Hallo zusammen,
dieser Artikel wurde ursprünglich als Beitrag für die geplante FAQ-Rubrik hier im Forum geschrieben.
Da ich den Eindruck habe, dass man sich von dieser Idee seitens der DGHT verabschiedet hat, veröffentliche ich ihn einfach mal an dieser Stelle:
Tips vor dem Erwerb meiner ersten Schlange
Die Themen:
I. Warum dieser Artikel?
II. Die berühmt-berüchtigte Frage nach der „Anfängerschlange“
III. Checkliste: Woran muss ich vorher denken, wenn ich mir eine Schlange zulegen
will?
IV. Entscheide ich mich für eine juvenile oder adulte Schlange?
V. Die nächste berühmt-berüchtigte Frage: „Wie kriege ich meine Schlange zahm“?
VI. Welche Probleme können beim Verfüttern von Nagetieren auftreten?
VII. Fragen im Forum stellen – worauf kommt es an?
VIII. Empfohlene Literatur
I. Warum dieser Artikel?
Unzählige Fragen von ratsuchenden Usern in Reptilien-Foren zeigen, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil von Leuten in die Terraristik einsteigt, ohne sich je mit den Grundlagen dieses Hobbys ernsthaft beschäftigt zu haben.
Besonders negativ fällt immer wieder auf, dass erstmal ein Tier angeschafft wird, nachfolgend Probleme auftreten, die bei sorgfältiger Vorbereitung hätten vermieden werden können. Auch werden bestimmte Beobachtungen, die das Verhalten des Tieres betreffen, falsch interpretiert und dahinter Probleme vermutet, wo eigentlich keine sind, hätte man sich nur vorher in ausreichendem Maße mit den Lebensgewohnheiten und Haltungsbedingungen der Tiere vertraut gemacht.
Die schlechte Nachricht gleich vorweg: auch dieser Artikel wurde nicht mit der Absicht verfasst, dem Neuling das Studium von Fachliteratur zu ersparen!
Vielmehr soll er einen Einblick geben, wie man sich gezielt auf seine erste Schlange vorbereitet. Die Liste am Ende des Artikels enthält grundlegende Literatur, die dem Einsteiger die Grundlagen der Terraristik und der Schlangenpflege vermittelt.
II. Die berühmt-berüchtigte Frage nach der „Anfängerschlange“
Um es gleich vorwegzunehmen: es gibt unter den knapp 3.000 rezenten Arten eine Vielzahl von Schlangen, die sich für den Einstieg eignen. In diesem Kapitel werden keine konkreten Arten empfohlen, denn der Autor will dem Einsteiger die persönliche Entscheidung bewusst nicht abnehmen.
Ausschlaggebend ist letztlich immer, wie gut informiert der Einsteiger an die Sache herangeht!
Auf dem Markt gibt es viele Bücher, die einen hervorragenden Einblick über die verschiedenen Schlangenarten und deren Haltungsbedingungen geben (Ausgewählte Literatur findet sich im Kapitel VIII).
Giftschlangen hingegen sind absolut keine Anfängerschlangen! Sie sind potentiell gefährliche Tiere und ihre Haltung bedarf jahrelanger Erfahrung mit ungiftigen Arten!
Dasselbe gilt auch für einige Vertreter unter den Riesenschlangen!
Man möge sich in diesem Zusammenhang auch vergegenwärtigen, dass ein Bissunfall – bei dem schlimmstenfalls auch noch Dritte zu Schaden kommen - schnell das Interesse der Medien weckt, damit kein gutes Licht auf die Gemeinschaft der Schlangeninteressierten wirft und den Gesetzgeber auf Landesebene eventuell dazu veranlasst, schärfere Verordnungen zu erlassen, die denen, die das Hobby verantwortungsbewusst betreiben, das Leben nur noch schwerer macht.
Auch der Erwerb sogenannter Wildfänge - also Tieren, die aus dem Ursprungsland direkt importiert wurden – ist mit großem Argwohn zu sehen. In der Regel haben Wildfänge lange Transporte hinter sich, sind oft dehydriert und tragen eine Vielzahl von Parasiten in sich, die von einem Tierarzt medikamentös oder operativ behandelt werden müssen, also auch noch höhere Kosten nach sich ziehen.
Wildfänge gewöhnen sich häufig nur schwerlich ein, verweigern nicht selten die dargebotene Nahrung und es besteht die Gefahr, dass sie sehr schnell verenden.
Deshalb sei an dieser Stelle auf die Satzung der AG Schlangen der DGHT hingewiesen, in der es unter Art. 2.2 heißt:
„Die Aufgaben der AG Schlangen umfassen folgende Schwerpunkte:
- Vermehrung von Schlangen zur Vermeidung von Naturentnahmen“.
Vor dem Erwerb der ersten Schlange steht also die „Bücherschlange“, wie es in Schlangenforen oft so schön heißt, sprich: die Informationsbeschaffung!
Neben einer Vielzahl von Fachbüchern finden sich im Internet viele Homepages, wo Halter die von ihnen gepflegten Arten vorstellen. Es empfiehlt sich vor allem nach sogenannten Haltungsberichten (englisch: care sheets) Ausschau zu halten. Ein solcher Haltungsbericht beinhaltet in der Regel Informationen zum Verbreitungsgebiet, zur Morphologie, der Lebensweise, dem Paarungsverhalten, zur Trächtigkeitsdauer, der Inkubation (also der Zeitigung des Geleges) und ggf. zur Hibernationsdauer der betreffenden Art.
Auch erhält man in diesen care sheets wichtige Informationen zur Ausstattung des Terrariums. Widersprüche, die man bei den Angaben auf verschiedenen Webseiten findet, sind ein guter Anlass, diese in einem Forum zur Diskussion zu stellen.
Nichtzuletzt ist es sehr ratsam, persönlich Kontakt zu Pflegern aufzunehmen.
Ich habe vor dem Erwerb meiner ersten Schlange selbst diesen Weg gewählt. Nach einigen e-Mails folgten schnell längere Telefonate, in denen ich all die Fragen stellen konnte, die „mir auf dem Herzen“ lagen und dieser Austausch war mir bei meinem Einstieg neben dem Literaturstudium die größte Hilfe. Auf diese Weise erfährt man auch einiges über seriöse Züchter, bei denen man die größtmögliche Garantie hat, gesunde Tiere zu erwerben.
III. Checkliste: Woran muss ich vorher denken, wenn ich mir eine Schlange
zulegen will?
Vorausgesetzt, du hast eine bestimmte Schlangenart ins Auge gefasst, solltest du dir über die nachfolgenden Punkte Gedanken machen. Die Erfahrung zeigt, dass das Ignorieren eines der aufgeführten Themenkomplexe im weiteren Verlauf große Probleme nach sich ziehen kann:
- Welche „Endgröße “ erreicht das Tier?
Habe ich den Platz ein entsprechend großes Terrarium aufzustellen?
- Welche Haltungsbedingungen verlangt diese Art?
Was brauche ich an Technik und Einrichtungsgegenständen?
Hierzu noch einige Hinweise: Lampen und Spots sollten durch Lampenschutzkörbe
gesichert sein! Im Internet findet man zuweilen hässliche Bilder von Schlangen, die sich
an den Lampen erheblich verbrannt haben. Mehrere Versteckplätze in Form von
umgedrehten Blumentöpfen, Korkröhren, Steinhaufen u.ä. sind ein Muss!
Die Tiere müssen immer die Möglichkeit haben, sich zurückziehen zu können.
Stattet man ein Terrarium mit einer Rückwand aus, muss darauf geachtet werden, dass
man schadstofffreie Baumaterialien verwendet! Viele Tips hierzu findet man im DGHT-
Forum (Suchfunktion nutzen Stichwort: <Rückwandbau>).
Zur Frage, welchen Bodengrund man für eine bestimmte Art verwenden sollte, gibt es
erfahrungsgemäß oft unterschiedliche Ansichten und der Pfleger wird dies letztlich
selbst entscheiden müssen. Doch sollte darauf geachtet werden, dass bei
bodenwühlenden bzw. sich im Boden vergrabenden Arten die Füllhöhe ausreichend ist.
- Wie sieht der Jahreszyklus der gewählten Schlangenart aus?
Braucht das Tier z. B. eine Winterruhe?
Steht ein dauerhaft kühler, wenig genutzter Raum zur Verfügung, wo eine störungsfreie Hibernation durchgeführt werden kann (z.B. im Keller)?
- Ist die Futterbeschaffung dauerhaft gewährleistet?
- Welche typischen Krankheiten können auftreten?
- Ist ein kompetenter Tierarzt in erreichbarer Nähe?
- Wer betreut meine Schlange, wenn ich im Urlaub bin?
- Bin ich gegen Tetanus (Wundstarrkrampf) geschützt?
Auslöser könnte etwa der Biss eines Nagers oder der abgebrochene Zahn einer
Schlange unter der Haut sein.
- Sind eventuell Schwierigkeiten mit dem Vermieter und/oder der
Hausgemeinschaft zu erwarten?
- Behälter kaufen und einrichten
Entscheidest du dich für ein juveniles Tier, empfiehlt sich für die Aufzucht im ersten Jahr ein kleiner Behälter (z.B. Faunabox). Es ist äußerst mühselig in einem großen Terrarium nach einem Jungtier zu suchen oder Kot aufzufinden. Auch haben viele Terrarianer die Erfahrung gemacht, dass die Babys in großen Terrarien hin und wieder die Nahrung verweigern. Es wäre denkbar, dass die Tiere etwa das Risiko scheuen „auf offenem Feld“ Beute zu machen und während des Fressaktes potentiellen Fressfeinden schutzlos ausgeliefert zu sein. Damit gerät ein großes Terrarium zum Stressfaktor im Widerstreit zwischen Hunger und der Angst selbst gefressen zu werden.
- Der Testlauf
Schlangen benötigen je nach ihrer physiologischen Befindlichkeit in ihrer Umgebung unterschiedliche klimatische Bedingungen. Als wechselwarme Tiere sind sie von den Umweltbedingungen abhängig. In einer kühlen Umgebung sind die Tiere entsprechend inaktiv und der Verdauungsprozess läuft sehr langsam ab. Es braucht also einen <Sunspot>, einen warmen Platz, wo sich die Tiere aufwärmen können, um auf <Betriebstemperatur> zu kommen. Ein Terrarium muss ein der Art gemäßes Temperaturgefälle aufweisen. Häufig wird man in diesem Zusammenhang auf den Begriff <Mikroklima> treffen.
Viele machen die Erfahrung, dass nach dem Sprühen die Luftfeuchtigkeit sehr schnell wieder herabsinkt. Hier sollte man sich zuerst versichern, dass das Messinstrument zuverlässig arbeitet, etwa, indem man das Hygrometer in ein feuchtes Tuch einwickelt (LF=100%) und anschließend die Anzeige an der Stellschraube neu justiert.
Sind die Werte dann nach erneuter Messung immer noch zu niedrig, empfiehlt es sich, die Lüftungsflächen mit Klebestreifen zu verkleinern und dann erneut zu messen.
- Der Sicherheitsaspekt
Eins aber haben sie alle gemeinsam: Schlangen sind wahre Versteck- und Ausbruchskünstler! Deshalb sollte der Behälter auf Schwachstellen untersucht werden. Terrarien sollten mit einem Terrarienschloss gesichert werden.
Überführt man sie für die Zeit des Fressens in andere Behälter, sollte man wissen, dass
Jungschlangen sehr wohl in der Lage sind, Deckel von Euro-Boxen, Heimchendosen u. dgl. aufzudrücken. Auch zwischen den Terrarienscheiben können sie hindurchgelangen!
Kletterwände, die nicht fest mit der Rückwand des Behälters verbunden sind, bieten Schlangen und Futtertieren Unterschlupf. Vorschnell heißt es dann: „Meine Schlange ist entkommen!“, obwohl sie sich tatsächlich noch im Terrarium aufhält.
- Steht die Schlangenart unter Artenschutz?
Über den Schutzstatus kann man sich auf der DGHT-Startseite im
<Artenschutzregister>, aber auch bei WISIA, dem Wissenschaftlichen
Informationssystem zum Internationalen Artenschutz
(http://www.s2you.com/wisia/index.html) Auskunft verschaffen.
Ist die Art besonders geschützt, ist das Tier meldepflichtig. Detaillierte Informationen
zur Meldepflicht (wo und wie) findet man auf der DGHT-Seite im Zuge der Recherche,
wenn man beim Suchergebnis die <Details> anklickt.
- Wenn die Schlange da ist…
Grundsätzlich sollte man dem Tier eine längere Ruhephase von 1-2 Wochen gönnen.
In der Zeit können die Tiere ungestört den Behälter erkunden, Versteckplätze
auskundschaften und sich ggf. von den Strapazen des Transports erholen.
Die Schlange könnte auch am Beginn der Häutungsphase sein, ein Grund mehr sie
nicht zu stören. Daher sollte man bei der Übergabe prinzipiell den Vorbesitzer fragen,
wann die Schlange das letzte Mal gefressen und wann sie sich das letzte Mal gehäutet
hat.
Es ist verständlich, dass man das neue Tier, das man sich ins Haus geholt hat, gerne
beobachten möchte. Die ständige Anwesenheit vor dem Behälter wird die Schlange
aber eher dazu veranlassen sich zu verstecken.
Auch mit dem Füttern sollte man sich mindestens 1-2 Wochen Zeit lassen. Selbst ganz
junge Schlangen können viele Wochen ohne Nahrung auskommen. Es besteht also
keine Gefahr, das Tier könnte Hunger leiden. Frisches Wasser sollte jedoch immer
zur Verfügung stehen.
Ende Teil I
dieser Artikel wurde ursprünglich als Beitrag für die geplante FAQ-Rubrik hier im Forum geschrieben.
Da ich den Eindruck habe, dass man sich von dieser Idee seitens der DGHT verabschiedet hat, veröffentliche ich ihn einfach mal an dieser Stelle:
Tips vor dem Erwerb meiner ersten Schlange
Die Themen:
I. Warum dieser Artikel?
II. Die berühmt-berüchtigte Frage nach der „Anfängerschlange“
III. Checkliste: Woran muss ich vorher denken, wenn ich mir eine Schlange zulegen
will?
IV. Entscheide ich mich für eine juvenile oder adulte Schlange?
V. Die nächste berühmt-berüchtigte Frage: „Wie kriege ich meine Schlange zahm“?
VI. Welche Probleme können beim Verfüttern von Nagetieren auftreten?
VII. Fragen im Forum stellen – worauf kommt es an?
VIII. Empfohlene Literatur
I. Warum dieser Artikel?
Unzählige Fragen von ratsuchenden Usern in Reptilien-Foren zeigen, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil von Leuten in die Terraristik einsteigt, ohne sich je mit den Grundlagen dieses Hobbys ernsthaft beschäftigt zu haben.
Besonders negativ fällt immer wieder auf, dass erstmal ein Tier angeschafft wird, nachfolgend Probleme auftreten, die bei sorgfältiger Vorbereitung hätten vermieden werden können. Auch werden bestimmte Beobachtungen, die das Verhalten des Tieres betreffen, falsch interpretiert und dahinter Probleme vermutet, wo eigentlich keine sind, hätte man sich nur vorher in ausreichendem Maße mit den Lebensgewohnheiten und Haltungsbedingungen der Tiere vertraut gemacht.
Die schlechte Nachricht gleich vorweg: auch dieser Artikel wurde nicht mit der Absicht verfasst, dem Neuling das Studium von Fachliteratur zu ersparen!
Vielmehr soll er einen Einblick geben, wie man sich gezielt auf seine erste Schlange vorbereitet. Die Liste am Ende des Artikels enthält grundlegende Literatur, die dem Einsteiger die Grundlagen der Terraristik und der Schlangenpflege vermittelt.
II. Die berühmt-berüchtigte Frage nach der „Anfängerschlange“
Um es gleich vorwegzunehmen: es gibt unter den knapp 3.000 rezenten Arten eine Vielzahl von Schlangen, die sich für den Einstieg eignen. In diesem Kapitel werden keine konkreten Arten empfohlen, denn der Autor will dem Einsteiger die persönliche Entscheidung bewusst nicht abnehmen.
Ausschlaggebend ist letztlich immer, wie gut informiert der Einsteiger an die Sache herangeht!
Auf dem Markt gibt es viele Bücher, die einen hervorragenden Einblick über die verschiedenen Schlangenarten und deren Haltungsbedingungen geben (Ausgewählte Literatur findet sich im Kapitel VIII).
Giftschlangen hingegen sind absolut keine Anfängerschlangen! Sie sind potentiell gefährliche Tiere und ihre Haltung bedarf jahrelanger Erfahrung mit ungiftigen Arten!
Dasselbe gilt auch für einige Vertreter unter den Riesenschlangen!
Man möge sich in diesem Zusammenhang auch vergegenwärtigen, dass ein Bissunfall – bei dem schlimmstenfalls auch noch Dritte zu Schaden kommen - schnell das Interesse der Medien weckt, damit kein gutes Licht auf die Gemeinschaft der Schlangeninteressierten wirft und den Gesetzgeber auf Landesebene eventuell dazu veranlasst, schärfere Verordnungen zu erlassen, die denen, die das Hobby verantwortungsbewusst betreiben, das Leben nur noch schwerer macht.
Auch der Erwerb sogenannter Wildfänge - also Tieren, die aus dem Ursprungsland direkt importiert wurden – ist mit großem Argwohn zu sehen. In der Regel haben Wildfänge lange Transporte hinter sich, sind oft dehydriert und tragen eine Vielzahl von Parasiten in sich, die von einem Tierarzt medikamentös oder operativ behandelt werden müssen, also auch noch höhere Kosten nach sich ziehen.
Wildfänge gewöhnen sich häufig nur schwerlich ein, verweigern nicht selten die dargebotene Nahrung und es besteht die Gefahr, dass sie sehr schnell verenden.
Deshalb sei an dieser Stelle auf die Satzung der AG Schlangen der DGHT hingewiesen, in der es unter Art. 2.2 heißt:
„Die Aufgaben der AG Schlangen umfassen folgende Schwerpunkte:
- Vermehrung von Schlangen zur Vermeidung von Naturentnahmen“.
Vor dem Erwerb der ersten Schlange steht also die „Bücherschlange“, wie es in Schlangenforen oft so schön heißt, sprich: die Informationsbeschaffung!
Neben einer Vielzahl von Fachbüchern finden sich im Internet viele Homepages, wo Halter die von ihnen gepflegten Arten vorstellen. Es empfiehlt sich vor allem nach sogenannten Haltungsberichten (englisch: care sheets) Ausschau zu halten. Ein solcher Haltungsbericht beinhaltet in der Regel Informationen zum Verbreitungsgebiet, zur Morphologie, der Lebensweise, dem Paarungsverhalten, zur Trächtigkeitsdauer, der Inkubation (also der Zeitigung des Geleges) und ggf. zur Hibernationsdauer der betreffenden Art.
Auch erhält man in diesen care sheets wichtige Informationen zur Ausstattung des Terrariums. Widersprüche, die man bei den Angaben auf verschiedenen Webseiten findet, sind ein guter Anlass, diese in einem Forum zur Diskussion zu stellen.
Nichtzuletzt ist es sehr ratsam, persönlich Kontakt zu Pflegern aufzunehmen.
Ich habe vor dem Erwerb meiner ersten Schlange selbst diesen Weg gewählt. Nach einigen e-Mails folgten schnell längere Telefonate, in denen ich all die Fragen stellen konnte, die „mir auf dem Herzen“ lagen und dieser Austausch war mir bei meinem Einstieg neben dem Literaturstudium die größte Hilfe. Auf diese Weise erfährt man auch einiges über seriöse Züchter, bei denen man die größtmögliche Garantie hat, gesunde Tiere zu erwerben.
III. Checkliste: Woran muss ich vorher denken, wenn ich mir eine Schlange
zulegen will?
Vorausgesetzt, du hast eine bestimmte Schlangenart ins Auge gefasst, solltest du dir über die nachfolgenden Punkte Gedanken machen. Die Erfahrung zeigt, dass das Ignorieren eines der aufgeführten Themenkomplexe im weiteren Verlauf große Probleme nach sich ziehen kann:
- Welche „Endgröße “ erreicht das Tier?
Habe ich den Platz ein entsprechend großes Terrarium aufzustellen?
- Welche Haltungsbedingungen verlangt diese Art?
Was brauche ich an Technik und Einrichtungsgegenständen?
Hierzu noch einige Hinweise: Lampen und Spots sollten durch Lampenschutzkörbe
gesichert sein! Im Internet findet man zuweilen hässliche Bilder von Schlangen, die sich
an den Lampen erheblich verbrannt haben. Mehrere Versteckplätze in Form von
umgedrehten Blumentöpfen, Korkröhren, Steinhaufen u.ä. sind ein Muss!
Die Tiere müssen immer die Möglichkeit haben, sich zurückziehen zu können.
Stattet man ein Terrarium mit einer Rückwand aus, muss darauf geachtet werden, dass
man schadstofffreie Baumaterialien verwendet! Viele Tips hierzu findet man im DGHT-
Forum (Suchfunktion nutzen Stichwort: <Rückwandbau>).
Zur Frage, welchen Bodengrund man für eine bestimmte Art verwenden sollte, gibt es
erfahrungsgemäß oft unterschiedliche Ansichten und der Pfleger wird dies letztlich
selbst entscheiden müssen. Doch sollte darauf geachtet werden, dass bei
bodenwühlenden bzw. sich im Boden vergrabenden Arten die Füllhöhe ausreichend ist.
- Wie sieht der Jahreszyklus der gewählten Schlangenart aus?
Braucht das Tier z. B. eine Winterruhe?
Steht ein dauerhaft kühler, wenig genutzter Raum zur Verfügung, wo eine störungsfreie Hibernation durchgeführt werden kann (z.B. im Keller)?
- Ist die Futterbeschaffung dauerhaft gewährleistet?
- Welche typischen Krankheiten können auftreten?
- Ist ein kompetenter Tierarzt in erreichbarer Nähe?
- Wer betreut meine Schlange, wenn ich im Urlaub bin?
- Bin ich gegen Tetanus (Wundstarrkrampf) geschützt?
Auslöser könnte etwa der Biss eines Nagers oder der abgebrochene Zahn einer
Schlange unter der Haut sein.
- Sind eventuell Schwierigkeiten mit dem Vermieter und/oder der
Hausgemeinschaft zu erwarten?
- Behälter kaufen und einrichten
Entscheidest du dich für ein juveniles Tier, empfiehlt sich für die Aufzucht im ersten Jahr ein kleiner Behälter (z.B. Faunabox). Es ist äußerst mühselig in einem großen Terrarium nach einem Jungtier zu suchen oder Kot aufzufinden. Auch haben viele Terrarianer die Erfahrung gemacht, dass die Babys in großen Terrarien hin und wieder die Nahrung verweigern. Es wäre denkbar, dass die Tiere etwa das Risiko scheuen „auf offenem Feld“ Beute zu machen und während des Fressaktes potentiellen Fressfeinden schutzlos ausgeliefert zu sein. Damit gerät ein großes Terrarium zum Stressfaktor im Widerstreit zwischen Hunger und der Angst selbst gefressen zu werden.
- Der Testlauf
Schlangen benötigen je nach ihrer physiologischen Befindlichkeit in ihrer Umgebung unterschiedliche klimatische Bedingungen. Als wechselwarme Tiere sind sie von den Umweltbedingungen abhängig. In einer kühlen Umgebung sind die Tiere entsprechend inaktiv und der Verdauungsprozess läuft sehr langsam ab. Es braucht also einen <Sunspot>, einen warmen Platz, wo sich die Tiere aufwärmen können, um auf <Betriebstemperatur> zu kommen. Ein Terrarium muss ein der Art gemäßes Temperaturgefälle aufweisen. Häufig wird man in diesem Zusammenhang auf den Begriff <Mikroklima> treffen.
Viele machen die Erfahrung, dass nach dem Sprühen die Luftfeuchtigkeit sehr schnell wieder herabsinkt. Hier sollte man sich zuerst versichern, dass das Messinstrument zuverlässig arbeitet, etwa, indem man das Hygrometer in ein feuchtes Tuch einwickelt (LF=100%) und anschließend die Anzeige an der Stellschraube neu justiert.
Sind die Werte dann nach erneuter Messung immer noch zu niedrig, empfiehlt es sich, die Lüftungsflächen mit Klebestreifen zu verkleinern und dann erneut zu messen.
- Der Sicherheitsaspekt
Eins aber haben sie alle gemeinsam: Schlangen sind wahre Versteck- und Ausbruchskünstler! Deshalb sollte der Behälter auf Schwachstellen untersucht werden. Terrarien sollten mit einem Terrarienschloss gesichert werden.
Überführt man sie für die Zeit des Fressens in andere Behälter, sollte man wissen, dass
Jungschlangen sehr wohl in der Lage sind, Deckel von Euro-Boxen, Heimchendosen u. dgl. aufzudrücken. Auch zwischen den Terrarienscheiben können sie hindurchgelangen!
Kletterwände, die nicht fest mit der Rückwand des Behälters verbunden sind, bieten Schlangen und Futtertieren Unterschlupf. Vorschnell heißt es dann: „Meine Schlange ist entkommen!“, obwohl sie sich tatsächlich noch im Terrarium aufhält.
- Steht die Schlangenart unter Artenschutz?
Über den Schutzstatus kann man sich auf der DGHT-Startseite im
<Artenschutzregister>, aber auch bei WISIA, dem Wissenschaftlichen
Informationssystem zum Internationalen Artenschutz
(http://www.s2you.com/wisia/index.html) Auskunft verschaffen.
Ist die Art besonders geschützt, ist das Tier meldepflichtig. Detaillierte Informationen
zur Meldepflicht (wo und wie) findet man auf der DGHT-Seite im Zuge der Recherche,
wenn man beim Suchergebnis die <Details> anklickt.
- Wenn die Schlange da ist…
Grundsätzlich sollte man dem Tier eine längere Ruhephase von 1-2 Wochen gönnen.
In der Zeit können die Tiere ungestört den Behälter erkunden, Versteckplätze
auskundschaften und sich ggf. von den Strapazen des Transports erholen.
Die Schlange könnte auch am Beginn der Häutungsphase sein, ein Grund mehr sie
nicht zu stören. Daher sollte man bei der Übergabe prinzipiell den Vorbesitzer fragen,
wann die Schlange das letzte Mal gefressen und wann sie sich das letzte Mal gehäutet
hat.
Es ist verständlich, dass man das neue Tier, das man sich ins Haus geholt hat, gerne
beobachten möchte. Die ständige Anwesenheit vor dem Behälter wird die Schlange
aber eher dazu veranlassen sich zu verstecken.
Auch mit dem Füttern sollte man sich mindestens 1-2 Wochen Zeit lassen. Selbst ganz
junge Schlangen können viele Wochen ohne Nahrung auskommen. Es besteht also
keine Gefahr, das Tier könnte Hunger leiden. Frisches Wasser sollte jedoch immer
zur Verfügung stehen.
Ende Teil I
Kommentar