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Epoxidharz im Kühlschrank aufbewahren?

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  • Epoxidharz im Kühlschrank aufbewahren?

    Hi zusammen,

    die Reste vom Epoxidharz (nicht der Härter) meines letzten Terrarienbaus waren nach etwa 1,5 Jahren kristalisiert.
    Laut Hersteller sollte sich das im Wasserbad in einem bestimmten Temperaturbereich wieder ohne Qualitätseinbußen rückgängig machen lassen.
    Das Ergebnis war aber nicht befriedigend: es waren trotzdem kleine kristaline Rückstände im Harz (so etwa stecknadelkopfgroß). Ich habe den Rest deshalb entsorgt.

    Meine Frage wäre nun ob sich die Haltbarkeit der einzelnen Komponenten (insbesondere vom Harz, der Härter sah noch normal aus) erhöhen läßt wenn man diese im Kühlschrank lagert.
    Oder spricht da etwas dagegen?

    Grüße
    Marcus
    Marcus Fischer === bei Heidelberg

  • #2
    Jein!
    Also es kommt darauf an was für ein Epoxidharz du hast. Bei "normalen" Klebe- oder Laminierharzen sollte eine langzeit Lagerung kein Problem sein, wobei höhere Temperaturen ein auskristallisieren verhindern bzw. erschweren. Kalte oder Temperaturänderungen führen gewöhnlich zu schnellerer auskristallisation. Aber bei Epoxidharzen ist wie bei allen Kunststoffen genaue Kenntnis über die Inhaltsstoffe von Nöten um eine speziefische Antwort zu geben.

    Meine Erfahrung zeigt das Infusionsharze bei zu kühler Lagerung unbrauchbar werden und auch nicht mehr "aufgekocht" werden können. Hingegen bei Laminierharzen eine Verflüssigung von kristallinen Harz (ohne Härter) auch mach langer Zeit gelingt, es geht halt nur sehr langsam. In der Uni-Werkstatt lag der Rekord bei über 3 Jahren, verflüssigt wurde hierbei mit einem Heißluftfön.
    Ich persönlich bevorzuge Heizungen oder Heißluftgebläse, Kanister einfach drauf oder davor stellen und warten.

    vg

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    • #3
      Hallo,

      das Harz enthält Präpolymere, die kristallisieren können; aufgrund der molekularen Struktur des Materials ist es möglich, dass dieser Vorgang nicht mehr umkehrbar ist. Soll das Harz längere Zeit aufbewahrt werden, kann die Kristallisation vermindert werden, indem man es relativ schnell auf ca 50°C erwärmt und dann so schnell wie möglich auf möglichst tiefe Temperatur abkühlt, also am besten im Wasserbad erhitzen und dann sofort in den Gefrierschrank stellen und dort aufbewahren.

      Der Härter besteht aus niedermolekularen Aminen und kann für sich alleine nicht polymerisieren und auch nicht fest werden. Sollten doch Kristalle auftreten, kann der Härter auf fast beliebige Temperaturen erwärmt werden, ohne dass was passiert, außer dass es irgendwann zu stinken anfängt. Grundsätzlich lassen sich die Kristalle besser entfernen, wenn das Harz beim Erwärmen gerührt wird. Gruß

      Sven
      Jeder Mensch hat eine Wirbelsäule, aber nicht jeder hat ein Rückgrat.

      Bitte sehen Sie von privaten Anfragen zu Diskussionsthemen weitgehend ab und posten sie lieber im Forum bzw. bitte legen Sie es mir nicht als Arroganz oder Gleichgültigkeit aus, wenn ich sie nicht beantworte (n kann). Mir fehlt einfach die Zeit dazu.

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      • #4
        Zitat von Sven Zeeb Beitrag anzeigen
        Soll das Harz längere Zeit aufbewahrt werden, kann die Kristallisation vermindert werden, indem man es relativ schnell auf ca 50°C erwärmt und dann so schnell wie möglich auf möglichst tiefe Temperatur abkühlt, also am besten im Wasserbad erhitzen und dann sofort in den Gefrierschrank stellen und dort aufbewahren.
        Gruß

        Sven
        Danke euch beiden für die schnelle Beratung - wobei pachypodium eine möglichst warme Lagerung vorschlägt und Sven den Gefrierschrank...was mal so um die 40-50°C Temperaturunterschied ausmacht
        Von daher bin ich immer noch etwas unsicher...

        Als Inhaltsstoffe beim Harz werden Bisphenol-A-Epichlorydrinharze genannt - falls das weiterhilft!

        Grüße
        Marcus
        Marcus Fischer === bei Heidelberg

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        • #5
          Die Zusammensetzung ist mir bekannt. Die Begründung für meinen Vorschlag ist folgende: Ein physikalisch-chemischer Vorgang muss grundsätzlich von zwei Seiten betrachtet werden, nämlich
          1. Läuft ein Vorgang überhaupt ab? Dafür ist die Thermodynamik zuständig.
          2. Wie schnell läuft ein Vorgang ab? Dafür ist die Reaktionskinetik verantwortlich.
          Auf Schmelzen/Kristallisieren/Polymerisieren angewendet bedeutet das: Wenn eine schmelzbare polymere Substanz über den Schmelzpunkt erwärmt wird, wird sie flüssig. Das ist banal. Wird dann aber wieder abgekühlt, gibt es zwei Möglichkeiten: man kühlt langsam ab, so dass die Substanz genügend Zeit hat, eine geordnete Struktur anzunehmen. Dann trit Kristallisation ein. Man kann aber auch sehr rasch abkühlen. Dann friert die Molekülbewegung so schnell ein, dass keine Zeit zur Ausbildung einer Fernordnung bleibt, so dass der flüssige Zustand gewissermaßen als Feststoff konserviert. Das nennt man Glaszustand. Als Glas liegen fast alle Gebrauchskunststoffe vor, z.B. das Polycarbonat in CDs, das PET in der Getränkeflasche, das PMMA in "Plexiglas" usw.
          Allerdings ist der Glaszustand "metastabil", d.h. der Kristallzustand ist energieärmer, weshalb Gläser dazu neigen, in den geordneten Kristallzustand überzugehen. Das ist die Thermodynamik. Je tiefer die Temperatur ist und je größer der Unterschied zwischen Kristallisationstemperatur und Lagertemperatur ist, desto langsamer schreitet dieser Prozess fort. Das ist die Kinetik. Deshalb der Rat, eine möglichst schnelle Abkühlung zu erreichen -> verringert die Bildung von Kristallisation und möglichst kalte Aufbewahrung -> verringert die Kristallisationsgeschwindigkeit. Die einzelnen Parameter sind stoffspezifisch. Treten mit einem Produkt immer wieder solche Probleme auf, ist es sinnvoll, den Anbieter oder das Produkt zu wechseln. Gruß
          Sven
          Jeder Mensch hat eine Wirbelsäule, aber nicht jeder hat ein Rückgrat.

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          • #6
            Hey Sven,

            :wub: - das waren bestimmt 2 Semester Chemie in Kompaktform für Chemiedummies! Danke schön!

            Ich hab`s (zumindest im Wesentlichen) verstanden und es leuchtet ein

            Ich werd das Harz auf 50°C erhitzen und dann ab damit in die Kälte. Den Härter kann ich bei Zimmertemperatur aufbewahren.

            Hat das Harz dann auch nen Gefrierpunkt?

            Grüße
            Marcus
            Marcus Fischer === bei Heidelberg

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            • #7
              Hallo,
              das Harz an sich ist ja schon ein Oligomer (das sind die schon etwas längeren Ketten, die gerne noch Polymer werden möchten) und hat deshalb keinen definierten Schmelzpunkt mehr, so wie man das von Wasser kennt, sondern eher einen Schmelzbereich, so dass es mit abnehmender Temperatur zunehmend zähflüssiger und irgendwann fest wird. Das hängt aber sehr stark von der chemischen Zusammensetzung ab ("Bisphenol A-Epichlorhydrin" lässt durchaus noch Varianten zu), deshalb kann nicht vorausgesagt werden, ob ein bestimmtes Harz bei Gefrierschranktemperaur noch zähflüssig oder schon fest ist. Für die Lagerung selbst und den Erhalt der Gebrauchseigenschaften spielt das aber keine Rolle. Nur wenn das Harz nach dem Auftauen fest bleibt, ist was schief gegangen Gruß
              Sven
              Jeder Mensch hat eine Wirbelsäule, aber nicht jeder hat ein Rückgrat.

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