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Pseudaspis cana

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  • Pseudaspis cana

    Guten Tag,

    nachdem mir mittlerweile noch mehr Platz zur Verfügung steht, möchte ich meinen Schlangenbestand etwas ausbauen. Im Herbst möchte ich mir gerne Molesnakes anschaffen. Die Art ist in der Terraristik scheinbar nicht zu weit verbreitet, weshalb ich auf diese Weise gerne etwas praktische Erfahrung von Haltern ergattern würde. Ich schätze die Schlange an sich eigentlich als eher robustes Tier ein. Gab es in der Haltung irgendwelche Überraschungen bzw. Besonderheiten?

    Besten Dank.
    Gruß
    Christian
    Immer interessiert an Reptilien des südlichen Afrikas und entsprechender Literatur.

    http://www.gekkotaxa.org
    http://www.pachydactylus.com

  • #2
    Hallo Christian,

    es sind höchst interessante Tiere. Ich halte seit 5 Jahren ein Paar (Tansania). Die Tiere sind tagaktiv und dabei auch wirklich im Terrarium unterwegs. Ab und an jagen sie ähnlich wie Malpolon mit aufgerichtetem Vorderkörper.

    Die Tiere sind überaus wehrhaft und attackieren meist bevor sie fliehen. Das Terrarium sollte möglichst groß sein und dabei eine ordentliche Tiefe aufweisen. Derzeit pflege ich meine bei 180 * 0,85, was ich auf Dauer für zu klein halte. Sie werde in diesem Jahr noch in ein stark strukturiertes mindestens 2,5 qm Becken umziehen. Bei > 80 cm Tiefe sind die Tiere weitaus weniger schreckhaft. In kleineren Terrarien bollern sie praktisch nur gegen die Scheibe, wenn man vorbeigeht.

    Ein Händeln mit Haken oder auf dem Arm ist praktisch nicht möglich. Wenn man die Tiere mal handhaben muss, hilft nur ein beherzter Griff mit gutem Lederhandschuh. Wenn sie einen dann doch mal erwischen, sind die Bisse sehr schmerzhaft. Die Tiere haben "gefühlt" recht lange Zähne und sie beißen kräftig zu.

    Zur Haltung empfiehlt sich ein grabfähiger Bodengrund und ein Wärmeplatz mit Erwärmung von oben.

    Die Paarungen sind äußerst heftig und können bis zum Tode des Männchens führen. DIese werden dabei vom Weibchen regelrecht rundum aufgeschlitzt. Als ich dies das erste Mal sah, dachte ich, es wäre um mein Männchen geschehen. Allerdings war nach zwei Häutungen von der tiefen Wunde nichts mehr zu sehen. Ein Bekannter hat jedoch sein Männchen dabei verloren.

    Trutnau hat mal beschrieben, dass die Männchen sich bei Kommentkämpfen so aufschlitzen. Von Verletzungen durch das Weibchen schreibt er nichts. Da ich nur einen Mann habe, kann ich die Aussage nicht ganz widerlegen, aber offensichtlich sind die Weibchen bei der Paarung auch nicht "ohne." Leider hat die Paarung noch keine positiven Ergebnisse gebracht. Ich halte meine Tiere ganzjährig zusammen, was wohl eine der Ursachen ist. Ein zweites Männchen täte sicherlich auch gut.

    Meine Tiere messen derzeit ca. 1,50 (Weibchen) und 0,9 (Männchen). Dabei ist das Männchen signifikant schmächtiger. Ich habe sie lange nciht gewogen, aber ich würde das Weibchen auf > 2kg und das Männchen auf 300 g schätzen.

    Die Fütterung ist nicht ganz unproblematisch. Mal nehmen sie über Monate hinweg alles an, dann nur lebendes Futter, was sie selbst erbeuten, gelegentlich machen sie auch mehrmonatige Fresspausen. Einen saisonalen Zusammenhang konnte ich da nicht erkennen. Mein Männchen war als Jungtier sehr stressempfindlich. Wenn er beim Fressen gestört wurde, rührte er das Futtertier nicht mehr an.

    Trutnau schließt in seinem Buch, dass diese Art aufgrund der vorgenannten Aspekte nicht in Terrarien gehören. Das kann ich so nicht bestätigen. Wer keine Kuschelschlange sucht, den Platz bieten kann und etwas Erfahrung bei der Haltung von Schlangen hat, wird an diesen Tieren seine Freude haben.

    Von dieser Art sind verschiedene Farbschläge bekannt. Soweit ich weiss, gibt es in deutschen Terrarien die schwarze und die orangebraune Form. Die traumhafte silbergraue (siehe Snakes of Sambia aus dem Chimaira-Verlag) habe ich hier noch nicht gesehen.

    Gruß, Marco
    Zuletzt geändert von Marco Schulz; 19.05.2011, 21:34.

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    • #3
      Hallo Marco,

      vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Das war sehr hilfreich! Was mich doch überrascht hat, waren die Fütterungs"probleme". Ich hätte die Tiere eher als Fressmaschinen eingeschätzt. Auch den offenbar großen Platzbedarf habe ich etwas unterschätzt.

      Da muss ich wohl nochmal genauer in mich gehen.

      Gruß
      Christian
      Immer interessiert an Reptilien des südlichen Afrikas und entsprechender Literatur.

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      • #4
        Moin,

        da hat aber wer Tierchen, die scheinen nicht gut drauf zu sein.
        Wulf Haake hatte mal ein ausgewachsenes Tier in seiner Lebendsammlung, das er immer zu Schulen mitgenommen hat und es "rum gehen" zu lassen.
        Er sagte mir, das es das ruhigste Tier in seiner Sammlung war und somit, auch von der Größe her, das beste Anschauungobjekt für Kids in den Schulen war.
        Soviel zum ungestümen Verhalten...
        Ach ja, das Becken im Museum war nicht besonders groß!

        Andreas
        - Who is General Failure and why is he reading my Hard Disk? -
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        • #5
          Hallo Andreas,

          die Geschichte kenn ich. Es ist ohnehin auffallend, dass die Tiere von denen man in Deutschland (Europa) liest/hört, oft als aggressiv beschrieben werden, während man aus RSA oft die Info kriegt: "Perfect pet and gets very tame!". Das ist letztendlich aber ja auch immer eine sehr individuelle Angelegenheit, weshalb ich da meistens nach "Versuch macht klug" vorgehe.

          Ich habe ja auch noch ein wenig Zeit mich zu entscheiden.

          Gruß
          Christian
          Immer interessiert an Reptilien des südlichen Afrikas und entsprechender Literatur.

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          • #6
            Hallo,

            die Aussage von Andreas bzgl. der Terrariengröße verstehe ich nicht. Soll es bedeuten, dass ein kleines Becken für eine aktive Jägerin, die locker über 1,50m wird, ok ist? Aus EIGENER Anschauung rate ich bei dieser Schlange zu einem großen Terrarium. Sicherlich sind sie in einem Raum, der wenig frequentiert wird, auch in einem Minibecken zu hältern, mehr aber auch nicht. Das Verhalten wird dann kaum zu beobachten sein, es sei denn sie jagt im Kreis ihren eigenen Schwanz.

            Zum Verhalten: So macht jeder seine Erfahrungen. Da stellt sich die Frage, was Ausnahme und was die Regel ist... Meine Erfahrungen basieren nur auf zwei Schlangen, die ich habe aufwachsen sehen. Im Hinblick auf das gewaltige Verbreitungsgebiet gibt es vielleicht auch regionale Unterschiede. Allerdings deckt sich auch die mir bekannte Literatur mit meinen Erfahrungen.

            Ich zitierte TRUTNAU, war falsch. Korrekt ist PATTERSON in Reptilien Südafrikas:

            Zitat: "Die kräftige Würgeschlange...dürfte eigentlich bei den Farmern nur einen guten Ruf genießen....Leider ist diese Schlange reizbar und zischt und beißt heftig, wenn sie bedrängt wird."

            und weiter

            "Im allgemeinen lassen sie sich gut halten; allerdings brauchen sie für ihre Größe ein angemessenes Terrarium. Ist der Raum zu knapp, versuchen sie zu fliehen oder stoßen ständig gegen die Frontscheibe und verletzen sich an Lippen und Nase. Es kommt auch häufig vor, dass Fänger oder Halter sich unangenehme Bisse zuziehen."

            Die Aussagen zur Terrarienhaltung decken sich 1:1 mit meinen Erfahrungen!

            Wenn man in BROADLEY, DORIA, WIGGE Snakes of ZAMBIA reinschaut, liest man auch: "It ist however truculent and will bite readily, leaving wounds that may require stitches. Adults will display aggressively if molested"

            Frei übersetzt, sie sind übellaunig und die BIsse verursachen üble Wunden.

            Gruß, Marco
            Zuletzt geändert von Marco Schulz; 24.05.2011, 21:41.

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            • #7
              Guten Morgen Marco,

              die Intention hinter der Aussage kann ich natürlich nicht beantworten, ist ja nicht meine, aber eigentlich steht da ja nichts weiter, als das Wulf sie in einem kleineren Becken gehalten hat.

              Bzgl. der Aggressivität finden sich aber selbst in der Literatur unterschiedliche Angaben. Im Gegensatz zu den von Dir zitierten Texten schreibt beispielsweise Branch in seinem Fieldguide: "They calm down in captivity and make good pets, [...]". Es wäre allerdings auch nicht abwegig, wenn er bei dieser Aussage durch Wulfs Tier inspiriert wurde. Trotzdem hört man es auch von anderen Haltern aus Südafrika.

              Auch Trutnau gibt an, dass adulte Tiere ruhiger sein sollen.

              Letztendlich ist es aber auch Wurst, denn am Ende vom Tag muss man mit dem Temperament der EIGENEN Schlange klar kommen und nicht mit Literaturtieren.

              Gruß
              Christian
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              • #8
                Zitat von Marco Schulz Beitrag anzeigen
                Hallo,

                die Aussage von Andreas bzgl. der Terrariengröße verstehe ich nicht. Soll es bedeuten, dass ein kleines Becken für eine aktive Jägerin, die locker über 1,50m wird, ok ist? Aus EIGENER Anschauung rate ich bei dieser Schlange zu einem großen Terrarium. Sicherlich sind sie in einem Raum, der wenig frequentiert wird, auch in einem Minibecken zu hältern, mehr aber auch nicht. Das Verhalten wird dann kaum zu beobachten sein, es sei denn sie jagt im Kreis ihren eigenen Schwanz.

                Gruß, Marco
                Moin,

                keine Ahnung ob du die Räumlichkeiten im Pretoras Naturkunde Museum kennst, aber er hatte nicht besonders viel Platz!
                Aber besser ein kleines Becken, als im Spritglas wieder "auf zu wachen"!
                Ich glaube das war auch nur ein Aquarium mit Gazeabdeckung und einer Funzel drüber.
                Die lebenden Tiere die er bekommen hatte ("Fundsachen" aus Häusern), gehen normalerweise gleich in den Sprit. Aber hier und da, hatte er halt doch ein Herz für die Tiere
                Ein Glück auch für mich, denn so habe ich bei ihm einige schöne Bites Fotografieren können.

                Andreas
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