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V. beccarii während Flagellatenbehandlung verstorben

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  • V. beccarii während Flagellatenbehandlung verstorben

    Hallo,

    heute ist mein sechsjähriges, seit viereinhalb Jahren bei mir lebendes Varanus beccarii-Männchen verstorben. Der Tierkörper liegt gekühlt im Kühlschrank und wird am Montag zur Sektion zu Exomed geschickt.

    Im folgenden der Text des Krankheitsverlaufs wie er im vorgefertigten Exomed-Formular zum Labor gehen wird:

    "Das Tier zeigte ab dem 9. Oktober ohne vorangegangene Anzeichen eine Verhaltensänderung, war apathisch und und hatte einen deutlich aufgeblähten Bauch, suchte seine Sonnen- und Schattenplätze aber auf. Da dieser Zustand sich bis zum dritten Tag nicht gebessert hatte und kein Kot abgesetzt war, besuchte ich am 11. 10. den Tierarzt. Die gemeinsame Vermutung einer Verstopfung wurde durch eine Paraffingabe oral und anal behandelt.
    Da der Zustand sich bis zum 15. Oktober nicht gebessert hatte und kein Kot abgesetzt wurde, wurde ich wieder beim Tierarzt vorstellig. Er attestierte Flagellatenbefall nach einem Kloakenabstrich und verschrieb Metronidazol was zweimal 6 Tage lang gegeben werden sollte mit einer Pause von 6 Tagen dazwischen. Das Medikament wurde von mir 6 Tage lang verabreicht, indem ich dem Tier dünne Rindfleischscheiben anbot, in die die aufgeteilte Tablette eingewickelt war. Das Tier fraß sechs Tage lang bereitwillig, setzte allerdings nur einmal Kot ab. Ab der sechsten Medikamentengabe wurde allen Futtergaben Benebac beigemischt. In der sechstägigen Pause wurde das Tier viermal mit Schaben gefüttert und fraß mit Zögern.
    Da das Tier ab dem 26. Oktober wieder mit Metronidazol behandelt werden sollte, versuchte ich wieder die "Rindfleischmethode". Das Tier verweigerte die Annahme. Eine Schabe in der die Teiltablette versteckt war nahm es zögernd an, würgte sie aber nach etwa zwei Stunden heftig wieder aus. An den beiden darauffolgenden Tagen gab ich das Medikament in je 1ml Wasser zerkleinert bzw. aufgelöst. Da der Zustand des Tieres sich verschlimmerte, es immer apathischer wurde und Anzeichen eine Exzikkose zeigte, besuchte ich am 29. Oktober nochmals den Tierarzt bzw. dessen Vertretung. Das Tier bekam per Sonde Baycox und 2ml Bioserin. Spritzen mit Doxycyclin wurden mir mitgegeben die dem Tier 6 Tage lang oral zu verabreichen seien. Die Gabe von Metronidazol sollte ich einstellen.
    Am 30. Oktober wurde das sehr apathische und kraftlose Tier von mir gebadet (wie auch davor schon regelmäßig) und bekam Doxycyclin und 2ml Wasser oral verabreicht. Kurze Zeit später atmete das Tier heftig, krampfte und setze Urat, ein wenig Kot und verhältnismäßig viel Wasser ab. Anschließend hatte es einen "Anfall", wand sich mit offenem Maul, würgte etwas Flüssigkeit aus und beruhigte sich erst nach einigen Minuten.
    Einige Zeit später gab ich dem Tier erneut etwa 4ml Wasser die auch geschluckt wurden. Etwa eine Stunde später stellte ich den Tod des Tieres fest. Der Körper wurde bis zum Versand gekühlt aufbewahrt."

    Meine Frage: Hat jemand Erfahrung mit der Gabe der genannten Medikamente an Warane des prasinus-Komplexes? Ich weiß, dass Metronidazol ein Mittel der Wahl bei der Bekämpfung von Flagellaten ist und auch bei Waranen Anwendung findet. Was mich bereits zu Anfang etwas beunruhigte war, dass es wohl zumindest eine, eventuell mehrere Echsenarten gibt, die auf Metronidazol sehr empfindlich reagieren, so etwa der grüne Leguan während es offenbar keine besonderen Bemerkungen zur Dosierung bei dessen nahen Verwandten gibt. Nach der ersten sechstägigen Gabe war das Tier allerings nach wie vor "fit" bzw, sein Zustand nicht verbessert, aber nicht kritisch bedenklich, insbesondere wegen des immer noch bestehenden Apettits. Erst mit Beginn der zweiten Gabe des Medikament und nach dessen Auswürgen verschlechterte sich der Zustand dramatisch schnell und mit der Gabe der anderen zwei Medikamente rasant bis zum Tod.

    Die Sektion wird hier sicher Aufklärung leisten können, zumindest was eine tatsächlichen Parasitenbefall und/oder vielleicht auch ein Organversagen betrifft. Dennoch würde es mich interessieren, wie die Erfahrungen anderer Halter mit den genannten Medikamenten sind?!

    Danke,

    Gruß
    Dennis

    [Dieses Thema wurde von mir auch im Waranwelt-Forum gepostet]
    Obwohl ich die mächtige Suchfunktion benutzt, meinen nächstgelegenen reptilienkundigen Tierarzt aufgesucht, die veterinärmedizinische Datenbank durchsucht, mein Tier den gesetzlichen Mindestanforderungen zur Reptilienhaltung gemäß untergebracht... und den Nachbarn des Schwippschwagers meiner Großtante befragt habe, ist meine Frage immer noch unbeantwortet!

  • #2
    Hallo Dennis,

    ich halte zwar keine Tiere aus dem Prasinus-Komplex, aber ich hatte eine ähnliche Erfahrung mit meinem V. acanthurus Weibchen.

    Nachdem Flagellaten (Hexamiten) in einer extremen Höhe nachgewiesen wurden, wurde das Tier mit Metronidazol behandelt. Parallel zu den Hexamiten hatte das Tier Oxyuren, die zuerst behandelt wurden. Es erfolgten zwei orale Kuren, die jeweils sechs Tage gingen, bei denen das Tier täglich Metronidazol bekam (war eine Ringer-Lösung-Tabletten-Mischung, aber die Stärke habe ich nicht mehr parat). Nachdem anschließend immer noch Flagellaten vorhanden waren, musste ich das Metronidazol jeden zweiten Tag subkutan injiezieren (1ml des flüssigen Metronidazol, enthält weniger Wirkstoff als die Tabletten).

    Während und nach der Behandlung verweigerte das Tier die Nahrung. Allerdings bekam es durch die Behandlung ausreichend Flüssigkeit zugeführt.
    Nachdem die subkutane Behandlung abgeschlossen war, bekam mein Tier am 4.10.2010 ebenfalls heftige Krampfanfälle (ca. eine Woche nach Beendigung der Behandlung), in der von dir beschrieben Art. Es kam Flüssigkeit zum Maul und zum After heraus (kein Kot, wenig Harn). Das Tier schien mir tot zu sein. Nachdem ich erkannte, dass es noch lebte, machte ich mich auf in eine Tierklinik. Aufgrund der Symptome und der langen Futterverweigerung schloss ich auf einen Vitamin-B-Mangel. In der Tierklinik wurde das Tier dann hierauf und auf eine Infektion des zentralen Nervensystems behandelt (die Ärztin ging von einer Infektion oder Verletztung des ZNS aus). Auf eine Vergiftung tippte die Ärztin ebenfalls, allerdings war dies meine Meinung nach nicht möglich (eine Vergiftung mittels Metronidazol wurde von der Ärztin ausgeschlossen), da das Tier in einem Quarantäneterrarium saß, in dem es keinen belastenden Einflüssen ausgesetzt war. Da sie in der Klinik Zitteranfälle hatte, bekam sie Valium (Höhe mir nicht bekannt), um sie zu beruhigen (ist zudem ein von Natur aus unruhigeres und "aggressiveres" Tier). Am zweiten Tag stellte sich eine Besserung durch die Gabe von Vitamin B ein. Seitdem ist das Tier wieder bei mir zu Hause. Frisst nur gelegentlich, macht aber einen stetig fitteren Eindruck. Eine verwertbare Kotprobe habe ich bisher allerdings noch nicht erthalten.

    Mein Männchen wurde parallel dazu behandelt, allerdings reichte bei diesem die zweite orale Behandlung, damit das Tier keinen positiven Befund mehr hatte. Beide Tiere wurden ab der zweiten Behandlung getrennt gehalten.

    Tut mir Leid, dass es bei dir so ausgegangen ist. Mich würde interessieren, was bei der Sezierung herauskommt.

    Grüße aus München

    Ares
    Zuletzt geändert von Are$; 31.10.2010, 09:32.

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    • #3
      Hallo Ares,

      danke für Dein Posting. Ich hatte den Thread über das betroffene acanthurus-Weibchen verfolgt, nun weiß ich auch wie's letztlich ausging. Offenbar soweit glücklich für Dich und insbesondere das Tier.

      Der tote beccarii ist gerade auf dem Weg nach Berlin, ich hoffe darauf noch diese Woche einen Bericht der Sektion zu erhalten, habe aber keine Ahnung wie schnell sowas geht.

      Mein Verdacht der eigentlichen Todesursache liegt ja in Richtung zu starker Medikation und damit einhergehender Niereninsuffizienz. Allerdings ist mir bisher nur die Konzentration von Metronidazol in der Behandlung bekannt, die mit 81mg pro Tag wohl am oberen Ende der empfohlenen Menge liegt (laut Köhler 1996 40-100mg pro kg Körpergewicht). Dazu dann noch die Gabe von Baycox (nach meinen Quellen gegen Kokzidien wirksam die allerdings nicht nachgewisen wurden. Laut TA sollte es als Bakteriostatikum wirken) und das umschwenken auf Doxycyclin.

      Nun, ich hoffe, dass die Sektion ein so differenzertes Ergebnis liefern kann, dass klar wird ob die Medikamentendosis, die Erreger an sich, oder eine Exzikkose verantwortlich für den Tod des Tieres ist.

      Gruß
      Dennis
      Obwohl ich die mächtige Suchfunktion benutzt, meinen nächstgelegenen reptilienkundigen Tierarzt aufgesucht, die veterinärmedizinische Datenbank durchsucht, mein Tier den gesetzlichen Mindestanforderungen zur Reptilienhaltung gemäß untergebracht... und den Nachbarn des Schwippschwagers meiner Großtante befragt habe, ist meine Frage immer noch unbeantwortet!

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      • #4
        Hallo Dennis,

        die zweite orale Kur war bei meinen Tieren ebenfalls am oberen Ende. Allerdings kann ich nicht mehr sage wie hoch. Die Ärztin meinte jedoch, dass sie sich im toxischen Bereich befände, aber man dieses Risiko eingehen müsste, da die normale Dosierung nichts gebracht hätte. Sobald die Tiere einen vermehrten Speichelfluss oder sonstige Besonderheiten aufgewiesen hätten, hätte ich mich nochmals melden sollen. Allerdings konnte ich nichts feststellen. Die Auffälligkeiten kamen erst ein paar Tage später.

        Grüße aus München

        Ares

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        • #5
          Hallo,

          nach zweiwöchigem, bangen Warten erhielt ich gestern den Sektionsbericht von Exomed. Wirklich beruhigt bin ich dadurch nicht, denn nach meiner Interpretation des Berichts war eine richtige Diagnose und damit Behandlung wohl ausgesprochen schwierig... nun ja, hier erstmal der Befund, ich liste dabei nur die auffälligen Einträge auf, nicht die als unauffällig bewerteten Organe:

          Tierart: Varanus beccarii
          Geschlecht: 1,0
          Alter: 6 Jahre
          Körperlänge: 30,5cm KRL
          Körpermasse: 429,4g
          Allgemeinzustand: sehr guter Ernährungszustand
          Äußere Haut: 1 kreisrunde Hautläsion auf linker Brustwand, leicht proximal der Körpermitte
          Augen: eingefallen, n.a.d.
          Zoeleom: n.a.d. (massive Ausdehnung des Fettkörpers)
          Herz: Stauung, ansonsten n.a.d.
          Magen: leer, stark gerötete und proliferierte Schleimhaut. Gastritis, im Bereich des Dünndarms in der Darmwand multiple, miliare Abzesse. Zottenatrophie, ZN- Färbung positiv.
          Leber: schwarz-braun, derb mit hirsekorngroßen, festen weißlichen Einschlüssen. Multiple granulomatöse bis purulente Hepatitis. ZN-Färbung positiv.
          Nieren: sehr klein (annährend gleiche Größe wie Hoden!). Glomeruli stark erweitert, Tubuli mit Epitheldegeneration, bindegewebige Induration. "Schrumpfnieren".
          Gonaden: n.a.d. (inaktiv)
          Fettkörper: stark ausgeprägt, gallige Inhibition, sonst n.a.d.
          Parasitologie: o.b.B.
          Resümee: Hepatitis, Enteritis aufgrund einer Infektion mit Mykobakterien. Vorsicht: auch s.g. "atypische Mykobakterien" können u.Um. beim Menschen zumindest lokale Infektionen auslösen. Hygiene beachten! Die Veränderungen an den Nieren lassen sich eventuell auf die Metronidazol-Therapie zurückführen.

          (n.a.d. = no abnormalities detected, o.b.B. = ohne besonderen Befund)

          Der Reihe nach von oben nach unten mal meine Bemerkungen dazu:

          Körpermasse: Beim Tierarzt wurde das Tier am 15.11. mit über 500g Masse gewogen. Es waren, wie bereits geschrieben, soweit ich mich erinnere 560g.
          Äußere Haut: Die Verletzung hatte sich das Tier bereits vor Monaten offenbar bei einem Sturz zugezogen. Trotz langwieriger Abheilung entzündete sich die Wunde nicht.
          Zoelom: Die Leibeshöhle, offenbar ausgefüllt vom weiter unten genannten, stark ausgeprägten aber offenbar ansonsten unauffälligen Fettkörper. Das verwundert mich dann doch. Das Tier war stets gut genährt, auch mal einige Zeit auf Diät gesetzt, allerdings ohne je wirklich dick gewesen zu sein. Die Ernährung bestand fast ausschließlich aus verschiedenen Insekten und von denen bekam er auch nicht so sonderlich viele (siehe meinen Beitrag zum "Futtermenge"-Thread" oder meinen Anmerkungen zum Verfüttern von Wirbeltieren und deren Fleisch. offenbar muss ich noch sparsamer sein. Insbesondere wenn man sich Bilder wildlebender Baumwarane ansieht und auch die Untersuchungen zum Mageninhalt näher verwandter Warane betrachtet, dann darf man offenbar ruhig auf sehr, sehr kleiner Flamme kochen.
          Leber: Hepatitis! Das war in gewisser Weise ein Schock. Die Entzündung der Leber geschieht nicht nur durch Viren, sondern kann eben auch durch Bakterien ausgelöst werden. Die im Sektionsbericht diagnostizierten Mykobakterien sind in der Reptilienmedizin wohl nicht alltäglich Da die weit überwiegende Mehrzahl aller Krankheiten der Reptilien durch Parasiten ausgelöst werden, konzentriert sich auch die Diagnose auf diese. Bei Schneller und Pantchev werden Mykobakterien gar nicht erwähnt, bei Köhler nur im Zusammenhang mit Zoonosen. Lediglich Jarofke und Lange sprechen sie mehrfach an, heben aber insbesondere die Schwierigkeit der Diagnose hervor, auch wegen der unspezifischen Symptome. In der Regel würden Mykobakterien erst bei der Sektion als Krankheitsursache erkannt.
          Nieren: Eventuell aufgrund der Metronidazol-Therapie in ihrem nachgewiesenen Zustand...

          ... mein Resümee: Die offenbar völlig falsch angesetzte Therapie (gegen Flagellaten) konnte den Zustand des Tieres wohl nur verschlimmern bzw. dessen Verfall beschleunigen. Die Frage bleibt allerdings, inwiefern eine korrekte Diagnose möglich gewesen wäre und wie groß die Heilungschancen dann hätten sein können - insbesondere auch im Hinblick auf die Zeit innerhalb der eine Probe untersucht wird und daraufhin eine Therapie angesetzt werden kann.

          Exomed jedenfalls schreibt:

          "Mikrobiologische Untersuchung (Nachweis von Bakterien und Pilzen)
          Als Untersuchungsmaterial sind geeignet:
          - Abstriche aus Kloakenregion, Maul, Trachea, Wunden usw.
          - Lungenspülproben
          - Blutproben (bei Verdacht auf Sepsis)
          Eine mikrobiologische Untersuchung aus Kotproben ist nicht sinnvoll! Ebenso wenig eine „prophylaktische“ mikrobiologische Untersuchung von Reptilienkot. Bei bestehenden Krankheitsanzeichen sollte jedoch eine mikrobiologische Kontrolle erfolgen!"

          Mit der Erfahrung des völlig unerwarteten und sehr schnell eintretenden Ablebens des zuvor völlig gesund und vital erscheinenden Tieres, kann ich nur sagen, dass die Mehrkosten für eine mikrobiologische Untersuchung gegenüber den Kosten für eine Kotprobe sicher kein herausgeworfenes Geld sind.

          Eine Kopie des Sektionsbefundes werde ich in den kommenden Tagen dem Tierarzt zukommen lassen und ihn eventuell kurz mit ihm erörtern - nicht um einen Schuldigen zu suchen, sondern um Aufmerksamkeit zu schaffen. Es sind eben offenbar nicht immer Milben, Nematoden oder Gicht die unseren Tieren zusetzen.

          Gruß
          Dennis
          Obwohl ich die mächtige Suchfunktion benutzt, meinen nächstgelegenen reptilienkundigen Tierarzt aufgesucht, die veterinärmedizinische Datenbank durchsucht, mein Tier den gesetzlichen Mindestanforderungen zur Reptilienhaltung gemäß untergebracht... und den Nachbarn des Schwippschwagers meiner Großtante befragt habe, ist meine Frage immer noch unbeantwortet!

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