... und solche, die es noch immer nicht glauben wollen, habe ich hier einen Artikel abgetippt, der vor 2 Jahren mal in den Aqualog-News erschienen ist.
Wasserschildkröten im Gartenteich / von Frank Schäfer
Für viele Schildkrötenbesitzer ist die Freilandhaltung ihrer Lieblinge die Krönung der Bemühungen um artgerechte Tierhaltung. Sumpf- und Wasserschildkröten benötigen viel Schwimmraum - ist da ein Gartenteich nicht optimal zur Pflege dieser Tiere geeignet?
Um es gleich vorweg zu nehmen: er ist es nicht. Wer sich mit dem Gedanken trägt, am Gartenteich auch Wasserschildkröten zu pflegen, muss diese Absicht von vornherein bei der Planung der Anlage berücksichtigen, sonst hat man nichts als Ärger.
Schildkröten sind Ausbruchskünstler
Alle Sumpf- und Wasserschildkröten sind wahre Kletterkünstler und launisch dazu. Wenn ihnen irgendetwas am Teich nicht passt, wandern sie sofort ab. Die Männchen auf Brautschau unternehmen, wie in der Natur, oft weite Wanderungen, um ihren Trieb befriedigen zu können. Daher muss ein Teich, in dem Schildkröten gehalten werden sollen, vollständig mit einer mindestens 50 cm hohen Umfriedung vershen werden, die minstens 60 cm tief gründet: graben können diese angeblich so trägen Tiere nämlich auch. Holz- oder Steinumfriedungen müssen zudem mit einer nach innen ragenden Brüstung versehen werden. Mit ihren spitzen Krallen können Schildkröten auch senkrechte Wände emporklettern, wenn nur die Oberfläche rauh genug ist.
Teichpflanzen und -fische sind Futter!
Die Mehrzahl der Sumpf- und Wasserschildkröten sind Gemischköstler. Die beliebten Schmuckschildkröten (Gattungen Chrysemys und Pseudemys) sind meist in der Jugend Fleisch- und im Alter Allesfresser. Auf die Dekorationsvorstellungen eines Teichbesitzers nehmen sie keine Rücksicht. Nur in sehr großen Teichanlagen von mehr als 40 qm Fläche wird eine einigermaßen befriedigende Bepflanzung möglich sein. In kleineren Anlagen sollte man hingegen in der der Hauptwindrichtung entgegenliegenden Flachwasserzone eine großzügige Schilfzone (Phragmites) vorsehen, was freilich bei Folienteichen problematisch ist, weil die Wurzeltriebe die Folie leicht durchstechen können. Seerosen werden oft zerbissen, auch wenn sie nicht gefressen werden. Der Besatz mit Goldfischen oder Koi ist in einer Schildkrötenanlage normaler Größe oft unmöglich. Ein gesunder Fisch vermag zwar locker jeder Schildkröte zu entwischen, früher oder später jedoch führt die Ausdauer und die List der Schildkröten meist zum Erfolg.
Starke Wasserverschmutzer
Ohne einen wirkungsvollen Teichfilter ist die Freilandhaltung der Schildkröten oft eine arg getrübte Freude. Die Schildkröten haben einen im Vergleich zu Fischen sehr hohen Nahrungsbedarf, der eine permanente Fütterung notwendig macht. Entsprechend stark wird das Wasser verschmutzt und Algen machen sich breit. Das schadet den Schildkröten zwar gar nichts, im Gegenteil, manche Hauterkrankungen heilen im algengrünen Wasser besonders gut und leicht wieder ab, doch ist die Beobachtung und Kontrolle der Schildkröten in der trüben Brühe oft unmöglich. Der Boden des Teiches sollte mit Kieselsteinen der Stärke 3 - 10 cm belegt werden. Zwischen diesen groben Kies setzt sich der feine Schmutz ab und so wird verhindert, dass ihn die Schildkröten immer wieder aufwirbeln. Man sollte den Teich von vornherein so planen, dass eine jährliche Grundreinigung ohne allzugroßen Aufwand möglich ist - man wird sie brauchen!
Welche Schildkröte für den Teich?
Über eines muss man sich im Klaren sein: Ins Freiland gebrachte Schildkröten werden von einer Minute zur anderen wieder zum Wildtier. Dieselbe Rotwange (Pseudemys scripta elegans), die im Zimmer ständig an die Scheibe klopfte und sich gerne streicheln ließ, ist im Teich ein scheues Wesen, das bei jeder Annäherung erst einmal sicherheitshalber abtaucht. Andere Arten, wie z.B. die beliebte Dreikielschildkröte (Chinemys reevesii) sind im Freiland fast immer eingegraben und nur wenige Tage wirklich aktiv. Ihre Pflege im Freiland lohnt sich daher nicht. Dass tropische Schildkröten in gemäßigten Breiten nur saisonal draußen gepflegt werden dürfen, versteht sich wohl von selbst. Und nacht- und dämmerungsaktive Arten, wie viele Moschus- (Sternotherus-) oder Klappen- (Kinosternon-) Schildkröten sind im Freien halt auch nur nacht- und dämmerungsaktiv - ganz anders als im Zimmer. Zusammenfassend kann man also sagen, dass die Teichhaltung von Schildkröten für den normalen Teichbesitzer nicht empfehlenswert ist.
[Edited by Mitya on 30-06-2003 at 16:19 GMT]
Wasserschildkröten im Gartenteich / von Frank Schäfer
Für viele Schildkrötenbesitzer ist die Freilandhaltung ihrer Lieblinge die Krönung der Bemühungen um artgerechte Tierhaltung. Sumpf- und Wasserschildkröten benötigen viel Schwimmraum - ist da ein Gartenteich nicht optimal zur Pflege dieser Tiere geeignet?
Um es gleich vorweg zu nehmen: er ist es nicht. Wer sich mit dem Gedanken trägt, am Gartenteich auch Wasserschildkröten zu pflegen, muss diese Absicht von vornherein bei der Planung der Anlage berücksichtigen, sonst hat man nichts als Ärger.
Schildkröten sind Ausbruchskünstler
Alle Sumpf- und Wasserschildkröten sind wahre Kletterkünstler und launisch dazu. Wenn ihnen irgendetwas am Teich nicht passt, wandern sie sofort ab. Die Männchen auf Brautschau unternehmen, wie in der Natur, oft weite Wanderungen, um ihren Trieb befriedigen zu können. Daher muss ein Teich, in dem Schildkröten gehalten werden sollen, vollständig mit einer mindestens 50 cm hohen Umfriedung vershen werden, die minstens 60 cm tief gründet: graben können diese angeblich so trägen Tiere nämlich auch. Holz- oder Steinumfriedungen müssen zudem mit einer nach innen ragenden Brüstung versehen werden. Mit ihren spitzen Krallen können Schildkröten auch senkrechte Wände emporklettern, wenn nur die Oberfläche rauh genug ist.
Teichpflanzen und -fische sind Futter!
Die Mehrzahl der Sumpf- und Wasserschildkröten sind Gemischköstler. Die beliebten Schmuckschildkröten (Gattungen Chrysemys und Pseudemys) sind meist in der Jugend Fleisch- und im Alter Allesfresser. Auf die Dekorationsvorstellungen eines Teichbesitzers nehmen sie keine Rücksicht. Nur in sehr großen Teichanlagen von mehr als 40 qm Fläche wird eine einigermaßen befriedigende Bepflanzung möglich sein. In kleineren Anlagen sollte man hingegen in der der Hauptwindrichtung entgegenliegenden Flachwasserzone eine großzügige Schilfzone (Phragmites) vorsehen, was freilich bei Folienteichen problematisch ist, weil die Wurzeltriebe die Folie leicht durchstechen können. Seerosen werden oft zerbissen, auch wenn sie nicht gefressen werden. Der Besatz mit Goldfischen oder Koi ist in einer Schildkrötenanlage normaler Größe oft unmöglich. Ein gesunder Fisch vermag zwar locker jeder Schildkröte zu entwischen, früher oder später jedoch führt die Ausdauer und die List der Schildkröten meist zum Erfolg.
Starke Wasserverschmutzer
Ohne einen wirkungsvollen Teichfilter ist die Freilandhaltung der Schildkröten oft eine arg getrübte Freude. Die Schildkröten haben einen im Vergleich zu Fischen sehr hohen Nahrungsbedarf, der eine permanente Fütterung notwendig macht. Entsprechend stark wird das Wasser verschmutzt und Algen machen sich breit. Das schadet den Schildkröten zwar gar nichts, im Gegenteil, manche Hauterkrankungen heilen im algengrünen Wasser besonders gut und leicht wieder ab, doch ist die Beobachtung und Kontrolle der Schildkröten in der trüben Brühe oft unmöglich. Der Boden des Teiches sollte mit Kieselsteinen der Stärke 3 - 10 cm belegt werden. Zwischen diesen groben Kies setzt sich der feine Schmutz ab und so wird verhindert, dass ihn die Schildkröten immer wieder aufwirbeln. Man sollte den Teich von vornherein so planen, dass eine jährliche Grundreinigung ohne allzugroßen Aufwand möglich ist - man wird sie brauchen!
Welche Schildkröte für den Teich?
Über eines muss man sich im Klaren sein: Ins Freiland gebrachte Schildkröten werden von einer Minute zur anderen wieder zum Wildtier. Dieselbe Rotwange (Pseudemys scripta elegans), die im Zimmer ständig an die Scheibe klopfte und sich gerne streicheln ließ, ist im Teich ein scheues Wesen, das bei jeder Annäherung erst einmal sicherheitshalber abtaucht. Andere Arten, wie z.B. die beliebte Dreikielschildkröte (Chinemys reevesii) sind im Freiland fast immer eingegraben und nur wenige Tage wirklich aktiv. Ihre Pflege im Freiland lohnt sich daher nicht. Dass tropische Schildkröten in gemäßigten Breiten nur saisonal draußen gepflegt werden dürfen, versteht sich wohl von selbst. Und nacht- und dämmerungsaktive Arten, wie viele Moschus- (Sternotherus-) oder Klappen- (Kinosternon-) Schildkröten sind im Freien halt auch nur nacht- und dämmerungsaktiv - ganz anders als im Zimmer. Zusammenfassend kann man also sagen, dass die Teichhaltung von Schildkröten für den normalen Teichbesitzer nicht empfehlenswert ist.
[Edited by Mitya on 30-06-2003 at 16:19 GMT]
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