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Rachitis und Gicht

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  • Rachitis und Gicht

    Auf Grund des Beitrages des Teilnehmers "King", habe ich gerade nochmal nachgeschaut und in dem betreffenden Buch "Das Jemenchamäleon" von W. Schmidt tatsächlich den Hinweis gefunden, daß die Gicht in dem Komplex der rachitischen Erkrankungen gehört.
    Da jedoch eine Gicht eine völlig andere Ursache hat, muß hier von einem Irrtum des Autors ausgegangen werden. Wahrscheinlich meinte er hier die sogenannte Pseudogicht, die infolge einer Vitamin D3- Vergiftung (die ja auch rachitische Erscheinungen auslöst) auftreten kann und bei der es sich um Ablagerungen von Calciumsalzen in den Gelenkkapseln handelt, (Anreicherung auf Grund des hohen Ca- Spiegels im Blut).
    Ebenso ist eine Ablagerung dieser Ca- Salze in der Niere möglich (Nierencalcinose)
    Bei der echten Gicht handelt es sich hingegen um Urate (Harnsäurekristalle), die zum einen bei einem erhöhten Harnsäurespiegel im Bluplasma in der Niere ausfallen und so zu der oft zitierten Nierengicht führen und zum anderen, ähnlich wie bei der Pseudogicht, sich in den Gelenken ablagern können (Gelenksgicht). Die echte Gicht wird i.d.R. durch eine zu proteinreiche Fütterung sowie durch zu trockene Haltung oder eine mangelnde Versorgung des Tieres mit Wasser ausgelöst (meist spielen alle drei Faktoren in Kombination eine Rolle).
    Durch eine Röntgenaufnahme läst sich übrigens eine Pseudogicht sehr leicht von einer echten Gicht unterscheiden. Die Calciumsalze sind nämlich röntgendicht, d.h. die kann man auf dem Film sehen, während die Urate nicht röntgenologisch zu erfassen sind.
    Es ist aber rein theoretisch möglich, daß eine Nierengicht durch die starken Schäden, die sie in dem Organ verursacht, eine rachitische Erkrankung auslösen kann.
    Da ja das Vitamin D3 in der Niere aus den Vorstufen synthetisiert wird, kommt es bei einer Schädigung zu einer verminderten Synthese des Vit. D3.
    D3 liegt somit nicht mehr in ausreichendem Maße im Körper vor und die Resorption von Calcium im Darm ist damit auch nicht mehr gewährleistet. Es kommt also dazu, daß das Calcium aus dem Knochen genutzt wird, um den Ca- Stoffwechsel weiterhin zu gewährleiseten. Die Folge ist, daß die Knochen weich werden, also eine rachitische Erkrankung ausgelöst wird.
    Soweit kommt es aber kaum, da die Tiere bereits vorher an den Folgen der Gicht sterben, außerdem bekommen die Echsen Vitamin D3 ja meist sowieso in Form von Pulvern oder Lösungen.

    Das Geschriebene kann übrigens von jedem Tierarzt, der etwas von Reptilien versteht, bestätigt werden. Es ist kein Unsinn und auch keine Wichtigtuerei, sondern ganz einfach eine Tatsache.
    Ich hoffe es kommt hier im Forum zu keinem weiteren Disput.
    Gruß

    P.S.
    Das erwähnte Buch ist ansonsten jedoch inhaltlich sehr gut und jedem zu empfehlen, der sich mit dieser Chamäleonart beschäftigt.


    [Edited by Marc-N. on 14-07-2003 at 19:13 GMT]

  • #2
    Re: Rachitis und Gicht

    Hallo Marc-N.
    da du ja sehr gut über die Nierengicht Bescheid weißt, wollte ich dich fragen wie man diese behandeln kann? Wenn es also zu Ablagerungen von Harnsäurekristallen in den Gelenken kommt, ist es (oder besser gesagt, dem TA) möglich, die Schwellungen komplett wieder rückgängig zu machen oder wird das Tier dann den Rest seines Lebens damit zu kämpfen haben? Ich meine wenn die Niere erst mal geschädigt ist und ihre volle Funktion nicht mehr erreichen kann, wie wird dem Tier dann geholfen? Ich weis ja nicht in wieweit eine OP dabei helfen kann oder kriegt das Tier sein Leben lang Tabletten? Ich hoffe du verstehst was ich meine: ist diese Nierengicht heilbar oder irreversibel (auch wenn sie erst im Anfangsstadium ist)?
    Also ich hoffe, dass ich dich nicht zu sehr überfragt habe und dass du mir vielleicht ein paar Anworten geben kannst.

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    • #3
      Re: Rachitis und Gicht

      Die Ablagerungen bleiben. Man kann lediglich eien weitere Verschlimmerung verhindern aber nichts "heilen".
      Die Knoten ließen sich notfalls operativ ausräumen-aber das ist fummelig udn ob die Gelenke wirklich wieder glattgängig werden, wage ich zu bezweifeln.

      Gruß

      Ingo
      Kober? Ach der mit den Viechern!




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      • #4
        Re: Rachitis und Gicht

        Hallo,
        du überfragst mich nicht. Eine Gicht bzw. Nierengicht ist in dem Sinne nicht heilbar. Die Schäden, die an den Nieren oder Gelenken entstanden sind, sind nicht mehr rückgängig zu machen. Der Versuch die Gichtknoten operativ anzugehen sollte tunlichst unterbleiben, da dadurch meist noch mehr zerstört wird, anstatt daß eine Verbesserung erreicht wird.
        Ist die Gicht noch nicht so weit fortgeschritten, daß große Bereiche der Nieren bereits zerstört sind, ist eine Behandlung sehr sinnvoll und auch meistens erfolgreich. Durch eine Therapie mit dem Wirkstoff Allopurinol wird ein weiteres Fortschreiten der Erkrankung verhindert. Der Wirkstoff verhindert die Synthese der Harnsäure, so daß ihre wasserlöslichen Vorstufen leichter über die Nieren ausgeschieden werden können und so für die Organe eine Entlastung erreicht wird und vor allem die Bildung weitere Harnsäurekristalle in den Nierenkanälchen verhindert wird.
        Es handelt sich hier um eine Langzeittherapie, d.h. daß das Allopurinol evtl. über viele Monate hinweg gegeben werden muß. Das weniger geschädigte Nierengewebe kann sich aber durchaus auch soweit wieder regenerieren, daß in vielen Fällen das Medikament irgendwann abgesetzt werden kann (die Nierenwerte müssen natürlich vorher innerhalb normaler Parameter sein).
        Außerdem ist während und nach der Therapie auf eine besonders gute Flüssigkeitsversorgung des Tieres zu achten. Auch eine adäquate Gabe von Vitamin A hat eine positive Auswirkung hinsichtlich der Wiederherstellung einer ausreichenden Funktion der Nieren.
        Gruß


        [Edited by Marc-N. on 24-07-2003 at 09:25 GMT]

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        • #5
          Re: Rachitis und Gicht

          Dank für die schnellen Anworten,
          eine Frage habe ich allerdings noch, wie sieht es mit der Lebenserwartung aus? Wenn die Gicht erkannt und rechtzeitig behandelt wurde ist es dann möglich das das Chamäleon dann (auch mit täglicher Tablettenzugabe)eine normale Lebenserwartung hat?
          Viele Grüße noch!

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          • #6
            Re: Rachitis und Gicht

            Sicherlich sind diese vorgeschädigten Tiere anfälliger für ähnliche Stoffwechselerkrankungen als gesunde Chamäleons. Bei guter Pflege und den entsprechenden profilaktischen Maßnahmen, können sie aber dennoch ein normales artspezifisches Alter erreichen.
            Um was für ein Chamäleon geht es denn? Etwa um das Lappenchamäleon?
            Gruß

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            • #7
              Re: Rachitis und Gicht

              Nein, es ist nicht mein Lappenchamäleon.
              Es handelt sich dabei um das Jemenchamäleons eines Freundes von mir. Ich wollte nur Vorsorgen und mich informieren woran es lag, dass ein volles gesund aussehendes Chamäleon von einem Tag zum anderen ein dickes Hinterbein bekommt. Ehrlich gesagt war ich doch schockiert wie schnell das ging. Und damit mein Chamäleon es nicht auch kriegt, wollte ich möglichen Ursachen auf den Grund gehen.
              Vielen Dank für deine hilfreichen Informationen und liebe Grüße

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