allg. Frage zu Ameisen

[Nicolá Lutzmann]

Hoi,

vor ca. 2 Monaten habe ich eine grosse Ameise (ca. 1,5-2 cm) unter einem Stein, in einer kleinen, selbstgebauten Erdmulde in Burundi auf ca. 2200 m üNN gefunden und mitgenommen, in der Annahme, dass es sich um eine "frische" Königin handelt.

Sterben nichtbefruchtete Ameisen nicht bald oder können die weiterleben? Wenn ja, wie lange?

Falls sie befruchtet ist, warum werden keine Eier gelegt?

Gefüttert, auch wenn ich nicht weiss, was und ob sie frisst, mit frisch toten Heimchen, Zucker/Honigwasser, rohem Fleisch, Heimchenpellets. Gesprüht wird 2-3x die Woche. Ausserdem halte ich sie auf Kompost aus dem eigenen Garten, aus dem auch der eine oder andere Keimling gewachsen ist. Temperaturen sind eher zu hoch und zu gleichbleibend, als am Fundort. Macht das tatsächlich was aus?

fragende Grüsse
Nicolá

[Ingo]

Schwer zu sagen. Im Prinzip sollten auch unbefruchtete Königinnen langlebig sein. Je nach Art sind sie aber u.U nur mässig für das harte Leben als Single gerüstet und leben wahrscheinlich daher nicht lange.
Soviel ich weiss, brechen sich unbefruchtete Damen aber nicht aktiv die Flügel ab und sollten daher entweder lange mit Flügeln oder zumindest mit Resten davon herumlaufen.
Dass Deine Ameise nicht legt kann viele Ursachen haben. Für die wahrscheinlichste halte ich, dass irgendwelche Umweltbedingungen ihr noch nicht sagen, dass sie die Eiablage beginnen kann.
Das kann Mikroklima sein, aber auch das Fehlen wichtiger Strukturen im jungen Nest. Bau doch mal die Erdmulde mit dem Stein originalgetreu nach.
Eine Bestimmung wäre auch hilfreich. es könnte ja auch eine Art sein, die Arbeiterinnen oder Sklaven schon beim Hochzeitsflug mitnimmt und ganz auf sich allein gestellt und ohne die gar kein Nest hinbekommt.
Halt uns mal auf dem Laufenden...

Viele Grüße


Ingo

P.s. Du müsstest mal deine Signatur ändern

[Klaas Reißmann]

Moin,

brechen sich unbefruchtete Damen aber nicht aktiv die Flügel ab und sollten daher entweder lange mit Flügeln oder zumindest mit Resten davon herumlaufen.

die Flügel fallen von selbst ab, richtig, aber in der Regel unmittelbar nach der Landung vom Hochzeitsflug. Die Königin beginnt nach der Landung einen idealen Platz zur Nestgründung zu suchen. Dabei fallen, da störend, die Flügel innerhalb der ersten ein bis zwei Minuten komplett ab. Es bleiben keine Reste zurück. Die Sollbruchstelle liegt unmittelbar am Thorax.

Eine unbefruchtete Königin ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Die Luft ist zum Zeitpunkt der Massenaggregation voll mit Männchen und die Pheromone der Weibchen reichen so weit, dass sie mit Sicherheit befruchtet werden, in der Regel sogar von etlichen Männchen, denn der Samenvorrat muss ein Leben lang halten, was schon mal im Extrem 20 bis 30 Jahre dauern kann.

Sklavenameisen werden mit Sicherheit nicht mitgenommen. Wieviele sollten das sein, die auf dem Hochzeitsflug huckepack mitfliegen? Kostet zuviel Energie für eher weniger Erfolg. Sklavenhalter umgehen das Problem, indem sie in ein Nest der Sklavenameisen eindringen, die dortige Königin töten und deren Platz einnehmen. Wer Ameisen kennt weiß, dass das nur funktionieren kann, wenn die "neue" Königin über ein entsprechendes Arsenal an chemischen Waffen zur Täuschung der angestammten Ameisen verfügt.

Nicht immer gelingt eine Nestgründung, im Gegenteil. Viele Königinnen verlieren ihr Leben beim Hochzeitsflug im Schnabel eines Vogels, andere werden Opfer anderer Beutegreifer, wenn sie am Boden sitzen und nach Nistmöglichkeiten suchen, wieder andere werden im neu gegründeten Nest entdeckt und gefressen und manche ist schlicht zu schwach, krank oder möglicherweise auch parasitiert und wird keine Gelegenheit haben einen neuen Staat zu gründen.

Last but not least besteht die Möglichkeit, die Ingo angesprochen hat. Wenn die (Klein-)Klimatischen Bedingungen nicht stimmen, kann das die Königin durchaus davon abhalten Eier zu legen. Und es besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass es sich gar nicht um eine Königin handelt. Es gibt auch sehr große Ameisenarten.

P.s. Du müsstest mal deine Signatur ändern

Warum? Wer wäre nicht gerne ewig siebzehn?

Viele Grüße
Klaas

[Ingo]

Hm...wenn ich jetzt die Quelle wüsste. Aber ich meine, gelesen zu haben, das aktive Abbrechen der Flügel befruchteter Königinnen sei hormongesteuert und abhängig von erfolgreicher Paarung. Daher ging ich davon aus, dass unbefruchtete Weibchen ihre Flügel nicht aktiv entfernen, sondern eher verschleissen. An der Sollbruchstelle muss meines Wissens scharf geknickt werden, sonst bleiben die Flügel dran. oder falln dei wirklich auch mal einfach ab? Ohen Hormonschub?
Dann dachte ich auch an Sozialschmarotzer wie Bothriomyrmex, die zur Staatsgründung in ein artfremdes Nest eindringen und dort -je nach Art- einfach schmarotzen oder auch die interne Königin töten. Mag sein, dass ich das mit den mitgenommenen Sklaven falsch im Kopf habe (ich meine, von einer Art gehört zu haben, die eine Sklavin in den Kiefern mitnimmt, erinner mich aber beim besten Willen nicht an die Gattung). Vor allem dachte ich bei den Gründungshelfern an Arten wie zB manche Carebara, die sich angeklammerte Arbeiterinnen zum Hochzeitsflug mitnehmen und denen dann den Neststart weitgehend aufbürden. Diese Arbeiterinnen sind so winzig, dass sie leicht übersehen werden. Carebara ist zumindest eine afrikanische Gattung.
Aber mein heisseres Ameiseninteresse ist gut 20 Jahre her. Klaas ist da sicher aktueller und evtl vermische ich auch das eine oder andere.

Viele Grüße

Ingo

[Daniel Hofer]

Hallo Nicola !! Also ein Foto eines so speziellen Tierchens wäre schon wünschenswert oder ist Deine Digitalkamera ausgefallen? Ameise ?? Ist es vielleicht nicht eher eine Termitenkönigin??

[Ingo]

Ameise ?? Ist es vielleicht nicht eher eine Termitenkönigin??

Also soviel sollten wir Nico schon zutrauen....

[Nicolá Lutzmann]

Merci für die Antworten!

Ich habe sie jetzt mal komplett dunkel gestellt und doch ein wenig wärmer... Mal schaun!

lg Nico

[Klaas Reißmann]

Nur soviel zum Flügel abwerfen: zumindest die Königinnen, die ich in meinem Leben beobachtet habe, haben ihre Flügel nach dem Hochzeitsfluig sicher nicht aktiv abgeworfen, denn der Verlust erfolgte relativ unmittelbar nach der Landung, wenn die Königin losläuft und sich in Sicherheit bringt, respektive einen geeigneten Platz zur Nestgründung sucht, und fast zeitgleich. Zwar ist das ganze zu klein, um entsprechende "Beinarbeit" wirklich erkennen zu können, aber wenn da zwei Beine oder mehr zum einsatz kämen, wäre eine kurzfristige Verlangsamung des Laufes aus meiner Sicht erkennbar.

Wie es bei Ameisen jenseits Europas aussieht weiß ich nicht. Die interessieren mich eigentlich nur am Rande. Innerhalb Europas gibt es keine Art, die Sklaven mit auf den Hochzeitsflug nimmt und ich glaube auch weiterhin, dass der Erfolg nur mäßig bis gar nicht gegeben sein dürfte, denn der Sklave kostet viel Energie transportiert zu werden und wieviel Unterschied macht es für die Königin, ob sie nun alleine ist oder einen Sklaven, der noch kleiner ist als die Arbeiterinnen der eigenen Art oder eben eine ausgesprochen kleine Arbeiterin der eigenen Art. Klingt zumindest unlogisch, aber andererseits gibt es nichts, was es nicht gibt.

Viele Grüße
Klaas

[swagman]

Hallo.

Ohne Bilder um vielleicht wenigstens die Gattung bestimmen zu können, wird man hier kaum richtige Tipps geben können. Zu verschieden sind die Strategien der Ameisen beim Gründen einer neuen Kolonie.
Sollte es aber tatsächlich eine Ameisenkönigin sein, kann man aber mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass diese begattet(nicht befruchtet) wurde.
Immerhin hatte sie bereits eine Gründungskammer unter einem Stein angelegt.

Übrigens, die Flügel werden fast immer aktiv abgestreift, dazu muss die Ameisenkönigin diese in Richtung Kopf umbiegen, dann brechen sie an den Sollbruchstellen ab. Das geht bei vielen Arten aber tatsächlich quasi während des Laufens und recht schnell.
Das machen sie allerdings manchmal auch, obwohl sie nicht begattet wurden. Ist also nicht immer ein sicheres Zeichen für eine Begattung.

[Nicolá Lutzmann]

Moin zsamme,

Danke für die vielen Antworten und Tips, die ich auch per mail bekommen habe.

Inzwischen steht sie nicht mehr im Terrarienkeller, sonderen wurde hoch ins Bücherzimmer und dort in eine komplett dunkle Schublade gestellt und nur noch alle 1-2 Wochen kontrolliert/nachgesprüht/ wieder ein frischtotes Heimchen reingelegt. Nun denn, der Umgebungswechsel/Dunkelheit scheint sich ausbezahlt zu haben: Inzwischen sind 4-5 Larven/Puppen mit in der kleinen Höhle.

Ohjeh, jetzt bin ich auch noch zum Ameisenhalter geworden...

Fotos von der Königin mache ich dann, wenn die ersten Kleinen rumlaufen.

herzliche Grüsse
Nicolá

[swagman]

Gibt es schon was neues zu Berichten?
Würde mich interessieren ob die Gründung geklappt hat und um welche Art oder wenigstens Gattung es sich nun handelt.

LG, Markus