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Flusskrebse in heimischen Gewässern

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  • Flusskrebse in heimischen Gewässern

    Hallo!

    Ich muss mich zukünftig beruflich etwas ausführlicher mit der FFH-Art Steinkrebs (A. torrentium) beschäftigen, weshalb ich gestern und heute mal etwas die Fließgewässer meiner Umgebung unter die Lupe genommen habe.
    Neben dem Steinkrebs fand ich auch folgende Krebsarten. Kann die jemand von euch bestimmen?
    Funddaten: 08.09.2012, Aich, Waldenbuch (Albvorland, BaWü).

    Krebs 1, 2: KL 6-7 cm
    Krebs 3, 4: KL 15-20 cm !!

    Viele Grüße Thomas
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    www.terragraphie.de

  • #2
    Hallo,

    ich würde die doch glatt alle für Astacus astacus in verschiedenen Größen halten (wegen der Augenleisten). Sind die Scherenunterseiten rötlich?

    In Stuttgart gibt es übrigens A. torrentium, da der Bach der dort in den Neckar fliest schon vor einsetzten der Amis unterirdisch verlief, somit hat es die Krebspest nie bis an die oberirdischen Zuflüsse geschafft.

    Gruß, Helmut

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    • #3
      Hallo Helmut,

      die Scherenunterseiten habe ich leider nicht eingehender betrachtet. Ich glaube aber, dass sie gerade von dem kleineren Tier nicht rötlich waren. Ich habe allerdings auch noch eine Exuvie gefunden, deren Scherenunterseiten leicht rötlich sind. Nach dem Bestimmungsschlüssel kam ich bei dem kleinen Tier auf den Kamberkrebs (Orconestes limosus) und bei dem großen auch aufgrund der hellen Flecken auf den Scheren auf den Signalkrebs (Pacifascatus leniusculus). Aber irgendwie wollten diese Bestimmungen auch nicht so ganz passen. Ganz in der Nähe des Fundortes befindet sich ein Fischereiverein inkl. See, aus dem die Krebse wohl in den Bach gewandert sind. Den Steinkrebs habe ich hier (natürlich) vergeblich gesucht.
      Ich werde in den nächsten Wochen versuchen, den Steinkrebs in den umliegenden Bächen nachzuweisen. Dies ist mir beispielsweise im Reichenbach bei Walddorf-Häslach noch gelungen, weg ist die Art beispielsweise schon in der Schaich, in der Fronlach und im Goldersbach. Die Krebspest greift um sich...

      Viele Grüße Thomas


      Zitat von Bonaqua Beitrag anzeigen
      Hallo,

      ich würde die doch glatt alle für Astacus astacus in verschiedenen Größen halten (wegen der Augenleisten). Sind die Scherenunterseiten rötlich?

      In Stuttgart gibt es übrigens A. torrentium, da der Bach der dort in den Neckar fliest schon vor einsetzten der Amis unterirdisch verlief, somit hat es die Krebspest nie bis an die oberirdischen Zuflüsse geschafft.

      Gruß, Helmut
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      • #4
        Hallo,

        wenn es sich um O. limosus handelt, wäre Edelkrebs tatsächlich wohl eher unwahrscheinlich. Wegen der Größe , der Augenleisten und der Farbe der Scherengelenke bin ich vom Edelkrebs ausgegangen und hab ein gleichzeitiges Vorkommen von Amis ausgeschlossen. Schade, die Schönbuchbäche sind halt doch sehr nah am Neckar und der ist voll von Amis. Gibt es zwischen Walddorfhäslach und Neckar einen Damm?

        Da die Angler nebenan sind, wird es sich bei den Krebsen wahrscheinlich um eine Variante aus dem Hohen Norden oder tiefen Osten handeln aber kaum um den hier ursprünglich beheimateten. Wäre mal spannend die Fotos mit Farmtieren zu vergleichen.

        Gruß, Helmut

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        • #5
          Hallo Helmut,

          ich bin mir bzgl. der Bestimmung der Krebse auch keinesfalls sicher. Wäre schön und wichtig, wenn sich dazu vielleicht noch jemand äußern könnte.

          Der Steinkrebs kommt im Schönbuch anscheinend fast ausschließlich in sehr abgelegenen Bächen oder Klingen(bächen) vor, die weitab von den größeren Fließgewässern des Schönbuchs (Goldersbach, Schaich, Aich) sind. Denn dort hat überall die Krebspest bereits zugeschlagen. Ich hoffe, dass die noch bestehenden Vorkommen auch aufgrund der klimatischen Bedingungen (sehr kühle, schnell fließende, sauerstoffreiche Bäche) weitgehend von den wärmeliebenden und anspruchsloseren Exoten verschont bleiben.

          Viele Grüße Thomas
          www.terragraphie.de

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          • #6
            Hallo Thomas,

            bei dem Tier auf den Bildern 3 und 4 würde ich auf den Signalkrebs Pacifastacus leniusculus tippen. Die Leiste hinter dem Auge ist offenbar nicht deutlich geteilt wie beim Edelkrebs (sollte beim Signalkrebs nach dem Hinterende noch einen Dorn odere ine undeutliche Leiste haben) und die Oberflächen der Scheren scheinen glatt zu sein bzw. keine "Warzen" zu haben. Das wäre das sicherste Unterscheidungsmerkmal zum sonst ähnlichen Edelkrebs. Die rote unterseite der Scheren ist als alleiniges Merkmal für Astacus zu unsicher. Die kann der Signalkrebs auch haben, beim Edelkrebs kann sie undeutlich sein.

            Bei dem Tier auf den ersten zwei Bildern tue ich mir schwer, weil unscharf. Ich tendiere vorsichtig zum Steinkrebs. Ich meine eine ungeteilte Leiste hinter dem Auge zu sehen, was Astacus ausschließt, und zum Orconectes fehlen mir die spitzen Dornen am vorderen Carapax. Aber wie gesagt, das ist mehr geraten als sicher. Am ehesten könnte man vielleicht nach dem Lebensraum gehen: alles was nicht aus einem sauberen, klaren Bach kommt, ist wahrscheinlich eher kein Steinkrebs.

            EDIT: Ich korrigiere mich. Das spitze Rostrum des unscharfen Krebses sieht für mich eher nach Orconectes aus.

            Gruß,
            Michael
            Zuletzt geändert von Michael_K; 12.09.2012, 21:02.

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            • #7
              Hallo Michael,

              vielen Dank für deine Antwort! Den Signalkrebs habe ich mittlerweile auch von anderer Seite bestätigt bekommen. Bei dem kleinen Krebs handelt es sich mit Sicherheit nicht um einen Steinkrebs, beispielsweise waren die Unterseiten der Scheren nicht weißlich. Ein syntopes Vorkommen mit dem Signalkrebs würde ich außerdem aufgrund der Krebspest ausschließen. Ich denke mit Kamberkrebs sollten wir da richtig liegen.
              Interessanterweise kommt der Steinkrebs nur ca. 200 m Luftlinie in einem weiter oben gelegenen, klaren, kühlen, schnellfließenden und sauerstoffreichen Bach noch vor, bis dahin scheinen es die Neozoen also noch nicht geschafft zu haben.

              Viele Grüße Thomas
              www.terragraphie.de

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              • #8
                Hallo Thomas,

                das klingt nach exakt dem Szenario, dass ich vor Jahren in einem Praktikum in Oberfranken mitbekommen habe. Auch in der Fränkischen Schweiz wurde der Steinkrebs massiv durch den Signalkrebs zurückgedrängt und konnte sich nur in den Bereichen halten, die dem Signalkrebs zu kalt sind. Letzterer war in für ihn geeigneten Habitaten mit Krebsfallen quasi im Dutzend billiger zu fangen...

                Ein sehr eindrückliches Merkmal des Signalkrebses ist übrigens seine Fähigkeit, mit den Scheren weit nach hinten über den eigenen Rücken greifen zu können. Das bloße Festhalten am Carapax wurde beim ersten Mal zu einer Überraschung der unangenehmeren Art.

                Gruß, Michael

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