Für jemanden wie mich, der ein langes Leben meist in Asien verbracht verbracht hat, ist es absolut erstaunlich, welche Formen philosophisch angehauchter Grundsatzdebatten hierzulande Vorrang geniessen vor simplen, pragmatischen Erwägungen. Die Haltung einer Kreuzotter dürfte vor dem Hintergrund hiesiger Infrastruktur etwa so gemeingefährdend sein wie einmal Schneeschippen vorm Haus. Würde ich noch in Indonesien leben und hätte ich einen 12-jährigen Sohn, käme ich nicht im Traume auf die Idee, ihm das zu verbieten. Meine Nachbarn auch nicht. Und niemand würde eine Debatte führen zum Thema Giftschlangenhaltung für & wider, sondern sie würden sagen, na ja, ist ja nicht Naja. Und selbst wenn, ist doch schön, wenn ein Kind was lernen will…
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Selbst auf die Gefahr hin, hier langatmig und Oberlehrerartig zu klingen, möchte ich doch mal aus einem guten Jahrzehnt der Haltung sehr vieler und sehr giftiger Schlangen plaudern. Das grösste Problem hier ist ist die verbreitete Neigung der "Terrarianer" bei eben diesen nämlichen zu sparen. Merke: ein gutes Giftschlangenterrarium ist teuer.
Wie sollte es aussehen, bezogen auf einen hiesigen Hobbyterrarianer?
1. Grosszügig bemessen, so dass bei Arbeiten darinnen ein ausreichender Sicherheitsabstand zum Kopf des Tieres gegeben ist. Der braucht nicht riesig zu sein: wenn eine Gabonica sich im Wutanfall zwar in ein Flugobjekt verwandeln kann, wird sie den nicht erleiden, nur weil wir mal 1,5 m entfernt das Wasser wechseln.
2. Stabil. Heisst im vorliegenden Fall, vorzugsweise Eigenbau aus soliden Aluprofilen mit 1mm Wandstärke, je nach Grösse des Insassen 4-6mm Glassscheiben, richtig gut eingeklebt, statt einer endlos langen Schiebescheibe 2-4 kleinere Scharniertüren und Lochblech für die Belüftung. Warum Alu? Feuchtigkeits-, Korrosions- und Hitzebeständig, flexibel, wird dem Tier auch bei Feuer, Überflutung, Schimmel, Säureattentat und Erdbeben kein Entweichen gestatten.
3. Wie wir alle wissen, sind entlaufene Schlangen ein grösseres Problem als bissige, wie wir vielleicht nicht alle wissen, sind die üblichen "Terrarienschlösser" nicht wirklich zuverlässig, und geschieht es auch erfahrenen Profis mal, sie nicht "richtig" zu schliessen oder das Schliessen schlichtweg ganz zu vergessen. Hier hilt eine simple Konstruktion:
ein kräftiger Magnet, der durch lautes Klicken zweifelsfrei den soliden Türschluß signalisiert, und ggf. auch eine simple Warnvorrichtung, sei sie optisch oder akkustisch, die Alarm gibt, sobald eine Tür geöffnet wird bzw. bleibt. So etwas selber zu installieren, kostet nur wenige Euro, ist supersimpel, und die Teile gibt's jederzeit in den entsprechenden Märkten zu kaufen. Wenn beim Öffnen des Behälters ein enervierendes Piepen einsetzt, wird keiner mehr vergessen, ihn auch wieder zu schliessen.
4. Klar strukturiertes Mobiliar. Wenn eine Nasicornis auf 20cm tiefem Laub gebettet wird, ist sie begeistert, aber wir sollten es nicht sein. Bei Giftschlangen muss der Behälter so eingerichtet sein, dass wir stets zweifelsfrei sehen können, wo sich das Tier befindet.
5. Je nach Art des Tieres ggf. eine schliessbare Schlupfbox, deren Mechanismus entweder von aussen oder mit dem Schlangenhaken bedienbar ist. Wird bei einer Gabonica oder Atheris nicht unbedingt funktionieren, gewiss aber bei einer Aspisviper oder einer Klauberi. Schlupfbox hat den riesigen Vorteil, dass wir unseren Sicherheitsabstand nicht mehr brauchen und unsere Aspisviper mit 80x50cm bestens bedient ist.
6. Einzelhaltung. Zwei Tiere gleichzeitig im Auge zu behalten, während man den Wasserbehälter austauscht, klappt nicht gut.
Wo diese 6 Punkte beachtet werden, ist "Giftschlangenhaltung" praktisch risikofrei, sofern wir kein "Handling" beginnen: soll heissen, wir züchten nicht und lassen unsere Tiere auch nicht erkranken. Wer nun in die Situation gerät, seine Gabonica mehrfach gegen Atemwegsinfektion injizieren zu müssen, muss wirklich topfit sein, und genau an diesem Punkt sollten dann die ernsthaften Bedenken einsetzen, ob die Anschaffung eines solchen Tieres verantwortbar bleibt. Doch diese Bedenken sind dann nicht philosophischer, sondern technisch/praktischer Natur - aka, habe ich im Notfall einen erfahrenen Assistenten?
Aber das ist ja der Extremfall.
Der Normalfall ist: mit einem entsprechenden Behälter und einer "Standard Giftschlange" (keine grosse Bitis, keine Mamba, kein Taipan, kein Lachesis usw.) ist Giftschlangenhaltung wirklich nicht mehr als ein Kinderspiel, bei dem man die erforderliche Erfahrung quasi nebenbei sammeln kann.
Dabei möchte ich aus Erfahrung darauf hinweisen, dass ein wirklich guter Behälter die Tierhaltung auch deutlich lustvoller gestaltet und dem Halter zur Ehre gereicht. Die höhere Investition lohnt daher immer. Die Verbringung kleiner Echis, Naja oder Calloselasma in Plastik Boxen ("reicht doch für die…") ist und bleibt risikobehaftet. Das mag aus Kostengründen erforderlich sein für eine Serumfarm in Costa Rica, aber sollte für einen Hobbyhalter in Deutschland keiner Erwägung wert sein.
Auch sollte der "Hobbygiftschlangenhalter" seinen Ehrgeiz kontrollieren können. So eine wunderhübsche Todesotter oder Tropidolaeme zu halten, ist eine einfache Sache, eine ganz andere ist es - ich habe das noch rege in Erinnerung - nach dem Frühstück täglich ein Dutzend solcher Giftwürmer mit Pinkie Teilen stopfen zu müssen, weil sie erstmal partout nicht alleine ans Futter wollen. Es gibt da also ein paar Dinge, die doch besser in den Händen echter Profis verbleiben sollten…
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Zitat von scholz Beitrag anzeigen1. Grosszügig bemessen, so dass bei Arbeiten darinnen ein ausreichender Sicherheitsabstand zum Kopf des Tieres gegeben ist. Der braucht nicht riesig zu sein: wenn eine Gabonica sich im Wutanfall zwar in ein Flugobjekt verwandeln kann, wird sie den nicht erleiden, nur weil wir mal 1,5 m entfernt das Wasser wechseln.
Zitat von scholz Beitrag anzeigen2. Stabil. Heisst im vorliegenden Fall, vorzugsweise Eigenbau aus soliden Aluprofilen mit 1mm Wandstärke, je nach Grösse des Insassen 4-6mm Glassscheiben, richtig gut eingeklebt, statt einer endlos langen Schiebescheibe 2-4 kleinere Scharniertüren und Lochblech für die Belüftung. Warum Alu? Feuchtigkeits-, Korrosions- und Hitzebeständig, flexibel, wird dem Tier auch bei Feuer, Überflutung, Schimmel, Säureattentat und Erdbeben kein Entweichen gestatten.
Zitat von scholz Beitrag anzeigen3. Wie wir alle wissen, sind entlaufene Schlangen ein grösseres Problem als bissige, wie wir vielleicht nicht alle wissen, sind die üblichen "Terrarienschlösser" nicht wirklich zuverlässig, und geschieht es auch erfahrenen Profis mal, sie nicht "richtig" zu schliessen oder das Schliessen schlichtweg ganz zu vergessen. Hier hilt eine simple Konstruktion:
ein kräftiger Magnet, der durch lautes Klicken zweifelsfrei den soliden Türschluß signalisiert, und ggf. auch eine simple Warnvorrichtung, sei sie optisch oder akkustisch, die Alarm gibt, sobald eine Tür geöffnet wird bzw. bleibt. So etwas selber zu installieren, kostet nur wenige Euro, ist supersimpel, und die Teile gibt's jederzeit in den entsprechenden Märkten zu kaufen. Wenn beim Öffnen des Behälters ein enervierendes Piepen einsetzt, wird keiner mehr vergessen, ihn auch wieder zu schliessen.
Zitat von scholz Beitrag anzeigen4. Klar strukturiertes Mobiliar. Wenn eine Nasicornis auf 20cm tiefem Laub gebettet wird, ist sie begeistert, aber wir sollten es nicht sein. Bei Giftschlangen muss der Behälter so eingerichtet sein, dass wir stets zweifelsfrei sehen können, wo sich das Tier befindet.
Außerdem macht es Spaß vor dem öffnen des Beckens etwas zu suchen und zu entdecken. Und komplett Unsichtbar sind "Tarner" ja auch nicht.
Schlupfbox brauche ich auch nicht die Tiere häuten sich bei mir alle im Terrarium.
Zitat von scholz Beitrag anzeigen6. Einzelhaltung. Zwei Tiere gleichzeitig im Auge zu behalten, während man den Wasserbehälter austauscht, klappt nicht gut.
Zitat von scholz Beitrag anzeigenWo diese 6 Punkte beachtet werden, ist "Giftschlangenhaltung" praktisch risikofrei, sofern wir kein "Handling" beginnen: soll heissen, wir züchten nicht und lassen unsere Tiere auch nicht erkranken. Wer nun in die Situation gerät, seine Gabonica mehrfach gegen Atemwegsinfektion injizieren zu müssen, muss wirklich topfit sein, und genau an diesem Punkt sollten dann die ernsthaften Bedenken einsetzen, ob die Anschaffung eines solchen Tieres verantwortbar bleibt. Doch diese Bedenken sind dann nicht philosophischer, sondern technisch/praktischer Natur - aka, habe ich im Notfall einen erfahrenen Assistenten?
Aber das ist ja der Extremfall.
Zitat von scholz Beitrag anzeigenDer Normalfall ist: mit einem entsprechenden Behälter und einer "Standard Giftschlange"
Zitat von scholz Beitrag anzeigenAuch sollte der "Hobbygiftschlangenhalter" seinen Ehrgeiz kontrollieren können. So eine wunderhübsche Todesotter oder Tropidolaeme zu halten, ist eine einfache Sache, eine ganz andere ist es - ich habe das noch rege in Erinnerung - nach dem Frühstück täglich ein Dutzend solcher Giftwürmer mit Pinkie Teilen stopfen zu müssen, weil sie erstmal partout nicht alleine ans Futter wollen. Es gibt da also ein paar Dinge, die doch besser in den Händen echter Profis verbleiben sollten…
Ja die Erfahrung habe ich auch gemacht bei meiner Cerastes, ich habe verschiedene Tricks/Methoden ausprobiert bevor ich mich ans Stopfen herangetraut hätte.
War allerdings zu spät, nachdem ich dachte nach der WR hat die bestimmt "Heißhunger" Beim Stopfen hätte ich allerdings weniger Angst gebissen zu werden sondern eher das Tier zu verletzen.
Daher ist Futterfest bei jeder Anschaffung jetzt oberste Priorität auch wenns ungiftig ist.
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Obwohl ich in einigen Punkten durchaus zustimme:
Zitat von scholz Beitrag anzeigenDer Normalfall ist: mit einem entsprechenden Behälter und einer "Standard Giftschlange" (keine grosse Bitis, keine Mamba, kein Taipan, kein Lachesis usw.) ist Giftschlangenhaltung wirklich nicht mehr als ein Kinderspiel, bei dem man die erforderliche Erfahrung quasi nebenbei sammeln kann.
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