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Zucht und Entsorgung von Krokodilen

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  • Zucht und Entsorgung von Krokodilen

    Totes Krokodil vom Havelstrand wird obduziert
    Freitag, 17. April 2009 15:22

    Blutdürstige Fische im Badesee, schnappende Reptilien in Flüssen - solche Nachrichten füllen sonst das Sommerloch in den Medien. Doch diesmal handelte es sich um keine "Ente", als die Berliner Polizei nach Spandau ausrückte. Dort war nämlich ein ganz besonderer Exot gesichtet worden.


    Ein 1,20 Meter großes totes Krokodil bereitet seit Donnerstag der Polizei Kopfzerbrechen. Gegen 12.20 Uhr hatten Anwohner an der Eiswerderstraße in Spandau die Polizei alarmiert. Auf einem Anwesen mit direktem Zugang zur Havel hatten sie das Reptil entdeckt. Es lag reglos auf dem Rasen.

    "Nichts Ungewöhnliches für diese Tiere“, sagt Zoo-Tierarzt André Schüle. Kenntnis von diesem außergewöhnlichen Fund hatte er erst am Abend erhalten. „Mit Sicherheit stammt das Tier nicht aus dem Zoo oder Tierpark“, sagt er. In Berlin gebe es auch einige Tierfreunde, die beispielsweise in ihren Wohnungen Krokodile aufziehen.

    "Eine Genehmigung zur Haltung von Reptilien oder Raubtieren erteilt in der Regel das zuständige Veterinäramt“, sagt der Arzt. Doch manch ein Tierfreund vergisst, dass die Tiere wachsen. Ein Kaiman, um den es sich wahrscheinlich auch bei dem gestrigen Fund handelt, ist nach etwa fünf Jahren ausgewachsen. Immerhin erreichen diese Tiere dann eine Länge von etwa 1,80 Meter.

    "Wer ein solches Tier aussetzt, handelt verantwortungslos“, sagt Schüle. Denn die Reptilien brauchen warmes Wasser. Und da die derzeitigen Wassertemperaturen der Berliner Gewässer bei etwa zehn Grad liegen, hat ein solches Tier keine Überlebenschance. Zudem ernähren sich diese in Südamerika beheimateten Tiere von Insekten, Muscheln und Fischen.“

    Ein Sprecher der Polizei sagte: „Wegen der nicht artgerechten Tierhaltung und Entsorgung prüfen wir derzeit eine Anzeige gegen Unbekannt.“ Bei der Bergung des Kadavers haben die Beamten keine Gewaltspuren entdeckt.

    Labor untersucht Todesursache

    Mitarbeiter des Landeslabors Berlin-Brandenburg erkunden nun die Todesursache. „Außerdem wird bei dem Tier nach einem Chip gesucht, der Aufschluss über den Halter geben könnte“, erklärte Bezirksstadträtin Daniela Kleineidam (SPD). In Spandau sei kein Halter mit Krokodil gemeldet.

    Der Sprecher des Tierschutzvereins Berlin, Marcel Gäding, hat sich unterdessen über den Fund „entsetzt, aber nicht überrascht“ gezeigt. Entlaufene oder ausgesetzte Exoten seien in Berlin keine Seltenheit, sagte Gäding.

    Über die genaue Zahl der in Berlin lebenden Krokodile gibt es laut einer Sprecherin der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz keine Statistiken. „Ich schätze die Zahl der in Berlin gehaltenen Exoten auf rund 10.000“, sagte Tierschützer Gäding.

    Laut „Verordnung über das Halten gefährlicher Tiere wildlebender Arten“ ist das Halten etwa von Krokodilen, Schlangen oder Echsen in Berlin verboten. Ausnahmegenehmigungen werden unter bestimmten Voraussetzungen erteilt. Unter anderem müssen die Halter über die „erforderliche Sachkunde“ verfügen und die Tiere artgerecht unterbringen. Zuständig für die Kontrolle sind die jeweiligen Veterinärämter der Bezirke.

    Der Deutsche Tierschutzverein setzt sich laut Gäding seit Jahren für ein generelles Verbot für die Haltung von Exoten ein. „Oft sind die Halter mit den Tieren überfordert“. Das mache sich auch an steigenden Zahlen von abgegebenen Exoten im Tierheim bemerkbar. „Waren es vor einigen Jahren noch jeweils 50 pro Jahr, sind es jetzt 250 bis 300.“ Daher würden derzeit die Kapazitäten erweitert. „Im Juni wird eine neue Auffangstation für Reptilien mit einer großen Teichlandschaft fertiggestellt“, erklärte Gäding. dpa/plet
    Quelle: http://www.morgenpost.de/berlin/arti...obduziert.html

    Die Auffangstation ist ein guter Schritt in die richtige Richtung -andererseits:
    Machen wirs nicht solchen unverantwortlichen Haltern leichter und haben die nicht ein reineres Gewissen bei der Entsorgung zu gross werdender Krokodile?
    Macht die Zucht von Brillenkaimanen angesichts der billigst angebotenen, hereinschwappenden Importe noch Sinn? Macht die Zucht von Arten, die im Freileben im Bestand weder bedroht sind noch für die es die entsprechende Zahl seriöser privater Abnehmer geben kann, noch Sinn, so wie dies bei Nilkrokodilen oder Mississippi-Alligatoren der Fall ist?

  • #2
    Hallo,
    Schlimm, aber nicht ungewöhlich.
    Ich bevorzuge eine Stellungnahme der DGHT, damit diese auch mal ins politische Licht rückt.

    Liebe Grüße, Micha

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    • #3
      Na toll - lösen wir denn mit einer solchen Stellungnahme irgendein Problem?
      Und ins politische Licht - da seh ich erfahrungsgemäss eher dunkel..

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      • #4
        Na, haltet mal den Ball flach. Nur weil ein toter Kaiman gefunden wurde, der vielleicht nur der Entsorgungskosten wegen, irgendwo abgelegt wurde, laufen nicht überall verantwortungslose Krokodilhalter herum.
        Und bei den 250 - 300 Exoten in Berlin sind wohl selten Krokodile dabei, eher
        Leguane, Schildkröten, Bartagamen u.ä. .
        Außerdem muß man immer die Relation zu den abgegebenen Hunden und Katzen sehen. Das Problem existiert sicher, man muß es aber nicht hochspielen.
        "Eine tote Katze an der Spree gibt ja auch nicht so eine tolle Schlagzeile, wie
        ein armer toter Kaiman"

        Und da es kaum Alligatornachzuchten in Europa gibt, ist hier die Nachzucht meiner Meinung nach sinnvoll. Und beim China-Alligator, wenn es denn erstmal
        glückt erst recht . Die Nachzucht von Nilkrokodilen ist da sicher weniger notwendig.

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        • #5
          Interessantes Thema, porosus. Ich kann dir folgen und sehe das ähnlich.

          Sehr gespannt bin ich da auf die Jahrestagung der AG.


          Für den Züchter stellt sich berechtigterweise die Frage, was denn nun richtig ist - erfolgreiche Zucht (und damit Verkauf der Jungtiere) oder besser die Eier zerstören? Warten wir die Diskussion auf der Tagung ab.
          www.crocodilians.de
          www.schulvivarium-saterland.de
          www.gavial.de

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          • #6
            Für 90 % der Züchter stellt sich natürlich erst mal die Frage des Geldverdienens...:ggg:

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            • #7
              Zitat von palustris Beitrag anzeigen
              Für 90 % der Züchter stellt sich natürlich erst mal die Frage des Geldverdienens...:ggg:
              Ok, dann will ich meine Frage konkretisieren:

              Für den seriösen Züchter, dem es nicht um das Geldverdienen geht, stellt sich berechtigterweise die Frage, was denn nun richtig ist - erfolgreiche Zucht (und damit Verkauf der Jungtiere) oder besser die Eier zerstören?
              Zuletzt geändert von Crocodylia; 24.04.2009, 22:38. Grund: Syntax...
              www.crocodilians.de
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              • #8
                So ist es: Bevor der Brillenkaiman-Züchter seine Schlüpflinge an "irgendeinen Schni-Schna-Schnappi"-Fan ohne Haltungskenntnisse und Kenntnisse über Biologie und Ökologie von Krokodilen verscherbelt, weil ja das Lesen von Fachliteratur in heutigen Pisa-Zeiten über das Mass dessen herausgeht, was man für zumutbar hält, in dubiosen Internetbörsen versilbert ( und wegen des Überangebotes seine eigenen Preise zerstört) ....da sollte der verantwortungsvolle Züchter in der Tat die Eier zerstören. Das praktizieren mittlerweile auch viele Zoos so, und die US - Zoos folgen generell den jährlichen Zuchtempfehlungen der AZA Crocodilian Advisory Group, die die Zuchteinstellung für folgende Arten empfohlen hat:
                A.mississipiensis
                C.crocodilus
                C.yacare
                C.latirostris
                P.palpebrosus
                P.trigonatus
                C.johnsonii
                C.moreletii
                C.niloticus
                C.novaeguineae
                C.porosus
                O.tetraspis
                Derzeit streben verantwortlich handelnde in den europäischen der EAZA angeschlossenen Zoos ähnliche Empfehlungen an.
                Ich könnte mir gut vorstellen, dass etwa Züchter von Paleosuchus-Arten, also Tieren, die in vergleichsweise gering bemessenen Anlagen leben können, innerhalb weniger Jahre deutlich ansteigende Preise realisieren könnten, wenn sie nicht wie wild drauflos züchten und niedrigpreisig verkaufen würden. Hohe Preise schränken auch die Zahl verantworungsloser Spontankäufer ein - das wiederum käme den Tieren sehr zu Gute.

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                • #9
                  Naja, da dürfen wir ja mal gespannt sein...
                  Ich bin sehr gespannt auf die Liste der Zoos, die genannte Arten regelmäßig und erfolgreich züchten und die Jungtiere -zumindest theoretisch- international abgeben... Was die "gängigen" Arten betrifft, logisch.

                  Gruß
                  www.crocodilians.de
                  www.schulvivarium-saterland.de
                  www.gavial.de

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                  • #10
                    Zitat von Crocodylia Beitrag anzeigen
                    Naja, da dürfen wir ja mal gespannt sein...
                    Ich bin sehr gespannt auf die Liste der Zoos, die genannte Arten regelmäßig und erfolgreich züchten und die Jungtiere -zumindest theoretisch- international abgeben... Was die "gängigen" Arten betrifft, logisch.

                    Gruß
                    Da hat jemand unaufmerksam gelesen... Mea culpa...

                    ...und die US - Zoos folgen...


                    Palustris, weißt du zufällig, welche Zoos in den USA erfolgreich C. novaeguineae halten?
                    www.crocodilians.de
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                    • #11
                      ....

                      Die anzahl der Exoten wird nur auf 10.000 geschätzt?
                      Das ist irgentwie sehr wenig...


                      Ich finde es irgentwie krank ein Tier Jahre lang aufzuziehen und es dann in die kälte zu schicken wo es dann nicht lang überlebt...
                      Aber so ist es ja nicht nur mit Krokodilen...


                      Verständnisloser Gruß


                      Julian

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                      • #12
                        @crocodylia: Die einzigen AZA-Einrichtungen, die Neuguinea-Krokodile gezüchtet haben, sind St.Augustine und Silver Springs, soweit ich weiss: Aber eine etliche private Halter haben das mittlerweile getan und die Zahl der NZ-Importe ( vorzugsweise aus Thailand ) ist hoch. Es halten ja auch nicht viele US-Zoos Neuguinea-Krokodile, weil man sich entweder auf besonders seltene oder besonders grosse, beeindruckende Arten konzentriert.

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