Guten Tag,
als Neuling hier begrüße ich respektvoll die "Alten Hasen", deren Beiträge ich schon seit längerem still genieße und hoffe auf neue Erkenntnisse.
Ich habe am 01.08.2011 ein (vorgebliches) Jemenchamäleon-Männchen aus einer schlimmen Fehlhaltung übernommen und mache mir nun Sorgen. Obwohl ein Chamäleon schon seit meiner Kindheit ein Traum war :wub: und ich in Reptilien- und Amphibienhaltung nicht unbeleckt bin, habe ich mich erst jetzt (mit 42 Jahren) dazu hinreißen lassen, mir eines anzuschaffen. Meine Hauptsorge war immer, den Ansprüchen eines solchen Tieres ggf. nicht gerecht werden zu können und am Ende seinen Tod verursacht zu haben - und das bräche mir das Herz.
Als ich mein Chamäleon und seine Lebensumstände sah , habe ich es spontan mitgenommen, denn schlimmer, als es dort gehalten wurde, kann es ihm bei mir unmöglich gehen. Anders gesagt: Ich hätte es nicht übers Herz gebracht, es da zu lassen.
Ich komme in die Wohnung, in einem halbdunklen Zimmer steht ein Panorama-Terrarium mit Lichtkasten, darin brennen 2 Neonröhren, eine normale, eine 30 Watt Sun-Glow. Der Lichtkasten deckte die Belüftung oben ab. Weitere Belüftung nicht vorhanden. Im Becken hing eine Repti-Glow 5.0, das war's.
Das Terrarium wies keinerlei Klettermöglichkeiten auf, lediglich eine glatte Aquarienwurzel (klein) lag drin. Entsprechend lange und scharfe Krallen hatte das Tier, das eine dunkeloliv-braune Färbung aufwies und versuchte, sich am Boden zwischen den Resten einer zerstörten und völlig verkoteten Bepflanzung zu verstecken. Im Raum hielten sich 5 Schäferhunde auf, die die Vorbesitzerin nur mir zuliebe in einen Nebenraum sperrte. Nach dem Öffnen des Terrariums breitete sich ein atemberaubender Gestank aus. Die Vorbesitzerin gab an, das Tier sei zwei Jahre alt und sie hätte es im Januar von einer Freundin übernommen. Meiner Einschätzung nach wurde an diesem Terrarium seit Januar nichts getan, geschweige gereinigt.
An der Terrarienrückwand hing ultradünner Kork - befestigt mit schwarzem Aquariensilikon und doppelseitigem Klebeband, der sich gewellt und teils abgelöst hatte. Beim Ausschippen des Bodengrundes fanden sich in ca. 3 cm Tiefe ein Thermo- und ein Hygrometer in der Erde, die auch Kokosfasern enthielt. Daneben war Sand untergemischt, unten drin im Terrarium stand die Brühe, der Bodengrund war klatschnass...
Die Reste der Pflanzen wiesen kaum noch Blätter auf, wenn, waren diese angefressen und kotverschmiert. Eine Tropftränke oder etwas ähnliches war nicht vorhanden. Die Vorbesitzerin gab an, das Tier nie aus dem Terrarium herausgeholt zu haben. Die erwähnten Korkplatten wurden offenbar eingeklebt, während das Tier im Terrarium saß, ich fand später Silikontropfen auf den Blättern der Pflanze...
Die Papiere für das Tier seien gerade nicht zu finden, sie würde sie mir nachsenden. Dies ist bis heute nicht geschehen...
Da ich eine zweieinhalbstündige Heimfahrt hatte, war das erste, was ich tat, am ersten Rastplatz rauszufahren und mich mit dem Tier eine Stunde in die pralle Sonne zu setzen, was das Chamäleon mit einer Verfärbung hin zu lindgrün belohnte. Als ein Mann mit seinem Hund vorbeikam, geriet das Chamäleon sichtlich in Panik...
Mit Terrarium und Chamäleon bekam ich eine Transportbox, eine zu etwa einem Drittel verbrauchte Dose Herpetal Complete und eine Dose Mikrocalzium (JBL), die keinen Löffel enthielt und meiner Meinung nach voll war.
Nach gründlichstem Schrubben und Neueinrichtung des Beckens stellte sich schnell heraus, daß es vollkommen ungeeignet war. Daraufhin zog das Chamäleon ("Augustus") in drei Ficus Benjamini um, über denen ich zwei Lampen angebracht habe und in den nächsten Tagen noch eine Osram Ultravitalux montiere. Bis dahin muss er sich bei Sonnenschein mit Klettern im Fliederbusch in Vorgärtchen begnügen.
Meiner Meinung nach ist der Ernährungszustand des Tieres gut bis sehr gut (um nicht zu sagen, es ist fett? Siehe Helm und "Bäckchen"). Die Extremitäten weisen in meinen Augen keine Besonderheiten wie z. B. Verdickungen oder Verkrümmungen auf. Trotzdem habe ich das Tier die ersten Tage mit Kazium richtiggehend zugebombt, die Futtertiere wurden angefeuchtet und dann gepudert, bis sie komplett weiß waren .
Die unvollständige Häutung, die das Tier bei Übernahme aufwies, war innerhab von drei Tagen nach Umsetzen in die Ficus-Bäume komplett abgeschlossen. Die Krallen haben sich nun etwas abgenutzt und meine Hand blutet nicht mehr, wenn er sich am Finger festhält.
Offenbar hat das Tier seinen Flüssigkeitsbedarf komplett über das Fressen der Bepflanzung gedeckt. Sowohl ein Dripper als auch die Pipette wurden verschmäht. Dafür habe ich ihn beim Knabbern am Ficus beobachtet. Da Gurke ebenfalls verschmäht wurde, habe ich mein Glück mit Wassermelone versucht - diese wird gierigst gefressen und mehrfach täglich angesteuert. Allerdings bin ich mir nicht sicher, was eventuelle Nebenwirkungen anbelangt (siehe unten).
Das Tier frisst sehr gut, der Schuß ist zielsicher, gefressen wurden nachts gefangene Kreuzspinnen, Laufspinnen und Wüstenheuschrecken. Inzwischen habe ich das Füttern etwas reduziert, ich denke, "Augustus" ist auch so ausreichend wohlgenährt.
Bis auf zwei mal in den letzten 16 Tagen wurde der Ficus nicht verlassen, das Chamäleon ist kein Wanderer. Beim Klettern wirkt das Tier zuweilen etwas unbeholfen, rast aber andererseits im Rekordtempo durch alle drei Büsche, wenn Futter winkt.
Da das Tier in meinem Arbeitszimmer wohnt und ich als Online-Händler dort den größten Teil des Tages verbringe, entgeht mir nur wenig und das Tier ist nun schon deutlich weniger aggressiv als zu Beginn.
Nun meine Sorge:
Seit gestern ist der Stuhl nicht mehr fest sondern breiig. Beim Aufwischen gestern fanden sich darin etwas Schleim und etwas, was Blut gewesen sein könnte (aber auch Wassermelone hätte sein können). Zudem ist mir gestern an einem Nasenloch eine rote Substanz aufgefallen, die nun angetrocknet ist und ebenfalls sowohl Wassermelone als auch Blut sein könnte.
Vor ein paar Tagen habe ich auch mehrfach ein Niesen oder Schnauben gehört, inzwischen jedoch nicht mehr.
Meine Befürchtung ist, daß sich Augustus durch das Fressen verkoteter Blätter mit Parasiten infiziert haben könnte, jedoch gibt es für diese Vermutung außer dem vorher beschriebenen keine weiteren Hinweise. Insgesamt wirkt das Tier fitt und agil.
Ich wollte sicherheitshalber mit ihm zu unserem Tierarzt, der gibt jedoch offen zu, von Chamäleons keine Ahnung zu haben. Dem Tier auf Verdacht dem Stress einer 150-km-Fahrt zu einem Fachtierarzt aus der Liste hier im DGHT-Forum zuzumuten, erscheint mir zweifelhaft.
Ich habe gesehen, daß hier hochkompetente Tierärzte posten und hoffe auf Rat.
P.S.: Wie problematisch sind die fehlenden Papiere? Ist ein Jemenchamäleon meldepflichtig und kann ich dies ggf. auch ohne Papiere tun?
Nun noch ein paar Bilder. Die Lampenkabel habe ich nun anders verlegt, so daß sie nicht mehr beklettert werden können und keine Verbrennungsgefahr mehr besteht. Das Bild auf der Fensterbank entstand während einer der zwei "Wanderungen".
als Neuling hier begrüße ich respektvoll die "Alten Hasen", deren Beiträge ich schon seit längerem still genieße und hoffe auf neue Erkenntnisse.
Ich habe am 01.08.2011 ein (vorgebliches) Jemenchamäleon-Männchen aus einer schlimmen Fehlhaltung übernommen und mache mir nun Sorgen. Obwohl ein Chamäleon schon seit meiner Kindheit ein Traum war :wub: und ich in Reptilien- und Amphibienhaltung nicht unbeleckt bin, habe ich mich erst jetzt (mit 42 Jahren) dazu hinreißen lassen, mir eines anzuschaffen. Meine Hauptsorge war immer, den Ansprüchen eines solchen Tieres ggf. nicht gerecht werden zu können und am Ende seinen Tod verursacht zu haben - und das bräche mir das Herz.
Als ich mein Chamäleon und seine Lebensumstände sah , habe ich es spontan mitgenommen, denn schlimmer, als es dort gehalten wurde, kann es ihm bei mir unmöglich gehen. Anders gesagt: Ich hätte es nicht übers Herz gebracht, es da zu lassen.
Ich komme in die Wohnung, in einem halbdunklen Zimmer steht ein Panorama-Terrarium mit Lichtkasten, darin brennen 2 Neonröhren, eine normale, eine 30 Watt Sun-Glow. Der Lichtkasten deckte die Belüftung oben ab. Weitere Belüftung nicht vorhanden. Im Becken hing eine Repti-Glow 5.0, das war's.
Das Terrarium wies keinerlei Klettermöglichkeiten auf, lediglich eine glatte Aquarienwurzel (klein) lag drin. Entsprechend lange und scharfe Krallen hatte das Tier, das eine dunkeloliv-braune Färbung aufwies und versuchte, sich am Boden zwischen den Resten einer zerstörten und völlig verkoteten Bepflanzung zu verstecken. Im Raum hielten sich 5 Schäferhunde auf, die die Vorbesitzerin nur mir zuliebe in einen Nebenraum sperrte. Nach dem Öffnen des Terrariums breitete sich ein atemberaubender Gestank aus. Die Vorbesitzerin gab an, das Tier sei zwei Jahre alt und sie hätte es im Januar von einer Freundin übernommen. Meiner Einschätzung nach wurde an diesem Terrarium seit Januar nichts getan, geschweige gereinigt.
An der Terrarienrückwand hing ultradünner Kork - befestigt mit schwarzem Aquariensilikon und doppelseitigem Klebeband, der sich gewellt und teils abgelöst hatte. Beim Ausschippen des Bodengrundes fanden sich in ca. 3 cm Tiefe ein Thermo- und ein Hygrometer in der Erde, die auch Kokosfasern enthielt. Daneben war Sand untergemischt, unten drin im Terrarium stand die Brühe, der Bodengrund war klatschnass...
Die Reste der Pflanzen wiesen kaum noch Blätter auf, wenn, waren diese angefressen und kotverschmiert. Eine Tropftränke oder etwas ähnliches war nicht vorhanden. Die Vorbesitzerin gab an, das Tier nie aus dem Terrarium herausgeholt zu haben. Die erwähnten Korkplatten wurden offenbar eingeklebt, während das Tier im Terrarium saß, ich fand später Silikontropfen auf den Blättern der Pflanze...
Die Papiere für das Tier seien gerade nicht zu finden, sie würde sie mir nachsenden. Dies ist bis heute nicht geschehen...
Da ich eine zweieinhalbstündige Heimfahrt hatte, war das erste, was ich tat, am ersten Rastplatz rauszufahren und mich mit dem Tier eine Stunde in die pralle Sonne zu setzen, was das Chamäleon mit einer Verfärbung hin zu lindgrün belohnte. Als ein Mann mit seinem Hund vorbeikam, geriet das Chamäleon sichtlich in Panik...
Mit Terrarium und Chamäleon bekam ich eine Transportbox, eine zu etwa einem Drittel verbrauchte Dose Herpetal Complete und eine Dose Mikrocalzium (JBL), die keinen Löffel enthielt und meiner Meinung nach voll war.
Nach gründlichstem Schrubben und Neueinrichtung des Beckens stellte sich schnell heraus, daß es vollkommen ungeeignet war. Daraufhin zog das Chamäleon ("Augustus") in drei Ficus Benjamini um, über denen ich zwei Lampen angebracht habe und in den nächsten Tagen noch eine Osram Ultravitalux montiere. Bis dahin muss er sich bei Sonnenschein mit Klettern im Fliederbusch in Vorgärtchen begnügen.
Meiner Meinung nach ist der Ernährungszustand des Tieres gut bis sehr gut (um nicht zu sagen, es ist fett? Siehe Helm und "Bäckchen"). Die Extremitäten weisen in meinen Augen keine Besonderheiten wie z. B. Verdickungen oder Verkrümmungen auf. Trotzdem habe ich das Tier die ersten Tage mit Kazium richtiggehend zugebombt, die Futtertiere wurden angefeuchtet und dann gepudert, bis sie komplett weiß waren .
Die unvollständige Häutung, die das Tier bei Übernahme aufwies, war innerhab von drei Tagen nach Umsetzen in die Ficus-Bäume komplett abgeschlossen. Die Krallen haben sich nun etwas abgenutzt und meine Hand blutet nicht mehr, wenn er sich am Finger festhält.
Offenbar hat das Tier seinen Flüssigkeitsbedarf komplett über das Fressen der Bepflanzung gedeckt. Sowohl ein Dripper als auch die Pipette wurden verschmäht. Dafür habe ich ihn beim Knabbern am Ficus beobachtet. Da Gurke ebenfalls verschmäht wurde, habe ich mein Glück mit Wassermelone versucht - diese wird gierigst gefressen und mehrfach täglich angesteuert. Allerdings bin ich mir nicht sicher, was eventuelle Nebenwirkungen anbelangt (siehe unten).
Das Tier frisst sehr gut, der Schuß ist zielsicher, gefressen wurden nachts gefangene Kreuzspinnen, Laufspinnen und Wüstenheuschrecken. Inzwischen habe ich das Füttern etwas reduziert, ich denke, "Augustus" ist auch so ausreichend wohlgenährt.
Bis auf zwei mal in den letzten 16 Tagen wurde der Ficus nicht verlassen, das Chamäleon ist kein Wanderer. Beim Klettern wirkt das Tier zuweilen etwas unbeholfen, rast aber andererseits im Rekordtempo durch alle drei Büsche, wenn Futter winkt.
Da das Tier in meinem Arbeitszimmer wohnt und ich als Online-Händler dort den größten Teil des Tages verbringe, entgeht mir nur wenig und das Tier ist nun schon deutlich weniger aggressiv als zu Beginn.
Nun meine Sorge:
Seit gestern ist der Stuhl nicht mehr fest sondern breiig. Beim Aufwischen gestern fanden sich darin etwas Schleim und etwas, was Blut gewesen sein könnte (aber auch Wassermelone hätte sein können). Zudem ist mir gestern an einem Nasenloch eine rote Substanz aufgefallen, die nun angetrocknet ist und ebenfalls sowohl Wassermelone als auch Blut sein könnte.
Vor ein paar Tagen habe ich auch mehrfach ein Niesen oder Schnauben gehört, inzwischen jedoch nicht mehr.
Meine Befürchtung ist, daß sich Augustus durch das Fressen verkoteter Blätter mit Parasiten infiziert haben könnte, jedoch gibt es für diese Vermutung außer dem vorher beschriebenen keine weiteren Hinweise. Insgesamt wirkt das Tier fitt und agil.
Ich wollte sicherheitshalber mit ihm zu unserem Tierarzt, der gibt jedoch offen zu, von Chamäleons keine Ahnung zu haben. Dem Tier auf Verdacht dem Stress einer 150-km-Fahrt zu einem Fachtierarzt aus der Liste hier im DGHT-Forum zuzumuten, erscheint mir zweifelhaft.
Ich habe gesehen, daß hier hochkompetente Tierärzte posten und hoffe auf Rat.
P.S.: Wie problematisch sind die fehlenden Papiere? Ist ein Jemenchamäleon meldepflichtig und kann ich dies ggf. auch ohne Papiere tun?
Nun noch ein paar Bilder. Die Lampenkabel habe ich nun anders verlegt, so daß sie nicht mehr beklettert werden können und keine Verbrennungsgefahr mehr besteht. Das Bild auf der Fensterbank entstand während einer der zwei "Wanderungen".
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