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Resorption von Eiern

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  • Resorption von Eiern

    Hallo ihr Lieben!

    wäre dankbar, wenn mir jemand seine Erfahrungen zu diesem Thema schildern könnte.
    http://www.dghtserver.de/foren/showt...167#post373167

    Lg
    Franzi

  • #2
    Hallo Franzi,

    bei Schildkröten gibt es ganz offensichtlich verschiedene Varianten. Es gibt Weibchen, die, ohne jemals Kontakt zu einem Männchen gehabt zu haben, Eier legen (das ist allerdings nicht allzu häufig, aber rechnen muss man schon damit, vor allem bei Wasserschildkröten), und es gibt Weibchen, die nach einer erfolgten Paarung sehr regelmäßig Eier legen, obwohl das Männchen nicht mehr dabei ist und obwohl der Spermavorrat inzwischen aufgebraucht ist, und es gibt anscheinend auch welche, die ihre angebildeten Eier resorbieren, wenn in der vorhergegangenen Paarungssaison nicht auch eine Paarung statt gefunden hat. Dies konnte Gerald Kuchling zusammen mit einem madagassischen Kollegen an den untersuchten Weibchen der Madagassischen Schnabelbrustschildkröte (Geochelone yniphora - beachte auch den Namenswirrwarr um den Gattungsnamen) zeigen:
    Kuchling, G. O.C. Razandrimamilafiniarivo (1999): The use of ultrasound scanning to study the relationship of vitellogenesis, mating, egg production and follicular atresia in captive ploughshare tortoises Geochelone yniphora. Dodo 35, 109-115.

    In wie weit man das auf andere oder auch bestimmte Reptilien verallgemeinern kann, weiß ich nicht - ich fürchte, kaum, denn man kann es ja schon nicht mal auf alle Schildkröten aus der engeren Verwandtschaft der Schnabelbrustschildkröte übertragen: auch bei den nächstverwandten Arten kommt es durchaus zu Eiablagen, auch wenn sie in der Zeit vorher nicht angepaart wurden.

    Was in diesem Zusammenhang für Dich vielleicht interessanter ist, sind die Beobachtungen an Tieren, deren der jahreszeitliche Rhythmusgeber fehlte bzw. die gegenläufige "Informationen" über die aktuelle Jahreszeit bekommen haben. Ich habe mal versucht, das hier http://www.dghtserver.de/foren/showp...5&postcount=25 anzudeuten. Bei der Sektion solcher Weibchen sieht man nämlich meist alle Stadien der Eientwicklung und der Ei-Rückbildung nebeneinander - und wenn die Tiere, wie so oft bei gutmeinenden Liebhabern, noch sehr reichlich gefüttert wurden, kommen einem die "überfüllten" Eierstöcke bei der Sektion förmlich entgegen (was einem beim Zusehen erfahrungsgemäß ziemlich auf den Magen schlägt). Diese Tiere finden (so lange sie noch am Leben sind) oft nicht den richtigen Rhythmus für Eiablagen und können dann sowohl Legenot haben (meist, wenn zusätzliche Stressoren dazu kommen und/oder wenn ihnen der Eiablageplatz nicht zusagt) als auch unfertig beschalte Eier legen als auch angebildete Eier in großem Stil resorbieren, was den Stoffwechsel aber zusätzlich belastet.

    Du fragst, ob "man die Probleme mit einfachsten Mitteln verhindern kann" - wenn Du eine wirklich naturnahe Haltung ohne zusätzlichen Menschen-gemachten Stress darunter verstehst, sicherlich. Aber da liegt meistens der Knackpunkt - es ist ein ziemlicher Aufwand, zunächst mal rauszufinden, was die Schlüsselfaktoren für eine bestimmte Art (oder sogar Lokalform!) sind, und dann auch noch, diese Schlüsselfaktoren möglichst gut "hinzukriegen"...

    Viele Grüße
    Beate
    Früher unter "Beate" hier in den Foren aktiv. Halte und züchte verschiedene Schildkröten und bin seit Gründung Mitglied der AG Schildkröten. Lieblings- Spitzname "Bücherwurm".

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    • #3
      Hallo Beate!

      Vielen Dank für deinen aufschlussreichen Beitrag.
      Wie mittlerweile im Agamen Forum geschrieben, ging es mir auch sehr darum, woran es liegt, ob Reptilien resobieren oder auf bessere Bedinungen warten um Ablegen zu können. Davon kommt dann ja die Legenot, wenn sie abwarten und nicht legen können.

      Zitat von Beate Pfau
      Du fragst, ob "man die Probleme mit einfachsten Mitteln verhindern kann" - wenn Du eine wirklich naturnahe Haltung ohne zusätzlichen Menschen-gemachten Stress darunter verstehst, sicherlich. Aber da liegt meistens der Knackpunkt - es ist ein ziemlicher Aufwand, zunächst mal rauszufinden, was die Schlüsselfaktoren für eine bestimmte Art (oder sogar Lokalform!) sind, und dann auch noch, diese Schlüsselfaktoren möglichst gut "hinzukriegen"...

      Viele Grüße
      Beate
      Schlüsselfaktoren ist ein schönes Wort, genau passend, wie ich finde. Deshalb kann man die Probleme der Legenot warscheinlich auch nicht von eine Art auf die andere übertragen.
      Du schreibst das Resobieren belastet den Kreislauf, ist das grundsätzlich gemeint, oder war das nur in dem Fall, in dem so viele Eier unterschiedlicher Stadien auf Grund "Überversorgung" vorhanden sind?

      Lieben Gruß

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      • #4
        Hallo Franzi,

        Du schreibst das Resobieren belastet den Kreislauf
        ... nicht den Kreislauf, sondern den Stoffwechsel. Du musst bedenken, dass die Eier ja z.B. auch ziemlich viel Fette und Proteine enthalten. Wenn diese Stoffe aus dem gebildeten Ei wieder resorbiert werden, kommen sie ja erneut an der Leber an, und zwar diesmal ohne die "Vorbehandlung" durch Verdauungsenzyme, die ja im Magen und Darm, aber nicht in den Eierstöcken vorhanden sind. Wie die Resorption der Eimaterialien nun ganz genau funktioniert, weiß ich nicht - ich versuche mal, was rauszufinden. Auf jeden Fall scheint es aber so zu sein, dass es die Leber belastet (und dass sie oft direkt sichtbare Veränderungen zeigt), wenn sehr viele Eier resorbiert werden müssen. Ob das direkt miteinander zusammen hängt, lässt sich aber auch wieder nicht sicher sagen, denn diese Tiere haben ja mehrere Probleme gleichzeitig. Bei ihnen laufen die verschiedenen Hormonzyklen ja schon mal unkoordiniert ab. Die Überversorgung kommt bloß noch dazu, und manchmal auch noch verschiedene Infektionen / unerwünschte Mitbewohner. Das alles kann sich z.B. auf die Leber schlagen - was davon nun das Schlimmste ist, wird sich wohl gar nicht klären lassen.

        Wir als Tierhalter sollten uns auch gar nicht so mit diesen sekundären Problemen befassen. Für uns ist es wichtiger, die Schlüsselfaktoren zu kennen bzw. zu ermitteln, und derartige Probleme möglichst zu vermeiden.

        Du hast schon recht: Man kann die einzelnen Faktoren ganz sicher nicht von einer Gruppe auf die andere übertragen, und auch wohl nur schwer von einer Art auf nahe verwandte Arten.

        Ein Beispiel dazu: Es gibt Schildkrötenarten, deren jahreszeitlicher Rhythmus im Wesentlichen über den Temperaturzyklus gesteuert wird (rate mal, warum ich bei denen immer wieder auf die Notwendigkeit einer Winter"pause" hinweise!), und es gibt andere Arten, die den Jahresgang der Tageslänge dafür auswerten. Und wieder andere Arten scheinen sich an der Regen- bzw. Trockenzeit zu orientieren. Und wahrscheinlich gibt's alleine bei den Schildkröten auch alle Kombinationen...

        Leider kann ich Dir also für die Schlüsselfaktoren bei Deinen Lieblingen nicht direkt weiter helfen. Aber vielleicht konnte ich Dir Anregungen für die eigene Recherche geben.

        Viele Grüße
        Beate
        Früher unter "Beate" hier in den Foren aktiv. Halte und züchte verschiedene Schildkröten und bin seit Gründung Mitglied der AG Schildkröten. Lieblings- Spitzname "Bücherwurm".

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        • #5
          Den Stoffwechsel, natürlich

          Zitat von Beate Pfau
          Leider kann ich Dir also für die Schlüsselfaktoren bei Deinen Lieblingen nicht direkt weiter helfen. Aber vielleicht konnte ich Dir Anregungen für die eigene Recherche geben.

          Viele Grüße
          Beate
          Anregungen gibst du mir auf alle Fälle und deine Erklärungen sind auch sehr plausibel. Besonders die Ausführung, warum Resobierung schädlich ist, hat mir sehr geholfen. Darüber habe ich mir so noch gar keine Gedanken gemacht. Die Schlüsselfaktoren verallgemeinernd hast du ja schon genannt, naturnahe, stressfreie Haltung. Und zusammenfassend kann man sagen, dass eine normale Eiablage das Beste und natürlichste für das Tier ist, daher auch erstrebenswert.
          Deshalb pochte ich ja auch so sehr auf die Antwort, was Reptilien dazu bewegt eben nicht abzulegen.

          Vielen Dank und lieben Gruß

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          • #6
            Hallo Franzi

            Du schreibst hier:
            http://www.dghtserver.de/foren/showt...167#post373167
            Zitat von Esparanca
            Hallo Benjamin,

            grundsätzlich hab ich das schon verstanden. Du schriebst "häufig ist es schon zu spät". Bleibt bei den Reptilien die Entscheidung ob Resobieren, Abwerfen, Legenot? Hat es etwas mit "Ergeiz" zu tun, wie lange sie die Eier behalten und ablegen wollen? Woran liegt es, dass mein Tier, bei gleichbleibenden Haltungsbedinungen Wachseier legte und nun Resobierte?
            Woran "merkt" das Tier, ob es sich noch lohnt mit der Ablage zu warten oder sogar eine Legenot in Kauf zu nehmen?

            Oder ist es reiner Zufall, bzw. Pech wenn ein Tier zu lange wartet, Legenot bekommt, weil es einfach nicht rechtzeit resobierte oder abwarf?
            Ist das willkürlich? Irgendwie will ich da nicht dran glauben, irgendetwas muss die Tiere doch dazu bewegen, die Eier bereits im Frühstadion wieder zu resobieren, oder zu warten und sie dann abzuwerfen oder noch länger zu warten und dann evtl. Legenot zu bekommen.
            Und wenn, hat es dann mit Befruchtung oder "Vorhanden sein" eines Männchens zu tun? Ist Legenot bei einem Pärchen häufiger, wahrscheinlicher als bei einem Einzeltier?
            Du schreibst sie warten auf bessere Bedinungen, aber warum tun sie das nicht grundsätzlich? Was bewegt sie dazu zu resobieren, wenn das Wetter doch besser werden könnte?
            Grundsätzlich liest sich Deine Frage so, als ob Du bei der Angelegenheit in gewisser Weise bei den Tieren sowas wie "Bewusstsein" voraussetzt. Ich denke, Du hast es nicht besser zu formulieren gewusst und Dir ist schon klar, daß diese ganzen Vorgänge natürlich unbewusst ablaufen und von einem Reptil nicht willentlich beeinflusst werden können.

            Um mal auf Schildkröten, insbesondere die Europäischen Landschildkröten, zu kommen:

            Die Follikelbildung in den Eierstöcken (Eidotter), die Eibildung (Anreichern mit Eiklar und Beschalung) im Eileiter und auch die Eiablage finden zu sehr verschiedenen Zeiten statt, die sowohl entwicklungstechnisch bedingt als auch witterungsbedingt (auch durch die Winterruhe unterbrochen) in längeren Phasen ablaufen, die rein hormonlell gesteuert sind.

            Die Follikelbildung startet in der Spätsommerzeit und ist erst kurz vor oder nach der Winterruhe abgeschlossen. Sie wird z. T. sicher durch die Witterung (nicht mehr so heiße Temperaturen, kühlere Nächte), z. T. aber auch durch die Balz (nicht zwangsläufig auch Paarung) eines Männchens angeregt = Schlüsselreize, die eine bestimmte Hormonausschüttung im Tier auslösen und damit die Follikelbildung anregen.

            Im Frühjahr erfolgt durch bestimmte Schlüsselreize der Eisprung. Nun stehen erst befruchtungsfähige Eier zur Verfügung. Bei den Europäischen LS sind die Schlüsselreize "Erwachen aus der Winterruhe", bzw. das Ansteigen der Lichtverhältnisse und der Temperaturen, ein reichhaltiges Futterangebot und "Balz und Paarung durch ein Männchen" die Faktoren, die zu einer weiteren Hormonausschüttung und damit zum Eisprung führen.

            Diese Schlüsselreize können meiner Beobachtung nach aber u. U. auch noch durch andere Faktoren ausgelöst werden, z. B. durch das Fütterungsregime (gutes Futterangebot) und das handling des Halters (Kraulen, Streicheln bestimmter Körperregionen in der jeweils ausschlaggebenden Jahreszeit) oder durch den Anblick und das "Bearbeiten" eines von der Form her schildkrötenähnlichen Objekts (z. B. braune Gartencloggs ) Bei so mancher Schildkröte kann man beobachten, daß sie gerne von höheren Gegenständen oder Höhlen/Wurzeln herunterrutscht. Möglicherweise ist alleine schon die Reibung/Vibration am Bauchpanzer eine Art Stimmulierung und damit einer der Schlüsselreize zur Auslösung der Follikelbildung oder des Eisprungs, wenn die passende Witterung vorhanden ist. Möglicherweise haben also auch Schildkröten sowas wie erogene Zonen

            Gut, nun hat also Köti seinen Eisprung und der Eidotter wandert weiter in den Eileiter, wo er entweder, weil er mangels Sperma "nicht gebraucht" wird, resorbiert wird oder aber sich Eiklar drumherum anreichert und schließlich das Ganze mit einer Kalkschale umhüllt wird, egal, ob das Ei befruchtet oder unbefruchtet ist.

            Zu jedem einzelnen dieser Vorgänge ist ein bestimmtes Hormonprogramm notwendig, das, wenn es erst mal durch Schlüsselreize ausgelöst wurde, abläuft wie ein Maschinengewehr. Ob die SK nun will oder nicht. Die gesamte Haltung als solches entscheidet aber darüber, OB dieses jeweilige Programm ausgelöst wird oder nicht.
            Wenn z. B. im Frühjahr die Licht- und Futtersituation nicht passt und die Umgebungstemperatur zu kalt ist, kommt es nicht zu weiteren Hormonausschüttungen und einer Weiterentwicklung des Eis, weil das Reptil ja bei wenig Licht und niedrigeren Temperaturen einen reduzierten Stoffwechsel (nicht Kreislauf!) hat. Für bestimmte Vorgänge im Organismus sind also ganz bestimmte hohe Temperaturen und ausreichend Licht notwendig. Fehlt also der Schlüsselreiz "gutes Futterangebot" , "viel Sonne", "Balz" oder "schildkrötenähnliches Objekt" und haben die Tiere nicht gleichzeitig die erforderlichen Umgebungstemperaturen (= wieder ein Schlüsselreiz) werden nach einer gewissen Zeit die Follikel resorbiert. Passt die Futtersituation, die Umgebungstemperatur und der Schlüsselreiz "männlicher Partner" im weitesten Sinne (z. B. Gartencloggs) zusammen, dann geht die Eientwicklung weiter.

            Stimmt das Fütterungsregime, Licht- und Temperaturregime und das gesamte handling mit dem Tier nicht (z. B. Vergesellschaftung mit einem Männchen zur falschen Jahreszeit, zu stark wechselnde Temperaturen statt kontinuierlichem Temperaturanstieg im Frühjahr), dann kommt es zu den von Beate beschriebenen Situationen, wo bei einem Tier die unterschiedlichsten Eistadien zu gleicher Zeit angetroffen werden, weil dann alles verquer läuft.


            Das Ganze ist dann auch noch abhängig vom jeweiligen Entwicklungsstadium des Eis. Ein Ei mit Schale kann nicht mehr resorbiert werden. Es ist in diesem Stadium fertig entwickelt und muß abgelegt werden.
            Ist das Weibchen in einer gesundheitlich guten Verfassung (Schlüsselreiz 1) und stimmt der Lichteinfluss (Schlüsselreiz 2), die Umgebungstemperatur (Schlüsselreiz 3, bei T. graeca ist dazu z. B. 34°C notwendig!) und die Eiablagemöglichkeit (Bodenfeuchtigkeit, -konsistenz + Bodentemperatur = Schlüsselreize 4, 5 und 6), dann klappt die Eiablage "termingerecht".
            Fehlt einer der Schlüsselreize (ansteigende Tageslänge aber zu kalt, zu dunkel aber warm, schlechte Futtersituation aber paarendes Männchen, schlechte Verfassung/Stress des Weibchens oder ungeeigneter Eiablageplatz), dann kommt es zu einer Störung des Hormonprogramms und damit letztendlich zur Legenot.

            Im glücklichsten Fall werden die Eier einfach planlos "verworfen", also irgendwo verstreut abgelegt. Oft aber kommt es dann gar nicht zur benötigten Hormonausschüttung. Die Eier können mangels Wehen nicht abgelegt werden. Dann ist die Legenot perfekt.

            Da ist also nichts mit Ehrgeiz oder einer lohnenden Vorgehensweise. Wenn die Bedingungen passen, dann läuft das Hormonprogramm termingerecht, richtig und vollständig ab. Wenn die Bedinungen jahreszeitabhängig nicht haarklein zusammenpassen, dann kommt es zu Störungen im Programm. Wo die Störung liegt und wie sie ausfällt, hängt davon ab, in welchem Stadium die Bedingungen nicht stimmen. Wenn hinten und vorne nichts zusammen passt, kann's halt nicht funktionieren.

            Bei Deiner Echse ist das nicht anders als bei Schildkröten. Darum ist es so wichtig, daß die Tiere bei uns genau den Jahreszyklus vorfinden, den sie in freier Natur auch haben.

            Schöne Grüße

            Eva
            Zuletzt geändert von eva1; 25.08.2006, 13:24.

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            • #7
              Hallo Franzi,

              was Reptilien dazu bewegt eben nicht abzulegen
              ... auch dazu noch eine Geschichte über Schildkröten. Ein Bekannter hat ziemlich seltene Arten, und bei einer Art kam er immer wieder knapp an einer Legenot vorbei - die Eiablage musste bei diesen Weibchen regelmäßig mit Hormonspritzen ausgelöst werden. Über die Lebensweise dieser Schildkröten ist nun wirklich gar nichts bekannt, ja man weiß noch nicht mal genau, wo sie überhaupt natürlichwerweise vorkommen. Er hat also ziemlich rumprobiert, um einen Eiablageplatz zu schaffen, den die Weibchen auch annehmen, aber lange Zeit erfolglos. Und dann hat er mal vergessen, einen Haufen Pflanzenreste aufzuräumen - und prompt verkroch sich das Weibchen unter diesen Pflanzen und hob darunter ihre Eigrube aus und legte problemlos ab. Seither gibt es auch nur noch ganz selten Probleme bei der Eiablage. Der Bekannte nimmt also an, dass die Schildkröten sowohl die Deckung unter den Pflanzenresten während der Eiablage, als auch die gleichmäßigere Temperatur und Feuchtigkeit brauchen.

              Das Beispiel kann man natürlich nicht 1:1 auf Leguane übertragen, aber vielleicht hilft es Dir und auch den Schildkrötenhaltern dabei, sich Gedanken über die Schlüsselfaktoren für die Eiablage zu machen?

              Du hast Dir ja auch Gedanken darüber gemacht, ob Reptilienweibchen "wissen", dass ihre Eier unbefruchtet sind. Nun, einhundertprozentig wissen sie's wohl nicht, aber es gibt auch aus diesem Themenkreis eine "Geschichte aus der Schildkrötenwelt". Es gibt nämlich Schildkröten, die legen nicht alle Eier in eine Grube, sondern sie verteilen sie auf mehrere. Eine davon ist tiefer und enthält die meisten Eier, die anderen Gruben sind flacher und könnten dazu dienen, Eiräuber abzulenken. Tja und nun spricht einiges dafür, dass in diesen flacheren Gruben verhältnismäßig mehr unbefruchtete und weniger befruchtete Eier liegen als in der Hauptgrube.

              Du siehst: Es gibt noch viel zu erforschen!

              Viele Grüße
              Beate
              Früher unter "Beate" hier in den Foren aktiv. Halte und züchte verschiedene Schildkröten und bin seit Gründung Mitglied der AG Schildkröten. Lieblings- Spitzname "Bücherwurm".

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              • #8
                Hallo Franzi

                Deine Frage im Leguanforum war auch:
                Aber ist es tatsächlich üblich, Eier auszubilden und dann zu resobieren. "Wissen" die Reptilien, wenn die Eier unbefruchtet sind?
                Sie "wissen" natürlich nicht, wann die Eier unbefruchtet sind. Es werden aber nicht nur unbefruchtete Eier resorbiert.

                Ein Fall aus eigener Praxis:
                Eine sehr junge Halsbandleguan-Dame, die ich noch nicht für geschlechtsreif hielt, lebte zusammen mit einem ebenso jungen Männchen, das die Dame anbalzte. Meine Überraschung war groß, als ich die Dame bei ihrer ersten Eiablage erwischte.
                Trotz gutem Futterangebot merkte man dem Tierchen an, daß es die Eibildung wegen seinem eigenen geringen Alter und der noch nicht abgeschlossenen körperlichen Entwicklung sehr stark in Anspruch nahm.
                Kurz darauf beobachtete ich jedoch einen zweiten Ansatz eines Geleges. Die nach hinten wandernden Ausbuchtungen an den Bauchseiten waren eindeutig. Wegen der erneuten Eier im Bauch konnte sie wohl nicht genug Futter aufnehmen und sie wurde magerer. Obwohl man die 4 Eier schon deutlich sah, wurden die seitlichen Beulen am Bauch zunehmend weniger und waren schließlich verschwunden. Es kam eindeutig zu keiner zweiten Eiablage, die Eier wurden wohl resorbiert. Bei weichschaligen Eiern scheint das auch in einem späten Stadium noch möglich zu sein oder aber die Eier hatten noch keine Beschalung. Meine Rückfrage beim Züchter der Tiere ergab, daß auch er sowas schon erlebt hatte.

                Mein Rückschluss aus dem Erlebnis war der: auf keinen Fall zu junge (semiadulte) Tiere gemischtgeschlechtlich halten, damit es nicht zu früh zur kräftezehrenden Eibildung kommt.

                aber nun behauptet er (der Tierarzt) grundsätzlich können fast alle Reptilien ihre Eier resobieren und sich somit davon eine zeitlang ernähren.
                Dies sei auch regelmäßig der Fall.
                Damit hat Dein TA recht.

                Schöne Grüße

                Eva
                Zuletzt geändert von eva1; 25.08.2006, 13:50.

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                • #9
                  Zitat von Beate Pfau
                  , und es gibt anscheinend auch welche, die ihre angebildeten Eier resorbieren, wenn in der vorhergegangenen Paarungssaison nicht auch eine Paarung statt gefunden hat. Dies konnte Gerald Kuchling zusammen mit einem madagassischen Kollegen an den untersuchten Weibchen der Madagassischen Schnabelbrustschildkröte (Geochelone yniphora - beachte auch den Namenswirrwarr um den Gattungsnamen) zeigen:
                  Kuchling, G. O.C. Razandrimamilafiniarivo (1999): The use of ultrasound scanning to study the relationship of vitellogenesis, mating, egg production and follicular atresia in captive ploughshare tortoises Geochelone yniphora. Dodo 35, 109-115.
                  Hallo Beate,
                  heißt das, daß bei Geochelone Yniphora eine Paarung pro Saison!!! notwendig ist, um die Eiablage für exakt eine Saison auszulösen??

                  Zitat von Beate Pfau
                  ,
                  In wie weit man das auf andere oder auch bestimmte Reptilien verallgemeinern kann, weiß ich nicht - ich fürchte, kaum, denn man kann es ja schon nicht mal auf alle Schildkröten aus der engeren Verwandtschaft der Schnabelbrustschildkröte übertragen: auch bei den nächstverwandten Arten kommt es durchaus zu Eiablagen, auch wenn sie in der Zeit vorher nicht angepaart wurden.
                  woher stammen diese Infos? Und: beziehen sie sich auf Geochelone Radiata..eine andere verwandte Art zu Yniphora kenn ich nicht *g* Wenn ja: was heisst längere Zeit? Länger als eine Saison?

                  Gruß
                  Sabine

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                  • #10
                    Zitat von sabines
                    heißt das, daß bei Geochelone Yniphora eine Paarung pro Saison!!! notwendig ist, um die Eiablage für exakt eine Saison auszulösen??
                    Hallo Sabine

                    Richtig, Gerald Kuchling beschreibt in seinem Artikel (Kuchling, G. O.C. Razandrimamilafiniarivo (1999): The use of ultrasound scanning to study the relationship of vitellogenesis, mating, egg production and follicular atresia in captive ploughshare tortoises Geochelone yniphora. Dodo 35, 109-115.), daß die Paarung während der Paarungszeit zu Eiablagen führte, daß dagegen WEibchen, die nicht verpaart wurden, keine Eier ablegten.

                    Allerdings fanden die Untersuchungen nur an 6 Weibchen statt, wovon nur 5 schon länger geschlechtsreif waren und Eier legten. Ein handicap bei der Glaubwürdigkeit und Verallgemeinerungfähigkeit solcher Untersuchungen sehe ich immer darin, daß sie unter Gefangenschaftsbedingungen stattfinden, die der Leser nicht im Detail kennt.
                    In Hout-Daubremont's Bericht z. B. sieht man deutliche Unterschiede im Hormonstatus von Tieren in freier Natur und in Gefangenschaftshaltung (Huot-Daubremont, C., S.D. Bradshaw, F.J.Bradshaw, G.Kuchling. (2003) "Variation of plasma sexsteroid concentrations in wild and captive populations of Hermann stortoise (Testudo hermanni hermanni) in Southern France", General and Comparative Endocrinology 130:299–307).
                    Auch Kuchling selbst beschreibt in seinem Bericht bei Geochelone gigantea und G. nigra Unterschiede in der Follikelgröße und in der jahreszeitlichen "Verfügbarkeit" von Follikeln bei Tieren in freier Natur und in einer Zuchtstation (Charles Darwin Research Station auf Santa Cruz, Galapagos).

                    In wieweit solche Ergebnisse wie die von Kuchling auf Bedingungen auf der nördlichen Halbkugel und wiederum auch auf Arten übertragbar sind, die Winterruhe halten, weiß man noch gar nicht.
                    Ich für meinen Teil glaube nicht, daß das z. B. auf Testudo-Arten zutreffen würde, denn gerade bei diesen Arten hat man schon oft Eiablagen und sogar Schlüpflinge beobachtet, obwohl das Weibchen schon länger kein Männchen mehr gesehen hatte.

                    woher stammen diese Infos? Und: beziehen sie sich auf Geochelone Radiata..
                    Geochelone radiata benötigt laut Aussagen 3 mir bekannter Züchter keine regelmäßigen Paarungen um (befruchtete) Eier abzulegen.

                    Schöne Grüße

                    Eva

                    Kommentar


                    • #11
                      Hallo Sabine,

                      Eva hat ja schon ausführlich geantwortet, aber auch meine Infos stammen von mehreren befreundeten Züchtern von G. radiata.

                      eine andere verwandte Art zu Yniphora kenn ich nicht *g*
                      Im weiteren Sinn sind zum Beispiel Köhlerschildkröten schon auch "verwandt" - zumindest hat's für einen bekannten lebensfähigen Mischling mit radiata gereicht.

                      Was Eva klar ausgedrückt hat und was ich andeuten wollte: Man muss die Ergebnisse der Kuchling'schen Untersuchung im Zusammenhang sehen, und man kann sie keinesfalls völlig kritiklos auf ALLE Landschildkröten übertragen.

                      Noch eine kleine Ergänzung zu Evas Ausführungen: Nicht alle der sechs von Kuchling untersuchten Weibchen haben immer Eier gelegt, nachdem sie angepaart worden waren. Andererseits haben manche Weibchen in der Saison nach der Paarung auch mehrmals gelegt. Ich stimme also Evas leise geäußerten Bedenken wegen der Bedingungen in der Zuchtstation zu.

                      Gerald Kuchling hat die Untersuchungen übrigens auch nach dieser Publikation noch fortgesetzt und erst kürzlich einen Vortrag darüber gehalten. Ich hoffe also, dass es bald noch eine aktuellere Publikation dazu gibt, so dass wir auf deren Grundlage weiter diskutieren können ;-)

                      Viele Grüße
                      Beate
                      Früher unter "Beate" hier in den Foren aktiv. Halte und züchte verschiedene Schildkröten und bin seit Gründung Mitglied der AG Schildkröten. Lieblings- Spitzname "Bücherwurm".

                      Kommentar


                      • #12
                        Zitat von Beate Pfau
                        Gerald Kuchling hat die Untersuchungen übrigens auch nach dieser Publikation noch fortgesetzt und erst kürzlich einen Vortrag darüber gehalten. Ich hoffe also, dass es bald noch eine aktuellere Publikation dazu gibt, so dass wir auf deren Grundlage weiter diskutieren können ;-)
                        Hallo Beate,
                        würdest Du es bitte bekanntgeben, sobald die "offiziell" ist?

                        Gruß
                        Sabine

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                        • #13
                          Hallo Sabine,
                          würdest Du es bitte bekanntgeben, sobald die "offiziell" ist?
                          Na klar, ist doch Ehrensache! Ich hoffe bloß, dass es eine wirklich "erreichbare" Publikation sein wird.

                          Viele Grüße
                          Beate
                          Früher unter "Beate" hier in den Foren aktiv. Halte und züchte verschiedene Schildkröten und bin seit Gründung Mitglied der AG Schildkröten. Lieblings- Spitzname "Bücherwurm".

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                          • #14
                            Hallo liebe Beate, liebe Eva,

                            vielen Dank für eure ausführlichen Berichte und Erfahrungen. Natürlich weiß ich, dass bei Tieren das meiste instiktiv und hormonell bedingt ist, besonders Schildkröten werden wohl sehr wenig bewusst "wissen", deshalb ja auch immer die Anführungsstrichen .
                            Wie ihr schon schreibt sind die Tiere aber wohl wahnsinnig sensibel was die Haltungsbedinungen angeht, gerade bei der Eiablage. Ist ja auch logisch, davon hängt ihre Fortpflanzung ab. Bisher hatte ich mir darüber noch nicht so ernsthafte Gedanken gemacht.
                            Einfach toll, wie tiefsinnig man Tiere doch erforschen kann und auch noch muss.
                            Lieben Gruß
                            Franzi

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