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Landschildkröte - Haustier für ein ganzes Leben...und danach?

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  • Landschildkröte - Haustier für ein ganzes Leben...und danach?

    Liebe Schildkrötenliebhaber,

    meine längste "Beziehung" zu einem Lebewesen (außerhalb meiner Menschen-Familie) dauert nun schon 45 Jahre und ist eine griechische Landschildkröte. Seit meinem 3. Lebensjahr begleitet sie mich. Vor ca.. 20 - 30 Jahren bekam ich noch vier weitere Schildkröten dazu, Entweder wurden sie auf der Straße gefunden oder konnten aus Altersgründen nicht mehr gehalten werden (die Besitzer waren zu alt geworden). Nun leben 2 Männchen und drei Weibchen bei mir. Ich hatte das große Glück, dass ich im Laufe meines Lebens die Umstände (eigenes Haus mit Garten und verständnisvollem Ehemann) dafür schaffen konnte.

    Auch wenn ich jetzt "erst" 48 Lenze zähle, mache ich mir immer öfter Gedanken darüber, wo meine Tiere ihr Leben fortsetzen werden, wenn ich sie aus Altersgründen nicht mehr pflegen kann. Es gibt in der Nähe eine Wildtierstation, bei der auch Landschildkröten abgegeben werden können, die dort aber ein trostloses Leben fristen: ein überbesetztes und unstrukturiertes Gehege mit ungeeignetem Bodengrund. Außerdem werden sie fehlernährt (Erklärungen eines Pflegers zu den Wassermelonen als Futter: "die essen gerne rote Sachen"). Und bis vor Kurzem wurden Männchen und Weibchen zusammen gehalten. Stress pur. Eine Abgabe von dort in Privathaltung ist aufgrund des Artenschutzes nicht erlaubt. Dabei kommen mir die Worte einer Reptilienärztin in den Sinn: "Eine falsch gehaltene Schildkröte stirbt jahrelang".

    Wenn alles gut geht werde ich mich ernsthaft erst in ca. 25 Jahren mit der Abgabe der Tiere beschäftigen müssen. Aber ich möchte mich lieber frühzeitig mit dem Thema auseinandersetzen. Es ist ja durchaus denkbar, dass Umstände eine frühere Abgabe notwendig machen und den Tieren soll es in Zukunft zumindest nicht schlechter gehen als bei mir.

    Hat jemand bereits Erfahrung mit der Abgabe von Tieren aus Altersgründen gemacht? Ich hörte von einer Auffangstation in Italien, ist sie jemandem bekannt?

  • #2
    Ich hatte bisher noch keien Tiere, die wirklich alt wurden. Aber wir haben ja auch nur Gekkos, Bartagamen, HUnde und Katzen. Und Hühner. Aber alle eben nicht so langlebig. Leider.

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    • #3
      Nicht so langlebig wie z.B. Testudo hermanni, soweit richtig. Gekkos ist recht unspezifisch. Aber Bartagamen, Hunde und Katzen können durchaus "wirklich alt" werden. Bei guter Pflege jedenfalls deutlich älter, als sich das so mancher Halter bei der Anschaffung mal gedacht hat. Diesen Eindruck habe ich jedenfalls, wenn ich diverse Kleinanzeigenmärkte beobachte, oder die Situation in Tierheimen und Auffangstationen.

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      • #4
        Hallo Jenna,

        mit dieser Frage habe ich mich bereits ausführlich auseinandergesetzt.

        Grundsätzlich haben Haustiere bei uns in Deutschland kein Erbrecht. Sie gelten laut Gesetz als Sachen und können daher auch nicht erben. Es gibt jedoch mehrere Umwege, Hund, Katze Vogel oder Schildkröte etwas zu vermachen. Wichtig ist es auf jeden Fall, die Angelegenheit frühzeitig zu regeln. Denn gibt es kein Testament, geht das Tier im Todesfall automatisch in das Eigentum des oder der Erben über und die Erben sind natürlich nicht verpflichtet, das Tier artgerecht und liebenvoll zu halten. Meistens landen die Tiere im Tierheim.

        Hier einige Möglichkeiten:


        1. Der Erblasser setzte eine Person oder Institution seines Vertrauens zum Alleinerben ein, die sich laut Auflage um das weitere Wohlergehen der Schützlinge kümmern muss. Die Institution kann eine Tierschutzorganisation, aber auch eine Stiftung sein. Im Falle einer Schildkröte würde ich nicht das Tierheim von nebenan wählen, sondern eine spezialisierte Organisation. Falls eine Person eingesetzt wird, fallen unter Umständen sehr hohe Erbschaftsteuer an.

        2. Der Erblasser setzt eine Institution als Erben ein, bestimmt aber eine Person (z.B. die Nachbarin), die die Pflege übernimmt. Diese Gestaltungsvariante bietet sich etwa an, wenn die Person, die sich um das Tier kümmern soll, einer hohen Erbschaftsteuerbelastung unterliegt. Die Institution wird dann beispielsweise per Testament verpflichtet, regelmäßig einen bestimmten Geldbetrag an die Nachbarin für die Pflege zu zahlen und Tierarztkosten gesondert aus dem Nachlass zu entrichten.

        Damit der Erbe die im Testament gemachte Auflage bezüglich der Pflege und der Versorgung des Tieres tatsächlich erfüllt, kann der Erblasser einen namentlich bezeichneten Testamentsvollstrecker bestimmen und ihm die Aufgabe übertragen, den Erben regelmäßig zu kontrollieren. Testamentsvollstrecker können Freunde, Nachbarn, Verwandte, aber auch Anwälte oder ein Tierschutzverein sein. Missachtet der Erbe die Auflage, kann der Testamentsvollstrecker den Erben auf Einhaltung der Auflage vor Gericht verklagen. Wesentlich zielführender ist es jedoch, wenn der Erblasser per Testament Strafklauseln festlegt. Der Erbe etwa hohe Strafen bei Verletzung der Auflage zahlen muss oder das Erbe sogar vollständig verliert. Bei der Gestaltung der Auflage ist der Erblasser frei. Er kann somit auch konkret bestimmen, wie die Pflege des Tieres aussehen soll. Hinterlässt er beispielsweise eine Katze, so kann er festlegen, dass diese Freigang haben und einmal jährlich dem Tierarzt zum Gesundheitscheck vorgestellt werden muss.

        3. Mein Favort und derzeitiges Projekt: Selbst eine Stifung gründen. Dies ist bereits ab 50.000 Euro möglich. Sie kann bereits zu Lebzeiten errichtet werden, somit hat man auch als Rentner etwas zu tun, was einem am Herzen liegt. Tritt dann der Todesfall ein, geht schließlich das gesamte oder ein Teil Vermögens auf die Stiftung über. Das geschieht dann ebenfalls durch das Testament. Zudem gibt es mittlerweile sogenannte Verbrauchsstiftungen. Diese machen bei kleineren Vermögen und in der jetzigen Niedrigzinsphase Sinn. Denn "normale" Stifungen dürfen ihr Vermögen nicht antasten, zugleich müssen sie mit den Erträgen den Stifungszweck finanzieren - bei den derzeitigen Zinsen nicht möglich, es sein denn, man investiert in Aktien.






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        • #5
          Zu Deinem Favorit :

          Immer mehr arme "Rentner" haben mit Flaschen sammeln und Minijobs schon genug zu tun
          und eine 50.000 €uro Stiftung ist da sicher kein Thema.

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          • #6
            Jenna, ich finde es sehr gut, dass Du dir zu Lebzeiten und bei bester (hoffe ich ..) Gesundheit Gedanken machst was mit deinen Pfleglingen geschehen soll im Falle des Falles. Hast Du nicht Menschen im Freundes- oder Familienkreis, denen Du die Tiere anvertrauen könntest oder würdest? Wer versorgt die Tiere, wenn Ihr mal verreist? Ich habe eine Katze "geerbt", nachdem mein Bruder überraschend verstorben ist.
            Es stand für meine Frau und mich völlig außer Frage, dass wir das Tier zu uns holen.
            Sprich mit Familienangehörigen und Freunden darüber und schaffe die Voraussetzungen, bevor der "Ernstfall" eintritt.
            LG
            Alfred

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            • #7
              Ich finde Morla 111 hat ein sehr gute Antwort geschrieben. Betreffend alt werden - ich habe einen 40 jährigen Rippemolch, 25 jährigen Blauzungenskink, 20 jährige Schwimmwühle und 15 jährigen Goldrückengecko .... alle noch fit und munter. Daneben noch ein 8 jährige Tochter - sollte in 25 Jahren noch was Leben, wird sie sich wohl liebevoll um die
              Tierchen von Papa kümmern.

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              • #8
                Vielen Dank für Eure netten Antworten. Den Schildkröten etwas vererben wollte ich nicht. Aber danke für die ausführliche Antwort. Darauf, dass sich jüngere Familienmitglieder später einmal um die Tiere kümmern werden, kann man meiner Meinung nach nicht bauen. Es ist ja nie sicher, wo diese einmal leben werden (aus beruflichen Gründen in einer Großstadt?). Freunde und Familienangehörige sind meist älter als ich. Da würde ich das Problem nur verlagern. Die Katzen von den Nachbarn würden wir auch übernehmen, falls sich unsere Hunde damit arrangieren würden. Jemandem ein lebendes Fossil für die nächsten 50 Jahre "aufs Auge zu drücken" ist aber schon eine andere Herausforderung.

                Ich frage mich manchmal, ob es richtig ist, ein Haustier zu halten, das man nicht bis zu dessen Ende pflegen kann, Wenn man sich einmal umhört sind Auffangstationen für Reptilien voll bis unters Dach. Manche nehmen keine Tiere mehr auf, da sie zeitlich und finanziell an ihre Grenzen stoßen. Zu befürchten ist, dass sich die Situation langfristig verschlimmern wird. Auch jüngeren Haltern, die sich noch ein paar Jahrzehnte kümmern können, wird es irgendwann so gehen wie mir in ca. 25 Jahren. Eine Schildkröte ist eben nichts für Kurzentschlossene.

                Ich wünsche Euch und Euren Schildkröten noch ein paar schöne warme Herbsttage zum Sonnenbaden!
                Zuletzt geändert von Jenna; 13.09.2017, 22:12.

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