Juckelndes Chamäleon????

[xsaria]

Hallo Kodama

Genau dieses Verhalten zeigte auch mein Chamäleon. Allerdings sind bei ihm keine Hemipenise hervorgetreten...

Also könnte es evtl. doch ein Paarungsversuch gewesen sein...

[H.S.]

Hallo Sebastian,

nur ein paar Überlegungen.

Gegen eine Reviermarkierung sprechen folgende Gründe:
1. Reduktion des Jacobson`schen Organs bei Chamäloens und daraus reultierend dessen nicht - funktionalität (vgl. u.a. Haas (1947): "Jacobson`s Organ in the chameleon." oder Schwenk (1995)" Of tounges and noses: chemorecption in lizards and snakes.") D.h. die Chamäleons könnten eine mögliche Reviermarkierung überhaupt gar nicht wahrnehmen, da die "Hardware" dazu fehlt...

Bei Halsbandleguanen gilt die Theorie, dass diese ihre Markierungen "sehen" können.

Warum sollte gerade etwas solch komplexen wie dem Chamaeleonauge nicht möglich sein?

2. Bei einigen Chamäleonarten hat man festgestellt, dass die Männchen überhaupt keine Reviere im Freiland besetzen, warum sollten sie dann was markieren??? (vgl. u.a. Cuadrado (2001): Mate - guarding and social mating system in male common chameleons (Chamaeleo chameleon).)

Da wie gesagt die Männchen weite Wege hinter sich bringen um Weibchen zu finden wäre es doch sinnvoll seinen Weg zu markieren um nicht an einer Stelle wo man schon aussichtslos nach Weibchen gesucht hat wieder anfängt zu suchen?

3. Woher sollten mögliche Geruchsstoffe kommen? Mir sind bisher keine Drüsenzellen a´la Gecko aus dem Bereich bekannt.

Müssen es wie schon oben gefragt Geruchsstoffe sein? Oder warum keine Kombination aus beiden?
Evtl. gilt das "Ablecken" nur als Sicherung der "Sichtprobe"?


Gruß

Henning

[PhilipGehring]

Hallo Henning,
wie gesagt, ein höchst komplexes und nicht sicher erforschtes Feld!
Was mir zur Überzeugung der sichtbaren Markierung fehlt, sind bisher nicht nachgewiesene Drüsenzellen im Bereich der Kloake. Allerdings ein durchaus wichtiger Aspekt, der evtl. auch bei Chamäleons eine Rolle spielen könnte. Ich hatte auch schonmal in diese Richtung gedacht...
Das Testen mit der Zunge könnte somit ja der Erkennung der Tiere untereinander dienen.
Die Interpretation als Wegemarkierung würde unter dem Aspekt der Auffindbarkeit durch chemosensorisch - orientierte Räuber (i.B. Schlangen) nicht unbedingt vorteilhalt sein. (Dazu fällt mir gerade die Szene aus Bang!Boom!Bang! ein, wo sie mit dem Blitzer an der Tanke stehen..;-)) Und gerade Chamäleons tun ja nun wirklich alles, um nicht entdeckt zu werden (kryptische Färbung, schlafen auf dünnen Ästen etc.). Da wäre es wohl sehr kontraproduktiv eine chemosensorische Spur zu legen.
Außerdem müsste dann dieses Verhalten wesentlich öfters zu beobachten sein. Das kann ich aus eigenen Beobachtungen nicht bestätigen. Allerdings möchte ich nicht kategorisch die von dir genannte Interpretationsmöglichkeit ausschließen. Es wäre sicherlich sehr interssant dieses Feld genauer zu untersuchen. Man weiß halt bisher zu wenig.
Dennoch erscheinen mir die anderen Gedankengänge in diesem speziellen Fall plausibler. Besonders auch die von Kodama beschriebenen Verhaltensweisen, ähneln ja sehr dem zu Beginn beschriebenen Verhalten.
Grüße Sebastian

[MrCus]

also bevor ich das "abwischen" nicht gesehen hab, halte ich mich mit Vermutungen zurück. Ein paar Anreize zum Nachdenken gebe ich dennoch:

Für mich kommen auch folgende Möglichkeiten auch aus eigener Beobachtung eher in betracht:

1. Das Chamäleon klammert sich einfach dichter an die Hand weil es sich da etwas ungünstig festhalten kann. Beim vorwärtskrabbeln kann es dann tatsächlich so aussehen als würde es die Kloake extra gegen die Hand drücken.

2. Chamäleons wischen sich nach dem Abkoten etc tatsächlich den Hintern am gerade vorhandenen Untergrund ab. Ob Hand oder Ast... is in dem Fall dem Chamäleon egal.

3. Dass das Ablecken zur identifikation der Reviere dient glaube ichnicht. Dazu müsste das Chamäleon ganze Strecken markieren, da immer nur einmal ganz kurz an einem Ast/Baum geleckt wird und dann nie wieder. - Blöd, wenn die Markierung dann 2m weiter war.

4. Visuell machts für mich schon mehr Sinn, wie Henning schrieb. Chamäleons sehen im UV Bereich und Urat etc kann dort leuchten. - Allerdings warum sollten sie das tun, wenn, wie Marco schon schrieb, männliche Chamäleons kein Revier haben? Die streifen ja nur so herum.

(PS @Phillip: 5. Das Jakob'sche Organ ist nicht voll ausgebildet, aber rudimentär vorhanden. Bestimmte Geschmäcker dürften also wahrzunehmen sein. Oder liege ich falsch?)

wie dem auch sei... ich würde das "Abbuzze" gern mal sehen. (Youtube?) Das kann alles mögliche sein.

[PhilipGehring]

Hallo Mr. Crus,
in der Originalarbeit von Haas wird geschrieben, dass das Organ nicht - funktional sei. Das würde ich aber auch stark bezweifeln. Allein die Tatsache, dass (wenn auch nur ein paar) Geschmacksknospen auf der Chamäleonzunge vorhanden sind, spricht dafür das es zumindest nicht ganz unnütz ist.
Außerdem hat man ja auch schön öfters beobachtet, dass die Tiere irgendein Beutetier scheinbar "angewiedert" ausgespuckt haben.
Grüße

[H.S.]

Allein die Tatsache, dass (wenn auch nur ein paar) Geschmacksknospen auf der Chamäleonzunge vorhanden sind, spricht dafür das es zumindest nicht ganz unnütz ist.
Außerdem hat man ja auch schön öfters beobachtet, dass die Tiere irgendein Beutetier scheinbar "angewiedert" ausgespuckt haben.
Grüße

Dieser Mechanismus ist sogar überlebenswichtig da bitter ja meist mit giftig gleichzusetzen ist und die Natur für diese Erkenntnis im darwinistischen Sinne nicht gleich immer Leichen fordern möchte.

Ich denke man traut den Viechern, was innerartliche Kommunikation und deren Mittel hierfür angeht, im Allgemeinen recht wenig zu.

Wenn ich mir aber alleine schon die Gattung Cordylus betrachte und was dort Jahr für Jahr an neuen Verhaltensweisen und biochemischen Mechanismen entdeckt wird, bin ich mir doch ziemlich sicher, dass in diesem Bereich noch einige Überraschungen auf uns warten und man nichts als unmöglich erachten sollte.

Viele Grüße

Henning

[Thomas]

Hallo,

ich habe mal gehört, dass Flagellaten zumindest bei Hunden einen Juckreiz am After auslösen können.
Wurde der Kot des Tieres mal untersucht?

Grüße Thomas

[Kodama]

Hmmm...

Das wäre bei meinem Tier dann doch auch noch eine Möglichkeit, da mein Männchen damals auch schon Oxyuren aufwies. Das Ausstülpen des Hemipenis könnte daraufhin vielleicht auf Grund der Stimulation passiert sein?!

Tendiere aber immer noch mehr zu "Begattungsversuch".

LG,
Kodama

[xsaria]

1. Das Chamäleon klammert sich einfach dichter an die Hand weil es sich da etwas ungünstig festhalten kann. Beim vorwärtskrabbeln kann es dann tatsächlich so aussehen als würde es die Kloake extra gegen die Hand drücken.

2. Chamäleons wischen sich nach dem Abkoten etc tatsächlich den Hintern am

1. Nein, er klammert sich nie so fest - hat keine Probleme auf meiner kleinen, dünnen Hand halt zu finden.

2. Ja, das ist richtig, aber da hatte er nicht abgekotet - auch nicht eine Zeit davor.


@Thomas
Ja - der Kot wurde schon öfters mal untersucht: Alles ok....