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die Schmelztemperatur von Glas liegt nach Schott bei ca. 1000°C. Wenn es bereits bei 150°C fließen würde, dann könnten sich keine Spannungen aufbauen und es würde nicht reißen sondern sich plastisch verformen. Denn etwas weiches reißt nicht sondern verformt sich.
Uwe
Glas ist eine Flüssigkeit und Fließt auch bei Zimmertemperatur nur halt sehr sehr
langsam. Siehe alte Kirchenfenster.
keine Flüssigkeit, sondern ein amorpher Festkörper!
Und es fließt auch nicht, sondern kriecht, wie kristalline Festkörper unter konstanter Krafteinwirkung übrigens auch - aber so langsam, dass das auf die paar Hunder Jahre die Kirchen schon stehen, keine Auswirkungen hat, weswegen es auch genug Kirchenglasscheiben gibt, die oben dicker als unten sind ;-)
Grüße
Der Begriff "Glas" beschreibt eigentlich einen Zustand und trifft somit auch auf Polymere im "Glaszustand" zu, z.B. befinden sich die Kunststoffstreuscheiben von Autoscheinwerfern genauso im Glaszustand wie das Material der Seitenscheiben. Eine klare Trennlinie zwischen Flüssigkeit und Festkörper besteht dabei nicht. Allerdings zeigen die Materialien im Glaszustand eine Nahordnung und andere physikalische Größen, wie sie bei Schmelzen vorkommen, weshalb es sich eher um Flüssigkeit handelt, z.B. die Wärmekapazität. Definition des Glaszustandes:
Der Begriff "Glas" ist allgemein von den weitverbreiteten anorganischen "Gläsern" bekannt. Der Hauptbestandteil eines solchen Glases ist Siliciumdioxid, dem in gewissen Mengen basische Oxide zugesetzt werden. Diese werden auch "Trennstellenbildner" genannt, weil sie die Ausbildung eines dreidimensionalen Netzwerkes aus eckenverknüpften SiO4-Tetraedern und damit die Ausbildung einer Fernordnung verhindern. Kühlt man die Schmelze schnell ab, tritt keine Kristallisation ein und das MAterial erstarrt als amorphe unterkühlte Flüssigkeit, die als "Glas" bezeichnet wird. Die Temperatur, bei der das Erstarren einsetzt, ist von der Abkühlungsgeschwindigkeit abhängig und wird Glasübergangstemperatur genannt.
Quelle: S. Zeeb, Dissertation, Universität Halle, 1997
Jeder Mensch hat eine Wirbelsäule, aber nicht jeder hat ein Rückgrat.
Bitte sehen Sie von privaten Anfragen zu Diskussionsthemen weitgehend ab und posten sie lieber im Forum bzw. bitte legen Sie es mir nicht als Arroganz oder Gleichgültigkeit aus, wenn ich sie nicht beantworte (n kann). Mir fehlt einfach die Zeit dazu.
"Glas ist eine unterkühle Flüssigkeit die es versäumt hat zu kristallisieren"
drauf haben.
aber deswegen ist glas noch lange nicht flüssig - es fließt also nicht mehr oder weniger als andere Festkörper auch (in Zeitmaßstäben die wir Menschen so im täglichen Leben betrachten)
Das ist eben das Lustige, dass Wissenschaftler oft Definitionen verwenden, die den Erfahrungen des täglichen Lebens widersprechen. Demnach ist normales "Fensterglas" in der Tat eine Flüssigkeit, deren Viskosität eben sehr hoch ist. Wasser ist "flüssig", das leuchtet jedem ein, weil es leichtbeweglich ist und "fließt". Dasselbe gilt wohl für Honig, er ist ebenfalls "flüssig", fließt aber nicht so leicht. Das bedeutet, seine Viskosität ist höher. Das Spiel kann man weitertreiben, indem man sich vorstellt. bei einem Stoff die Viskosität immer weiter zu erhöhen (z.B. durch Abkühlen). Bei "normalen" Schmelzen tritt irgendwann spontan eine Änderung des Zustandes auf, z.B. es kristallisiert wie es normales Kochsalz tut und die bekannten Würfel bilden. Die großen Edelsteine, z.B. die teilweise in meterhohen Einkristallen vorkommenden Berylle oder auch die großen Siliciumstangen, aus denen Wafer und dann chips hergestellt werden, sind solche Beispiele. Es gibt aber auch die Möglichkeit, dass beim Abkühlen einer Substanz einfach die Viskosität immer höher wird, ohne dass sich die für Flüssigkeiten charakteristische Nahordnung oder die in der Flüssigkeit vorhandene Anordnung von Atomen und Molekülen ändert. Das passiert meistens, wenn Flüssigkeiten rasch abgekühlt werden und es funktioniert überraschenderweise bei vielen Materialien, z.B. bei den meisten Kunststoffen und sogar bei einigen Metallen. Man hält dann eine Flüssigkeit in der Hand, die einem aber vorkommt wie ein Festkörper. Der Grund ist der, dass für eine Kristallisation und damit eine dreidimensionale Ordnung, wie von Metallen bekannt, Zeit braucht. Bei physikalisch-chemischen Vorgängen gibt es nämlich zwei Größen zu berücksichtigen, einmal die Thermodynamik, die fragt "Läuft ein Vorgang unter gegebenen Bedingungen ab?" und einmal die Kinetik, die dann fragt "wenn der Vorgang abläuft, wie schnell läuft er ab?" Durch das rasche Abkühlen wird dann die Kinetik einfach "überrannt", so dass der eigentlich thermodynamisch günstigere Vorgang, die Kristallisation, nicht ablaufen kann und der ursprüngliche Zustand, die Flüssigkeit, erhalten bleibt. Ein solcher Zustand wird als "metastabil" bezeichnet. Man findet das Phänomen auch in unterkühltem Wasser, welches bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt gelegentlich flüssig bleiben kann, z.B. in Nebeltropfen in der Luft. Beim Auftreffen auf einen festen Gegenstand wird durch die Aufprallenergie der "Anstoß" gegeben und das Wasser gefriert spontan, wodurch Rauhreif entsteht. Dabei wird Energie frei, so dass der Vorgang z.B. von Obstbauern genutzt wird; um bei Frost Blüten zu schützen, werden sie mit Wasser eingesprüht und können dann nicht erfrieren. Alles klar? Gruß...Sven
Jeder Mensch hat eine Wirbelsäule, aber nicht jeder hat ein Rückgrat.
Bitte sehen Sie von privaten Anfragen zu Diskussionsthemen weitgehend ab und posten sie lieber im Forum bzw. bitte legen Sie es mir nicht als Arroganz oder Gleichgültigkeit aus, wenn ich sie nicht beantworte (n kann). Mir fehlt einfach die Zeit dazu.
klaro - aber ich arbeite ja auch grad am Physik-Diplom ;-)
Zitat von Stechuskaktus
Das ist eben das Lustige, dass Wissenschaftler oft Definitionen verwenden, die den Erfahrungen des täglichen Lebens widersprechen.
also ich hab im Festkörperphysik-Studium gelernt das Glas ein amorpher Festkörper ist, und keine unterkülte Flüssigkeit ;-)
aber wenn man genauer hinschaut, wird es spätestens auf atomarer Ebene sehr schwer Phasenzustände genau zu definieren - von daher ist das Problem sowieso akademisch.
Nur das Kirchenfenster unten dicker seien ist (meines Wissens) Blödsinn.
Grüße Sarina
In einem Kosmos der 40er, 50er oder 60er Jahre war mal sehr schön das Foto eines "zerfliessenden" uralten Glastisches zur Demonstration der hier diskutierten Sachlage abgebildet.
Mal sehen, vielleicht suche ich mal an einem Wochenende und poste das dann hier.
Nur das Kirchenfenster unten dicker seien ist (meines Wissens) Blödsinn.
Grüße Sarina
[offtopic=Glasmalerei]
Moin moin!
Exakt so ist es. Bedauerlicherweise halten sich Berichte sehr hartnäckig, dass die Scheiben bei alten Kirchenfenster "nach unten fließen" und dementsprechend dort dicker sind. Nicht nur in alten Kosmos, sondern bis in die Neuzeit findet sich dies nicht auszumerzende Gerücht.
Die Erklärung ist jedoch wesentlich einfacher. Bis heute werden Kirchenfenster zumeist aus mundgeblasenen Echtantikgläsern hergestellt. Die aufgeschnittenen und geglätteten Zylinder weisen nicht zwangsläufig eine einheitliche Stärke auf. Gerade in früheren Jahrhunderten hat man bei stark schwankenden Dicken versucht die einzelne Scheibe im Zuschnitt so festzulegen, dass das dickere Ende der Scheibe nach unten weist. Man hat dies also aus statischen Gründen so gewählt, dass die Scheiben unten dick und oben dünn waren.
Einige "falsch" herum sitzende Scheiben, welche unten dünn und oben dick sind, geben ebenfalls einen guten Beweis für die Nichthaltbarkeit des alten Märchens.
Besten Gruß
Felix,
der sich seit 12 Jahren tagtäglich mit 700 Jahre alten Kirchenfenstern die Zeit vertreibt und dem auf seinen Leuchttischen noch nichts davongeflossen ist...
Ja, das glaube ich gerne. Ich muss unbedingt das Foto finden und sehen, was der Text hergibt. War durchaus ein Spezialfall (ich glaube, da stand in einem Kloster jahrhundertelang was schweres drauf).
Kann mir in der Zwischenzeit mal jemand eine Kanne voll Terrarienglas schicken?
Ich muss unbedingt das Foto finden und sehen, was der Text hergibt. War durchaus ein Spezialfall (ich glaube, da stand in einem Kloster jahrhundertelang was schweres drauf).
Unter solchen Bedingungen (konstante dauerhafte Krafteinwirkung über sehr lange Zeiten) ist kriechen (nicht fließen, ist ja ein Festkörper) durchaus möglich. Aber nicht nur bei amorphen Festkörpern, wie Glas, sondern auch bei kristallinen Festkörpern. Deswegen bleibt Glas trotzdem ein Festkörper, und fließt in der HQI-Leuchte sicherlich nicht durch die Gegend ;-)
Grüße Sarina
P.S. das Foto und den dazugehören Text fände ich dennoch sehr interessant (auch wenn der "Kosmos" nicht gerade beonders hohes wissenschaftliches Niveau darstellt ;-) ).
P.S. das Foto und den dazugehören Text fände ich dennoch sehr interessant (auch wenn der "Kosmos" nicht gerade beonders hohes wissenschaftliches Niveau darstellt ;-) ).
Das habe ich auch nicht behaupten wollen. Ich bin aber trotzdem stolz auf meine Sammlung (von 1921-1971 fast komplett) und schmökere vor allem in den ältern Ausgaben doch sehr gerne-spannend zb der Bericht von 1938 zur Entdeckung des Quastenflossers oder Zukunftsvisionen von 1928.
Man kann da durchaus einiges lernen.
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