungsplätzen (kleine, wenige Quadratmeter große Pfützen, vollbesonnt, kaum Vegetation) zusammen mit Laubfrosch und (ehemals) Kreuzkröte.
                Die Art scheint hier stark rückläufig, jedenfalls gefährdeter als Wechselkröte und Laubfrosch, nur die Pionerart Kreuzkröte ist fast schon ganz weg und deutlich deshalb gefährdeter.

                Viele Grüße Thomas
                www.terragraphie.de

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