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Feuersalamander: Unterschiede zwischen "Bach-" und "Tümpellaichern"?

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  • Feuersalamander: Unterschiede zwischen "Bach-" und "Tümpellaichern"?

    Hallo, gestern erschien mal wieder ein Artikel

    http://www.faz.net/aktuell/wissen/na...-11860809.html

    der die Theorie erwähnt, es gäbe in manchen Gegenden bei Feuersalamanderpopulationen zwei unterschiedliche Gruppen: Tiere, die ausschließlich in Bächen und andere, die ausschließlich in Tümpeln ihre Larven absetzten. Diese beiden Gruppen würden sich auch nicht untereinander paaren. Textauszug:

    "Der Biologe Sebastian Steinfartz von der Universität Bielefeld hat sich lange mit der Entstehungsgeschichte der zahlreichen Formen von Feuersalamandern beschäftigt. (...) Dem Bielefelder Evolutionsbiologen bieten die Salamander eine gute Gelegenheit, um die Entstehung neuer Arten zu studieren. Dafür muss Steinfartz inzwischen nicht mehr so häufig durch ganz Europa reisen, denn im Kottenforst bei Bonn hat er ideale Studienobjekte gefunden. Dort leben zwei Formen des klassischen gefleckten Feuersalamanders, deren Äußeres sich kaum unterscheidet, ihre Fortpflanzungsstrategien aber umso mehr.

    Während sich die eine wie nach Lehrbuch verhält und sauerstoffreiche Bäche und Quellen für die Geburt aufsucht, entlässt die zweite Form ihre Jungen nach Art mancher Flachlandsalamander in kleine Stehgewässer, Gräben oder Traktorspuren.

    Die Larven dieser Tümpelvariante sind nicht nur an einen geringeren Sauerstoffgehalt und andere Futtertiere angepasst, sondern auch ausgereifter. Droht eine Austrocknung ihres Gewässers, können sie sich dementsprechend schneller in landlebende Jungsalamander verwandeln. „Diese Unterschiede sind selbst dann noch zu erkennen, wenn man Tiere beider Typen im Labor unter identischen Bedingungen aufzieht. Sie sind also nicht nur das Ergebnis unterschiedlicher Umweltbedingungen, sondern offensichtlich genetisch fixiert“, erklärt Steinfartz."


    Ich hatte von dieser Ansicht früher schon gehört, kann mir das aber nicht ganz vorstellen. Wie will Herr Steinfartz denn nachweisen, dass sich ein Weibchen, welches in einem Tümpel laicht, sich auch wirklich mit einem Männchen gepaart hat, welches ebenfalls als Tümpel-geborene Larve sein Leben begann? Aus meinen eigenen Praxis-Beobachtungen ist es unglaubwürdig, dass ein paarungsinteressiertes "Tümpel-Männchen" ein "Bach-Weibchen" unbehelligt ziehen lässt, denn eigentlich stürzen sich solche Männchen auf alle anderen Salamander, die ins Blickfeld geraten. Deshalb findet man in der Natur eher einmal zwei Männchen, die sich gegenseitig für Weibchen halten (schon 2x selbst gesehen) als ein “richtiges” Paar (das habe ich noch nie draußen gesehen). Wenn Männchen noch nicht einmal das erkennen, dann sollen sie Tümpel- und Bachweibchen auseinanderhalten können?

    Kennt Ihr dazu auch Publikationen, in denen die Tümpel- und Bachlaicher-Theorie kritisch untersucht wurde?

  • #2
    Hallo,

    möglicherweise genügt es ja, wenn ein Weibchen entsprechend gepolt ist.
    Ich denke aber, dass Steinfartz das in seiner Arbeit entsprechend belegen können wird. Er ist wohl der Herpetologe auf dem Gebiet der Feuersalamander und er hat schon viele Erkenntnisse ans Licht gebracht.

    Deine Beobachtung von zwei Männchen muss nicht zwingend ein Paarungsritual gewesen sein, da auch Kommentkämpfe häufig vorkommen - es sei denn, du hast sie entsprechend lange beobachtet und konntest das ausschließen.

    Grüße,
    Mario
    AG Urodela - ambystomatidae.de

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    • #3
      Hmm...Minitümpel sind suboptimale Absetzeorte. Vielleicht halten die im Umfeld lebenden Salamander einfach die Geburt darum länger zurück und setzten dort erst ab, wenn es gar nicht mehr anders geht. Vuielleicht "gewöhnen sich die dortigen weicbehn auch ontogenetisch daran und tun das im Labor weiter so...
      Dann sind die Larven natürlich bereits größer und die weitere Entwicklung geht rascher.
      Wäre das nicht eine Erklärung? Die andere glaube ich erst wenn anhand genetischer Daten verifiziert.#
      Aber vielleicht ist das ja auch schon geschehen...

      Viele Grüße

      Ingo, der selber eine zu 100% tümpellaichende Population kennt.
      Zuletzt geändert von Ingo; 21.08.2012, 12:01.
      Kober? Ach der mit den Viechern!




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      • #4
        Zitat von Mario Riedling Beitrag anzeigen
        ... Deine Beobachtung von zwei Männchen muss nicht zwingend ein Paarungsritual gewesen sein, da auch Kommentkämpfe häufig vorkommen ...
        Naja, ich wage zu behaupten, dass ein Paarungsversuch vorliegt, wenn ein Männchen beharrlich versucht, unter das andere Tier zu kriechen und dann dieses von unten zu umklammern.

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        • #5
          Da ist einiges drüber publiziert worden:

          Krause T E, Steinfartz S & Caspers B A. 2011. Poor Nutritional Conditions During the Early Larval Stage Reduce Risk-Taking Activities of Fire Salamander Larvae (Salamandra salamandra ). Ethology 117 (2011) 416–421 doi: 10.1111/j.1439-0310.2011.01886.x

          Caspers BA, Junge C, Weitere M, Steinfartz S. 2009. Habitat adaptation rather than genetic distance correlates with female preference in fire salamanders (Salamandra salamandra). Frontiers in Zoology 6:13 (doi:10.1186/1742-9994-6-13).

          Steinfartz S, Weitere M, Tautz D. 2007. Tracing the first step to speciation - ecological and genetic differentiation of a salamander population in a small forest. Molecular Ecology 16: 4550-4561 (doi: 10.1111/j.1365-294X.2007.03490.x)

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          • #6
            Wenn die Salamander derart unterschiedlich sind, müsste es genetisch feststellbar sein. Sollte dies nicht möglich sein, so sind alle Salamander von der gleichen Unterart - wobei eben eine Gruppe ein etwas besonderes Verhalten entwickelt hat. Wer weiss wie individuell Amphibien und Reptilien sein können, gewisse Individuen eigenes Verhalten entwickeln können - den verwundert es weniger.

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            • #7
              Zitat:

              "Mechanisms and processes of ecologically driven adaptive speciation are best studied in natural situations where the splitting process is still occurring, i.e. before complete reproductive isolation is achieved. Here, we present a case of an early stage of adaptive differentiation under sympatric conditions in the fire salamander, Salamandra salamandra, that allows inferring the underlying processes for the split. Larvae of S. salamandra normally mature in small streams until metamorphosis, but in an old, continuous forest area near Bonn (the Kottenforst), we found salamander larvae not only in small streams but also in shallow ponds, which are ecologically very different from small streams. Common-environment experiments with larvae from both habitat types reveal specific adaptations to these different ecological conditions. Mitochondrial and microsatellite analyses show that the two ecologically differentiated groups also show signs of genetic differentiation. A parallel analysis of animals from a neighbouring much larger forest area (the Eifel), in which larvae mature only in streams, shows no signs of genetic differentiation, indicating that gene flow between ecologically similar types can occur over large distances. Hence, geographical factors cannot explain the differential larval habitat adaptations in the Kottenforst, in particular since adult life and mating of S. salamandra is strictly terrestrial and not associated with larval habitats. We propose therefore that the evolution of these adaptations was coupled with the evolution of cues for assortative mating which would be in line with models of sympatric speciation that suggest a co-evolution of habitat adaptations and associated mating signals."

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