Hallo Emanuel
Der erste Teil stimmt noch.
Der Satzteil stimmt nur bedingt.
Ich kenne viele Tiere, die viel zu schnell gewachsen sind und die trotzdem, augenscheinlich und fühlbar, einen relativ harten Panzer haben. Dass sie teilweise durch das zu schnelle Wachstum trotzdem rachitische Erscheinungen haben (verdrehte Beine, mopsartig geformter Kopf, verformte Kiefer), hat nicht zwangsläufig auch etwas mit einem zu weichen, eindellbaren Bauchpanzer zu tun. Ist der Bauchpanzer auch noch verformbar, dann ist meiner Erfahrung nach bei solchen Tieren schon verdammt viel schief gelaufen (zusätzliche Nierenschäden z. B.).
Wie Irmi als wirklich erfahrene Züchterin und ich bei "meinen" Wildfangtieren und einigen Schlüpflingen festgestellt haben, sind gesunde Jungtiere aber schon wenige Tage nach dem Schlupf am Bauchpenzer nicht mehr verformbar!
Ich meine, wenn also, wie Du schriebst, der Bauchpanzer bei einer schon halb- oder dreivierteljährigen Jungschildkröte so weich ist, daß ein simples Steinchen in der Lage wäre, ihn einzudellen, dann liegen grundsätzliche Defizite vor. Und da beginnt es m. E. nach u. a. bereits bei der Kondition der Muttertiere. Vorausgesetzt, das Tier hat keine durch Fehlhaltung erworbenen Nierenschäden. Dass Schildkröten aber durchaus jahrelang unerkannt krank sein können, zeigen die vielen Sektionsergebnisse der Tierärzte, die Schildkröten untersucht hatten, die mehr oder weniger plötzlich verstarben und deshalb die Besitzer aus allen Wolken fielen.
Wenn Du also davon ausgehst, daß Deine Tiere augenscheinlich gesund sind, muß das lange noch nicht der Fall sein. Wenn Du weiterhin der Meinung bist, daß es normal wäre, daß Jungschildkröten im ersten Jahr einen verformbaren Bauchpanzer haben, dann solltest Du vielleicht die Haltung Deiner Tiere überprüfen; so von wegen ganzjährige Freilandhaltung (Temperaturen!!), Gruppenhaltung (Stressfaktor), Ernährung (z. B. Defizite durch Einseitigkeit), etc.
Hast Du Dir schon mal Gedanken darüber gemacht, WARUM die Tiere so unterschiedliche Körperformen haben, wenn sie doch einer Art angehören? Sollte da die Körperform nicht weitgehend gleich sein?
Bei "meinen" Wildfängen ist das durchaus so und man kann einen "Tunesier" u. a. schon als Jungtier auch an seiner typischen Körperform erkennen: die aus dem Süden sind etwas schlanker gebaut als die aus dem Norden. Daraus ergeben sich aber keine Gewichtsunterschiede von fast 100%. Hier mal ein Bild von Wildfängen mit 18 - 38 g: http://www.nabeulensis.de/findling/funda.jpg Sooo unterschiedlich geformt sind die doch nicht, oder? Und schau mal, wie hoch die Zwerge schon sind: http://www.nabeulensis.de/findling/findlinge.php
Wie schon geschrieben: bei zu schnellem Wachstum hat, nach derzeitiger Interpretation der Tierärzte, der Körper "zu wenig Zeit, ausreichend Kalzium einzlagern". Möglicherweise sind aber da auch schon die ersten Nierenprobleme beteiligt. Immerhin steuert die Nebennierenrinde die Kalziumeinlagerung. Es deutet einiges darauf hin, dass zweiteres zutreffender ist.
Vielleicht entsteht dieser Eindruck deshalb bei Dir, weil wir als "Rudeltier" Mensch Dominanz sehr häufig mit mehr oder weniger offen ausgetragener Aggression in Verbindung bringen. Dir ist aber doch sicher auch unterschwellige Aggression kein Fremdwort. Mobbing ist eine Form davon und dabei geht es keineswegs blutig her. Und trotzdem kann es auf längere Sicht zu einer menschlichen Katastrophe führen.
Wie kannst Du also veranschlagen, Deine von Natur aus nicht-rudellebenden Schildkröten würden sich in Gruppenhaltung nicht beeinträchtigt fühlen?
Es gibt mehrere Forschungsarbeiten, die das Gegenteil davon darlegen, auch wenn dies von bestimmten Leuten immer wieder bestritten wird.
Eben! Gut, daß Du das so siehst. Das ist, wie ich finde, ein sehr guter Denkansatz.
Schade, das wäre wirklich interessant gewesen. Aber vielleicht hat ein Mitleser hierzu Aufzeichnungen oder eigene Erfahrungswerte.
Ich kenne fast keinen, der seine Jungtiere einzeln aufzieht. Und die wenigen, die es so machen, haben erstaunliche Nachzuchterfolge und Erfolge bei der Jungtieraufzucht.
Ich für meinen Teil bin deshalb dazu übergegangen, meine Jungtiere höchstens zu zweit zu halten, egal ob jung oder adult. Und das ist, wie ich beobachten kann, manchmal schon mehr als eine Herausforderung für die Tiere. Wenn man dann den Unterschied sieht zu Tieren, die alleine aufwachsen, da lieget viel dazwischen.
Warum siehst Du es aber als nicht tragbar an? Doch sehr wahrscheinlich aus dem Grund, daß genau die "Viel-Züchter" gar nicht den Platz haben, um es anders zu handhaben. Wo soll man auch 50, 100 oder mehr Jungtiere unterbringen, wenn man sie einzeln oder auf sehr viel Platz zu zweit oder zu dritt hält? Der Durchschnitt der Züchter dürfte ca. 20 - 30 Schlüpflinge / Jungtiere auf einen Quadratmeter (Frühbeetfläche) halten, wenn überhaupt so viel... Ich sah bei Züchtern gar nicht so selten sogar 10 halb- bis dreivierteljährige Jungtiere auf einer Fläche von 60 x 40 cm, also gerade mal rund ein viertel Quadratmeter. Es wird als normal angesehen, bzw. achselzuckend hingenommen, daß schon Halbjährige auf einander "herumturnen" und so ihre Dominanz ausspielen. Da wird dann halt einfach immer das größte, dominanteste Tier zuerst verkauft, dann passt es wieder. Aber nur für kurze Zeit ist Ruhe, weil dann nämlich der nächste in der Reihenfolge die Ellenbogen auspackt und sein Spiel beginnt....
Mal ganz allgemein: Sollte man denn die natürliche Lebensweise der Jungtiere nicht auch als "Großzüchter" berücksichtigen oder gilt das Tierschutzgesetz nur für "kleine" Halter?
Oder es ist ihnen bei so vielen Jungtieren nicht aufgefallen oder es ist ihnen peinlich darüber zu sprechen oder aber sie sehen es, wie Du auch, als "normal" an?
Darin gebe ich Dir durchaus recht.
Schöne Grüße
Eva
Zitat von kakteenmann
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...was oftmals bei in Gefangenschaft aufgezogenen Schlüpflingen eine spätere Aushärtung bedingt als bei Schlüpflingen in der Natur.
Ich kenne viele Tiere, die viel zu schnell gewachsen sind und die trotzdem, augenscheinlich und fühlbar, einen relativ harten Panzer haben. Dass sie teilweise durch das zu schnelle Wachstum trotzdem rachitische Erscheinungen haben (verdrehte Beine, mopsartig geformter Kopf, verformte Kiefer), hat nicht zwangsläufig auch etwas mit einem zu weichen, eindellbaren Bauchpanzer zu tun. Ist der Bauchpanzer auch noch verformbar, dann ist meiner Erfahrung nach bei solchen Tieren schon verdammt viel schief gelaufen (zusätzliche Nierenschäden z. B.).
Wie Irmi als wirklich erfahrene Züchterin und ich bei "meinen" Wildfangtieren und einigen Schlüpflingen festgestellt haben, sind gesunde Jungtiere aber schon wenige Tage nach dem Schlupf am Bauchpenzer nicht mehr verformbar!
Ich meine, wenn also, wie Du schriebst, der Bauchpanzer bei einer schon halb- oder dreivierteljährigen Jungschildkröte so weich ist, daß ein simples Steinchen in der Lage wäre, ihn einzudellen, dann liegen grundsätzliche Defizite vor. Und da beginnt es m. E. nach u. a. bereits bei der Kondition der Muttertiere. Vorausgesetzt, das Tier hat keine durch Fehlhaltung erworbenen Nierenschäden. Dass Schildkröten aber durchaus jahrelang unerkannt krank sein können, zeigen die vielen Sektionsergebnisse der Tierärzte, die Schildkröten untersucht hatten, die mehr oder weniger plötzlich verstarben und deshalb die Besitzer aus allen Wolken fielen.
Wenn Du also davon ausgehst, daß Deine Tiere augenscheinlich gesund sind, muß das lange noch nicht der Fall sein. Wenn Du weiterhin der Meinung bist, daß es normal wäre, daß Jungschildkröten im ersten Jahr einen verformbaren Bauchpanzer haben, dann solltest Du vielleicht die Haltung Deiner Tiere überprüfen; so von wegen ganzjährige Freilandhaltung (Temperaturen!!), Gruppenhaltung (Stressfaktor), Ernährung (z. B. Defizite durch Einseitigkeit), etc.
dass die unterschiedlichen Gewichte auch mit den unterschiedlichen Körperformen einhergehen.
Wie schon erwähnt finde ich, dass die Tiere ein ihrer Körperform recht angemessenes Gewicht haben.
Wie schon erwähnt finde ich, dass die Tiere ein ihrer Körperform recht angemessenes Gewicht haben.
Bei "meinen" Wildfängen ist das durchaus so und man kann einen "Tunesier" u. a. schon als Jungtier auch an seiner typischen Körperform erkennen: die aus dem Süden sind etwas schlanker gebaut als die aus dem Norden. Daraus ergeben sich aber keine Gewichtsunterschiede von fast 100%. Hier mal ein Bild von Wildfängen mit 18 - 38 g: http://www.nabeulensis.de/findling/funda.jpg Sooo unterschiedlich geformt sind die doch nicht, oder? Und schau mal, wie hoch die Zwerge schon sind: http://www.nabeulensis.de/findling/findlinge.php
Somit finde ich, dein Argument zu schnelles Wachstum bedingt weniger hohe Knochendichte was dazu führt, dass die Tiere länger "weich" sind zumindest hier in diesem Fall kaum zutreffend ist.
Ich beobachte die Tiere viel, mir ist jedoch weniger aufgefallen, dass die grösseren ungleich dominanter wären als die Kleineren im Normalfall.
Wie kannst Du also veranschlagen, Deine von Natur aus nicht-rudellebenden Schildkröten würden sich in Gruppenhaltung nicht beeinträchtigt fühlen?
Es gibt mehrere Forschungsarbeiten, die das Gegenteil davon darlegen, auch wenn dies von bestimmten Leuten immer wieder bestritten wird.
Aber gut, ich kann den Stress/ Nicht-Stress den die Tiere untereinander erleben ja nicht beurteilen.
Ich habs mir als Grund auch schon des Öfteren gedacht.
Ich habs mir als Grund auch schon des Öfteren gedacht.
Es ist jetzt schade, dass ich bezüglich der manchmal eingedellten Bauchpanzer keine Aufzeichnungen gemacht habe, wer diese hatte. Jetzt in Anbetracht der Tatsache, ob es vorrangig die Grösseren waren.
Ich kenne so gut wie keinen Züchter (ich rede jetzt von Leuten, die in grösseren Massstäben nachzüchten), der seine Jungtiere jeweils separat aufzieht.
So etwas wäre wohl auch nicht tragbar,
So etwas wäre wohl auch nicht tragbar,
Ich für meinen Teil bin deshalb dazu übergegangen, meine Jungtiere höchstens zu zweit zu halten, egal ob jung oder adult. Und das ist, wie ich beobachten kann, manchmal schon mehr als eine Herausforderung für die Tiere. Wenn man dann den Unterschied sieht zu Tieren, die alleine aufwachsen, da lieget viel dazwischen.
Warum siehst Du es aber als nicht tragbar an? Doch sehr wahrscheinlich aus dem Grund, daß genau die "Viel-Züchter" gar nicht den Platz haben, um es anders zu handhaben. Wo soll man auch 50, 100 oder mehr Jungtiere unterbringen, wenn man sie einzeln oder auf sehr viel Platz zu zweit oder zu dritt hält? Der Durchschnitt der Züchter dürfte ca. 20 - 30 Schlüpflinge / Jungtiere auf einen Quadratmeter (Frühbeetfläche) halten, wenn überhaupt so viel... Ich sah bei Züchtern gar nicht so selten sogar 10 halb- bis dreivierteljährige Jungtiere auf einer Fläche von 60 x 40 cm, also gerade mal rund ein viertel Quadratmeter. Es wird als normal angesehen, bzw. achselzuckend hingenommen, daß schon Halbjährige auf einander "herumturnen" und so ihre Dominanz ausspielen. Da wird dann halt einfach immer das größte, dominanteste Tier zuerst verkauft, dann passt es wieder. Aber nur für kurze Zeit ist Ruhe, weil dann nämlich der nächste in der Reihenfolge die Ellenbogen auspackt und sein Spiel beginnt....
jetzt die natürliche Lebensweise der Jungtiere (leider) einmal dahingestellt.
Offenbar kennen aber andere Leute diese Problematik mit den Bauchpanzern gar nicht.
Also wird es auch nicht gänzlich daran liegen können.
Also wird es auch nicht gänzlich daran liegen können.
Genetisch bedingte Unterschiede wird es trotzdem geben, allerdings im kleinen Rahmen (wo dann jedes Tier für sein Alter/ seine Grösse/ seine Statur trotzdem ein Normalgewicht hat),
Schöne Grüße
Eva
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