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Stellung von Varanus priscus im Ökosystem

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  • Stellung von Varanus priscus im Ökosystem

    Hallo, zuerst möchte ich sagen, dass ich Australier bin und Deutsch nicht mein Muttersprache ist. Deshalb bitte Fehler nicht böse nehmen.

    Ich interessiere mich sehr für die pleistocene Megafauna meiner Heimat. Da ich auch sehr an Waranen interessiert bin, ist Varanus priscus (Megalania) für mich von besondere Stellung. Wie sehen die experten in diesem Forum dieses Tier? Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich die Position als Spitzenpredator in Australien inne hatte. Es gab zu der selben zeit auch Thylacoleo carnifex, eine carnovores Beuteltier etwas die groesse eines Löwen mit extrem speziellen Gebiss und sehr starken Biss. Megalania ist zwar deutlich grösser als Thylacoleo aber ich bin mir nicht sicher ob diese Tiere auch in direkte Konkurrenz standen. Das Varanus priscus Beutetiere von Nilpferdgrösse jagen konnte (Diprotodon) ist belegt. Ob Thylacoleo dazu auch in der Lage war hängt von seine Sozialverhalten ab. Wenn er in einer Meute jagte, wäre auch das möglich.

  • #2
    Hallo,

    die Position eines Spitzenprädators ist, zumindest auf Festlandgebieten, ja üblicherweise nicht auf eine einzige Spezies beschränkt. In Afrika gibt es neben Löwen auch Leoparden, Krokodile, Hyänen etc., die in ihrem jeweiligen Nahrungsnetz als adulte Tiere durchaus Spitzenpositionen besetzen - und das, obwohl sie oft ein gemeinsames Beutespektrum aufweisen. Auch in Asien, Europa, Nordamerika und weiten Teilen Südamerikas gibt es - oder zumindest gab es bis zum massiven menschlichen Eingreifen - im Prinzip keine Einzelart, die die Position eines Spitzenprädators konkurrenzlos innegehabt hätte.

    Im speziellen Falle von Varanus priscus und Thylacoleo carnifex müsste auch zumindest noch Thylacinus cynocephalus als Konkurrenz um die Position eines Spitzenprädators genannt werden. Mittlerweile ebenfalls ausgestorben konnte sich dieser aber auf dem australischen Festland noch länger halten als beide vorgenannten Arten. Sicherlich gab es unter den drei Arten eine gewisse Konkurrenz um Nahrungsressourcen, wobei mir aber die genaue Verbreitung der drei Arten über den australischen Kontinent nicht bekannt ist. Zumindest in einigen Gebieten dürften die Arten aber nebeneinander existiert haben, falls nicht, stellt sich die frage nach der Spitzenposition ohnehin nicht.

    Möglich war das sicherlich durch unterschiedliche Jagdstrategien und damit verbunden auch in einem gewissen Umfang eine Differezierung in der bevorzugten Beute. Der Beutelwolf als konvergente Entwicklungslinie zu den Hunden dürfte wohl in der Lage gewesen sein, auch schnelle Beute zu hetzen und über längere Distanzen zu verfolgen. Aufgrund seiner Größe und seiner einzelgängerischen Lebensweise dürften mittelgroße Beutetiere die Hauptnahrung ausgemacht haben.

    Der Beutellöwe als beinahe schon überentwickelter Fleischfresser mit gewaltiger Muskelmasse und entsprechendem Gewicht war allenfalls ein Kurzstreckensprinter wenn er überhaupt diese Jagdstrategie verfolgte und nicht aus dem Hinterhalt angriff. Sein massiger Körperbau mit den langen Vorderbeinen macht es wohl unwahrscheinlich, dass das Tier besonders schnell sein konnte. Seine Größe, im Vergleich zur Größe vorhandener Beutetiere, macht ein Sozialleben als Rudeltier unwahrscheinlich. Dafür machten eben die individuellen Anpassungen "sicher", dass eine einmal gefasste Beute nicht wieder entkommt.

    Der rezente Komodowaran wird oft als Nachkomme von Varanus priscus betrachtet. Als Adulti ernähren sich Komodowarane offenbar fast ausschließlich von großen Säugetieren und Aas. Andere rezente Großwarane dagegen fressen nahezu alles tierische, was sie auf der Suche nach Nahrung finden können, also neben seltenen großen Beutetieren auch unzählige kleine Gliederfüßer, Weichtiere etc.. Welchen Lebensstil V. priscus verfolgte wird sich schwer mit Sicherheit sagen lassen, klar ist aber, dass ein derart großes und massiges Tier schnelle, große Beutetiere wie Känguruhs und Emus allenfalls aus dem Hinterhalt attackieren kann, so wie es auch V. komodoensis tut. Als wechselwarmes Reptil kann er sich dabei auch den Komfort leisten, weniger oft erfolgreich zu sein oder eben auch kleinere Beutetiere zu akzeptieren, die z.B. aufgestöbert oder ausgegraben werden.

    Gruß
    Dennis
    Obwohl ich die mächtige Suchfunktion benutzt, meinen nächstgelegenen reptilienkundigen Tierarzt aufgesucht, die veterinärmedizinische Datenbank durchsucht, mein Tier den gesetzlichen Mindestanforderungen zur Reptilienhaltung gemäß untergebracht... und den Nachbarn des Schwippschwagers meiner Großtante befragt habe, ist meine Frage immer noch unbeantwortet!

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    • #3
      Ja in weiten Gebieten überschneidet sich die Areal von Varanus priscus und Thylacoleo carnifex. Bei beiden ist es so, dass sie auf Dauer nicht besonders schnell waren. Beide waren eher für Sprint und Überraschung ausgelegt. Ich denke auch, das Varanus komodoensis nahe an Varanus priscus liegt. Möglichwerweise ist er eine Form der inselverzwergung?

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      • #4
        Daß, der Komodowaran eine "Inselunterart" ist glaube ich nicht, das hätte man mit den heutigen Möglichkeiten schon festgestellt.
        Außerdem soll der V. priscus einen niedrigen Kamm besessen haben, laut Wikipedia, und das ist bei keinen anderen rezenten Waran vorhanden.
        Es gab eine Population in Papua-Neuginea, wo er wohl "zusammen" mit dem Papuawaran lebte, der auch eher mit dem Komodowaran verwandt ist.
        Über Funde in Indonesien ist auch nichts belegt worden.

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        • #5
          Zitat von Reptillo Beitrag anzeigen
          Daß, der Komodowaran eine "Inselunterart" ist glaube ich nicht, das hätte man mit den heutigen Möglichkeiten schon festgestellt.
          Außerdem soll der V. priscus einen niedrigen Kamm besessen haben, laut Wikipedia, und das ist bei keinen anderen rezenten Waran vorhanden.
          Es gab eine Population in Papua-Neuginea, wo er wohl "zusammen" mit dem Papuawaran lebte, der auch eher mit dem Komodowaran verwandt ist.
          Über Funde in Indonesien ist auch nichts belegt worden.
          Nun, einen Stammbaum muss V. komodoensis ja haben, und meines Wissens kommt ihm keine rezente Art so nah wie V. priscus. Dass komodoensis keine Unterart ist, steht sicher fest, möglich ist aber dennoch, dass er sich in direkter Folge aus V. priscus entwickelte - möglicherweise über eine oder mehrere ausgestorbene und noch nicht fossil belegte Arten.

          Arten wandeln sich und besonders eindrucksvoll macht sich dieser Prozess auf Inseln bemerkbar. Gigantismus (siehe z.B. die Riesengeckos auf Neukaledonien oder die Riesenschildkröten der Galapagos) ist dabei bei Reptilien in der Regel häufiger als die Entwicklung hin zur Zwergform. Jared Diamond (ich glaube der war's) sprach sich vor vielen Jahren dafür aus, dass sich der Komdowaran aus V. priscus entwickelt habe und zwar im Zuge einer artlichen Verarmung seiner Umwelt. Der auf der asiatisch-australischen Landbrücke heimische V. priscus habe sich hier von Zwergelefanten ernährt. Mit dem Ende der Eiszeit und dem Ansteigen des Meeresspiegels seien die Elefanten auf den Inseln ausgestorben was V. priscus "zwang", seine Körperdimensionen an neue Beute anzupassen oder eben auszusterben.

          V. komodoensis wäre somit ein Produkt und Beispiel für reptilische Inselverzwergung weil seine Vorgängerart ihre ursprüngliche Größe energetisch nicht mehr aufrecht erhalten konnte.

          Grundsätzlich ist natürlich auch der umgekehrte Weg vorstellbar: V. komodoensis entwickelte sich aus einer kleineren Art die die Insel z.B. schwimmend erreichte und eine Welt ohne nennesnwerte Feinde, aber mit großen Beutetieren vorfand (Hirsche, Schweine o.ä.) und so eine Körpergröße entwickeln konnte, die über das normale Waran-Maß hinsausgeht.

          Die kleine, knochige Erhebung mag dabei nur ein recht unbedeutendes Merkmal sein, welches möglicherweise nur ein Geschlechtsmerkmal war oder Ansatzpunkt für eine erweiterte Kiefermuskulatur.

          Gruß
          Dennis
          Obwohl ich die mächtige Suchfunktion benutzt, meinen nächstgelegenen reptilienkundigen Tierarzt aufgesucht, die veterinärmedizinische Datenbank durchsucht, mein Tier den gesetzlichen Mindestanforderungen zur Reptilienhaltung gemäß untergebracht... und den Nachbarn des Schwippschwagers meiner Großtante befragt habe, ist meine Frage immer noch unbeantwortet!

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          • #6
            Schlecht, aber besser als nichts

            Hier ist ein Film, der das Kräfteverhältnis im urzeitlichen Australien "wissenschaftlich" etwas näher beleuchtet. (Sorry, die Serier ist billigster reiserischer Amischund mit Fehlern groß genug, dass V. priscus bequem durchpasst, aber besser als nichts)

            Teil 1: http://www.youtube.com/watch?v=Y8dyzGGnZ1M

            Teil 2: http://www.youtube.com/watch?v=VZuVZ...eature=related

            Gruß
            Lindheimeri

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