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Argumente für und gegen beheizte/beleuchtete Frühbeete

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  • #16
    Re: Argumente für und gegen beheizte/beleuchtete Frühbeete

    @Martin
    Genau diesen Satz wollte ich schon bei meinem letzten Posting schreiben...

    Aber: Man kann wohl davon ausgehen, dass Schildkröten, wenn es in Deutschland welche gäbe, nur eingewandert wären. Dann gäbe es also schon die Tiere und danach käme erst das Ei. ;-)
    Und schon sind wir wieder bei der Frage des Geschlechts und wie leicht sich diese Bebrütungs-Temperaturschwelle durch evolutionäre Faktoren an unser Klima anpassen lässt. Denn ohne Anpassung dieses Temperaturbereichs wird eine Population europ. Landschildkröten hier nicht überleben können, da fast nur noch Männchen schlüpfen würden. Angenommen dieses Problem wäre gelöst, käme schon das nächste: Lange, nasskalte Übergangszeiten. Und hier komme ich wieder zu meinen Enzymen, welche ja temperaturabhängig arbeiten. Ein großes Problem ist auch, dass das eine Enzym meinetwegen bereits mit 8 Grad seine Arbeit verrichten, während das andere erst mit 15 Grad loslegen kann. Das heißt also, der Stoffwechsel, der ja auf Enzymen basiert, läuft also nur zur Hälfte an. Ein einziges "zu kaltes" Enzym, durch dessen zu langsame Umsatzgeschwindigkeit gewisse Abbauprodukte nicht mehr schnell genug weiterverarbeitet werden können, kann schon zur Vergiftung oder Unterversorgung eines ganzen Organismus führen.
    Eine ähnliche Situation kann im übrigen auch durch Vitaminmangel entstehen, wenn durch diesen Umstand ein bestimmtes Enzym nicht aktiv ist. Zum anderen spielen Enzyme auch in der Proteinbiosynthese eine entscheidende Rolle. Läuft diese nur noch langsam ab, werden Proteine nur noch auf Sparflamme gebildet. Davon sind auch Botenstoffe betroffen. Auf gut deutsch, alles ist von den Enzymen abhängig und diese wiederum von der Temperatur. Hier müsste also wieder die Evolution oder der Gentechniker ;-) eingreifen und den Temperaturbereich der lebensnotwendigen Enzyme vergrößern. Auf die restlichen Faktoren will ich jetzt gar nicht mehr eingehen, sonst artet das noch weiter aus. Bleibt nur noch zu sagen, hätte "man" das alles gelöst, gäbe es vielleicht auch in unseren Breitengraden eine europ. Landschildkröte. Am besten eine mit schön schwarzem Carapax, denn nur so macht das Sonnen richtig Spaß! ;-) Oder was habt Ihr für Wünsche?

    Lockere Grüße
    Winfried

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    • #17
      Re: Argumente für und gegen beheizte/beleuchtete Frühbeete


      Hallo,

      heißt das dann, dass alle "Naturbruten" männlich sind?
      Ab und an werden ja bei uns auch Eier im Freiland vergessen, oder schlichtweg übersehen.
      Oft heißt es ja: Ab 32° Inkubationstemperatur ist die "Wahrscheinlichkeit", dass Weibchen schlüpfen größer.
      Unter dieser Temperatur schlüpfen "vermehrt" männliche Tiere.
      Diese Aussagen würden, dass doch ein weibliches Tier im Freiland schlüpfen könnte, wenn auch eher unwahrscheinlich.
      Doch die Möglichkeit besteht.
      Wenn diese Aussagen definitiv keine andere Möglichkeit offen lassen würden, dann weiss man ja bei Schlupf schon das Geschlecht anhand der Bruttemperatur.
      Ich habe hier ein Tier, welches vor zwei Jahren im Freiland schlüpfte. Damals war der Sommer extrem heiß! Geht ihr jetzt davon aus, dass es sich um ein männliches Tier handelt?

      Vielen Dank schon mal für die vielen Beiträge. Ich finde das ist ein hochinteressantes Thema.

      liebe Grüße

      Steffi E.

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      • #18
        Re: Re: Argumente für und gegen beheizte/beleuchtete Frühbeete

        Hallo Steffi!

        Ich habe 2001 den Versuch unternommen und 5 THB Eier in eine Plastikwanne mit Sand gebettet. Die Eier waren ca. 10cm tief vergraben (in dieser Tiefe wurden sie auch abgelegt). Dann habe ich das ganze auf die Terrasse gestellt, sodass es nicht reinregnen konnte. Die Kiste stand an der sonnigsten Stelle. Beheizt wurde sie nur von der Sonne. Aus 5 Eiern schlüpften (nur) 3 Jungtiere, die sich alle als männlich entpuppt haben. Ich wohne in Niederösterreich, nahe der Wachau (=Weingegend). Leider habe ich die Temperatur in dem Naturbrutkasten nicht gemessen (ärgert mich jetzt natürlich).

        Ewald

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        • #19
          Re: Argumente für und gegen beheizte/beleuchtete Frühbeete

          @eva

          Hier in Deutschland gab es schon etliche Schildkrötenarten. Die meisten Arten lebten aber zu einer Zeit, in der Deutschland noch ein bisschen anderes aussah und in der hier ein feucht-tropisches Klima mit subtropischen Wäldern existierte.
          Auch Riesenschildkröten gab es hier schon, die sich seit dem Tertiär weltweit entwickelten. Sie besiedelten sogar die Antarktis, aber damals bildeten die Antarktis und Australien noch einen gemeinsamen Kontinent und waren eisfrei. Im Geiseltal bei Halle fand man beispielsweise fossile Tiere der Gattung Manouria (Geochelone eocaenica) aus dem Eozän vor etwa 45 Millionen Jahren mit einer Carapaxlänge von 120cm. Aber auch aus dem Pleistozän wurden an verschiedenen Stellen, unter anderem auch bei Zürich Tiere mit einer Carapaxlänge zwischen 95 - 250 cm gefunden.

          Weitere Funde:

          Trias (vor mehr als 205 Mio Jahren): Erste Schildkrötenfunde überhaupt: in Baden-Württemberg.

          Jurazeit (vor ~ 150 Mio Jahren): rund um Solnhofen in Bayern. Gattungen: Plesiochelys, Idiochelys, Eurysternum und Solnhofia.

          Kreidezeit (vor ~ 120 Mio Jahren): Ein Fund aus Nehden bei Brilon im Sauerland in Nordrhein-Westfalen.
          Die kleinste in Deutschland gefundene Schildkröte mit 5 cm Länge wurde in Messel entdeckt.

          Aus dem Oligozän: Eine Seeschildkröte Chelonia gwinneri aus Flörsheim am Main in Hessen mit 73,5 Zentimetern.

          Aus dem Miozän (vor 15 Mio. Jahren): Die letzten Landschildkröten der Gattung Geochelone in Deutschland mit bis zu 1 Meter in Sandelzhausen bei Mainburg in Bayern.

          Aus dem Pliozän (vor ~ 3 Mio Jahren): Rund um Willershausen bei Göttingen in Niedersachsen. Ein Tier ähnlich der heute in Amerika lebenden Gattung der Alligatorschildkröte Chelydra.

          Jungsteinzeit (vor mehr als 5000 Jahren): Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) in Straubing-Lerchenhaid (Niederbayern).


          Literatur:

          AUFFENBERG, W. (1974):
          Checklist of fossil land tortoises (Testudinidae).
          Bull. Fla. State Mus. Biol. Sci. 18 (3), 121-251
          zit. nach A. CACCONE, J. P. GIBBS, V. KETMAIER, E. SUATONI u. J. R. POWELL
          (1999)

          EBERSBACH, K. (2001):
          Zur Biologie und Haltung der Aldabra-Riesenschildkröte (Geochelone gigantea) und der Galapagos-Riesenschildkröte (Geochelone elephantopus) in menschlicher Obhut unter besonderer Berücksichtigung der Fortpflanzung.
          ELib, Hannover, S. 18-19

          HONEGGER, R. E. (1999):
          Zürichs Riesenschildkröten.
          Reptilia 13, Jahrgang 3(5), 62-68

          OBST, F. J. (1985):
          Die Welt der Schildkröten.
          1. Aufl.,Verlag Müller- Rüschlikon, Zürich, Stuttgart , S. 40-48, 74-82

          PRITCHARD, P. C. H. (1979):
          Encylopedia of Turtles.
          T.F.H. Publ., Neptune, New Yersey, S. 286-310, 335-394

          PROBST, E. (2005):
          Saurier der Urzeit.
          http://fossilien-news.blog.de/

          Webtipp: www.solnhofen.de.vu


          Sonnige Grüße
          Winfried

          [[ggg]Editiert von bergfloh am 27-07-2005 um 11:28 GMT[/ggg]]

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