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Fütterung Stumpfkrokodile

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  • Fütterung Stumpfkrokodile

    Hallo Krokodilfreunde,

    weiss jemand, ob es (relativ) aktuelle Untersuchungen zum Beutespektrum bei Osteolaemus unterschiedlichen Alters in freier Wildbahn gibt?

    Die Informationen, die man sekundär bekommt, sind etwas widersprüchlich. So wurde hier im Forum propagiert, auch größere Exemplare ganz überwiegend mit Wirbellosen zu füttern. In der Literatur werden jedoch auch Mäuse und Ratten als Futter für größere Tiere genannt, ohne dass dies quantitativ oder qualitativ eingeschränkt wird.

    Unlängst habe ich mit jemandem gesprochen, der sich für den Erhalt der Tierchen im natürlichen Lebensraum einsetzt. Nach dessen Aussage machen auch Vögel einen nennenswerten Teil der Nahrung aus. So sollen die Tierchen recht geschickt sein im Erbeuten von Vögeln, die an den Tümpeln trinken.

    Grund meiner Frage ist neben dem reinen Interesse auch die optimale Ernährung meiner heranwachsenden Tiere und die Vermeidung von Mangelerscheinungen.

    Bisher sah die Futterzusammenstellung in etwa so aus : 50 % Weinbergschnecken, 25 % Heuschrecken, Rest Küken und lebende Fische. Ganz selten gab es mal kleine Ratten oder Mäuse. Ich habe aber das subjektive Gefühl, dass die Tiere nach der Fütterung mit Säugern schneller wachsen. Die Heuschrecken werden regelmäßig mit Kalzium und gelegentlich mit Vitaminen bestäubt.

    Gruß Marco
    Zuletzt geändert von Marco Schulz; 04.08.2011, 20:53.

  • #2
    Hi,
    hab nur eine kleine Quelle gefunden - von der ich leider auch erstmal nur den abstract lesen kann.
    Dort steht über O. tetraspis osborni .."Stomach content analysis revealed that Osteolaemus was an opportunistic predator, taking a variety of invertebrates and small vertebrate prey in the dry season.."
    Grüße,
    Matthias
    Von der Natur begeistert ..

    [Ehemals Alan Grant]

    DGHT-AG Einsteiger- und Jugendarbeit

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    • #3
      Ich denke, dass die vermehrte Fütterung mit Wirbeltieren, vornehmlich Säugern und Vögeln, das Wachstum sicher beschleunigt - aber ist sie auch sinnvoll?
      Das Stumpfkrokodile gelegentlich Vögel fangen ist nicht neu. Die hier erhältlichen Hühnerküken sind aber wenig gehaltvoll, kein Wunder bei der üblichen Fütterungsmethodik.
      Und es soll sogar Leute geben, die Teile von Suppenhühnern verfüttern...
      50% Wirbellose, 50 % Vertebraten - versuchen Sie´s so.

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      • #4
        Hallo Matthes,

        danke. Hast Du den Fachaufsatz parat und könntest ihn mir zur Verfügung stellen?

        Hallo palustris,

        danke für die Informationen. Wie ich oben schrieb, machen Wirbeltiere bei mir nur einen kleinen Teil der Fütterung aus. Gerade bei Invertebraten versuche ich auch zu variieren, wenngleich größenbedingt die Auswahl immer kleiner wird. Derzeit baue ich mir eine Totenkopfschabenzucht auf. Ihre Fütterungsempfehlung würde ja bedeuten, dass ich den Wirbeltieranteil von bisher 25 % (davon zum Teil Fisch) noch erhöhen soll, was sich dann aber wiederum mit Ihrem ersten Satz widerspricht. Da bin ich mir eben nicht sicher.

        Aus reinem Interesse: Welche Folgen hat eine vermehrte Fütterung von Wirbeltieren bei Stumpfkrokodilen? Kann es zu Schäden am Skelett oder Weichteilen kommen?

        Dass Hähnchenküken (um diese handelt es sich m.W. in der Regel) nicht sonderlich gehaltvoll sind, ist klar. Wobei das nicht am Futter liegen kann. Die Tiere wandern schließlich gleich nach dem Schlupf in den Gefrierbeutel. Die Mütter sind Legehühner und sollten an sich gut (ich meine nicht natürlich) ernhährt werden, da sonst letztlich die Kinder keine guten Legehühner würden. Als Alternativen habe ich auch Wachteln und Zwergwachteln aus Privatzucht zur Verfügung.

        Bitte nicht falsch verstehen, ich bin nicht auf der Suche nach einer möglichst einfachen und billigen Futterquelle sondern möchte meine Tiere so optimal wie es in der Gefangenschaftshaltung möglich ist ernähren. Aus diesem Grunde suche ich neben den Erfahrungen von Haltern und Züchtern auch Primärquellen. Ich habe bisher niemals schieres Fleisch oder ausgenommene Tiere verfüttert auch Frostfisch kommt für mich nicht in Frage. Aktuell verhandele ich mit einer Quelle für Wollhandkrabben, die gibt es bei uns in rauher Menge und sollten m.E. ein gutes Futter darstellen.

        Gruß, Marco
        Zuletzt geändert von Marco Schulz; 05.08.2011, 21:18.

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        • #5
          Lieber Marco,

          ich bin ziemlich sicher, dass eine 50/50 Lösung nicht schadet - denn es muss ja nicht unbedingt alles in Haltung in Menschenobhut auch dem entsprechen, was die Tiere "draussen" bekommen. Ich bin mir nicht darüber im Klaren und habe auch keine Literatur darüber anzubieten, ob nicht die Stumpfkrokodile viel mehr Vögel oder Säuger fressen würden wenn sie die auch fangen könnten...Die Kleinwüchsigkeit der Art ist ja höchstwahrscheinlich, nein sicher begründet durch die Lebensumstände, darunter die Erreichbarkeit von gehaltvollem Futter...

          Ich würde die Wollhandkrabben jedenfalls testen, aber mir den Kot genauer ansehen und ich würde die Zeit vergleichen, die die Krokodile zur Verdauung der Wollhandkrabben benötigen etwa mit der der Verdauung von Flußkrebsen. Stammen die Wollhandkrabben aus brackigem oder gar aus Salzwasser? Dann wäre ich sicher vorsichtiger, ich weiss nichts über die Salztoleranz.

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          • #6
            Hallo palustris,

            die Wollhandkrabben stammen aus Nebengewässern der Elbe mehrere hundert Kilometer von der Mündung entfernt - Salz ist somit kein Problem. Von einem in der Nähe ansässigen Fischer werden diese gefangen und an chinesische Gourmets verkauft. Für die Angler hier sind sie eine wahre Plage. Da wir seit mehr als 20 Jahren praktisch keine Industrie mehr an der Elbe haben und weite Teile der Elbe und deren Auen hier unter Schutz stehen (Biosphärenreservat Mittelelbe) sollte die Schadstoffbelastung auch kein Problem sein. Zumindest Grundfische dürfen unbedenklich vom Menschen verzehrt werden.

            Gruß MArco

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            • #7
              Klingt prima, viel Erfolg !

              Bei solch vermeintlich einfachen Fragen kommt schnell ans Licht, wie wenig wir doch über Ökologie und Biologie der so häufig gepflegten Stumpfkrokodile wissen. Erst in den letzten Jahren haben sich ein paar wissenschaftlich arbeitende Naturschützer und ein paar Uni-Wissenschaftler sehr bemüht, mehr herauszufinden. Dummerweise wird zu wenig zu Papier gebracht bzw. mit Veröffentlichung neuer Erkenntnisse zu lange gewartet.
              Auf diese Weise wird mir wieder bewusst, um wieviel spannender solche Untersuchungen oder allein schon Verhaltensbeobachtungen beim Stumpfkrokodil oder bei anderen, immer noch zu wenig untersuchten Arten ( Paleosuchus!) in Menschenobhut sind als die Haltung von Mississippi-Alligatoren, Nilkrokodilen und Anderen.

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              • #8
                Danke!

                Es wohl wahr, viele Literaturangaben sind doch recht vage und lassen vermuten, dass es oft Schlüsse von anderen Arten sind oder aus Sekundärquellen.

                Mittlerweile gibt es ja auch Untersuchungen, die wohl nahelegen, dass es mindestens 3 Arten sind...

                Zum Verhalten: Ich kann mir mittlerweile keine spannenderen Tiere mehr vorstellen. Ich hatte im letzten Jahr das Glück, die Tiere 4 Monate lang täglich mehr als 8 Stunden beobachten zu können. Es war schon sehr spannend, wie aktiv die Tiere auch am Tage sind und wie sie interagieren. AUch die Entwicklung ihres Verhaltens ist sehr spannend. Noch bis vor wenigen Monaten sind sie bei jeder Person außer mir und meiner kleinsten Tochter panikartig geflüchtet. Mittlerweile fressen sie völlig selbstbewusst im Beisein fremder Personen. Auch das in der Literatur schon beschriebene sehr unterschiedliche Verhalten am Tage (zurückhaltend) und in der Nacht (neugierig und selbstbewusst) ist überaus interessant.

                Den Tieren kommt m.E. auch zugute, wenn man ihnen ein stark strukturiertes Becken anbietet. Sie klettern gerne und geschickt.

                Solche Verhaltensbeobachtungen kann man natürlich nur schwerlich in einem Zoo machen. Da sie ja selbst als adulti noch das Kindchenschema erfüllen, stellen sie auch keine wirklich imposanten Raubtiere dar ...

                Marco
                Zuletzt geändert von Marco Schulz; 06.08.2011, 21:10.

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                • #9
                  Aktuelle Infos, auch hinsichtlich Mageninhaltsangaben bei frei lebenden Stumpfkrokodilen, liefert der gerade online herausgegebene CSG Crocodilian Action Plan 2010,
                  http://www.iucncsg.org/ph1/modules/P...ap2010_21.html

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                  • #10
                    Hallo,

                    danke für den link. Da liege ich ja mit meiner Fütterung gar nicht so schlecht.

                    Bzgl. des dort andiskutierten "Landganges": Meine Tiere sind - wenn sie sich sicher und unbeobachtet fühlen - meist an Land. Im Wasser bevorzugen sie Stellen, an denen sie mit allen vieren Bodenkontakt haben.

                    Gruß, Marco

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                    • #11
                      Hallo Marco,
                      Inzwischen kannst Du von vier bis fünf Arten ausgehen.
                      Gruß Stefan

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                      • #12
                        Hi Stefan,

                        hast Du bei Deinen Tieren mal zurückverfolgt, aus welchem Land die Vorfahren kamen?

                        Gruß, Marco

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                        • #13
                          Zitat von grabbest Beitrag anzeigen
                          Hallo Marco,
                          Inzwischen kannst Du von vier bis fünf Arten ausgehen.
                          Gruß Stefan
                          Gott sei Dank wird es noch sehr lange dauern, bis das anerkannt ist: Die Abtrennung allein auf der Grundlage genetischer Differenzen, ohne sinnvolle morphologische Begründung, ist sehr zweifelhaft! Wenn man das allein zur Basis macht, dann gute Nacht: Denn logischerweise unterscheiden sich lokale Formen insbesondere in grossen Verbreitungsgebieten genetisch mehr oder weniger. Beim Philippinenkrokodil sind bereits genetische Differenzen zwischen südlichen und nördlichen Populationen bekannt - ohne morphologische Unterschiede ! Das wird bei Tomistoma, beim Ganges-Gavial, beim Siam-Krokodil, aber vor allem beim Leistenkrokodil nicht anders sein....und auch die Nilkrokodile lassen sich genetisch sicher weiter splitten. Man darf den Genetikern die Taxonomie nicht alleine überlassen....

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                          • #14
                            Hallo palustris, da stimme ich Dir zu.

                            Hallo Marco, meine Tiere sind laut Genanalyse ein Weibchen aus dem Ogoouebecken und das Männchen unbekannter Herkunft, wahrscheinlich eine Mischung aus zwei Verbreitungsgebieten. Aber es ist genau wie palustris es sagt, es ist sehr zweifelhaft allein auf Genuntersuchungen die Tiere in verschiedene Arten zu unterscheiden oder gar als neue Art anzuerkennen.

                            Gruß Stefan

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