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Männchenunverträglichkeit / Chemische Kastration

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  • Männchenunverträglichkeit / Chemische Kastration

    Servus zusammen,

    In meinen Zuchtgruppen verstehen sich auch mehrere Männchen in weitläufigen, gut strukturierten Gehegen untereinander sehr gut.

    ZB. eine THB-Gruppe: 2 erwachsene Männchen, 4 erwachsene Weibchen, 4 fast erwachsene Weibchen und einige kleinere Tiere, bei denen das Geschlecht z. T. noch nicht sicher erkennbar ist. Bis vor 5 Jahren war auch noch ein 3. erwachsenes Männchen (und seine Weibchen) dabei, das aber mit dem Bekanntwerden der T.H.herc. mitsamt seinen Mädels aus dieser Gruppe entfernt wurde.
    Ich beobachte meine Tiere sehr viel und kann berichten, dass sich, außer in der Anfangszeit (irgendwann hat man die Tiere ja mal dazubekommen) keine nennenswerten Reibereien zwischen den Männchen ereignet haben.

    Dies muß aber nicht zwangsläufig so sein. Vor ca. 10 Jahren habe ich z. B. 2 Jungtiere an eine Dame abgegeben, die sich beide als Männchen entpuppten.
    Diese Rabauken prügeln sich jahrein, jahraus, wenn man sie lassen würde. Es ist ein echtes Trauerspiel.
    Nachdem diese Tiere die ersten Jahre bei mir verbracht haben und sie keinen Kontakt zu anderen Schildkröten haben, durften sie manchmal den "Urlaub" in oben beschriebener Zuchtgruppe verbringen aus der sie auch abstammen.
    Die Beiden verfolgen sich pausenlos und auch in der entlegensten Ecke wird der Rivale aufgespürt. Es ist mir nicht mehr möglich dies mitanzusehen, sie müssen extra untergebracht werden.

    Noch schlimmer ein ca. 70 Jahre altes Fund-Männchen das scheinbar noch nie Kontakt zu Artgenossen hatte.
    Dieses Tier hätte jetzt 2 neg. Herpesuntersuchungen und mehrere Jahre Quarantäne absolviert und dürfte nun auch zu seinen Artgenossen.
    Dies ist aber absolut unmöglich, da er sich als so bissig gezeigt hat, dass es nicht möglich ist ihn zu vergesellschaften.

    Als ich dies in unserer Reptilien-Uniklinik anläßlich einer Entwurmung erzählte, erfuhr ich erstmals von der Möglichkleit einer chemischen Kastration.
    Bisher habe ich noch nie davon gehört. Ich bin mir auch absolut nicht sicher ob ich dies jemals mit einem meiner Tiere zulassen würde.
    Nun würde mich einfach interessieren ob es schon Erfahrungen oder sonstige Erkenntnisse zu diesem Thema gibt (Irmi hat das Thema kürzlich gestreift).

    Ich wäre sehr dankbar um seriöse Informationen zu diesem Thema.

    Liebe Grüße von Karin

  • #2
    Hallo Karin,

    Aktuell gibt es einen Artikel zu diesem Thema in der neuen Testudo Heft 4 Dez. 07.

    Liebe Grüße
    Irmi

    Kommentar


    • #3
      Hallo zusammen

      Wir (die SFB www.schildkroeten-sfb.ch) sind schon seit längerem zu diesem Thema am Recherchieren und auch Initiator des von Irmi erwähnten Artikels im Testudo (geschrieben von Piero Godenzi).

      Aufmerksam auf dieses Thema wurde ich über eine Gruppe von Sulcatas (4.1 glaub ich), in der die Herren seit einiger Zeit chemisch kastriert werden. Dadurch kann die Gruppe relativ friedlich zusammen leben.
      Aufgrund dessen habe ich mit diversen wirklich schildkrötenerfahrenen Tierärzten gesprochen, die alle in der Chemischen Kastration durchaus eine gute Sache sehen.

      Die chemische Kastration kommt ursprünglich aus der Humanmedizin und wurde für Sexualstraftäter verwendet. Später wurde sie in der Tiermedizin eingesetzt - z.b. für Hunde, die man z.b. aufgrund ihres Alters nicht mehr mittels einer Operation kastrieren sollte, oder für andere Tiere, die ihren Sexualtrieb nur temporär verlieren sollten.

      Mittlerweile gibt es ein paar wenige Tierärzte, die diese chemische Kastration auch bei Schildkröten einsetzen. Das Problem dabei ist, dass noch sehr wenig über den richtigen Zeitpunkt und die richte Dosierung bekannt ist. Piero ruft im Testudo-Artikel ja auch auf, Erfahrungen zu melden.

      Es kann durchaus vorkommen, das ein Männchen zwei oder sogar dreimal behandelt werden muss, bis die chemische Kastration wirkt. Ob nun die Dosierung oder der Zeitpunkt nicht optimal gewählt wurde, ist nicht geklärt. Bei Schildkröten wird die Sache wahrscheinlich sehr kompliziert sein, da ja die verschiedenen Arten verschiedene Jahresrhytmen und Paarungszeiten haben. Zudem wirkt die chemische Kastration nur über einen gewissen Zeitraum und muss, sofern gewünscht, von Zeit zu Zeit wiederholt werden.
      Sehr wichtig erscheint mir zu erwähnen, dass denjenigen Tierärzten, mit denen ich gesprochen habe, bis anhin noch keine (unerwünschten) Nebenwirkungen der chemischen Kastration bekannt sind und das noch keine behandelte Schildkröte gesundheitliche Schädigungen davongetragen hat. Soweit ich weiss, wurden von den erwähnten Tierärzten schon einige Dutzend Herren chemisch kastriert.

      Nach Gesprächen mit den erwähnten schildkrötenerfahrenen Tierärzten und anderen sehr versierten und kompetenten Schildkrötenspezialisten, setzte ich grosse Hoffnungen in die chemische Kastration.
      Vor allem für unsere Schildkröten-Auffangstationen würde die chemische Kastration zur Lösung von grossen Problemen mit Europäischen Landschildkröten beitragen.
      So könnten in den Stationen dann auch Männchen-Gruppen gehalten werden, was jedem einzelnen Männchen natürlich grösseren Bewegungsraum bieten würde.
      Zudem würden die vielen nicht mehr gewollten Herren einfacher einen Platz finden, da die "Zauberformel" von mind. 1.3 bei Einsetzen der chemischen Kastration so nicht mehr gelten muss.

      Kastration ist heute z.b. bei Hund und Katze etwas normales. Da bei Schildkröten eine operative Kastration nicht so einfach wie bei Säugetieren ist, erachte ich die chemische Kastration als wertvolle und sinnvolle Alternative für Schildkröten.

      Ich würde mich sehr freuen, wenn der eine oder andere in meinem Beitrag erwähnte schildkrötenerfahrene Tierarzt oder Schildkrötenspezialist sich ebenfalls zum Thema äussern würde (ich weiss, das ihr nicht gerne in (öffentlichen) Foren schreibt ... macht bitte für dieses Thema eine Ausnahme :wub.

      Gruss Claudia

      PS: Meine Recherchen bezogen sich jeweils nur auf Landschildkröten und in erster Linie auf Europäische Arten. Informationen zu Wasserschildkröten habe ich keine.

      Kommentar


      • #4
        Zitat von ClaudiaSo Beitrag anzeigen
        PS: Meine Recherchen bezogen sich jeweils nur auf Landschildkröten und in erster Linie auf Europäische Arten. Informationen zu Wasserschildkröten habe ich keine.

        Schon verständlich, denn Wasserschildkröten werden doch in vielen
        fällen eher einzeln gehalten, somit stellt sich diese Frage bei diesen Tieren
        auch nicht. Auch werden Wasserschildkröten auf deutlich kleinerer Fläche
        gehalten, während es für Landschildkröten ja fast schon täglich, ein paar
        Quadrahtmeter als minimum mehr sein müssen.
        Natürlich werden viele andere Tiere sehr gerne kastriert, zum einem ist die
        Haltung dann einfacher (glauben zumindest manche Halter), und zum anderen,
        werden ja gerade viele Kleintiere gerne kastriert, damit sich diese auch gut
        verstehen, und schön zusammen "kuscheln" können.

        Da ist mir z.B. ein Asiate der die Schildkröten einfach nur als Nahrung sieht,
        und diese nur als seine Suppeneinlage haben möchte, tausendmal lieber.

        Zitat von Testudobayern Beitrag anzeigen
        Noch schlimmer ein ca. 70 Jahre altes Fund-Männchen das scheinbar noch nie Kontakt zu Artgenossen hatte.
        Dieses Tier hätte jetzt 2 neg. Herpesuntersuchungen und mehrere Jahre Quarantäne absolviert und dürfte nun auch zu seinen Artgenossen.
        Dies ist aber absolut unmöglich, da er sich als so bissig gezeigt hat, dass es nicht möglich ist ihn zu vergesellschaften.
        Warum lässt Du dieses alte Tiere denn dann nicht einfach in aller Ruhe sein
        Leben leben, denn auf Gesellschaft legt es doch offenbar gar keinen Wert.
        Wenn sich Tiere verstehen, dann kann man dieser auch gerne zusammen in
        einem Gehege/Terrarium halten, wenn das allerdings nicht der Fall ist, sollte
        man das einfach bleiben lassen.

        Gruß

        Edit: wenn man solche Dinge liest, muss man sich ernsthaft die Frage stellen,
        ob ein Verbot der legalen Exotenhaltung nicht doch eine Alternative ist, auch
        wenn damit leider auch viele vernüftige Halter mit bestraft werden würden.
        Zuletzt geändert von Defense; 05.01.2008, 16:48. Grund: ein kleiner Nachtrag!

        Kommentar


        • #5
          Hay Defense!
          Sorry, aber hier geht es um Austausch von Wissen. Ich glaube nicht, dass hier jemand seine Schildkröte kastrieren lassen will. Wenn hier kein Gedankenaustausch stattfinden darf, dann sind wir alle verdammt arm drann.
          "Wissen ist Macht, nichts wissen macht dann wohl nichts?!?
          schmittskatze

          Kommentar


          • #6
            Hallo Schmittskatze,

            dann lese Dir doch einfach mal den dritten Beitrag genau durch.
            Nur damit man Schildkröten zusammen in einem Gehege halten kann,
            wurden ja laut diesem Beitrag schon einige Tiere chemisch kastriert,
            und ClaudiaSo selber schreibt ja auch:

            Da bei Schildkröten eine operative Kastration nicht so einfach wie bei Säugetieren ist, erachte ich die chemische Kastration als wertvolle und sinnvolle Alternative für Schildkröten.
            Und das alles nur, damit die Tiere vergesellschaftet werden können.
            Dafür fehlt mir jedes Verständnis!

            Das sich die Threaderstellenrin nur daraüber informieren möchte, ist natürlich
            richtig. Trotzdem muss man seine Meinung dazu sagen können, wenn eine
            andere Person, solche chemischen Eingriffe am Tier für gut heisst.

            Gruß

            Kommentar


            • #7
              Zitat von Defense Beitrag anzeigen
              Und das alles nur, damit die Tiere vergesellschaftet werden können.
              Dafür fehlt mir jedes Verständnis!
              Hallo

              Offensichtlich kennst du die Problematik der vielen männlichen Schildkröten in Auffangstationen nicht ...
              Diese Männchen landen dort, da sie wegen ihrer Aggresivität nur einzeln gehalten werden können - in der Regel infolge ihres Sexualtriebs.

              Mit der chemischen Kastration kann im Sinne des Tierschutzes (nicht Artenschutzes!) diesen Tieren ein besseres Leben geboten werden. Besser aus folgenden Gründen:
              - ohne deren Aggresivität sind sie in Gruppen haltbar und jedes einzelne Tier hat somit mehr Platz
              - ohne deren Aggresivität landen viele von Ihnen erst gar nicht in den Auffangstationen

              Die Kastration wird schon lange bei Hunden, Katzen und anderen Haustieren vorgenommen, sogar bei verwilderten Katzen - auch dies als Tierschutz-Massnahme. Was soll so verkehrt daran sein, dies auch bei Schildkröten zu machen?

              Aus verlässlicher Quelle weiss ich, dass die Kastration mittlerweile auch bei anderen Reptilienarten durchgeführt wird, da auch dort die Männchen aufgrund ihrer Aggresivität schwer haltbar sind.

              Was ist die Alternative? Euthanisieren, da der Platz einfach zu wenig für alle diese Tiere wird? Sicher keine Lösung im Sinne des Tierschutzes ...

              Gruss Claudia

              Kommentar


              • #8
                Zitat von ClaudiaSo Beitrag anzeigen

                Was ist die Alternative? Euthanisieren, da der Platz einfach zu wenig für alle diese Tiere wird? Sicher keine Lösung im Sinne des Tierschutzes ...
                Hallo,

                ganz einfach: artgerechte, habitatnahe Haltung, nicht mehr und nicht weniger!

                Würde man sich ernsthaft mit dem Leben unserer Pfleglinge in ihrem Ursprungshabitat auseinandersetzen, wäre diese (und auch andere) Diskussionen nicht notwendig.

                Aber nein: Mensch hält lieber Schildkröten in grösseren Gruppen zusammen, überschreitet die Mindestanforderungen für Schildkröten nur gering, stellt 2 Frühbeete zur Verfügung und wundert sich dann über permanentes bedrängen der Weibchen durch die Männer. Schön ist es natürlich anzusehen wie alle SK sich in 1 Frühbeet versammeln, dies muß doch dann eine wirklich artgerechte Haltung sein. Hier stellt sich fast keiner die Frage: warum verhalten diese Tiere sich so?? Im Habitat, wenn es noch nicht durch den Menschen "geschändet" wurde, würde man NIE 2 Schildkröten in einem Unterschlupf vorfinden, ausser der Paarungszeit würde man keine Männer die Weibchen bedrängen sehen und man würde auch keine Schlüpflinge an einer Stelle versammelt sehen.

                Wir alle haben die Verpflichtung für die Tiere übernommen und somit müssen wir für eine artgerechte Haltung Sorge tragen, kann ich das nicht, kann ich auch keine Schildkröten halten.

                Aber wie immer im Leben: Mensch bleibt Mensch und was nicht paßt wird passend gemacht, im Notfall eben Kastration der Männer.

                kopfschüttelnde Grüße
                Andrea

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                • #9
                  Zitat von Andrea S. Beitrag anzeigen
                  ganz einfach: artgerechte, habitatnahe Haltung, nicht mehr und nicht weniger!
                  Richtig! Wenn es denn möglich ist ...

                  Zitat von Andrea S. Beitrag anzeigen
                  Würde man sich ernsthaft mit dem Leben unserer Pfleglinge in ihrem Ursprungshabitat auseinandersetzen, wäre diese (und auch andere) Diskussionen nicht notwendig.
                  Ebenfalls richtig - natürlich wäre es sinnvoll, das Problem an der Wurzel zu packen! Aber wie soll das gehen?
                  Solange jeder seine Eier unbedingt bebrüten muss und mangels Wissen dutzendweise Männchen "auf die Welt stellt", werden wir das Problem mit den vielen Männchen haben!
                  Da es bei weitem genug europäische Landschildkröten gibt, brüte ich keine Eier aus.

                  Zitat von Andrea S. Beitrag anzeigen
                  Im Habitat, wenn es noch nicht durch den Menschen "geschändet" wurde, würde man NIE 2 Schildkröten in einem Unterschlupf vorfinden, ausser der Paarungszeit würde man keine Männer die Weibchen bedrängen sehen und man würde auch keine Schlüpflinge an einer Stelle versammelt sehen.
                  Da gibt es unterschiedliche Beobachtungen. Es gibt auch Paarungsverletzungen im Habitat - und das gar nicht mal so selten.

                  Zitat von Andrea S. Beitrag anzeigen
                  Wir alle haben die Verpflichtung für die Tiere übernommen und somit müssen wir für eine artgerechte Haltung Sorge tragen, kann ich das nicht, kann ich auch keine Schildkröten halten.
                  Das ist absolut meine Meinung! Aber wo landen die Tiere dann? In den Auffangstationen ... womit wir wieder beim Problem wären ...

                  Gruss Claudia
                  Zuletzt geändert von Claudia Sommerhalder; 06.01.2008, 12:08. Grund: Du hast die Groß- und Kleinschreibung vergessen!

                  Kommentar


                  • #10
                    Hallo,

                    Zitat von ClaudiaSo Beitrag anzeigen

                    Ebenfalls richtig - natürlich wäre es sinnvoll, das Problem an der Wurzel zu packen! Aber wie soll das gehen?
                    Indem man sich vor der Anschaffung genauestens informiert und den Bedürfnissen der Schildkröten WIRKLICH Rechnung getragen wird.


                    Da es bei weitem genug europäische Landschildkröten gibt, brüte ich keine Eier aus.
                    Dies könnte vorab ein richtiger Schritt sein.

                    Für mich ist die Nachzucht der einzelnen Arten der einzigste vertretbare Grund diese wunderbaren Tiere überhaupt zu pflegen. Sie werden durch den Menschen, auf lange Sicht, systematisch ausgerottet und so sollte es doch noch einige verantwortungsvolle Menschen geben die wenigstens einige Arten zu erhalten versuchen, bei allen wird es wohl nicht gelingen.

                    Man muß mehr Daten zur Bebrütung der Eier und das spätere Geschlecht festhalten. Irmi hat da schon, mit Hilfe vieler Züchter, einiges in Erfahrung gebracht. Dieses Projekt sollte weiter verfolgt werden und auf möglichst viele Arten ausgedehnt werden.


                    Da gibt es unterschiedliche Beobachtungen. Es gibt auch Paarungsverletzungen im Habitat - und das gar nicht mal so selten.
                    Dies sind aber keine Paarungsverletzungen die "hausgemacht" sind.


                    Das ist absolut meine Meinung! Aber wo landen die Tiere dann? In den Auffangstationen ... womit wir wieder beim Problem wären ...
                    Nein, würden die Tiere wirklich artgerecht gehalten und beim Erbrüten der Eier dem weiblichen Geschlecht mehr Aufmerksamkeit geschenkt, gäbe es den Männerüberschuß nicht.

                    Ausserdem wäre die Kastration wieder nicht artgerecht da die Männer keinen Sexualdrang hätten, die Weibchen aber weiterhin in der Paarungszeit auf /nach einen Partner warten/suchen würden.

                    Für mich bleibt weiterhin das A und O bei der Schildkrötenhaltung die dem Habitat am nächsten kommende Haltung. Kann ich dies nicht gewährleisten, halte ich diese Tiere nicht.
                    Immerhin leben sie seit zig-Millionen von Jahren ohne Probleme nur seit der Mensch das Interesse an ihnen entdeckt hat gibt es Probleme.

                    Schöne Grüße
                    Andrea

                    Kommentar


                    • #11
                      Hallo Andrea,

                      Zitat von Andrea S. Beitrag anzeigen
                      Kann ich dies nicht gewährleisten, halte ich diese Tiere nicht.
                      das ist sicherlich gut und richtig. Es gibt aber haufenweise Leute, die sich nicht gut über Schildkröten informieren, die nicht genug Platz haben und die oft hinterher die Männchen haben. Diese werden oft irgendwann abgeschoben und was dann? Sollen die Tiere immer weiter leiden, weil der Züchter am Anfang so dumm war, und Männchen erbrütet hat? Weil der Erstbesitzer so dumm war sie zu kaufen? Weil niemand den Platz und die Mittel hat, sie in artgerechten Einzelgehegen unter zu bringen? Ich meine für viele Männchen, die definitiv da sind, kann die Kastration eine Alternative zu einem besseren Leben sein.

                      Gruß, Susanne

                      Kommentar


                      • #12
                        Hallo Andrea

                        Ich gebe dir ja in den meisten Punkten recht! Wenn jeder einzelne seine Verantwortung gegenüber unseren Tieren wahrnehmen würden, hätten wir die Probleme nicht! Dann bräuchte es auch keine Auffangstationen.

                        Leider ist es aber so, dass viele Menschen dieser Verantwortung nicht gerecht werden - zum leidwesen der Tiere :-(

                        Leider haben die "netten" Menschen, die sich dann um die Tiere dieser "verantwortungslosen" Menschen kümmern, weder unbeschränkt Geld noch unbeschränkt Platz. Zumindest ich habe keine Möglichkeit die mir jährlich abgegebenen männlichen Europäischen Landschildkröten (zwischen 10 und 20 Stück) artgerecht in Einzelgehegen zu halten. Leider schaffe ich es auch nicht, alle diese Tiere an möglichst artgerechte Plätze weiterzuvermitteln. Was bleibt mir übrig? Ich muss die Tiere in Auffangstationen weitergeben ...
                        Auch die Auffangstationen haben nur beschränkt Platz und Geld. So ist es nicht verwunderlich, dass Schildkröten da einzeln auf engstem Raum gehalten werden müssen :-(

                        Wenn nun mittels der Chemischen Kastration die Männchen in Gruppen gehalten werden könnten, hätte jedes einzelne dieser Männchen mehr Platz!

                        Natürlich müsste das Problem trotz allem ebenfalls auch an der Wurzel angepackt werden! Aber wie?
                        Wir können niemandem verbieten, die Eier seiner Europäischen Landschildkröten zu bebrüten ... Genauso wenig ist es uns möglich, die ganzen potentiellen Schildkrötenerwerber zu erreichen und sie vorab über die nötigen Voraussetzungen für eine Schildkröten-Haltung zu informieren.

                        Wir hier in Basel unternehmen grosse Anstrengungen, "Otto-Normalbürger" über die Haltung von Schildkröten aufzuklären. Wir versuchen, das Thema Schildkröten möglichst oft in die Presse zu bringen, unsere Webseite bekanntzumachen und wir veranstalten jährlich die "Schildkröten-Informations-Tage" in Basel. Alle diese Anstrengungen haben einzig und allein das Ziel, das Leben der Schildkröten in menschlicher Obhut zu verbessern.

                        Natürlich gibt es bei diesen ganzen Aktionen einige Erfolgserlebnisse - so konnten wir durch Aufklärung der Halter schon dutzenden von Schildkröten die Lebensbedingungen verbessern und auch viele Leute davon abhalten, sich Schildkröten anzuschaffen, da sie nicht die Voraussetzung für eine möglichst artgerechte Haltung bieten konnten.

                        Leider gibt es aber auch ganz viele Leute, die überhaupt nicht interessiert, ob es dem Tier in ihrer Obhut gut geht ... Schildkröten gelten nach wie vor gemeinhin als pflegeleicht und sehr viele Leute sind nicht bereit, Zeit, Platz und Geld in eine möglichst artgerechte Haltung zu investieren. Das sind dann auch die Leute, die am Tag X, wenn das Tier langweilig geworden ist, vor meiner Tür stehen und mir das Tier in die Hand drücken ...

                        Auch mir wäre es sicher am liebsten, wenn wir kein "Männchen-Problem" hätten - wir haben es aber.

                        Gruss Claudia

                        Kommentar


                        • #13
                          Zitat von SusanneK Beitrag anzeigen
                          Sollen die Tiere immer weiter leiden, weil der Züchter am Anfang so dumm war, und Männchen erbrütet hat? Weil der Erstbesitzer so dumm war sie zu kaufen? Weil niemand den Platz und die Mittel hat, sie in artgerechten Einzelgehegen unter zu bringen?
                          Ich denke, dass Denfense und auch Andrea auf etwas anderes hinauswollen:
                          Das Problem, das wir nun haben, ist eindeutig hausgemacht! Dies ist das Resultat der unbedingten Gruppenhaltung und dass jedem geraten wurde/wird, sich nicht nur eine Schildkröte zu kaufen, sondern immer gleich mehrere.
                          Alle, die sich ein bisschen mit der Biologie der Tiere auseinandergesetzt haben, wussten dass das nur schief gehen konnte, insbesondere bei unserer Überproduktion von Männchen.
                          Hätte man den Leuten aber geraten, erst mal abzuwarten und erst bei sicherer Geschlechtsbestimmung des juvenilen Tieres passende Tiere dazu zu kaufen, wäre es nie so weit gekommen. Dann wäre wirklich Druck auf die Züchter ausgeübt worden, sich mit der Inkubation zu beschäftigen und auf Weibchen zu züchten.
                          Nun ist das Kind in den Brunnen gefallen und die Schildkröten müssen es ausbaden.

                          Da wir aber leider an diesem Punkt angelangt sind, ist die chemische Kastration vermutlich die einzige Lösung, die den vielen überzähligen Männchen zu einem einigermaßen akzeptablen Leben verhelfen kann.
                          Dass man das nicht als „artgerecht“ bezeichnen kann, ist uns wohl allen klar.
                          Und alle diejenigen, die nach wie vor zum Kauf von mehreren Jungtieren raten und ohne Rücksicht auf die Gegebenheiten, die Gruppenhaltung als ein "MUß" zum Wohle der Tiere predigen, sollten sich endlich mal überlegen, ob sie das wirklich noch verantworten können.

                          Gruß Irmi

                          Kommentar


                          • #14
                            Hallo Irmi,

                            ich glaube auch, dass das Problem hausgemacht ist. Ich glaube aber nicht, dass die Empfehlung zur Gruppenhaltung die Hauptursache ist. Man erreicht in Foren oder auf sonstige Art so wenig Leute.

                            Ich arbeite bei einer Unteren Landschaftsbehörde. Die meisten Leute, die bei uns Schildkröten anmelden, ich schätze mal etwa 75 %, haben eine Schildkröte. Die haben kein Problem mit Unverträglichkeit. Die haben oftmals "nur" das Problem, dass sie die Tiere nicht mehr wollen und loswerden müssen. Sind es Weibchen, klappt das prima. Sind es Männchen wird es bekanntermaßen schwer. Manchmal finden sie einen anderen uninformierten Menschen und geben das Tier an den ab. Wenn das lange genug nicht geklappt hat, wird irgendjemand gesucht, der das Tier um jeden Preis (jetzt nicht geldlich gesehen) nimmt. Hauptsache weg. Bei Leute wie z.B. Claudia sammeln sie sich dann.

                            Mein Eindruck von Leuten mit mehr als einer Schildkröte und recht guter Haltung ist, dass in den Fällen, wenn nichts mehr klappt, oftmals die Gehege geteilt werden und so die streitenden Männchen getrennt werden oder das lange nach einer anderen, guten Unterbringung gesucht wird.

                            Wie auch immer: Die Kastration der Männchen doktert eigentlich an der falschen Stelle. Man müsste das ganze System ändern. Vielleicht klappt das irgendwann mal.

                            Gruß, Susanne

                            Kommentar


                            • #15
                              hallo Susanne,

                              das habe ich auch gedacht. Aber ich habe schon einige Gespräche mit Tierärzten geführt und daher weiß ich, dass gerade die in Gruppen lebenden Männchen von Privathaltern schon seit längerer Zeit kastriert werden und weniger oder kaum die Männchen, die in Auffangstationen leben (ist vermutlich auch eine Kostenfrage!). Nur ist das anscheinend selten an die Öffentlichkeit gelangt.

                              Gruß Irmi

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