Ganz einfach, es ging um Inteligenz. Und ich habe dargelegt das die Tiere recht schnell lernen. Kapiert
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Schlangen, wie (schlau?) sind sie? Umfrage
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Eben nicht. Weil was sollten die gelernt haben, bloss weil die wenn du da in der Gegend nochmal vorbeikommst, weiterhin in ihrem Revier leben ...
Das hat nichts mit Intelligenz oder lernen zu tun; eher nur damit, dass sie instinktgesteuert schon recht ortstreu sind, solange da die Bedingungen einigermassen stimmen...
Oder hab ich das jetzt wirklich komplett gar nicht kapiert ???
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Kognitive Leistungen von Schlangen sind in der Tat extrem schlecht untersucht. Lernen können sie aber auf jeden Fall, und Schmerz empfinden auch.
Wer einen Einstieg sucht:
Holtzman et al (1999) Spatial learning of an escape task by young corn snakes, Elaphe guttata guttata. Anim Behav 57, 51-60
Stone et al (2000) Spatial learning and shelter selection by juvenile spotted pythons, Anteresia maculosus. J Herp 34, 575-587
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Salut,
der Thread ist zwar schon etwas älter, aber ich dachte mir, ich kann aus eigener Erfahrung mal noch etwas zu beitragen.
Schlangen (in meinem Fall zwei Königspythons) besitzen durchaus die Fähigkeit komplexe Problem zu lösen [IMO]. Ich musste mit meinem Mitbewohner letztlich das Terrarium per Schloss sichern, weil beide das System Schiebetür verstanden haben und von innen die Glastür aufgeschoben haben... und die war nicht locker verbaut.
Eine der Beiden hat soviel Körper wie möglich, mit voller Kraft gegen die Tür gestemmt, während sich die zweite, mit dem hinteren Teil, um die erste Python geschlungen hat und diese mit ihrer ganzen Kraft gezogen hat, bis die Tür weit genug für eine Flucht geöffnet war.
Hab ich vorher weder von gelesen noch gehört, aber man guckt erstmal nicht schlecht.
Die Wahrscheinlichkeit einer Instinkthandlung ist eher gering, genausowenig war dieses Verhalten antrainiert, denn es hat etwas gedauert, bis sie den "Trick" raus hatten. Wir konnten also mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass es sich um selbsterlerntes Verhalten, durch Beobachtung, gehandelt hat.
Das ganze ist auch erst aufgefallen, als Beide plötzlich, beim heimkommen am späten Abend, auf dem Schreibtisch lagen.
Danach waren beide natürlich erstmal unter intensiver Beobachtung, aber haben das erst wieder versucht, als sie sich unbeobachtet gefühlt haben.
Ich habe allerdings keine Ahnung, wie beide untereinander ihr Verhalten koordinieren konnten.
Fänd es daher sehr interessant zu wissen, ob schon jemand ähnliche Erfahrungen gesammelt hat, bzw. ähnliches dazu berichten kann.
Liebe Grüße
Mao
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Wie bei allen Wirbeltieren besteht das Zentralnervensystem aus dem Gehirn und dem Rückenmark. Unter den Reptilien ist es durchaus gut entwickelt und steht über dem der Schildkröten und Panzerechsen. Dabei stehen die Vipern weit über den Riesenschlangen und den meisten Nattern. Das Gehirn ist in fünf große Bereiche eingeteilt, die für unterschiedlichste Funktionen verantwortlich sind. Das Gehirn besteht aus dem Vorderhirn (Telencephalon), dem Zwischenhirn (Diencephalon), dem Mittelhirn (Mesencephalon), dem Hinterhirn (Metencephalon) und dem Nachhirn (Myelencephalon). Das Vorderhirn ist zwar bedeutend einfacher strukturiert wie bei den Säugetieren, des ungeachtet ist es doch zu erstaunlichen Leistungen fähig.
Im Einzelnen befinden sich im Vorderhirn die Riechlappen, das Pedunculus olfactorius und die Großhirnhemisphäre.
Es ist für die Koordinierung der Instinkthandlungen zuständig. Im Zwischenhirn (Diencephalon) ist im Wesentlichen die Zirbeldrüse (Epiphyse) untergebracht. Hier werden viele Nervenbahnen verknüpft. Hier wird die elementar wichtige Temperaturregelung gesteuert. Auch das Sexualverhalten wird von hier aus bestimmt. Das Mittelhirn besteht aus dem Tectum mesencephali und regelt hauptsächlich den Sehsinn mit allen verbundenen Funktionen. Hier finden sehr komplexe Informationsverarbeitungen statt. In der Großhirnrinde ist vor allem der Neocortex hoch entwickelt. Er weist eine annähernd ähnliche hohe Entwicklung wie bei Säugetieren auf, was die Forschung über Jahrzehnte nicht für möglich gehalten hat.
Im Hinterhirn befindet sich neben der Kleinhirnplatte auch der Nervus trigeminus und das Dach des vierten Ventrikels, welches das Rautenhirn (Rhombencephalon) überdeckt. Die größten Bereiche des Gehirns sind die beiden Großhirnhemisphären.
Bedingt durch die Körperlänge der Kreuzotter ist das Rückenmark extrem lang. Daher kann es sehr viele Aufgaben übernehmen, die unabhängig vom Gehirn ablaufen. Sehr viele Reflexe gehen von hier aus und können Bewegungsabläufe unabhängig vom Gehirn ausführen. Daher ist die Säugetier gestützte Beurteilung des Schlangenhirns nicht zielführend. Ist es doch durch die Entlastung durch das Rückenmark von einigen grundlegenden Aufgaben entlastet.
Auszug aus meinem Buch "Die Kreuzotter"
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Ich habe jahrelang in Indonesien eine Reptilienfarm betrieben/geleitet und dabei durchaus verblüffende Erlebnisse zum Thema Schlangenintelligenz gesammelt - aber auch zum Thema Adaption.
a. Intelligenz
Besonders unterhaltsam waren stets die "Start-ups" bei den Morelia viridis Schlüpflingen. Die Tiere wurden stets unter absolut identischen Bedingungen gehalten, sie verhielten sich auch stets identisch, wenn sie erstmalig Futter sahen, das stets aus farbigen Mausehüpfern bestand: grosse Neugier, Angriffsposition, intensives Züngeln, Biss.
Wenn die erste Attacke erfolgreich verlief, gab es mit dem Tier im weiteren nie wieder ein Futterproblem.
Verlief sie nicht erfolgreich, erfolgte meist schon nach kurzer Zeit eine zweite Attacke. Wenn auch die scheiterte, ergriff die Schlange die Flucht, nicht die Maus, und es ergab sich im weiteren mit dem Tier ein ernsthaftes Fütterungsproblem.
Bei allen Tieren war jedoch zu beobachten, dass sie im Laufe ihres ersten Lebensjahres ihre Jagd- und Fresstechniken - z.B. schnelles Identifizieren des Kopfes der Beute - perfektionierten. Es gab also einen absolut klar erkennbaren Lernprozess, der sich auch auf komplexere Situationen - z.B. genaues Erkennen des Bewegungsschemas einer Beute.
Morelia viridis was deshalb ein besonders gutes Studienobjekt, da sich die Schlüpflinge grundsätzlich erstmal nicht für Pinkies und Fuzzies interessierten, sondern nur für sehr schnelle Beutetiere. Da sich die Verfütterung von Fröschen & Gekkos verbot, mussten die Jumpermäuse her, und die stellten mit ihrer Grösse eine absolute Herausforderung für ein viridis Baby dar. Wenn dann im Einzelfall die Erstattacke gescheitert war, gingen die Tiere teilweise bis zu zweiten Monaten ohne Futter, bis sie dann - sichtlich abgemagert - schliesslich begannen, Fuzzies zu mampfen - zu einem Zeitpunkt, wo ihre "clevereren" Geschwister bereits subadulte Mäuse futterten.
Meine grosses Eunectes notaeus Zuchtweibchen wusste ganz genau, wie sie im Bedarfsfall ihren Käfig entriegelte, um sich ein Bad im Fischteich zu gönnen. Da die Anlage von einer hohen Mauer umgeben war, hatte ich deswegen (anfangs) keine Bedenken. Bis ich eines Tages ein merkwürdiges Rumoren am Fischteich hörte. Die weiteren Ermittlungen ergaben:
Vom Dach des Hauses führte ein dickes Abwasserrohr unter den Wasserspiegel des Fischteiches, dass die (massiven tropischen) Güsse diskret und geräuscharm in den teich ableitete. Dieses Rohr hatte die Anakonda gefunden, war durch das Rohr aufs Hausdach geklettert, hatte das Dach über den First überquert, war auf der anderen Seite herabgestiegen, hatte sich dort auf öffentliches Strassenland begeben, daselbst irgendwie & irgendwo Nachbars Fiffi verspeist, und war dann auf gleichem Wege wieder nach Hause gekommen, wo sie schnurstracks wieder ihren Käfig aufsuchte, um ein Verdauungssonnenbad zu nehmen.
Weitere Recherche ergab, dass sie das nicht das erste Mal gemacht hatte, sondern wir hier eine Wiederholungstat erlebten. Ähnliche Erlebnisse hatte ich mit Sanzinia m. und Leiopython h., die ebenfalls am Ende stets wieder ganz brav in ihren Käfigen sassen.
Die fraglichen Behälter hatten allesamt keine Schiebescheiben, sondern richtige Schlösser wie ein Briefkasten, und die Tiere hatten gelernt, die innenliegenden Zungen nach oben zu drücken. Das kann kaum "zufällig" geschehen sein, weil dazu ein erheblicher & zielgerichteter Kraftaufwand erforderlich war. Sie hatten also offensichtlich ursrünglich mit den Schlössern "gespielt" - was eine natürliche Neugier und Lernfähigkeit impliziert und im weiteren ein durchaus zielgerichtetes Verhalten zur Folhe hatte (sowie den Austausch der Schlösser)
b. Adaption
Freak Wetter gibt es auch in den Tropen. Ich habe gut 30 Jahre dort verbracht und erinnere mich lebhaft an massive Kälte- Hitze- Trocken- und Regenperioden, letztere so, dass sie weit über das übliche Monsunmaß hinausgingen. Insbesondere erinnere ich mich auch an massive Haltungsfehler anderer "Reptilienfreunde", wenn denen z.B. die Mieten am Strand zu hoch geworden worden und die zusammen mit ihrer Retic & Köpi Kollektion 1000m höher ins Inland gezogen waren.
Die ersten Monate bei Nachttemperaturen von 14-16 Grad wurden gut überstanden, wenn sich die Tiere tagsüber sonnenbaden konnten und insgesamt gut in Schuss waren. Zu sehr schnellen Erkrankungen kam es jedoch stets dort, wo Tiere in schlecht belüfteten Boxen untergebracht waren. Bei den anderen Tieren kamen die Pneumonien dann erst nach 2-3 Jahren.
Nicht die geringsten Probleme gab es z.B. mit meinen Kenya Sand Boas. Die haben Jahr für Jahr monatelang Nachttemperaturen von 21-23 Grad durchgehalten, ohne auch nur einmal das Futter zu verweigern: sie hatten tags stets 30 Grad und voll belüftete Käfige. Sie haben auch monatelange Regenzeiten bei Feuchtigkeitswerten zwischen 70 und 90% Jahr für Jahr problermlos durchgestanden. Wir beobachten also bei gesunden Tieren und voller Frischluftzufuhr eine offenbar erhebliche Adaptionsfähigkeit, wo es um Temperaturschwankungen geht. Morelia viridis wird z.B. in Papua teilweise noch in Höhenlagen von 1500m gefunden und kommt dort mit monatelangen Kälteperioden klar, in denen die Nachttemperatur auf deutlich unter 20 Grad fällt und die Tiere dann tagsüber bei Lufttemperaturen von 25 Grad Sonnenbäder nehmen.
Auch würde ich die Verfügbarkeit temperierter Versteckplätze in den Tropen nicht hoch einschätzen. Meist haben solche Plätze nämlich bereits Vormieter in der Gestalt von Wildschweinen, Affen usw., die sich in der Gruppe gegen einen durchschnittlichen Retic durchaus zu wehren wissen. Hier geht es offenbar weniger um Intelligenz, als um eine gewisse Anpassungsfähigkeit bei widrigen Bedingungen.
Wenn unsere Terrarientiere hier viel empfindlicher reagieren, vermute ich dahinter eher eine Folge latenter Atemwegsschäden, hervorgerufen durch langfristige Schlechtbelüftung, wie sie ja in der Natur niicht vorkommt.
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