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Überwinterung im Freien - Anfängerfragen

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  • Überwinterung im Freien - Anfängerfragen

    Hallo,

    ich habe - mit eurer beratenden Unterstützung - ein Freigehege mit Frühbeet und darunterliegender, durch Draht geschützter Überwinterungsgrube angelegt. Aber bevor es jetzt richtig losgeht, habe ich noch grundsätzliche Fragen:
    Auf manchen Seiten steht, die Schildkröte soll in feuchtem Substrat / Grund Winterruhe halten. Auf der Seite von Jan Sojka (landschildkroete.net) steht aber, man müsse sie vor Feuchtigkeit schützen. Was stimmt?

    Überall wird eine Temperatur von 4-6 Grad empfohlen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dasss in allen natürlichen Lebensräumenm der Griechischen LSK oder der Breitrand - SK den ganzen Winter über Tag und Nacht genau zwischen 4 und 6 Grad sind. Das kann die Natur doch gar nicht liefern. Wie breit ist denn die echte Temperaturschwankung zwischen dem wärmsten Tag und der kältesten Nacht, den die Schildkröten in ihrer Heinmat aushalten müssen und die daher auch hier zumutbar sein müsste?

    Und, drittens und vorläufig letztens: Wenn nun auf eine Kälteperiode, in der die Schildkröte sich einwintert, plötzlich noch eine Wärmeperiode folgt (hier hat es ja auch im Januar manchmal 12 oder mehr Grad tagsüber) - wacht sie dann wieder auf? Oder soll man sie wieder wecken?

    Herzlichen Dank für eure Antworten schon im Voraus!

    Otto1

  • #2
    Re: Überwinterung im Freien - Anfängerfragen

    Hallo Otto
    Es kommt auf die Art an, ob die Schildkröten feucht oder trocken überwintern sollen. Horsfieldiis müssen trocken überwintert werden, Thb, Thh und Marginatas brauchen es feucht.
    Auch in der Natur gibt es Wärmeschwankungen. Aber im Boden macht sich das nicht so schnell bermerkbar. Ich will in diesem Jahr meine adulten Tiere auch im Frühbeet überwintern und habe deswegen die Temperaturen im letzten Winter täglich gemessen. Wenn es im Frühbeet durch Sonneneinstrahlung über 12 Grad waren, lag die Temperatur im Boden, ca 5cm tief, noch bei 5 Grad.Man kann das Frühbeet an solchen Tagen auch noch abdecken.
    Da man ja noch eine dicke Laubschicht über den Boden aufbringt, dauert es sehr lange bis die Temperaturen dort ansteigen.
    Ich werde einen Frostwächter anbringen, damit es bei starkem Frost auf keinen Fall zu kalt im Frühbeet wird. Zur Not kann man auch dasd ganze Frühbeet mit einer Noppenfolie überziehen.
    Viele Grüße
    Sabine
    http://www.schilditreff.de
    http://www.pflanzenbestimmung.de

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    • #3
      Re: Überwinterung im Freien - Anfängerfragen

      Hallo Otto,

      einige Anmerkungen hat Sabine ja schon gemacht, wie z.B. die konstanten Temperaturen im Substrat, die nur durch mehrtägige hohe Temperaturen beeinflusst werden können.
      Was den Schutz vor Feuchtigkeit angeht, über den Du auf meiner HP gelesen hast, so bezieht sich dies auf den unkontrollierten Zufluss von Regenwasser. Da bei meiner Überwinterungshütte unterhalb der Erde Kontakt zum umliegenden Boden besteht.
      Bei starken Regenfällen kann es an den Seiten zur Durchnässung des Überwinterungssubstrats führen und so den Schildkröten schaden.
      Eine Nachfeuchtung des Substrat ist im Freiland bei Kontakt zum normalen Erdreich nicht notwendig.
      Ich habe mit der Überwinterung der adulten Tiere im Freiland seit 15 Jahren gute Erfahrungen mit THB gemacht.
      Richtig ist sicherlich, dass in den natürlichen Verbeitungsgebieten die Temperaturen nicht dauerhaft bei den genannten Werten liegen.
      Ausreichende Untersuchungen zum Verhalten der Europäer während der Winterruhe im natürlichen Habitat gibt es meines Wissens nicht.
      Bei den genannten Temperaturen ist der Stoffwechsel jedoch auf ein Minimum reduziert und optimal für eine Überwinterung, daher ist dieser Temperaturbereich anzustreben.
      Probleme kann es in Deutschland vor allem in Gegenden mit z.B. Fönwinden geben, wo bei sehr starken Temperaturanstiegen, die Tiere erwachen könnten. Auch halte ich eine Überwinterung in Gegenden mit wochen-/monatelangem Dauerfrost für riskant, hier in Norddeutschland sind die Winter i.d. R. recht mild und die Gefahr von tiefem Bodenfrost sehr gering.

      MfG Jan Sojka

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      • #4
        Re: Überwinterung im Freien - Anfängerfragen

        Hallo,
        ich überwintere meine Tiere Thb u. sogar einige T.marg. im Gewächshaus und bin äußerst zufrieden damit. Funktioniert in meinen Augen besser als im Kühlschrank, da hier eine Austrocknung nicht stattfindet im Winter.

        Im Herbst, also jetzt, durchfeuchte ich den Boden sehr gut und tief durch. Ab der Zeit wo Laub fällt, sammle ich diese und gebe es in das Gewächshaus, vorher nehme ich die Übernachtungshäuser raus.
        Und das ist auch das Signal der Tiere, sich einzugraben, was sie auch interessanterweise tun.
        Auf die Laubschicht gebe ich eine Strohschicht. Somit habe ich dann ca. 40-50cm Abdeckschicht auf den Boden. Bis zu einer Temperatur von ca. Minus 8°C lasse alle Fenster offen, so dass sich das Gewächshaus nicht überhitzt. Erst dann schließe ich die Fenster. Selbst bei Minus 20 °C war es am Boden unter dem Laub nie kälter als 0°C.

        Aber, und daran muss man denken, dass wenn die Tiere aufwachen sollen, muss man die Stroh/Laubschicht größtenteil abtragen, denn diese Schicht schützt nicht nur vor Kälte sondern auch vor Wärme. Sonst kommen die SK nicht an die Oberfläche, da der Boden noch zu kalt ist.
        Gruß Petra



        Otto1 schrieb:
        Hallo,

        ich habe - mit eurer beratenden Unterstützung - ein Freigehege mit Frühbeet und darunterliegender, durch Draht geschützter Überwinterungsgrube angelegt. Aber bevor es jetzt richtig losgeht, habe ich noch grundsätzliche Fragen:
        Auf manchen Seiten steht, die Schildkröte soll in feuchtem Substrat / Grund Winterruhe halten. Auf der Seite von Jan Sojka (landschildkroete.net) steht aber, man müsse sie vor Feuchtigkeit schützen. Was stimmt?

        Überall wird eine Temperatur von 4-6 Grad empfohlen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dasss in allen natürlichen Lebensräumenm der Griechischen LSK oder der Breitrand - SK den ganzen Winter über Tag und Nacht genau zwischen 4 und 6 Grad sind. Das kann die Natur doch gar nicht liefern. Wie breit ist denn die echte Temperaturschwankung zwischen dem wärmsten Tag und der kältesten Nacht, den die Schildkröten in ihrer Heinmat aushalten müssen und die daher auch hier zumutbar sein müsste?

        Und, drittens und vorläufig letztens: Wenn nun auf eine Kälteperiode, in der die Schildkröte sich einwintert, plötzlich noch eine Wärmeperiode folgt (hier hat es ja auch im Januar manchmal 12 oder mehr Grad tagsüber) - wacht sie dann wieder auf? Oder soll man sie wieder wecken?

        Herzlichen Dank für eure Antworten schon im Voraus!

        Otto1

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        • #5
          Überwinterung im Freien - Anfängerfragen

          Hallo Petra,

          Petra1 schrieb:
          Hallo,
          ich überwintere meine Tiere Thb u. sogar einige T.marg. im Gewächshaus und bin äußerst zufrieden damit.
          zu diesem Thema hast Du einen hoch interessanten Artikel in der SiFokus geschrieben, den ich schon lesen durfte, er wird ab Donnerstag veröffentlicht und auch schon in Landau dabei sein. Dort gehst Du ja noch mal ganz detailliert auf die Rolle der Abdeckung mit Stroh und Laub ein. Ich denke diese Isolierung ist es, die die Temperatur so konstant hält, in freier Wildbahn müssten sich die Tiere sehr viel tiefer eingraben, um die Temperatur so konstant zu halten, wie es Deine Messungen ergeben haben. Auch Sabines Vorschlag mit der Noppenfolie wurde schon von einigen Bekannten bei Frühbeeten und auch bei Teichen mit sehr guten Ergebnissen praktiziert.

          Liebe Grüße
          Michael


          www.schildkroeten-im-fokus.de
          www.schildkroetenlexikon.de

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          • #6
            Re: Überwinterung im Freien - Anfängerfragen

            Hallo Otto,

            hier noch mal der Link zu meiner ausführlicheren Überwinterungsbschreibung für Europäer (Zusammenfassung aus einem Stammtischvortrag, vielleicht hilft es Dir weiter:

            http://www.schildkroete.info/Winterruhe/Ueberwinterung_europaeischer_Landschildkroeten.htm


            MfG Jan Sojka

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            • #7
              Re: Überwinterung im Freien - Anfängerfragen

              Otto1 schrieb:
              Überall wird eine Temperatur von 4-6 Grad empfohlen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dasss in allen natürlichen Lebensräumenm der Griechischen LSK oder der Breitrand - SK den ganzen Winter über Tag und Nacht genau zwischen 4 und 6 Grad sind. Das kann die Natur doch gar nicht liefern. Wie breit ist denn die echte Temperaturschwankung zwischen dem wärmsten Tag und der kältesten Nacht, den die Schildkröten in ihrer Heinmat aushalten müssen und die daher auch hier zumutbar sein müsste?Otto1
              Hallo Otto
              Diese deine Frage wurde meines Wissens noch nicht genau beantwortet.
              Ich weiss, dass Schildkröten in Griechenland oft während Wärmeperioden aufwachen. Sie sonnen sich, aber fressen noch nichts.
              Ich habe sogar einmal ein Bild veröffentlicht, das eine Marginata zeigt, die in Griechenland über frisch gefallenen Schnee läuft, nachdem sie in einer 'Wachphase' mit Schneefall überrascht wurde.
              Ich werde einen Bekannten, der im Griechenland lebt, bitten, mir diesen Winter die tägliche Nacht- und Tagestemperatur zu messen und mitzuteilen. Nächsten Frühling werde ich dann diese Werte in einem Diagramm in meine Schildkrötenseite einfügen.

              Beste Grüsse
              Wilf

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              • #8
                Re: Überwinterung im Freien - Anfängerfragen

                Otto1 schrieb:
                Überall wird eine Temperatur von 4-6 Grad empfohlen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dasss in allen natürlichen Lebensräumenm der Griechischen LSK oder der Breitrand - SK den ganzen Winter über Tag und Nacht genau zwischen 4 und 6 Grad sind. Das kann die Natur doch gar nicht liefern. Wie breit ist denn die echte Temperaturschwankung zwischen dem wärmsten Tag und der kältesten Nacht, den die Schildkröten in ihrer Heinmat aushalten müssen und die daher auch hier zumutbar sein müsste?

                Hallo Otto

                In Südeuropa hat es ganz sicher nicht den ganzen Winter über 4 - 6°C. Ich meine, man kann aber den natürlichen Lebensraum nicht mit unseren Bedingungen vergleichen und so auch nicht rückschließen, daß die Tiere auch größere Temperaturschwankungen aushalten müssten.
                Dazu kommt: Wenn die Tiere eingegraben sind, können sie durch die Wahl der Eingrabtiefe die Temperatur selbst steuern. Wenn es oben zu kalt wird, graben sie langsam tiefer und umgekehrt.
                Außerdem: bei 6°C beginnt bei einer Europäischen Landschildkröte die Magensäureproduktion, bei 8°C beginnt ihr Stoffwechsel zu arbeiten (Dennert, Carolin. (1997) "Untersuchungen zur Fütterung von Schuppenechsen und Schildkröten", Inaugural-Dissertation, , Tierärztliche Hochschule Hannover ). Es werden aber die abgebauten Stoffe (vorwiegend Fette) nicht vollständig zerlegt. Es entstehen also für die Schildkröte "halbgare" giftige Stoffwechselprodukte, die die Nieren und die Leber im Frühjahr mühseelig entsorgen müssen. Das kann in die Hosen gehen, wenn die Organe dabei überlastet werden.

                Ein wichtiger Faktor ist bei uns ganz sicher die Haltung während der Aktivitätsperiode. Eine zu gut gemeinte Fütterung, ja sogar das übliche Wiesenfutter, aber auch zu trockene Haltung und niedrigere Temperaturen/geringere Sonneneinstrahlung als im Habitat belasten die Organe unserer Tiere ohnehin schon mehr als bei den Tieren in freier Natur. Bei sehr vielen unserer Tiere arbeiten die Organe ganzjährig an ihrer oberen Belastungsgrenze. Würde man ihnen zusätzlich größere Temperaturschwankungen während der Winterruhe zumuten, wäre die "Ausfallsquote" ganz sicher höher.
                Es hat sich im Laufe der Jahre herauskristallisiert, daß eine Winterruhe-Temperatur um die 4°C für die Tiere am zuträglichsten ist und die Blutwerte nach der Winterruhe am besten ausfallen. Interessant dazu ist z. B. auch diese Arbeit: Erler, Mario. (2003) "Saisonale Veränderungen hämatologischer und blutbiochemischer Werte bei europäischen Landschildkröten (Testudo graeca, Testudo hermanni, Testudo marginata", Inaugural-Dissertation, Institut für Zoologie, Fischereibiologie und Fischkrankheiten der Tierärztlichen Fakultät der LMU München.
                Je höher die Temperatur ist, desto mehr Stoffwechselprodukte entstehen während des Winters und desto mehr Arbeit haben die Entsorgungsorgane (Leber, Nieren) im Frühjahr zu leisten. Eine gewisse Toleranz dabei haben die Tiere durchaus, aber trotzdem sollte man die Organleistungen der Schildkröten natürlich nicht unnötig überstrapazieren. Daher die Empfehlung einer möglichst konstanten Überwinterungstemperatur von 4 - max. 6°C.

                Schöne Grüße

                Eva

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